Dürrnbuch (Geiselwind)
Dürrnbuch Markt Geiselwind
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|---|---|
| Koordinaten: | 49° 45′ N, 10° 27′ O |
| Höhe: | 442 m ü. NHN |
| Einwohner: | 88 (2001)[1] |
| Postleitzahl: | 96160 |
| Vorwahl: | 09556 |
![]() Lage von Dürrnbuch (fett) im Geiselwinder Gemeindegebiet
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Dürrnbuch (fränkisch: Dännbuch[2]) ist ein Gemeindeteil des Marktes Geiselwind im unterfränkischen Landkreis Kitzingen.[3] Die Gemarkung Krassolzheim hat eine Fläche von 5,544 km². Sie ist in 707 Flurstücke aufgeteilt, die eine durchschnittliche Fläche von 7841,27 m² haben.[4] In ihr liegt neben dem namensgebenden Ort der Gemeindeteil Haag.[5]
Geografische Lage
In der Gemarkung Dürrnbuch befinden sich der 472 m hohe Herpersberg, der 466 m hohe Trauberg und der Bücherberg als Teil des Steigerwaldes. Das Dorf Dürrnbuch liegt in einer Rodungsinsel am Dürrnbucher Graben, dem linken Oberlauf des Schwarzbachs. Die Kreisstraße KT 51 führt nach Rehweiler (2 km nordöstlich) bzw. zur Staatsstraße 2257 (1,7 km östlich). Eine Gemeindeverbindungsstraße führt nach Haag (1,8 km östlich).[6]
Geschichte
Der Ortsname von Dürrnbuch weist auf die natürlichen Begebenheiten um das Dorf hin. Das Grundwort -buch war im 13. Jahrhundert weit verbreitet, viele Ortsgründungen an der Steigerwaldstufe entstanden mit diesem Namen. Zur Unterscheidung der teilweise nahe beieinander gelegenen Orte führte man im 14. Jahrhundert Namenszusätze ein. Das Bestimmungswort Dürr- tauchte allerdings erst im 16. Jahrhundert auf und ist ein Hinweis auf Wasserknappheit. Dürrnbuch war also der wasserarme Ort am Buchenwald.
Erstmals erwähnt wurde Dürrnbuch bereits kurz nach der vermuteten Gründung im Jahr 1258. Das Dorf tauchte im Teilungsvertrag von Hermann und Heinrich zu Castell als „villa Buch“ (Dorf Buch) auf. 1303 und 1313 ist ein Ulrich von Wisenprunn mit Gütern in Buch und Langenberg nachgewiesen. In einem Urbar der Burggrafschaft Nürnberg umriss man erstmals die Dorfgröße. 1362 wurde sie für „Buch“ oder „Puch uf der Heyde“ mit neun Huben angegeben. Die Grafen zu Castell vergaben einige Lehen an verdiente Bauern des Dorfes.
Im Jahr 1380 verkaufte der Ritter Erkinger Zollner den Zehnt des Dorfes an die Nürnberger Bürgerin Katharina Gelderin. Zwischen 1384 und 1399 wurde das Dorf „Buch vor dem walde“ genannt. Im Jahr 1426 erwarb der reiche Niederadelige Erkinger von Seinsheim, Herr zu Schwarzenberg den Zehnt über die Dörfer Buch und Haag. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts waren mehrere Adelsgeschlechter im Dorf begütert. So erhielten 1480 unter anderem die Herren von Leonrod und die Herren von Vestenberg Lehen von den Casteller Grafen.
Nach dem sogenannten Gnodstadter Heimfall, die Familie starb in männlicher Linie aus, kam Buch wieder ganz zu Castell. Lediglich die Freiherren von Schwarzenberg hielten 1550 noch vier Güter in „Durren Buoch“. 1571 tauschten die Grafen einige Güter in Geiselwind gegen diese Güter ein. 1592 gehörte das Dorf zur Zent Burghaslach in der Grafschaft Castell. Im Jahr 1596 tauchte erstmals die Bezeichnung „Dürrenbuch“ auf. Um 1790 waren alle 14 Dürrnbucher Untertanen Teil des Amtes Rüdenhausen.[7]
Mit dem Gemeindeedikt (frühes 19. Jahrhundert) wurde Dürrnbuch dem Steuerdistrikt Gräfenneuses[8] und der Ruralgemeinde Haag zugeordnet,[9] die bis 1866 auch nach Dürrnbuch benannt wurde.[10] Dürrnbuch wurde ein Obstbaudorf im Steigerwald. Erst 1952 baute man feste Straßen nach Dürrnbuch, zuvor war es lediglich über Feldwege erreichbar.[11] Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurde Dürrnbuch am 1. Januar 1972 nach Geiselwind eingegliedert.[12]
Einwohnerentwicklung
| Jahr | 1819 | 1836 | 1840 | 1861 | 1871 | 1885 | 1900 | 1925 | 1950 | 1961 | 1970 | 1987 | 2001 |
|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
| Einwohner | 94 | 85 | 90 | 90 | 86 | 90 | 78 | 90 | 108 | 70 | 57 | 58 | 88 |
| Häuser[13] | 16 | 12 | 16 | 15 | 14 | 13 | 11 | 12 | 17 | ||||
| Quelle | [8] | [14] | [15] | [16] | [17] | [18] | [19] | [20] | [21] | [22] | [23] | [24] | [1] |
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Baudenkmäler
In Dürrnbuch gibt es sechs Baudenkmäler:[25]
- Die evangelisch-lutherische Friedhofskapelle des Ortes stammt aus dem Jahr 1851. Das Gebäude ist zum Friedhof hin geöffnet und wurde mit durchlaufenden Holzbänken ausgestattet, die auf Steinquadern ruhen. Ein in die Nordwand des Gotteshauses eingelassener Inschriftenstein verweist auf die Vorgängerkapelle des Jahres 1597.[26]
- Das ehemalige Gasthaus des Ortes stammt aus dem 18./19. Jahrhundert und ist ein Halbwalmdachbau mit Ecklisenen.
- Daneben haben sich in Dürrnbuch einige typische fränkische Bauernhäuser des 19. Jahrhunderts erhalten. Auch die Hoftorpfosten sind sehenswert.
Brauchtum
Jährlich am 10. Juli[27] begehen Haag und Dürrnbuch mit einem Gottesdienst den „Hagelfeiertag“, der auf Drängen der Bevölkerung zum Andenken an ein schweres Hagelunwetter im Jahr 1844 gestiftet worden sein soll. Ähnliche Brauchtümer gibt es in einigen benachbarten Orten.[28]
Sage
Während des Dreißigjährigen Krieges lag Dürrnbuch nach häufigen Durchzügen von feindlichen Truppen fast verlassen. Eines Abends klopfte eine Frau am Tor und bat den Dorfschulzen um Herberge im Dorf. Zunächst wollte der Schulze ablehnen, aber als die Frau hörte, dass eine Frau im Ort in den Wehen lag, schob sie den Schulzen zur Seite und pflegte die Wöchnerin tagelang. So rettete die Kathla, wie sie später genannt wurde, der Mutter und dem Kind das Leben.
Die Dorfbevölkerung war dankbar und Kathla erhielt ein kleines Haus im Westen des Ortes. Sie wurde die Hebamme von Dürrnbuch und kannte auch die Kräuter, die den Menschen bei allerlei Krankheiten halfen. Der Dorfbader unterstützte die Kathla und beide einigten sich auf eine Art Arbeitsteilung: Er konzentrierte sich auf die erkrankten Tiere im Dorf und die Kathla kümmerte sich um die Menschen. So erholte sich Dürrnbuch von den Kriegslasten.
Nach dem Ende des Krieges kehrte der Sohn des Baders zurück und brachte den Hexenwahn mit nach Dürrnbuch. Schnell war die Dorfbevölkerung gespalten und Steine flogen gegen das Haus der Kathla. Als ein Nachbar der Kathla ein Kind erwartete, holte er die Hebamme nicht. Er betrat sein Haus und erkannte die schwarze Katze der Kathla, die aus dem Fenster sprang. Nachdem Mutter und Kind die Geburt nicht überlebten, stand die Schuldige sofort fest.
Die Dorfbevölkerung, verleitet vom Sohn des Baders, zog zum Halsgericht und berichtete von den Vorfällen. Die Herrschaft entsandte Bewaffnete, um die Kathla zum peinlichen Verhör zu bringen. Als man aber die Tür zu ihrem Haus aufbrach, entdeckte man die Kathla tot an ihrem Tisch. Nur die Katze fauchte in der Ecke. Seitdem geht die Sage um, dass sich in Dürrnbuch das Unheil des Krieges auch in friedlichen Zeiten wiederholen soll.[29]
Religion
Dürrnbuch ist evangelisch-lutherisch geprägt und bis heute nach Rehweiler gepfarrt.[22]
Literatur
- Hans Bauer: Landkreis Kitzingen. Ein Kunst- und Kulturführer. Marktbreit 1993.
- Gerhard Hojer: Landkreis Scheinfeld (= Bayerische Kunstdenkmale. Band 35). Deutscher Kunstverlag, München 1976, DNB 760102457, S. 55–56.
- Georg Paul Hönn: Buch. In: Lexicon Topographicum des Fränkischen Craises. Johann Georg Lochner, Frankfurt und Leipzig 1747, OCLC 257558613, S. 394 (Digitalisat).
- Erwin Müller: Geiselwind mitten in Franken. Mit Landschaftskunde und Geschichte. Scheinfeld 2001.
- Wolf Dieter Ortmann: Landkreis Scheinfeld (= Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Mittelfranken. Band 3). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1967, DNB 457000929, S. 33–34.
- Theophil Steinbrenner, Gerhard Wahler, Auguste Steinberger, Felix von Fokczynski (Hg.): Zwischerlichten. Überlieferte Erzählungen aus der alten Grafschaft Castell. Albertshofen² 1979.
Weblinks
- Dürrnbuch. In: geiselwind.de. Abgerufen am 13. Juni 2025.
- Dürrnbuch in der Ortsdatenbank von bavarikon, abgerufen am 13. Juni 2025.
- Dürrnbuch in der Topographia Franconiae der Uni Würzburg, abgerufen am 13. Juni 2025.
- Dürrnbuch im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie, abgerufen am 13. Juni 2025.
Fußnoten
- ↑ a b E. Müller: Geiselwind mitten in Franken, S. 233.
- ↑ W. D. Ortmann: Landkreis Scheinfeld, S. 33. Dort nach den Regeln des HONB folgendermaßen transkribiert: „dęnbū́x“.
- ↑ Gemeinde Geiselwind, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 13. Juni 2025.
- ↑ Gemarkung Dürrnbuch (091175). In: geoindex.io. Geoindex Aktiengesellschaft, abgerufen am 13. Juni 2025.
- ↑ Webkarte. ALKIS®-Verwaltungsgrenzen - Gemarkungen. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 13. Juni 2025.
- ↑ Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 13. Juni 2025 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
- ↑ W. D. Ortmann: Landkreis Scheinfeld, S. 33f.
- ↑ a b Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 19 (Digitalisat).
- ↑ Adreß- und statistisches Handbuch für den Rezatkreis im Königreich Baiern. Kanzlei Buchdruckerei, Ansbach 1820, OCLC 869860423, S. 89 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, OCLC 311071516, S. 183, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
- ↑ E. Müller: Geiselwind mitten in Franken, S. 233.
- ↑ Geiselwind > Politische Einteilung. In: wiki.genealogy.net. Verein für Computergenealogie, abgerufen am 13. Juni 2025.
- ↑ Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Im Jahre 1818 werden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser und 1836 und von 1885 bis 1987 als Wohngebäude.
- ↑ Wilhelm Meyer: Eintheilung der Amtsbezirke im Rezatkreis des Königreichs Bayern und Verzeichniß aller dazu gehörigen Ortschaften. Brügel’sche Kanzleybuchdruckerey, Ansbach 1837, OCLC 911053266, S. 216.
- ↑ Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 267 (Digitalisat).
- ↑ Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1079, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
- ↑ Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1245, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1181 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1253 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1291 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 1118 (Digitalisat).
- ↑ a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 819 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 188 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 364 (Digitalisat).
- ↑ Denkmalliste für Geiselwind (PDF) beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege
- ↑ H. Bauer: Landkreis Kitzingen, S. 84.
- ↑ Evangelisch-Lutherische Pfarrei Rehweiler mit Füttersee und Ebersbrunn: Gottesdienste. Abgerufen am 6. April 2022.
- ↑ Monika Cabolet: Feiertag erinnert an Unwetter und Hunger, in: Main-Post, 11. Juli 2003.
- ↑ Th. Steinbrenner (Hg. u. a.): Zwischerlichten, S. 89 f.

