Wöhrd
Wöhrd Statistischer Bezirk 09 Kreisfreie Stadt Nürnberg
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| Koordinaten: | 49° 27′ N, 11° 6′ O |
| Höhe: | 301–308 m ü. NHN |
| Fläche: | 79 ha |
| Einwohner: | 9679 (31. Dez. 2015)[1] |
| Bevölkerungsdichte: | 12.252 Einwohner/km² |
| Eingemeindung: | 1. Oktober 1825 |
| Postleitzahlen: | 90402, 90489 |
| Vorwahl: | 0911 |
![]() Lage des statistischen Bezirks 09
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Wöhrd und Wöhrder See, Blick von Nordwest, 2005
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Wöhrd (nürnbergisch: Wiad[2]) ein Stadtteil der kreisfreien Stadt Nürnberg.[3] Der Statistische Bezirk 09 wird ebenfalls Wöhrd genannt, ebenso gibt es eine Gemarkung Wöhrd.
Geographie
Gemarkung
Die Gemarkung Wöhrd hat eine Fläche von 0,767 km². Sie ist in 301 Flurstücke aufgeteilt, die eine durchschnittliche Fläche von 2549,27 m² haben.[4][5]
Lage
Wöhrd liegt östlich des Nürnberger Stadtzentrums nördlich der Pegnitz, die hier den Wöhrder See verlassend an der Wöhrder Wiese vorbeifließt.[6] Durch Wöhrd verläuft der Fränkische Marienweg.
| Statistische Nachbarbezirke | |||||||||
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Geschichte
Der Ort wurde im Jahr 1273 als „Werde “erstmals urkundlich erwähnt. Dem Ortsnamen liegt mhd. wert für ‚Flussinsel‘ zugrunde.[7]
Seit dem 15. Jahrhundert war der Ort durch Wall und Graben befestigt. Die Befestigung entstand längs des mittelalterlichen Grabens durch lückenlos aneinandergebaute Häuser, die an der Rückseite fensterlos und nur mit Schießscharten versehenen waren. Zwischen Stadttor und dem Mögeldorfer Tor wurde die Befestigung „Rahm“ und zwischen Stadttor und Wollentor „die Schranke“ genannt.
Wöhrd war durch seine Mühlen und die dort ansässigen Färber bekannt. Das burggräfliche Dorf gehörte zum Amt der Veste und wurde während des Städtekrieges 1388 von den Nürnbergern zerstört. Die ab 1557 erbaute Bartholomäuskirche steht an der Stelle der von den Burggrafen Friedrich und Johann gestifteten Kapelle (erbaut 1396–1418, zerstört 1552). 1427 erwarb die Reichsstadt Nürnberg neben der Burggrafenburg auch den Ort Wöhrd und richtete in der Folge das Richteramt Wöhrd ein. Im Zweiten Markgrafenkrieg 1552 ließ der Rat der Stadt die Vorstadt niederbrennen, baute sie aber nach Beendigung des Krieges als Handwerkerort wieder auf und siedelte die Färberhandwerke an. Im Dreißigjährigen Krieg lag Wöhrd geschützt hinter den Schwedenschanzen und wurde weitgehend von den Kriegsauswirkungen verschont.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts bestand Wöhrd aus 176 Anwesen. Das Hochgericht übte die Reichsstadt Nürnberg aus. Der Nürnberger Eigenherr von Peller war Grundherren waren das nürnbergische Richteramt Wöhrd (12 Güter, 6 Wirtshäuser, 150 Häuser, 3 Gärten mit 8 Häusern), die Gemeinde Wöhrd (4 Häuser) und die Pfarrei Wöhrd (Kirche, Pfarrhaus, 1 Haus).[8]
1796 kam der Ort zum Königreich Preußen und war unter dessen Behörden bis zum Übergang an das Königreich Bayern 1806 Sitz des Justiz- und Kammeramtes Wöhrd und Gostenhof. Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde 1810 der Steuerdistrikt Wöhrd und die Munizipalgemeinde Wöhrd gebildet. Sie war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Nürnberg zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Erlangen. 1825 kam Wöhrder Kirchhof von der Gemeinde Rennweg hinzu. Am 1. Oktober 1825 wurde die Gemeinde nach Nürnberg eingegliedert.[9][10]
Historische Ansichten
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Johann Alexander Böner Wassertor um 1709 -
Böner Kirchhof -
Böner Mögeldorfer Tor -
Böner Wöhrder Stadttor -
Böner Wollentor -
Böner Vorstadt Wöhrd mit Befestigungen 1708 -
St. Bartholomäus Rathaus
1809 entstand eine Tuchmanufaktur und 1820 wurde als erstes und einziges textiles Großunternehmen in Nürnberg die Tuchfabrik Lobenhofer gegründet.[11] Das Unternehmen wurde 1876 aufgegeben und von der Stadt Nürnberg zur Errichtung eines Wasserwerkes erworben. Mit der Eingemeindung setzte verstärkt die städtische Bebauung in Wöhrd ein. Die cramer-klettsche Maschinenfabrik (heute: MAN) gründete 1841 südlich des Keßlerplatzes die bedeutendste Industrieansiedlung, die aber schon 1897 nach Steinbühl verlegt wurde. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Vorstadt 1943 durch einen britischen Luftangriff zerstört und später unter weitgehender Beibehaltung des Grundrisses wieder aufgebaut. Durch die Lage am Naherholungsgebiet des 1968–72 entstandenen Wöhrder Sees hat das frühere Arbeiterwohngebiet eine deutliche Wertsteigerung erfahren.
Baudenkmäler
In Wöhrd gibt es 42 Baudenkmäler:[12]
- der im Straßenverlauf ablesbare Verlauf der ehemaligen Stadtbefestigungen
- Hirsvogelstraße 9, 11, 13: Ehemaliges Lehrlingsheim für die Flüchtlingsjugend in Deutschland
- Hirsvogelstraße 14: Hochbunker
- Liebigstraße 3: Villa Chillingworth
- Prinzregentenufer 50: Bismarck-Denkmal
- Rahm 3: Ehemaliges Handwerkerhaus
- Sulzbacher Straße 32: Melanchthon-Gymnasium
- Weinickeplatz 2: St. Bartholomäus
- Wöhrder Wiesenweg: sogenannter Meergottbrunnen
- Der Alte Friedhof (Bartholomäus-/Veilhofstraße) mit Totengräberhaus von 1529
- Der Cramer-Klett-Park mit dem klassizistischen Gartenpavillon „Apollotempel“
- Mietshäuser
Einwohnerentwicklung
| Jahr | 1818 | 1824 | 1836 | 1840 | 1861 | 1871 | 1885 |
|---|---|---|---|---|---|---|---|
| Einwohner | 2785 | 1966 | 2243 | 2243 | * | 3719 | 4205 |
| Häuser[13] | 228 | 168 | 229 | 229 | 294 | ||
| Quelle | [14] | [9] | [15] | [16] | [17] | [18] | [19] |
Religion
Wöhrd ist seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und Sitz der Pfarrei St. Bartholomäus.[8][19] Die Einwohner römisch-katholischer Konfession sind seit 1922 nach St. Josef gepfarrt.[20]
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West- und -
Ostseite der evangelischen St.-Bartholomäus-Kirche
Bildung
- Hochschule für Musik Nürnberg
- Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm
- Melanchthon-Gymnasium
- Maria-Ward-Schule
- Städtische Wirtschaftsschule
- Bartholomäusschule, Bartholomäusstraße 16
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter
- Johann Michael Fleischmann (1701–1768), Typograf und Schriftgießer
Literatur
- Tilmann Breuer u. a.: Franken: die Regierungsbezirke Oberfranken, Mittelfranken und Unterfranken (= Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Bayern I). 2., durchgesehene und ergänzte Auflage. Deutscher Kunstverlag, Berlin / München 1999, ISBN 3-422-03051-4, S. 683 f., 792.
- Johann Kaspar Bundschuh: Wöhrd. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 6: V–Z. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1804, DNB 790364328, OCLC 833753116, Sp. 275–276 (Digitalisat).
- Dorothea Fastnacht: Nürnberg : ehemaliger Stadtkreis (= Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Mittelfranken. Band 9). Michael Laßleben, Kallmünz 2022, ISBN 978-3-7696-6594-9, S. 470–475.
- Günter P. Fehring, Anton Ress, Wilhelm Schwemmer: Die Stadt Nürnberg (= Bayerische Kunstdenkmale. Band 10). 2. Auflage. Deutscher Kunstverlag, München 1977, ISBN 3-422-00550-1, S. 484–489.
- Hanns Hubert Hofmann: Nürnberg-Fürth (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 4). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1954, DNB 452071224, S. 152–153 (Digitalisat). Ebd. S. 245 (Digitalisat).
- Georg Paul Hönn: Wöhrd. In: Lexicon Topographicum des Fränkischen Craises. Johann Georg Lochner, Frankfurt und Leipzig 1747, OCLC 257558613, S. 548 (Digitalisat).
- Herbert May: Das Totengräberhaus in Wöhrd – Ein altes Gebäude mit bewegter Geschichte, Nürnberger Altstadtberichte, Nr. 35/2010
- Hermann Rusam: Wöhrd. In: Michael Diefenbacher, Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. 2., verbesserte Auflage. W. Tümmels Verlag, Nürnberg 2000, ISBN 3-921590-69-8, S. 1195 f. (online).
- Wilhelm Schwemmer: Aus der Geschichte der Pfarrei Nürnberg-Wöhrd, Hersbruck, Karl Pfeiffers Buchdruckerei und Verlag, 1956
- Wilhelm Schwemmer: Aus der Vergangenheit der Vorstadt Wöhrd, Nürnberg, Korn & Berg, 1980
- Vorstadtverein Nürnberg-Wöhrd e. V. (Hrsg.): Wöhrd – Die Zerstörung im Jahre 1943, Nürnberg, Eigenverlag, 1995
- Daniel Gürtler: Wöhrd. Die untergegangene Vorstadt. Sandberg Verlag. 2015 ISBN 978-3-930699-86-5.
Weblinks
- Bezirksdatenblatt Nürnberg – Statistischer Bezirk 09 Wöhrd, Stand 2021 (PDF; S kB)
- Schoppershof in der Ortsdatenbank von bavarikon, abgerufen am 29. Juli 2025.
- Schoppershof im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie, abgerufen am 29. Juli 2025.
- Vorstadtverein Nürnberg-Wöhrd von 1877 e. V.
Fußnoten
- ↑ Stadt Nürnberg, Amt für Stadtforschung und Statistik für Nürnberg und Fürth (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch der Stadt Nürnberg 2016. Dezember 2015, ISSN 0944-1514, 18 Statistische Stadtteile und Bezirke, S. 244–245, S. 244 (nuernberg.de [PDF; 6,3 MB; abgerufen am 1. November 2017]).
- ↑ D. Fastnacht: Nürnberg, S. 473. Dort nach den Regeln des HONB folgendermaßen transkribiert: wíɐd.
- ↑ Stadt Nürnberg, Amt für Stadtforschung und Statistik für Nürnberg und Fürth (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch der Stadt Nürnberg 2016. Dezember 2015, ISSN 0944-1514, 18 Statistische Stadtteile und Bezirke, S. 19–20, S. 19 (nuernberg.de [PDF; 6,3 MB; abgerufen am 1. November 2017]).
- ↑ Gemarkung Wöhrd (093478). In: geoindex.io. Geoindex Aktiengesellschaft, abgerufen am 4. September 2025.
- ↑ Webkarte. ALKIS®-Verwaltungsgrenzen - Gemarkungen. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 4. September 2025.
- ↑ Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 29. Juli 2025.
- ↑ D. Fastnacht: Nürnberg, S. 470ff.
- ↑ a b H. H. Hofmann: Nürnberg-Fürth, S. 152f.
- ↑ a b H. H. Hofmann: Nürnberg-Fürth, S. 245.
- ↑ Nürnberg > Politische Einteilung. In: wiki.genealogy.net. Verein für Computergenealogie, abgerufen am 29. Juli 2025.
- ↑ Lobenhofer, Johann Philipp 1750–1824 Nürnberg; Tuchhändler und Fabrikant Wöhrd In: Bavarikon
- ↑ Denkmalliste für Nürnberg (PDF) beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege
- ↑ Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. 1818 werden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser, 1836 und 1885 als Wohngebäude.
- ↑ Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 104 (Digitalisat).
- ↑ Wilhelm Meyer: Eintheilung der Amtsbezirke im Rezatkreis des Königreichs Bayern und Verzeichniß aller dazu gehörigen Ortschaften. Brügel’sche Kanzleybuchdruckerey, Ansbach 1837, OCLC 911053266, S. 129.
- ↑ Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 16–217 (Digitalisat).
- ↑ Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 978, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
- ↑ Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1144, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- ↑ a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1082 (Digitalisat).
- ↑ D. Fastnacht: Nürnberg, S. 470.

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