Bobięcino

Bobięcino
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Bobięcino (Polen)
Bobięcino (Polen)
Bobięcino
Basisdaten
Staat: Polen Polen

Woiwodschaft: Pommern
Powiat: Bytów
Gmina: Miastko
Geographische Lage: 54° 1′ N, 16° 50′ O
Einwohner: 121 (31. März 2011[1])
Telefonvorwahl: (+48) 59
Kfz-Kennzeichen: GBY
Wirtschaft und Verkehr
Straße: ŻydowoMiastko
Kawcze → Bobięcino
Eisenbahn: Bahnstrecke Piła–Ustka
Bahnstation: Kawcze (8 km)
Nächster int. Flughafen: Flughafen Danzig

Bobięcino (deutsch Papenzin, früher Papenzien; kaschubisch Papãczëno, auch Bòbiecëno) ist ein Dorf in der Stadt- und Landgemeinde Miastko (Rummelsburg) im Powiat Bytowski (Bütower Kreis) der polnischen Woiwodschaft Pommern.

Geographische Lage

Das Dorf liegt in Hinterpommern, in der Bütower Seenplatte (Pojezierze Bytowski) im Osten der Pommerschen Seenplatte an den beiden Seen Kleiner Papenzin-See (Jezioro Bobięcińskie Małe) und Großer Papenzin-See (Jezioro Bobięcińskie Wielkie), nach denen der Ort benannt ist, etwa zehn Kilometer westnordwestlich von Miastko (Rummelsburg) und neun Kilometer südöstlich des Dorfs Źydowo (Sydow).

Geschichte

Papenzin, westnordwestlich von Rummelsburg, auf einer Landkarte von 1915
Papenzin (Papenzien), westnordwestlich der Stadt Rummelsburg, auf einer Landkarte von 1910.

Papenzin wurde in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts angelegt und hatte 1590 bereits 13 Höfe. Im Jahre 1784 wurden hier sechs Halbbauern mit drei Rittersitzen, einer Schmiede, einem Schulmeister und einem Buschkaten gezählt.

Zwischen 1811 und 1820 entstanden: Birkhof (heute polnisch: Brzeżno), Charlottenhof (Mądroszki), Eichmannshof, Fließhof, Grünhof, Lilienhof, Louisenhof, Möshof (Wrześnica) und Seehof (Żabnica). Gegen Ende des 19. Jahrhunderts kamen noch Peitzenkaten, Neu Globnitz (Głobniczka) und Friedrichswalde dazu. 1925 waren hier 16 Höfe, die in Erbpacht ausgegeben worden waren.

Seit seiner Gründung war Papenzin dreiteilig. Schon vor der Gründung waren durch Verkäufe neben der Familie Vorbeck auch die von Massow und von Glasenapp an der Feldmark beteiligt. Die Besitzer wechselten häufig. Das Rittergut Papenzin ging 1828 in Konkurs und wurde als allodifiziertes Rittergut gerichtlich zur Zwangsversteigerung freigegeben, die 1829 erfolgte; sein Verkehrswert war amtlich auf 15034 Reichstaler geschätzt worden.[2] Eigentümer von 1829 bis zu seinem Tod 1834 war der Rügenwalder Kaufmann Christian Friedrich Bahn. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts war Papenzin an einen Zweig der Familie Zitzewitz verpachtet.[3] 1858 wurde das Gut für 135000 Taler von einem Herrn Unruh gekauft; nach einer erneuten Versteigerung erstand es 1862 ein Moses, der es für 115000 Taler an Balthasar weiterverkaufte.[4] Im Jahr 1878 wird Papenzin als Königliches Krontresorgut bezeichnet.[5] Am 23. April 1889 zählte Papenzin zum Besitz des Königlich Preußischen Haus- und Kronfideikommiss, und am 22. Dezember 1927 schließlich wurde sein Besitzer der frühere deutsche Kaiser und preußische König Wilhelm II. in Haus Doorn.

Am 1. Dezember 1913 waren auf dem 2066,4 Hektar großen Gutsbezirk Papenzin 57 viehhaltende Haushaltungen gezählt worden, die zusammen 59 Pferde, 289 Stück Rindvieh, 175 Schafe und 430 Stück Borstenvieh hielten.[6]

Am 1. April 1927 hatte das Gut Papenzin eine Flächengröße von 2066 Hektar und 66 Ar, und am 16. Juni 1925 hatte der Gutsbezirk 311 Einwohner.[7] Am 30. September 1928 wurde der Gutsbezirk Papenzin in eine Landgemeinde gleichen Namens umgewandelt.[8]

Die Gemeinde Papenzin hatte Anfang der 1930er Jahre eine Flächengröße von 20,7 km². Innerhalb der Gemeindegrenzen standen zusammen 40 bewohnte Wohnhäuser an 16 verschiedenen Wohnstätten:

  1. Berghof
  2. Eichmannshof
  3. Friedrichswalde
  4. Grünhof
  5. Gustavswerder
  6. Hedwigshöhe
  7. Karolinenhof
  8. Louisenhof
  9. Möshof
  10. Neu Globnitz
  11. Papenzin
  12. Peierzig
  13. Pinkenhof
  14. Seehof
  15. Wilhelmshof
  16. Wolfradshof

Bis 1945 war Papenzin ein Ort im Landkreis Rummelsburg im Regierungsbezirk Köslin in der preußischen Pommern des Deutschen Reichs und war in den Amtsbezirk Groß Schwirsen eingegliedert.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs besetzte im Frühjahr 1945 die Rote Armee die Region. Bald darauf wurde Papenzin zusammen mit ganz Hinterpommern von der Sowjetunion der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Das Dorf Papenzin wurde in Bobięcino umbenannt. In der darauf folgenden Zeit wurden die Einwohner von der örtlichen polnischen Verwaltungsbehörde vertrieben.

Bobięcino ist heute der Gmina Miastko im Powiat Bytowski in der Woiwodschaft Pommern (1975–1998 Woiwodschaft Słupsk) angegliedert.

Demographie

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1818 75 Dorf, adlige Besitzung[9]
1825 90 Dorf, mit den Vorwerken Eichmannshof, Friedrichswalde und Glownitz[10]
1852 304 [11]
1867 321 [12]
1871 349 [12]
1925 331 am 16. Juni, Gutsbezirk;[7] ausschließlich Evangelische[13]
1933 281 [14]
1939 221 [14]

Kirche

Kirchspiel bis 1945

Vor 1945 war die Bevölkerung von Papenzin fast ausnahmslos evangelischer Konfession. Vor 1571 war das Dorf in das Kirchspiel Pritzig eingepfarrt, danach kam es in den Pfarrsprengel Groß Schwirsen und gehörte zum Kirchenkreis Rummelsburg i. Pom. im Ostsprengel der Kirchenprovinz Pommern der Kirche der Altpreußischen Union.

Das katholische Kirchspiel war in Rummelsburg i. Pom.

Kirchspiel seit 1946

Die seit 1945 und Vertreibung der Einheimischen hier lebenden Polen sind überwiegend katholischer Konfession. Das Dorf ist in die polnische katholische Pfarrei Świerzno (Groß Schwirsen) integriert. Sie liegt im Dekanat Polanów (Pollnow) im Bistum Köslin-Kolberg der Römisch-katholischen Kirche in Polen.

Hier lebende evangelische Kirchenglieder sind dem Pfarramt der Kirchengemeinde in Koszalin (Köslin) zugeordnet, dessen nächstgelegene Filialkirche die Dorfkirche in Wołcza Wielka (Groß Volz, 6 km) ist.

Schule

Um 1780 hatte Papenzin schon einen Schulmeister. 1813 besuchten 20 Kinder die Schule. Die Abgelegenheit des Ortes sowie ungünstige Wohnverhältnisse sorgten für einen häufigen Lehrerwechsel. 1937 unterrichtete hier ein Lehrer 32 Schulkinder.

Verkehr

Zu erreichen ist das Dorf von Źydowo (Sydow) an der Woiwodschaftsstraße 205 über eine Nebenstraße, die nach Miastko (Rummelsburg) an den Landesstraßen 20 und 21 führt, außerdem auf direktem Wege von Kawcze (Kaffzig, 8 km) an der Woiwodschaftsstraße 206.

Die nächste Bahnstation ist Kawcze an der Bahnstrecke Piła–Ustka (Schneidemühl – Stolpmünde).

Persönlichkeiten, die mit dem Ort verbunden sind

Literatur

  • Papenzin, Rittergut, Kreis Rummelsburg, Regierungsbezirk Köslin, Provinz Pommern. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Papenzin (meyersgaz.org).
  • Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königlich-Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, Band 2, Stettin 1784, S. 798, Nr. 38 und S. 879, Nr. 44.
  • P. Ellerholz: Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reich, Band I: Provinz Pommern, Zweite Auflage, Nicolai, Berlin 1884, S. 64–65 (Google Books).
  • Pommersches Güter-Adressbuch, Friedrich Nagel (Paul Niekammer), Stettin 1892, S. 136–137 (Google Books).
  • Der Kreis Rummelsburg – Ein Heimatbuch (Kreisausschuss des Kreises Rummelsburg, Hrsg.), Pommerscher Buchversand, Hamburg 1979.
  • Hans Glaeser-Swantow: Das Evangelische Pommern. Teil 2, Stettin 1940.

Einzelnachweise

  1. GUS 2011: Ludność w miejscowościach statystycznych według ekonomicznych grup wieku (polnisch), 31. März 2011, abgerufen am 26. Juni 2017
  2. Amts-Blatt der Königlichen Regieung zu Cöslin, No. 2 vom 14. Januar 1829, Beilage Oeffentlicher Anzeiger, S. 1 (Google Books).
  3. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Uradeligen Häuser, Achter Jahrgang, Perthes, Gotha 1907, S. 855–856 (Google Books).
  4. Robert Klempin und Gustav Kratz: Matrikeln und Verzeichnisse der Pommerschen Ritterschaft vom XIV bis in das XIX Jahrhundert, Berlin 1863, S. 640 (Google Books) und S. X (Google Books).
  5. Handbuch über den Königlich Preussischen Hof und Staat für das Jahr 1878/79, Berlin 1878, S. 14 (Google Books)
  6. Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon über den Viehstand und den Obstbau für den Preußischen Staat, Heft 4: Provinz Pommern, Berlin 1915, 2. Regierungsbezirk Köslin, 23. Kreis Rummelsburg, S. 116–117, Ziffer 94 (Google Books).
  7. a b Kurt Albrecht: Die preußischen Gutsbezirke, in: Zeitschrift des Preussischen Statistischen Landesamts, 67. Jahrgang, Berlin 1927, S. 344–477, insbesondere S. 399, 9. Kreis Rummelsburg, Ziffer 31 (Google Books).
  8. Amtsbezirk Groß Schwirsen (Territorial.de)
  9. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats, Band 4: P–S, Halle 1823, S. 8, Ziffer 280 (Google Books).
  10. Friedrich von Restorff: Topographische Beschreibung der Provinz Pommern mit einer statistischen Uebersicht, Nicolaische Buchhandlung, Berin und Stettin 1827, S. 294, Ziffer 40 (Google Books).
  11. Kraatz: Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats. Berlin 1856, S. 454.
  12. a b Königl. Preußisches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung. Berlin 1874, S. 146, Nr. 92.
  13. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 6. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/gemeinde.papenzin.kreis-rummelsburg.de
  14. a b Michael Rademacher: Rummelsburg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.