Großdechsendorf

Großdechsendorf
Kreisfreie Stadt Erlangen
Koordinaten: 49° 38′ N, 10° 56′ O
Höhe: 291 m ü. NHN
Postleitzahl: 91056
Vorwahl: 09135

Großdechsendorf war ein Gemeindeteil der kreisfreien Stadt Erlangen (Mittelfranken, Bayern). Seit 1973 zählt Großdechsendorf zum neu geschaffenen Gemeindeteil Dechsendorf. Großdechsendorf ist heute nur noch der Name der Gemarkung. Diese hat eine Fläche von 6,001 km². Sie ist in 2423 Flurstücke aufgeteilt, die eine durchschnittliche Fläche von 2476,61 m² haben.[1][2]

Geographie

Das Pfarrdorf Großdechsendorf lag nördlich des Seebachs und südlich des Kleinen und Großen Bischofsweihers, die vom Forstgraben gespeist werden. Die Staatsstraße 2259 verläuft nach Röttenbach (4,3 km nördlich) bzw. zur Staatsstraße 2240 (0,2 km südlich). Die Kreisstraße ER 4/ERH 31 führt nach Möhrendorf (4,5 km nordöstlich). Eine Gemeindeverbindungsstraße führt nach Kleindechsendorf zur St 2240 (0,2 km südlich).[3]

Geschichte

Der Ort wurde im Jahr 1315 als „Tessendorf“ erstmals schriftlich erwähnt. Margarete von Brauneck wurde vom Hochstift Bamberg mit dem Erbe der Herren von Gründlach belehnt, zu dem u. a. Großdechsendorf gehörte. 1461 bestand Großdechsendorf aus 212 Huben und 1034 Lehen bei 13 Untertansfamilien. Der Güterkomplex gehörte der bambergischen Oblei Lauf.[4]

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts bestand Großdechsendorf aus 19 Anwesen (4 Höfe, 1 Halbhof, 2 Viertelhöfe, 1 Höflein, 1 Gut, 5 Gütlein, 5 Sölden). Das Hochgericht übte das bambergische Centamt Herzogenaurach aus. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft sowie die Grundherrschaft über alle Anwesen hatte die bambergische Oblei Dechsendorf.[5]

1802 kam Großdechsendorf an das Herzogtum Bayern. Von 1803 bis 1810 unterstand der Ort dem preußischen Justiz- und Kammeramt Herzogenaurach. Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde Großdechsendorf dem 1811 gebildeten Steuerdistrikt Hannberg zugeordnet. Mit dem Zweiten Gemeindeedikt (1818) entstand die Ruralgemeinde Großdechsendorf, zu der Kleindechsendorf gehörte. Sie war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Herzogenaurach zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Erlangen. Am 1. Oktober 1847 wurde die Finanzverwaltung vom Rentamt Herzogenaurach übernommen. Ab 1862 gehörte Großdechsendorf zum Bezirksamt Höchstadt an der Aisch (1939 in Landkreis Höchstadt an der Aisch umbenannt) und weiterhin zum Rentamt Herzogenaurach (1919 in Finanzamt Herzogenaurach umbenannt, seit 1929: Finanzamt Erlangen). Die Gerichtsbarkeit blieb beim Landgericht Herzogenaurach (1879 in das Amtsgericht Herzogenaurach umgewandelt), seit 1959 ist das Amtsgericht Erlangen zuständig.[6] Die Gemeinde hatte 1964 eine Gebietsfläche von 6,388 km².[7]

Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurde Großdechsendorf am 1. Juli 1972 nach Erlangen eingegliedert.[8][9] 1973 wurde der Ortsname Großdechsendorf per Regierungsbescheid aufgehoben. Der Ort wurde anstelle dessen zusammen mit Kleindechsendorf Dechsendorf genannt.[4]

Einwohnerentwicklung

Gemeinde Großdechsendorf

Jahr 1818 1840 1852 1855 1861 1867 1871 1875 1880 1885 1890 1895 1900 1905 1910 1919 1925 1933 1939 1946 1950 1952 1961 1970
Einwohner 212 240 225 230 227 228 233 236 229 228 206 236 236 236 228 211 217 291 322 539 629 782 1417 1950
Häuser[10] 28 45 42 40 42 44 85 239
Quelle [11] [12] [12] [12] [13] [14] [15] [16] [17] [18] [19] [12] [20] [12] [21] [12] [22] [12] [12] [12] [23] [12] [7] [24]

Ort Großdechsendorf

Jahr 001818 001861 001871 001885 001900 001925 001950 001961
Einwohner 177 189 197 185 193 173 551 1129
Häuser[10] 23 35 35 36 75 196
Quelle [11] [13] [15] [18] [20] [22] [23] [7]

Religion

Großdechsendorf ist römisch-katholisch geprägt und war ab 1511 nach Geburt Mariens (Hannberg) gepfarrt,[5] seit 1973 ist die Pfarrei Unsere Liebe Frau (Dechsendorf) zuständig.[4]

Literatur

Commons: Großdechsendorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. Gemarkung Großdechsendorf (092786). In: geoindex.io. Geoindex Aktiengesellschaft, abgerufen am 11. September 2025.
  2. Webkarte. ALKIS®-Verwaltungsgrenzen – Gemarkungen. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 11. September 2025.
  3. Topographische Karte 1:25.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 11. September 2025 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
  4. a b c M. Meyer: Dechsendorf, im: Erlanger Stadtlexikon, S. 199.
  5. a b H. H. Hofmann: Höchstadt-Herzogenaurach, S. 65.
  6. H. H. Hofmann: Höchstadt-Herzogenaurach, S. 141.
  7. a b c Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 679 (Digitalisat).
  8. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 484.
  9. Erlangen > Politische Einteilung. In: wiki.genealogy.net. Verein für Computergenealogie, abgerufen am 11. September 2025.
  10. a b Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. 1818 werden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1871 bis 1987 als Wohngebäude.
  11. a b Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 32 (Digitalisat). Für die Gemeinde Großdechsendorf zuzüglich der Einwohner und Feuerstellen von Großdechsendorf (S. 48).
  12. a b c d e f g h i j Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, OCLC 311071516, S. 145, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
  13. a b Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 876, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  14. Kgl. statistisches Bureau (Hrsg.): Verzeichniß der Gemeinden des Königreichs Bayern nach dem Stande der Bevölkerung im Dezember 1867. XXI. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. Ackermann, München 1869, S. 136 (Digitalisat).
  15. a b Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1049, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  16. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Hergestellt auf Grund der neuen Organisation der Regierungsbezirke, Bezirksämter und Gerichtsbezirke. Nachtrag zum Heft 36 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1879, OCLC 992516308, S. 52 (Digitalisat).
  17. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. Heft 35 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1882, OCLC 460588127, S. 151 (Digitalisat).
  18. a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 993 (Digitalisat).
  19. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern : Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dez. 1890. Heft 58 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1892, OCLC 162230561, S. 151 (Digitalisat).
  20. a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1043 (Digitalisat).
  21. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichnis für das Königreich Bayern Nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und dem Gebietsstand vom 1. Juli 1911. Heft 84 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1911, OCLC 162230664, S. 151 (Digitalisat).
  22. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1076 (Digitalisat).
  23. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 923 (Digitalisat).
  24. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 167 (Digitalisat).