Gerasmühle

Gerasmühle
Statistischer Distrikt 550Vorlage:Infobox Ortsteil einer Gemeinde in Deutschland/Wartung/Alternativname falsch
Kreisfreie Stadt Nürnberg
Koordinaten: 49° 24′ N, 11° 1′ O
Höhe: 300–310 m ü. NHN
Postleitzahl: 90453
Vorwahl: 0911
Karte
Lage des statistischen Bezirks 55 Krottenbach, Mühlhof in Nürnberg
Historischer Gebäudekomplex in Gerasmühle

Gerasmühle (nürnbergisch: Gerasmühl[1]) ist ein Stadtteil im Südwesten von Nürnberg und als Distrikt 550 Teil des Statistischen Bezirks 55 (Krottenbach, Mühlhof). Es hat zusammen mit Lohhof ca. 400 Einwohner.

Lage

Gerasmühle bildet mit Lohhof im Süden eine geschlossene Siedlung. Diese liegt westlich der Rednitz. Eine Gemeindeverbindungsstraße führt nach Deutenbach (1,2 km nordwestlich) bzw. nach Mühlhof (1,8 km südlich). Im Ort stehen zwei Sommerlinden, die als Naturdenkmal ausgezeichnet sind.[2]

Geschichte

Gerasmühle geht auf eine Schenkung des Ritters Bruno v. Immeldorf aus dem Geschlecht der Herren von Laufamholz im Jahre 1273 zurück. Dem Kloster Engelthal wurde damals neben Besitz in Deutenbach eine Mühle in „Genherstorf“ vermacht. 1402 wurde der Ort erstmals explizit als „Gehersmuͤl“ erwähnt. Über die Siedlung Genherstorf gibt es keine weiteren Informationen. Das Bestimmungswort des Ortsnamens ist der Personenname Gēnher.[3]

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts bestand Gerasmühle aus drei Anwesen (1 Mahl- und Sägmühle, 1 Zainhammer, 1 Schleifmühle). Das Hochgericht übte das brandenburg-ansbachische Oberamt Schwabach aus, was von der Reichsstadt Nürnberg bestritten wurde. Das Waldamt Laurenzi war Grundherr sämtlicher Anwesen.[4][5]

Von 1797 bis 1808 unterstand Gerasmühle dem Justiz- und Kammeramt Schwabach. 1806 kam der Ort an das Königreich Bayern. Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde 1808 Gerasmühle dem Steuerdistrikt Reichelsdorf und der 1818 gebildeten Ruralgemeinde Reichelsdorf zugeordnet. Am 15. Juni 1922 wurde Gerasmühle im Zuge der Gebietsreform in Bayern nach Nürnberg eingemeindet.[6][7]

Baudenkmäler

In Gerasmühle gibt es neun Baudenkmäler:[8]

  • Bei der Gerasmühle 5, 7: Mühlengebäude
  • Bei der Gerasmühle 6: Arbeiterhaus, Ökonomiegebäude und Scheune
  • Bei der Gerasmühle 8, 10 und 12a: Arbeiterhäuser
  • Bei der Gerasmühle 9: Mühlengebäude
  • Bei der Gerasmühle 14: Ehemaliges Verwaltungsgebäude
  • Bei der Gerasmühle 16: Gasthaus und Walmdachbau
ehemalige Baudenkmäler
  • Bei der Gerasmühle 15: Dreigeschossiges Arbeiterwohnhaus aus Sandstein, drittes Viertel des 19. Jahrhunderts. Mit profilierten Fenstern. Große Dacherker. Treppenhausanbau in Fachwerk an der Giebelseite.[9]
  • Bei der Gerasmühle 18: Zweigeschossiger Bau der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, verputzt mit Walmdach.[9]
  • Schalkhaußerstraße 29: Ehemals waldamtlicher Bauernhof. Eingeschossiges massives Wohnhaus, Ende des 18. Jahrhunderts, mit zweigeschossigem Giebel (erneuert). Scheune aus Sandstein mit Satteldach, 18./19. Jahrhundert.[9]
  • Lohhofer Straße 4: Gasthaus. Zweigeschossiger Sandsteinbau der Mitte des 19. Jahrhunderts; mit zweigeschossigem Giebel. Im Erdgeschoss profilierte Rechteckfenster mit Fensterbänken. Im Obergeschoss Gurtgesims.[9]

Einwohnerentwicklung

Jahr 001818 001840 001861 001871 001885 001900 001910
Einwohner 79 146 221 179 158 125 114
Häuser[10] 6 7 13 6
Quelle [11] [12] [13] [14] [15] [16] [17]

Religion

Gerasmühle ist seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und bis heute nach St. Johannes Baptist (Eibach) gepfarrt.[4] Die Katholiken gehören seit 1953 zur Pfarrei St. Walburga (Eibach).[18][19]

Kultur und Freizeit

Gerasmühle ist heute ein beliebter Ausflugsort. Er veranschaulicht fast wie ein Museumsdorf die für den Nürnberger Raum typische Entwicklung vom Hammerwerk zur Industriesiedlung. Bei der Gründung des Mittelfränkischen Freilandmuseums in Bad Windsheim war Gerasmühle als alternativer Standort im Gespräch. Bis in die 1970er Jahre gab es einen großen Biergarten, "Sommerkeller" genannt, und das Gasthaus "Zur Gerasmühle" im ehemaligen Mühlengebäude zu finden.

Durch Gerasmühle führen die Fernwanderwege Fränkischer Jakobsweg, Deutschherrenweg und der Rundwanderweg Bethang um NürnBErg, FürTH und ErlANGen.

Literatur

Commons: Gerasmühle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. D. Fastnacht: Nürnberg, S. 96. Dort nach den Regeln des HONB folgendermaßen transkribiert: gęrəsmǖl.
  2. Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 19. Juli 2025 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
  3. D. Fastnacht: Nürnberg, S. 93ff.
  4. a b H. H. Hofmann: Nürnberg-Fürth, S. 117.
  5. Johann Bernhard Fischer: Gerhardsmühl. In: Statistische und topographische Beschreibung des Burggraftums Nürnberg, unterhalb des Gebürgs, oder des Fürstentums Brandenburg-Anspach. Zweyter Theil. Enthaltend den ökonomischen, statistischen und sittlichen Zustand dieser Lande nach den funfzehen Oberämtern. Benedict Friedrich Haueisen, Ansbach 1790, OCLC 159872968, S. 304 (Digitalisat).
  6. H. H. Hofmann: Nürnberg-Fürth, S. 243.
  7. Nürnberg > Politische Einteilung. In: wiki.genealogy.net. Verein für Computergenealogie, abgerufen am 19. Juli 2025.
  8. Denkmalliste für Nürnberg (PDF) beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege
  9. a b c d G. P. Fehring: Die Stadt Nürnberg, S. 299. Denkmalschutz aufgehoben, Objekt evtl. abgerissen.
  10. Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Im Jahre 1818 werden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser und 1885 bis 1900 als Wohngebäude.
  11. Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 29 (Digitalisat). Dort als Geretsmühl aufgelistet.
  12. Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 238 (Digitalisat).
  13. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1087, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  14. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1254, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  15. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1188 (Digitalisat).
  16. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1261 (Digitalisat).
  17. https://gov.genealogy.net/item/show/source_276668
  18. Pfarrverband Nürnberg-Südwest/Stein. In: bistum-eichstaett.de. Abgerufen am 21. Juli 2025.
  19. D. Fastnacht: Nürnberg, S. 93.