Großreuth bei Schweinau

Großreuth bei Schweinau
Statistischer Bezirk 60Vorlage:Infobox Ortsteil einer Gemeinde in Deutschland/Wartung/Alternativname falsch
Kreisfreie Stadt Nürnberg
Koordinaten: 49° 26′ N, 11° 2′ O
Höhe: 329–339 m ü. NHN
Fläche: 4,95 km²
Einwohner: 6038 (31. Dez. 2015)[1]
Bevölkerungsdichte: 1.220 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1899
Postleitzahlen: 90439, 90431
Vorwahl: 0911
Karte
Lage der Gemarkung 3427 Großreuth bei Schweinau in Nürnberg
Gasthaus in Großreuth
Gasthaus in Großreuth

Großreuth bei Schweinau (nürnbergisch: Grousraid[2]) ist ein Stadtteil der kreisfreien Stadt Nürnberg. Der Statistische Bezirk 60 wird ebenfalls Großreuth bei Schweinau genannt, ebenso gibt es eine Gemarkung Großreuth bei Schweinau, die in der Fläche der ehemaligen, am 31. Dezember 1898 aufgelösten Gemeinde Großreuth bei Schweinau entspricht. In Großreuth leben circa 6000 Menschen. Im Stadtteil sind drei Kindergärten sowie eine Schule vorhanden, wobei ein Kindergarten zur Dunant-Grundschule gehört. Die evangelische Thomaskirche liegt im Herzen von Großreuth bei Schweinau.

Geographie

Gemarkung

Die Gemarkung Großreuth bei Schweinau hat eine Fläche von 6,911 km². Sie ist in 6142 Flurstücke aufgeteilt, die eine durchschnittliche Fläche von 1125,14 m² haben.[3] In ihr liegen die Stadtteile Gebersdorf, Großreuth bei Schweinau, Kleinreuth bei Schweinau und Neuröthenbach (zum Teil).[4]

Lage

Der Stadtteil Großreuth grenzt im Westen an Kleinreuth bei Schweinau, im Südwesten an Gebersdorf und im Osten an Sündersbühl. Im Norden liegt Gaismannshof und im Südosten Schweinau.[5]

Statistische Nachbarbezirke
Höfen Gaismannshof Sündersbühl
Gebersdorf Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt St. Leonhard
Röthenbach West Hohe Marter

Geschichte

Im Jahr 1303 übertrug der Nürnberger Burggraf Konrad II. († 1314) „Groͤzzen Revt“ mit elf weiteren Orten als Jahrtagsstiftung dem Domkapitel Bamberg.[6] In beiden Markgrafenkriegen (1449–1450 und 1552–1555) wurde der Ort niedergebrannt, 1632 lag er mitten im Kriegsschauplatz des Dreißigjährigen Kriegs.[7]

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts bestand Großreuth bei Schweinau aus 26 Anwesen (3 Höfe, 10 Halbhöfe, 8 Gütlein, 4 Häuser, 1 Hirtenhaus). Das Hochgericht übte das brandenburg-ansbachische Oberamt Cadolzburg aus, was aber von der Reichsstadt Nürnberg bestritten wurde. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft und die Grundherrschaft über alle Anwesen hatte das bambergische Dompropsteiamt Fürth.[8] Es gab 20 Untertansfamilien.[9]

Von 1797 bis 1808 unterstand Großreuth der Polizeicommision Fürth. Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde 1808 der Steuerdistrikt Großreuth gebildet, zu dem Felsen bei Stein, Gebersdorf und Kleinreuth gehörten. Im selben Jahr entstand die Ruralgemeinde Großreuth, die deckungsgleich mit dem Steuerdistrikt war. Sie war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Nürnberg zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Fürth. Ab 1862 gehörte Großreuth zum Bezirksamt Nürnberg. Die Gerichtsbarkeit liegt seit 1879 beim Amtsgericht Nürnberg. Die Finanzverwaltung wurde 1871 vom Rentamt Nürnberg übernommen (1919 in Finanzamt Nürnberg umbenannt).[10] 1875 wurde auf dem Gemeindegebiet der Bahnhof Nürnberg-Stein errichtet. Die Gemeinde hatte 1888 eine Gebietsfläche von 6,805 km².[11]

Die Gemeinde Großreuth bei Schweinau wurde am 1. Januar 1899 nach Nürnberg eingemeindet.[10][12][13]

Südlich der Wallensteinstraße wurde 1949 das Studio Franken des Bayerischen Rundfunks, daneben 1995 der Neubau der Landesgewerbeanstalt Bayern eröffnet. Im Statistischen Bezirk 60 lebten am 31. Dezember 1997 4331 Einwohner.[7]

Am 8. April 2025 wurde zwischen der Züricher Straße, der Gerhart-Hauptmann-Straße, der Hartungstraße und der Genfer Straße der Züricher Park eröffnet.

Baudenkmäler

Im Statistischen Bezirk Großreuth bei Schweinau gibt es 14 Baudenkmäler:[14]

  • Alte Wallensteinstraße 145: Gasthaus „Apollon“
  • Alte Wallensteinstraße 146, 152, 154, 162: Hofanlagen
  • Alte Wallensteinstraße 153, 160: Wohnstallhäuser
  • Alte Wallensteinstraße 150, 151: Wohnhäuser
  • Alte Wallensteinstraße 163: Tagelöhnerhaus
  • Herbststraße 11: Wohnstallhaus
  • Herbststraße 50: Friedhof mit Kapelle
  • Winterstraße 15: Gasthaus Rottner
  • Winterstraße 20: Evangelisch-lutherische Pfarrkirche St. Thomas
  • Ehemaliges Feuerwehrgerätehaus
ehemalige Baudenkmäler
  • Herbststraße 5: Eingeschossiges Sandsteinhaus mit zweigeschossigem Giebel, erste Hälfte des 19. Jahrhunderts.[15]
  • Herbststraße 8: Eingeschossiges Sandsteinhaus, erste Hälfte des 19. Jahrhunderts; teilweise zweigeschossig neu aufgestockt; Fachwerkscheune mit viergeschossigem, hohem Fachwerkgiebel. Abgebrochen 1974.[15]
  • Hornstraße 3, 5: Eingeschossiges kleines Sandsteinhaus mit zweigeschossigem Zwerchgiebel, bezeichnet „1854“. Vom Hoftor zwei Pfeiler mit profilierten Aufsätzen erhalten.[15]
  • Wallensteinstraße 132 und 136: Kleine eingeschossige Giebelhäuser aus Sandstein, Mitte des 19. Jahrhunderts.[15]
  • Wallensteinstraße 142: Eingeschossiges Wohnhaus mit dreigeschossigem Giebel, im Kern erste Hälfte des 19. Jahrhunderts.[15]
  • Wallensteinstraße 147: Zweigeschossiges Haus des 18./19. Jahrhunderts, zum Teil Fachwerk, mit Zwerchhaus.[15]
  • Wallensteinstraße 161: Teils ein-, teils zweigeschossiges Wohnhaus in Sandstein, 18./19. Jahrhundert.[15]
  • Wallensteinstraße 166: Zweigeschossiges Wohnhaus in Sandstein mit erdgeschossigem Stallanbau, Mitte des 19. Jahrhunderts.[15]
  • Wallensteinstraße 174: Teils ein-, teils zweigeschossiges Wohnhaus in Sandstein, Mitte des 19. Jahrhunderts, sowie Sandsteinscheune.[15]

Einwohnerentwicklung

Gemeinde Großreuth bei Schweinau

Jahr 1818 1840 1852 1855 1861 1867 1871 1875 1880 1885 1890 1895 1900
Einwohner 379 530 555 548 502 537 554 631 634 652 695 711 774
Häuser[16] 57 59 62 95 81 90
Quelle [17] [18] [19] [19] [20] [21] [22] [23] [24] [11] [25] [19] [26]

Ort Großreuth bei Schweinau

Jahr 001818 001840 001861 001871 001885 001900 001910
Einwohner 197 266 234 261 253 291 251
Häuser[16] 29 28 50 32
Quelle [17] [18] [20] [22] [11] [26] [27]

Religion

Großreuth ist seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und war ursprünglich nach St. Lorenz (Nürnberg) gepfarrt,[28] seit 1939 ist die Pfarrei St. Thomas (Nürnberg) zuständig. Die Einwohner römisch-katholischer Konfession sind seit 1922 nach St. Bonifaz (Nürnberg) gepfarrt.[6]

Veranstaltungen

Die schon vor dem Krieg bestehende und seit 1979 wieder jedes Jahr stattfindende Großreuther Kärwa (andernorts auch Kirchweih genannt) gehört zur Tradition des Stadtteils und wird immer sehr gut besucht. Die Kärwa fällt immer auf den ersten Sonntag im Juli und dauert fünf Tage. Der Tatsache zum Trotz, dass Großreuth mittlerweile zu einem modernen, großen Stadtteil gereift ist und derzeit durch den Bau einer neuen Wohnsiedlung wieder etwas von seiner dörflichen Atmosphäre abgeben muss, wird die Kärwatradition weiterhin nach altem Brauch gepflegt.

Verkehr

Durch Großreuth führen zwei große Straßen, zum einen die Wallensteinstraße, welche in Großreuth beginnt und nach Gebersdorf führt, zum anderen die Rothenburger Straße stadtein- und -auswärts. Die Versorgung mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist durch VGN-Linien gewährleistet. Die U-Bahn Linie U3 bedient seit dem 15. Oktober 2020 den U-Bahnhof Großreuth bei Schweinau.

Persönlichkeiten

Literatur

Commons: Großreuth bei Schweinau – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. Stadt Nürnberg, Amt für Stadtforschung und Statistik für Nürnberg und Fürth (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch der Stadt Nürnberg 2016. Dezember 2015, ISSN 0944-1514, 18 Statistische Stadtteile und Bezirke, S. 244–245, S. 245 (nuernberg.de [PDF; 6,3 MB; abgerufen am 1. November 2017]).
  2. D. Fastnacht: Nürnberg, S. 308. Dort nach den Regeln des HONB folgendermaßen transkribiert: „grousráid“.
  3. Gemarkung Großreuth b.Schweinau (093427). In: geoindex.io. Geoindex Aktiengesellschaft, abgerufen am 3. September 2025.
  4. Webkarte. ALKIS®-Verwaltungsgrenzen - Gemarkungen. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 3. September 2025.
  5. Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 3. September 2025.
  6. a b D. Fastnacht: Nürnberg, S. 308.
  7. a b W. Fischer-Pache: Großreuth b.Schweinau, in: Stadtlexikon Nürnberg, S. 383.
  8. H. H. Hofmann: Nürnberg-Fürth, S. 121. Wird hier fälschlicherweise dem Oberamt Schwabach zugeordnet.
  9. Johann Bernhard Fischer: Großreuth. In: Statistische und topographische Beschreibung des Burggraftums Nürnberg, unterhalb des Gebürgs, oder des Fürstentums Brandenburg-Anspach. Zweyter Theil. Enthaltend den ökonomischen, statistischen und sittlichen Zustand dieser Lande nach den funfzehen Oberämtern. Benedict Friedrich Haueisen, Ansbach 1790, OCLC 159872968, S. 69 (Digitalisat).
  10. a b H. H. Hofmann: Nürnberg-Fürth, S. 240.
  11. a b c K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1164 (Digitalisat).
  12. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 602.
  13. Nürnberg > Politische Einteilung. In: wiki.genealogy.net. Verein für Computergenealogie, abgerufen am 3. September 2025.
  14. Denkmalliste für Nürnberg (PDF) beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege
  15. a b c d e f g h i G. P. Fehring u. a.: Nürnberg, S. 352f. Denkmalschutz aufgehoben, Objekt evtl. abgerissen.
  16. a b Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. 1818 werden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser, von 1871 bis 1900 als Wohngebäude.
  17. a b Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 32 (Digitalisat). Für die Gemeinde Großreuth zuzüglich der Einwohner und Gebäude von Gebersdorf (S. 29) und Kleinreuth (S. 48).
  18. a b Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 206–207 (Digitalisat).
  19. a b c Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, OCLC 311071516, S. 180, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
  20. a b Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1065, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  21. Kgl. statistisches Bureau (Hrsg.): Verzeichniß der Gemeinden des Königreichs Bayern nach dem Stande der Bevölkerung im Dezember 1867. XXI. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. Ackermann, München 1869, S. 169 (Digitalisat).
  22. a b Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1230, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  23. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Hergestellt auf Grund der neuen Organisation der Regierungsbezirke, Bezirksämter und Gerichtsbezirke. Nachtrag zum Heft 36 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1879, OCLC 992516308, S. 67 (Digitalisat).
  24. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. Heft 35 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1882, OCLC 460588127, S. 192 (Digitalisat).
  25. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern : Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dez. 1890. Heft 58 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1892, OCLC 162230561, S. 194 (Digitalisat).
  26. a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1146 (Digitalisat). Die Gemeinde war zu diesem Zeitpunkt bereits nach Nürnberg eingegliedert.
  27. https://gov.genealogy.net/item/show/source_276668
  28. H. H. Hofmann: Nürnberg-Fürth, S. 121.