Ein String-Bordismus ist ein Bordismus zwischen String-Mannigfaltigkeiten, also glatten Mannigfaltigkeiten mit einer String-Struktur, welche selbst eine String-Mannigfaltigkeit ist, sodass die String-Strukturen kompatibel sind. String-Bordismen können für die Definition einer verallgemeinerten Homologietheorie verwendet werden.
Definition
Ganz allgemein lassen sich Bordismen von glatten Mannigfaltigkeiten für beliebige tangentialen Strukturen über die Komptabilität der jeweiligen Hochhebungen definieren (siehe etwa Spin-, Fivebrane- und Ninebrane-Bordismus), also insbesondere für String-Strukturen. Für
-dimensionale String-Mannigfaltigkeiten
und
mit jeweiligen String-Strukturen
und
ist eine
-dimensionale String-Mannigfaltigkeit
mit String-Struktur
ein String-Bordismus zwischen
und
, wenn es Inklusionen
und
mit:



gibt, wobei
die kanonische Inklusion ist.
String-Bordismusgruppen
Mit der Äquivalenzrelation des String-Bordismus bilden die
-dimensionalen geschlossenen String-Mannigfaltigkeiten eine abelsche Gruppe
mit der disjunkten Vereinigung als Verknüpfung, der leeren Mannigfaltigkeit als neutrales Element und der Umkehr der Orientierung als Inversion. (Spin-Mannigfaltigkeiten sind immer orientierbar.) Mit der Pontrjagin-Thom-Konstruktion sind diese alternativ die Homotopiegruppen des Thom-Spektrums
der String-Gruppen:

Spin-Bordismusgruppen bis sechzehn Dimensionen wurden von Vincent Giambalvo im Jahr 1971 berechnet:

, wobei die Torsion von der eindeutigen (
) achtdimensionalen exotischen Sphäre generiert wird.
mit der neunten Kervaire-Milnor-Gruppe
von exotischen 9-Sphären und der Untergruppe
von denen, welche stabil parallelisierbare glatte 10-Mannigfaltigkeiten beranden.
, generiert von einer exotischen 10-Sphäre.
, was unter anderem in der M-Theorie verwendet wird.

, generiert von einer exotischen 13-Sphäre.
, generiert von der eindeutigen (
) exotischen 14-Sphäre.
, generiert von einer exotischen 15-Sphäre.

[1]
String-Bordismusring
Alle String-Bordismusgruppen können mit der direkten Summe in einer einzigen Struktur kombiniert werden:

Mit dem kartesischen Produkt als zusätzlicher Komposition, welche mit der disjunkten Summe das Distributivgesetz erfüllt und daher mit ihr kompatibel ist, sowie dem Raum mit einem Element als entsprechendes neutrales Element ist diese ein Ring, welcher String-Bordismusring genannt wird.
String-Homologietheorie
definiert eine verallgemeinerte Homologietheorie. Für einen topologischen Raum
sind dessen
-Zykel die stetigen Abbildungen
aus
dimensionalen String-Mannigfaltigkeiten
. Zwei solche Abbildungen
und
sind homolog, wenn es einen String-Bordismus
gibt, welcher
zu einer Abbildung
erweitert. Jede verallgemeinerte Homologietheorie wird durch ein Spektrum repräsentiert, welches in diesem Fall genau
ist. Für alle topologischen Räume
gibt es daher Gruppenisomorphismen:[2]

mit
. Durch den Vergleich mit dem obigen Resultat zeigt sich aufgrund der Neutralität von
im Wedge-Produkt, dass:

Eigenschaften
- Ist eine mindestens fünfzehndimensionale 7-zusammenhängende String-Mannigfaltigkeit ohne Fivebrane-Struktur string-bordant zu einer anderen String-Mannigfaltigkeit, geht vordere durch mindestens neunkodimensionale Chirurgien aus hinterer hervor.[3]
- Jede
-dimensionale String-Mannigfaltigkeit ist string-bordant zu einer
-zusammenhängenden String-Mannigfaltigkeit, für
also insbesondere immer zu einer 7-zusammenhängenden String-Mannigfaltigkeit.[4][5]
- Für
-dimensionale
-zusammenhängende String-Mannigfaltigkeiten
und
gibt es einen String-Bordismus
, sodass die Inklusion
ebenfalls
-zusammenhängend ist.[5]
- Ist
eine kompakte
-dimensionale
-zusammenhängende String-Mannigfaltigkeit mit
und
und string-bordant zu einer kompakten String-Mannigfaltigkeit
, dann geht
aus
durch eine Reihe mindestens
-kodimensionaler Chirurgieoperationen hervor.[6]
Literatur
- Vincent Giambalvo: On ⟨8⟩-cobordism. In: Illinois J. Math. 15. Jahrgang, 1971, S. 533–541 (englisch).
- Hisham Sati: OP2 bundles in M-theory. In: Communications in Theoretical Physics. Band 3, 30. Juli 2008, S. 495–530, doi:10.48550/arXiv.0807.4899, arxiv:0807.4899 (englisch).
- Boris Botvinnik und Mohammed Labbi: Highly connected manifolds of positive p-curvature. 9. Januar 2012, doi:10.48550/arXiv.1201.1849, arxiv:1201.1849 (englisch).
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Sati 2008, Theorem 3.5.
- ↑ Giambalvo 1971, Theorem 1.1.
- ↑ Botvinnik & Labbi 2013, Proposition 3.9.
- ↑ Giambalvo 1971, S. 534
- ↑ a b Botvinnik & Labbi 2013, Lemma 3.2.
- ↑ Botvinnik & Labbi 2013, Proposition 3.4.