Worzeldorf

Worzeldorf
Statistischer Distrikt 493Vorlage:Infobox Ortsteil einer Gemeinde in Deutschland/Wartung/Alternativname falsch
Kreisfreie Stadt Nürnberg
Koordinaten: 49° 22′ N, 11° 6′ O
Höhe: 339 (332–352) m ü. NHN
Fläche: 15 ha
Einwohner: 1464 (31. Dez. 2005)[Ohne Beleg]Vorlage:Infobox Ortsteil einer Gemeinde in Deutschland/Wartung/NoEinwQuelle
Eingemeindung: 1. Juli 1972
Postleitzahl: 90455
Vorwahl: 0911
Karte
Blick auf den südwestlichen Ortsrand
Blick auf den südwestlichen Ortsrand
Obertor der Schleuse 67 am Ludwig-Donau-Main-Kanal
Alter Kanal mit Schleuse (2024)
Koppel in Worzeldorf (2024)

Worzeldorf (fränkisch: Woadsldoaf[1]) ist ein Stadtteil der kreisfreien Stadt Nürnberg (Mittelfranken, Bayern)[2] und zugleich der Name der Gemarkung 3479, Teil des statistischen Bezirks 49. Bis 1972 war es eine eigenständige Gemeinde. Eine nennenswerte wirtschaftliche Bedeutung erlangte Worzeldorf ab 1840 mit dem Bau des Ludwig-Donau-Main-Kanales und der denkmalgeschützten Anlände für den Güterumschlag, der den nahen Steinbrüchen günstige Transportmöglichkeiten erschloss. Im Zweiten Weltkrieg befand sich während der Schlacht um Nürnberg an der Kanalbrücke bei der ehemaligen Schleuse 67 kurzzeitig ein amerikanischer Grenzposten. Im Ort befindet sich die Max-Beckmann-Schule und eine Gaststätte. Am Worzeldorfer Berg wird noch heute jedes zweite Jahr ein Steinbruch bewirtschaftet, der sogenannte Holsteinbruch. Die aufgelassenen Kanalanlagen und Steinbrüche werden zur Naherholung von Reitern, Spaziergängern, Mountainbikern und als Kinderspielplatz genutzt. Zahlreiche Gebäude in Nürnberg und der näheren Umgebung sind mit dem Worzeldorfer Sandstein erbaut.

Geografie

Durch das Dorf führt der Ludwig-Donau-Main-Kanal. Im Norden grenzt der Lorenzer Reichswald an. Dort befindet sich der Holsteinbruch, der als Naturdenkmal geschützt ist. Die Staatsstraße 2406 führt zur Anschlussstelle 45 der Bundesautobahn 73 (2,5 km nordöstlich) bzw. nach Kornburg (1,5 km südlich). Die Kreisstraße N 2 führt nach Herpersdorf (1,6 km westlich).[3]

Geschichte

Der Ort wurde um 1300 als „Wotzelndorf“ erstmals urkundlich erwähnt. Das Bestimmungswort des Ortsnamens ist der Personenname Wozel(in) bzw. Wozilo.[4] Entstanden ist der Ort wohl schon im 11. Jahrhundert. Im 12. Jahrhundert entwickelte sich Worzeldorf zum Straßendorf an dem bedeutenden Handelsweg von Nürnberg nach Roth und Weißenburg, der sogenannten venezianischen Straße als Gehöft und Pferdewechselstation. Im Jahr 1250 befand sich der Ort im Besitz von Kaiser Ludwig IV., der es an den Patrizier Konrad Groß verpfändete. Von 1471 bis 1806 befand sich das Gebiet trotz der Wirren der Markgrafenkriege und des Dreißigjährigen Krieges zumeist im Besitz der Nürnberger Patrizier. 1449 war deren Vorrecht Worzeldorfer Sandstein zu brechen allerdings einer der Kriegsgründe, die der Markgraf Albrecht Achilles gegen die Stadt Nürnberg vorbrachte.[5]

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts bestand Worzeldorf aus 11 Anwesen (4 Ganzhöfe, 2 Halbhöfe, 1 Köblergut, 3 Gütlein, 1 Tafernwirtschafts-Halbhof) und einem Gemeindehirtenhaus. Das Hochgericht übte das brandenburg-ansbachische Richteramt Kornburg aus. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft sowie die Grundherrschaft über sämtliche Anwesen hatte das nürnbergische St. Klara-Klosteramt.[6][7][8]

Von 1797 bis 1808 unterstand Worzeldorf dem Justiz- und Kammeramt Schwabach. 1806 kam der Ort an das Königreich Bayern. Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde 1808 der Steuerdistrikt Worzeldorf gebildet. Zu diesem gehörten Gaulnhofen, Herpersdorf, Königshof, Pillenreuth und Weiherhaus. 1818 entstand die Ruralgemeinde Worzeldorf, die deckungsgleich mit dem Steuerdistrikt war. Sie war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Schwabach zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Schwabach (1919 in Finanzamt Schwabach umbenannt). Ab 1862 gehörte Worzeldorf zum Bezirksamt Schwabach (1939 in Landkreis Schwabach umbenannt). Die Gerichtsbarkeit blieb beim Landgericht Schwabach (1879 in Amtsgericht Schwabach umbenannt).[9] Glasersberg und Holsteinbruch kamen erst nach 1892 zur Gemeinde Worzeldorf. 1964 hatte die Gemeinde eine Gebietsfläche von 7,380 km².[10]

Am 1. Juli 1972 wurde im Zuge der Gebietsreform in Bayern die Gemeinde Worzeldorf nach Nürnberg eingegliedert.[11][12][13]

Baudenkmäler

In Worzeldorf gibt es sieben Baudenkmäler:[14]

  • Friedrich-Overbeck-Straße 1: Ehemaliges Kanalgehöft
  • Worzeldorfer Hauptstraße 15: Gasthaus Schwarzer Adler mit Wirtschaftsgebäude
  • Ludwig-Donau-Main-Kanal (Nähe Spitzwegstraße)
  • Schleuse 67 und 68
  • zwei Steinkreuze
  • Leitelshofer Straße 4: ehemalige Schmiede
ehemalige Baudenkmäler
  • Worzeldorfer Hauptstraße 10: Zweigeschossiges Haus, erbaut 1841. Erdgeschoss massiv, verputzt; Obergeschoss mit Fachwerk, zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts. Zugehöriges zweigeschossiges, ehemaliges Ziegeleigebäude; Bruchsteinmauerwerk mit Eckquadern. Drei zu drei Achsen.[15]
  • Worzeldorfer Hauptstraße 11: Zugehörige Scheune einer Hofanlage aus Sandstein, Giebel mit Fachwerk (der vordere verputzt), wohl noch 18. Jahrhundert. Angebaute zweigeschossige Scheuer des 19. Jahrhunderts aus Backstein, Obergeschoss mit Fachwerk. Sandstein-Torpfeiler mit profiliertem Deckgesims und Kugelbekrönung, erste Hälfte des 18. Jahrhunderts.[15]

Einwohnerentwicklung

Gemeinde Worzeldorf

Jahr 1818 1840 1852 1855 1861 1867 1871 1875 1880 1885 1890 1895 1900 1905 1910 1919 1925 1933 1939 1946 1950 1952 1961 1970
Einwohner 300 321 356 370 387 432 428 446 472 466 466 511 428 442 397 451 475 576 854 1269 1367 1487 1882 2894
Häuser[16] 46 55 75 68 73 71 80 193 362
Quelle [17] [18] [19] [19] [20] [21] [22] [23] [24] [25] [26] [19] [27] [19] [28] [19] [29] [19] [19] [19] [30] [19] [10] [31]

Ort Worzeldorf

Jahr 001818 001840 001861 001871 001885 001900 001925 001950 001961 001970 001987
Einwohner 93 58 134 173 206 183 207 641 1024 1479 937
Häuser[16] 14 16 26 26 32 84 191 277
Quelle [17] [18] [20] [22] [25] [27] [29] [30] [10] [31] [32]

Religion

Worzeldorf ist seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und war ursprünglich nach St. Nikolaus (Kornburg) gepfarrt.[6] In den 1970er Jahren wurde im Ort die Osterkirche errichtet, die eine Pfarrei im Dekanat Nürnberg ist.[33] Die Katholiken sind nach Maria Königin (Kornburg) gepfarrt.[10][34]

180-Grad-Panoramablick Kanalhafen im November 2012

Literatur

Commons: Worzeldorf – Sammlung von Bildern

Fußnoten

  1. E. Wagner: Land- und Stadtkreis Schwabach, S. 88. Dort nach den Regeln des HONB folgendermaßen transkribiert: wǫɘdsldǫɘf.
  2. Stadt Nürnberg, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 11. Juli 2025.
  3. Topographische Karte 1:25.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 8. Juli 2025 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
  4. E. Wagner: Land- und Stadtkreis Schwabach, S. 88.
  5. Nürnberger Stadtbaumeister 1460 - 75 mit Anmerkungen
  6. a b F. Eigler: Schwabach, S. 434.
  7. Johann Bernhard Fischer: Worzeldorf. In: Statistische und topographische Beschreibung des Burggraftums Nürnberg, unterhalb des Gebürgs, oder des Fürstentums Brandenburg-Anspach. Zweyter Theil. Enthaltend den ökonomischen, statistischen und sittlichen Zustand dieser Lande nach den funfzehen Oberämtern. Benedict Friedrich Haueisen, Ansbach 1790, OCLC 159872968, S. 312 (Digitalisat).
  8. J. K. Bundschuh: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken, Bd. 6, Sp. 295.
  9. F. Eigler: Schwabach, S. 489.
  10. a b c d Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 828 (Digitalisat).
  11. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 602.
  12. Stadt Nürnberg, Amt für Stadtforschung und Statistik für Nürnberg und Fürth (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch der Stadt Nürnberg 2016. Dezember 2015, ISSN 0944-1514, 18 Statistische Stadtteile und Bezirke, S. 19–20, S. 20 (nuernberg.de [PDF; 6,3 MB; abgerufen am 1. November 2017]).
  13. Nürnberg > Politische Einteilung. In: wiki.genealogy.net. Verein für Computergenealogie, abgerufen am 8. Juli 2025.
  14. Denkmalliste für Nürnberg (PDF) beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege
  15. a b G. P. Fehring: Die Stadt Nürnberg, S. 489. Denkmalschutz aufgehoben, Objekt evtl. abgerissen.
  16. a b Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Im Jahre 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser und 1871 bis 1987 als Wohngebäude.
  17. a b Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 105 (Digitalisat). Für die Gemeinde Worzeldorf zuzüglich der Einwohner und Gebäude von Gaulenhofen (S. 29), Herpersdorf (S. 39), Pillenreuth (S. 72) und Weiherhaus (S. 100).
  18. a b Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 240 (Digitalisat). Laut Historischem Gemeindeverzeichnis hatte die Gemeinde 342 Einwohner.
  19. a b c d e f g h i Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, OCLC 311071516, S. 185, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
  20. a b Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1088, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  21. Kgl. statistisches Bureau (Hrsg.): Verzeichniß der Gemeinden des Königreichs Bayern nach dem Stande der Bevölkerung im Dezember 1867. XXI. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. Ackermann, München 1869, S. 174 (Digitalisat).
  22. a b Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1254–1256, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  23. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Hergestellt auf Grund der neuen Organisation der Regierungsbezirke, Bezirksämter und Gerichtsbezirke. Nachtrag zum Heft 36 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1879, OCLC 992516308, S. 69 (Digitalisat).
  24. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. Heft 35 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1882, OCLC 460588127, S. 198 (Digitalisat).
  25. a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1190 (Digitalisat).
  26. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern : Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dez. 1890. Heft 58 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1892, OCLC 162230561, S. 200 (Digitalisat).
  27. a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1262 (Digitalisat).
  28. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichnis für das Königreich Bayern Nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und dem Gebietsstand vom 1. Juli 1911. Heft 84 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1911, OCLC 162230664, S. 200 (Digitalisat).
  29. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1300 (Digitalisat).
  30. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 1129–1130 (Digitalisat).
  31. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 167 (Digitalisat).
  32. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 323 (Digitalisat).
  33. https://www.osterkirche.de/
  34. Pfarrverband Nürnberg-Am Ludwigskanal. In: bistum-eichstaett.de. Abgerufen am 8. Juli 2025.