Platnersberg

Platnersberg
Statistischer Distrikt 911Vorlage:Infobox Ortsteil einer Gemeinde in Deutschland/Wartung/Alternativname falsch
Kreisfreie Stadt Nürnberg
Koordinaten: 49° 28′ N, 11° 8′ O
Höhe: 335 m ü. NHN
Postleitzahl: 90491
Vorwahl: 0911
Karte
Lage des Statistischen Bezirks 91 Erlenstegen in Nürnberg
Platnersberg (Nürnberg)
Platnersberg (Nürnberg)
Naturdenkmal Bäreneiche, Platnersberg 2011

Platnersberg (früher auch Tumenberg[1] oder Thümmenberg genannt;[2] nürnbergisch: Bladdnasbäach[3]) ist der Name des Distrikts 911 im Bezirk 91 Erlenstegen der kreisfreien Stadt Nürnberg.[4]

Geographie

Der Distrikt besteht aus einer etwa zehn Hektar große Grünanlage um ein Altersheim sowie aus dem Wohngebiet zwischen Erlenstegen-, Sibelius-, Haydnstraße und Steinplattenweg.[5] Das Gelände fällt nach Osten und Süden hin ab. Im Süden stößt er an die Erlenstegenstraße (=B 14) an. Die Grünflächen auf beiden Seiten des auf halber Höhe querenden Fußwegs sind als Liegewiesen freigegeben. Im oberen westlichen Bereich gibt es einen 2004 angelegten Kinderspielplatz. Im Park stehen zehn Eichen, die 1986 als Naturdenkmal ausgewiesen wurden.[6][7] Die größte der Eichen, die Bäreneiche, hat einen Stammumfang von 6,77 m und eine Höhe von 28 m;[8] ihr Alter wurde 2016 auf etwa 300 Jahre geschätzt.

Am 11. Juli 2014 wurde in der Grünanlage am Platnersberg ein kleiner Naturlehrpfad eingeweiht. Dies geschah in Kooperation des Bund Naturschutz, des Stadtrats Marcus König, des Bürgervereins Jobst-Erlenstegen und SÖR. Neben Informationen zu einer alten Eibe und zum namensgebenden Baum des Stadtteils Erlenstegen, der Erle, werden die im Park lebenden Fledermäuse näher vorgestellt. In der Bäreneiche befinden sich zwei Sommerquartiere der Wasserfledermaus (Myotis daubentonii). In den Fledermauskästen wurden Große Abendsegler (Nyctalus noctula) und Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus) nachgewiesen.[9]

Geschichte

Stieleichen und der Bärenbrunnen, 13. Mai 2010

Der Ort wurde im Jahr 1496 als „Künschrottenberg“ erstmals schriftlich erwähnt. Der Name leitet sich von Kunschrotte ab, was so viel wie Ginster bedeutet. Die Anhöhe war zu diesem Zeitpunkt noch unbebaut. 1533 wurde das Flurgebiet von Georg Thummen gekauft. Er errichtete dort ein „schön, burgerlich Lusthaus“ und nannte dieses „Thummenberg“.[10] Das Herrenhaus wurde vielmals umgebaut, so beispielsweise unter Georg Volckamer von Kirchensittenbach, der 1755 den alten Herrensitz zu einem Barockbau mit Mansarddach umgestalten ließ.[5]

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts bestand Thumenberg aus sieben Anwesen (1 Herrensitz, 6 Wohnhäuser). Das Hochgericht übte die Reichsstadt Nürnberg aus, was vom brandenburg-bayreuthischen Oberamt Baiersdorf bestritten wurde. Grundherr über sämtliche Anwesen war der Nürnberger Eigenherr von Kordenbusch.[11]

Von 1797 bis 1810 unterstand Thumenberg dem Justiz- und Kammeramt Erlangen. Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde der Ort dem 1813 gebildeten Steuerdistrikt Erlenstegen und der im selben Jahr gegründeten Ruralgemeinde Erlenstegen zugeordnet. In der freiwilligen Gerichtsbarkeit unterstanden zehn Anwesen von 1821 bis 1831 dem Patrimonialgericht Thumenberg.[12] Ein königliches Reskript vom 11. Oktober 1854 genehmigte die Umbenennung des Weilers Thumenberg in Platnersberg (nach Georg Zacharias Platner, der 1836 den Thumenberg erworben hatte).[13] Am 1. Januar 1899 wurde Platnersberg mit Erlenstegen nach Nürnberg eingemeindet.[12][14]

Unter Georg Zacharias Platner, der das Anwesen 1836 erwarb, wurde der Barockbau unter Leitung des Architekten Carl Alexander Heideloff grundlegend in neugotischem Stil umgestaltet und verlor seinen historischen Charakter. 1896 wurde das neugotische Schlösschen abgerissen und durch eine Neurenaissance-Villa ersetzt. 1906 kaufte die Stadt Nürnberg die Villa samt Park und richtete 1908 dort ein Restaurant ein, das bis in die 1930er Jahre ein gut besuchtes Ausflugsziel der Nürnberger war. Der Park wurde 1907 eine öffentliche Grünanlage. 1943 wurde das Restaurant durch einen Bombenangriff völlig zerstört. An der Stelle, wo viele Jahrhunderte lang ein Herrenhaus stand, befindet sich die Anfang der 1960er Jahre entstandene und 1987–1991 umfassend modernisierte Senioren-Wohnanlage Platnersberg.[5]

Um 2008 wurde aus Gründen des Naturschutzes der von Erlenstegen heraufführende Fußweg ein paar Meter verlegt; so steht nun die Reihe der sechs alten Eichen (wohl über 350 Jahre) unbeeinträchtigt auf der Rasenfläche.

Einwohnerentwicklung

Jahr 001818 001824 001836 001840 001861 001871 001885
Einwohner 37 31 38 16 25 24 30
Häuser[15] 13 3 12 6 7
Quelle [2] [12] [16] [17] [18] [19] [20]

Religion

Platnersberg war evangelisch-lutherisch geprägt und ist bis heute nach St. Jobst (Nürnberg) gepfarrt.[11] Die Katholiken sind nach Allerheiligen (Schoppershof) gepfarrt.[21]

Der Bärenbrunnen

Bärenbrunnen auf dem Platnersberg (2010)

Auf dem Platnersberg steht der sogenannte Bärenbrunnen (auch Bärenbrünnlein genannt). Nach einer alten Sage soll Hans Groland, Besitzer des Künschrottenbergs (heute: Platnersberg), als Jäger an dieser Stelle einen trinkenden Bären überrascht und mit einem Schuss erlegt haben. Zum Andenken ließ er einen in Stein gehauenen Bären an diesem Brunnen aufstellen, der nun von da an den Namen Bärenbrunnen führte. Zwei Jahrhunderte später ließ Andreas Georg Volckamer von Kirchensittenbach den Brunnen erneuern. Er fertigte seinerzeit eine Zeichnung an, die das renovierte Brünnlein inmitten einer hübschen kleinen Gartenanlage zeigt.

Als 1906 die Stadt Nürnberg den Platnersberg übernahm, konnte man nur noch Relikte des historischen Bärenbrünnleins erkennen. Der Kaufmann Gustav Egert, Erster Vorsitzender des Vereins zur Verschönerung von Erlenstegen, gründete 1908 ein Komitee zur Wiederherstellung des Bärenbrunnens. Am 13. November 1909, am gleichen Tag, an dem die bis zur Eichendorffstraße fortgeführte Straßenbahn (damals noch Linie 6) eröffnet wurde, übergab das Komitee den neuen Bärenbrunnen als Zeichen der Dankbarkeit Erlenstegens an die Stadt. 2002 wurde das Bärenbrünnlein ein weiteres Mal restauriert.

Literatur

Commons: Platnersberg (Nürnberg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. G. P. Hönn: Lexicon Topographicum des Fränkischen Craises, S. 537.
  2. a b Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 91 (Digitalisat). Dort als Thümmenberg aufgelistet.
  3. D. Fastnacht: Nürnberg, S. 425. Dort nach den Regeln des HONB folgendermaßen transkribiert: bladnɐsbęɐχ.
  4. Stadtplandienst Nürnberg: Distrikt 911 Platnersberg
  5. a b c H. Rusam: Platnersberg, in: Stadtlexikon Nürnberg, S. 830f.
  6. Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 9. August 2025.
  7. H. Rusam, R. Viertel: Die Parkanlage Platnersberg, S. 41.
  8. Bäreneiche im Verzeichnis Monumentaler Eichen. Abgerufen am 10. Januar 2017.
  9. Bettina Cordes: Fledermausschutz in der Stadt Nürnberg: Bestandsaufnahme und Entwicklungsperspektiven. Bayerisches Landesamt für Umweltschutz (LfU), Juli 2004, abgerufen am 25. August 2017.
  10. D. Fastnacht: Nürnberg, S. 423ff.
  11. a b H. H. Hofmann: Nürnberg-Fürth, S. 176.
  12. a b c H. H. Hofmann: Nürnberg-Fürth, S. 243.
  13. D. Fastnacht: Nürnberg, S. 425.
  14. Nürnberg > Politische Einteilung. In: wiki.genealogy.net. Verein für Computergenealogie, abgerufen am 9. August 2025.
  15. Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. 1818 und 1824 werden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser, 1836 und 1885 als Wohngebäude.
  16. Wilhelm Meyer: Eintheilung der Amtsbezirke im Rezatkreis des Königreichs Bayern und Verzeichniß aller dazu gehörigen Ortschaften. Brügel’sche Kanzleybuchdruckerey, Ansbach 1837, OCLC 911053266, S. 197.
  17. Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 211 (Digitalisat).
  18. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1064, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  19. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1229, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  20. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1163 (Digitalisat).
  21. D. Fastnacht: Nürnberg, S. 422.