Königshof (Nürnberg)

Königshof
Statistischer Distrikt 491Vorlage:Infobox Ortsteil einer Gemeinde in Deutschland/Wartung/Alternativname falsch
Kreisfreie Stadt Nürnberg
Koordinaten: 49° 23′ N, 11° 5′ O
Höhe: 327 m ü. NHN
Postleitzahl: 90451
Vorwahl: 0911
Karte
Lage des statistischen Bezirks 49 Kornburg, Worzeldorf
Gut Königshof (Gesindehaus links, Herrenhaus rechts 2012)

Königshof (fränkisch: Känigshuf[1]) ist ein Gemeindeteil der kreisfreien Stadt Nürnberg in Mittelfranken.[2] Der ehemalige Gutshof liegt in der südlichen Außenstadt von Nürnberg und ist namensgebend für den statistischen Distrikt 491, der Teil des statistischen Bezirks 49 (Kornburg, Worzeldorf) ist. Am 1. Juli 1972 wurde Königshof im Zuge der Gebietsreform in Bayern nach Nürnberg eingemeindet.[3]

Geografie

Lage

Der Distrikt Königshof wird in westlicher Richtung vom Main-Donau-Kanal und in östlicher Richtung vom Ludwig-Donau-Main-Kanal begrenzt. Im Süden trennen die rezenten Auen des Eichenwaldgrabens den Distrikt von den Nachbarorten Weiherhaus und Herpersdorf. Im Norden bildet die Bundesautobahn 73 die Grenze. Der Distrikt umfasst neben dem Gut Königshof, den Gemeindeteil Pillenreuth und Teilbereiche des Eibacher Forstes.[4] Im Nordosten befindet sich die Kleingartenkolonie Königshof. Die 24,2 Hektar umfassende Anlage ist mit 491 Parzellen die größte Kleingartenanlage im Stadtgebiet.[5]

Die höchste Erhebung im Landschaftsraum stellt der Schuttberg der Altdeponie Föhrenbuck mit einer Höhe von 369 m ü. NHN dar, welcher sich östlich des Hafens Nürnberg befindet.[6] Der mit jungen Baumbestand bestockte Schuttberg bietet eine gute Aussicht auf Nürnberg und Umgebung. Südlich der Altdeponie schließt sich die Reststoffdeponie Nürnberg Süd an.

Geologie

Pleistozäne Flussschotter und Flugsande prägen als geologische Einheiten den vielfältig strukturierten Landschaftsraum. Im Bereich der beiden Fließgewässer Eichenwaldgraben und Entengraben sind quartäre Talfüllungen bestimmend.[7]

Im Umfeld der beiden Bäche sowie nördlich der Altdeponie haben sich Gley-Böden mit zum Teil anmoorigen Charakter entwickelt. Auf den Standorten des Guts Königshof tritt großräumig Braunerde auf.[8][9]

Naturschutzgebiete

Gut Königshof

Aufgrund der naturschutzfachlichen Wertigkeit wurde das Gut Königshof mit seinen umgebenden, über 76 ha großen Freiflächen in Form von Wiesen, Äckern, Hecken und Tümpeln als Naturschutzgebiet im Jahre 1992 ausgewiesen. Allerdings musste bereits 1997 das Schutzgebiet nach einer Klage des Eigentümers wieder aufgehoben werden, da aufgrund einer intensivierten landwirtschaftlichen Nutzung der Naturraum stark entwertet wurde. Die sumpfigen Wiesen waren zu artenarmen Fettwiesen degradiert. Zahlreiche wasserführende Gräben wurden vertieft, infolgedessen sank der Grundwasserspiegel und die wassergeprägten Biotope wurden beeinträchtigt.[10]

Sandgruben am Föhrenbuck

Das 22,4 Hektar große Naturschutzgebiet Sandgruben am Föhrenbuck befindet sich südlich der Reststoffdeponie. Der Marthweg begrenzt das Schutzgebiet im Westen und die Wiener Straße stellt die südliche Grenze dar. Die ehemalige Sandabbaustelle mit umgebenden Waldungen wurde 1992 von der Regierung von Mittelfranken als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Die aufgelassene Abbaustellen bietet als ungestörten Sandlebensraum einer Vielzahl an gefährdeten Tier- und Pflanzenarten geeignete, nährstoffarme Standortbedingungen.[11][12]

Landschaftsschutzgebiet

Der 824 ha umfassende Landschaftsraum zwischen Main-Donau-Kanal im Westen, Münchener Straße und Schwanstetter Straße im Osten, Kettelersiedlung im Norden und Pillenreuth, Herpersdorf und Worzeldorf im Süden ist als Landschaftsschutzgebiet Königshof ausgewiesen.[13] Ein Bestandteil des Schutzgebiets ist das historische Gut Königshof mit den umgebenden land- und forstwirtschaftlichen Flächen in einer Größe von rund 50 Hektar.[14]

Europäisches Vogelschutzgebiet

Weite Teile des waldgeprägten Landschaftsraumes sind als europäisches Vogelschutzgebiet Nürnberger Reichswald an die Europäische Kommission gemeldet worden und unterliegen nun den strengen, europäischen Schutzregime.

Geschichte

19. Jahrhundert

Das Herrenhaus Königshof wurde 1796 von Paul Christoph von Oelhafen am Nordwestufer des Großen Königsweihers bei Pillenreuth auf einer leichten Anhöhe errichtet.[15] Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde 1808 Königshof dem Steuerdistrikt Worzeldorf und der 1818 gebildeten Ruralgemeinde Worzeldorf zugeordnet.[16]

Westlich unterhalb des Gutes lag der Kleine Königsweiher. Den Namen trägt der Herrensitz nach dem Weiher. Die Ausdehnung des Großen Königsweihers umfasste 108,5 Morgen, dies entspricht circa 27 Hektar. Damit war das Gewässer deutlich größer als der Dutzendteich. Das Gebiet gehörte bis 1812 zum Gutskomplex Weiherhaus. Die Patrizierfamilie Oelhafen von Schöllenbach hatte dieses Areal von der verschuldeten Witwe des Nürnberger Ratsmitglieds Karl Wilhelm Welser von Neunhof erworben. Die Gebrüder Oelhafen von Schöllenbach hatten schon mehrere Herrensitze und landwirtschaftliche Güter um Nürnberg gekauft. Bereits kurze Zeit nach dem Erwerb – 1812 wurde zum letzten Mal abgefischt – legten sie die beiden Weiher trocken, um die Feuchtflächen landwirtschaftlich profitabler nutzen zu können. Zur besseren Bewirtschaftung des Gutes wurde das Herrenhaus als „einfacher, eingeschossiger Sandsteinquaderbau mit Satteldach und Giebelfachwerk“ gebaut. Die Familie Ströbel aus Reichelsdorf pachtete den Hof. Nach 1852 hatte der Spielwarenfabrikant Röhser das Gut Königshof im Besitz und führte Erweiterungen durch.[17]

20. Jahrhundert

Herrenhaus des Königshofes mit aufgesetztem Fachwerkzwerchhaus (2017)

Im 20. Jahrhundert wurde ein Fachwerkerker über den Eingangsbereich hinzugefügt. Das Erdgeschoss des Herrenhauses wurde 1906 durch den Nürnberger Oskar Weigel im altdeutschen Stil mit Holzvertäfelungen umgestaltet.

Im Jahre 1970 wurde im Vorgriff auf die beschlossene Eingemeindung ein Bebauungsplan aufgestellt und im Dezember 1971 beschlossen. Der Plan sah eine wohnbauliche Entwicklung des Areals vor. Der Bebauungsplan wurde auf Betreiben der Stadt Nürnberg 1992 vom Bayerischen Verwaltungsgerichtshof wegen gravierender juristischer und verfahrenstechnischer Mängel für nichtig erklärt.[18]

Gartenanlage

Östlich des Herrenhauses wurde im 19. Jahrhundert eine repräsentative Gartenanlage mit symmetrischer Ausrichtung angelegt. Heute erinnern lediglich die umgrenzenden Gehölzbestände an die ehemalige Anlage.[17]

Heutiger Zustand

Die Gebäude des Gutes Königshof befinden sich in einem stark baufälligen Zustand. Sicherungsmaßnahmen sind notwendig, um die unter Denkmalschutz stehenden Bauwerke zu erhalten. Die Eigentümergemeinschaft hat bereits einen Abbruchantrag für ein Nebengebäude gestellt, welcher von der Unteren Denkmalschutzbehörde abgelehnt wurde.[14][19]

Die landwirtschaftlichen Freiflächen werden noch intensiv landwirtschaftlich genutzt.

Baudenkmäler

  • Marthweg 120: Worzeldorfer Gutshof[20]

Einwohnerentwicklung

Jahr 1818 1840 1861 1871 1885 1900 1925 1950 1961 1970 1987
Einwohner  * 24 22 17 17 15 10 28 10 4  
Häuser[21]  * 5 2 2 2 2 2  
Quelle [16] [22] [23] [24] [25] [26] [27] [28] [29] [30] [31]
* 
Ort wird zu Weiherhaus gerechnet.
 
Ort wird zu Pillenreuth gerechnet

Religion

Königshof ist evangelisch-lutherisch geprägt und war ursprünglich nach Katzwang gepfarrt,[22] seit den 1970er Jahren ist die Pfarrei Worzeldorf zuständig.[32] Die Katholiken sind nach Corpus Christi (Königshof) gepfarrt.[33]

Literatur

Commons: Königshof (Nürnberg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. E. Wagner: Land- und Stadtkreis Schwabach, S. 39. Nach den Regeln des HONB folgendermaßen transkribiert: khęnigshū̀f.
  2. Stadt Nürnberg, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 11. Juli 2025.
  3. Nürnberg > Politische Einteilung. In: wiki.genealogy.net. Verein für Computergenealogie, abgerufen am 11. Juli 2025.
  4. StA-Gebietsgliederungen Nürnberg. Stadt Nürnberg, abgerufen am 28. Januar 2018.
  5. Kleingartenanlagen der Stadt Nürnberg. Stadt Nürnberg, Baureferat, August 2011, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 29. Januar 2018; abgerufen am 28. Januar 2018.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.nuernberg.de
  6. BayernAtlas. Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung, Bayerische Vermessungsverwaltung, abgerufen am 22. November 2021.
  7. UmweltAtlas Bayern: Kartenthema Angewandte Geologie. Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU), abgerufen am 8. September 2017.
  8. UmweltAtlas Bayern: Kartenthema Boden. Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU), abgerufen am 8. September 2017.
  9. Topographische Karte 1:25.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 11. Juli 2025 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
  10. Pressemitteilung BN 16/2003 Naturjuwel Königshof. Bund Naturschutz in Bayern e. V., 2003, abgerufen am 9. September 2017.
  11. Naturschutzgebiet „Sandgruben am Föhrenbuck“. Stadt Nürnberg, Umweltamt, abgerufen am 28. Januar 2018.
  12. Verordnung über das Naturschutzgebiet "Sandgruben am Föhrenbuck" Stadt Nürnberg. Regierung von Mittelfranken, 19. Juni 1992, abgerufen am 28. Januar 2018.
  13. Verordnung zur Festsetzung von Landschaftsschutzgebieten im Stadtgebiet Nürnberg (LandschaftsschutzVO - LSchVO). Stadt Nürnberg, 21. Dezember 2010, abgerufen am 6. August 2017.
  14. a b Denkmal- und Landschaftsschutz im Landschaftsschutzgebiet Königshof. Umweltausschuss der Stadt Nürnberg, 5. Juli 2017, abgerufen am 9. September 2017.
  15. E. Wagner: Land- und Stadtkreis Schwabach, S. 39.
  16. a b F. Eigler: Schwabach, S. 489.
  17. a b Robert Giersch, Andreas Schlunk, Bertold von Haller: Burgen und Herrensitze in der Nürnberger Landschaft. 1. Auflage. Altnürnberger Landschaft e. V., Nürnberg 2006, ISBN 978-3-00-020677-1, S. 228 f.
  18. Rechtsamt der Stadt Nürnberg: 50 Jahre 1955 - 2005. Von den Anfängen bis heute. Stadt Nürnberg, Dezember 2005, abgerufen am 9. September 2017.
  19. Schmolzi Reinhard: Königshof darf auf Rettung hoffen. Nürnberger Stadtanzeiger, 30. November 2016, abgerufen am 9. September 2017.
  20. Denkmalliste für Nürnberg (PDF) beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege
  21. Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Im Jahre 1818 werden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser und 1885 bis 1987 als Wohngebäude.
  22. a b Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 240 (Digitalisat).
  23. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1088, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  24. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1254, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  25. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1190 (Digitalisat).
  26. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1262 (Digitalisat).
  27. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1300 (Digitalisat).
  28. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 1130 (Digitalisat).
  29. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 828 (Digitalisat).
  30. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 167 (Digitalisat).
  31. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 323 (Digitalisat).
  32. Gemeindegebiet. In: osterkirche.de. Abgerufen am 11. Juli 2025.
  33. Pfarrverband Nürnberg-Am Ludwigskanal. In: bistum-eichstaett.de. Abgerufen am 11. Juli 2025.