Joachim Godske Moltke

Joachim Godske Moltke

Joachim Godske Moltke, ab 1750 Graf Moltke, (* 25. Juli 1746 in Marienborg auf der Insel Møn, Dänemark; † 5. Oktober 1818 in Kopenhagen, Dänemark) war ein dänischer Verwaltungsjurist und Hofbeamter. Von 1781 bis 1784, sowie von 1813 bis 1818 amtierte er als dänischer Staatsminister (dänisch: Statsminister).

Biographie

Herkunft

Moltke stammte aus dem dänischen Zweig des ursprünglich mecklenburgischen Adelsgeschlechts von Moltke. Er war das siebte Kind des 1750 in den dänischen Grafenstand erhobenen Hofmarschalls Adam Gottlob von Moltke und dessen Frau Christiane Frederikke von Brüggemann (1712–1760). Durch die herausragende Stellung seines Vaters am dänischen Hof war die Familie angesehen und einflussreich. Moltke hatte zahlreiche Geschwister, die demnach ebenso in herausragende Stellungen des dänischen Staates aufstiegen, darunter etwa der Staatsminister Otto Joachim Moltke (1770–1853), die Generale Christian Magnus Frederik Moltke (1741–1813) und Caspar Moltke (1738–1800), die Hofdamen Catharine Sophie Wilhelmine Moltke (1737–1806), Ulrikke Augusta Vilhelmine Moltke (1740–1763) und Juliane Maria Friderica Moltke (1751–1773), weiterhin Friedrich Ludwig von Moltke (1745–1824), letzter Domdechant des Hochstifts Lübeck, die Geheimräte Christian Frederik Moltke (1736–1771) und Gebhard Moltke-Huitfeldt (1764–1851), der Diplomat Carl Emil Moltke (1773–1858) und der Vizeadmiral Adam Gottlob Ferdinand Moltke (1748–1820).

Ausbildung und Auslandsreisen

Durch die hervorragenden Beziehungen seines Vaters zu König Friedrich V. erhielt Moltke früh und in rascher Folge verschiedene Ernennungen. Bereits mit neun Jahren wurde er Leutnant der dänischen Streitkräfte und im Jahr darauf Hauptmann der Infanterie. Mit vierzehn Jahren wurde er im gleichen Dienstgrad Mitglied der königlichen Garde. Ein weiterer Aufstieg im Militärwesen reizte ihn allerdings nicht und er wandte sich den Rechtswissenschaften zu, als sein Vater den begabten Sohn mit 16 Jahren für eine sorgfältigere und umfassendere Ausbildung als er sie selbst erhalten hatte, auf eine insgesamt fünfjährige Auslandsreise schickte. Moltke, von fleißiger, gewissenhafter Natur, studierte an mehreren Universitäten. Während seines Aufenthalts in Leipzig knüpfte er enge Kontakte zum Dichter Christian Fürchtegott Gellert, mit dem er später regelmäßig korrespondierte; auch der angesehene Philologe Johann August Ernesti schätzte ihn sehr.

Aufstieg im Staatsdienst

Nach seiner Rückkehr in die Heimat wurde er 1768 im Alter von 22 Jahren Kammerherr (nachdem er bereits seit 1759 Kammerjunker gewesen war) und, ein weiterer typischer Posten für Günstlinge des Hofes, als deputeret (deutsch etwa: Deputierter) in das Marine-Generalkommissariatskollegium (ab 1770 dann im Admiralitäts- und Generalkommissariatskollegium) berufen. Die kurzfristige Regierungsübernahme durch den königlichen Leibarzt Johann Friedrich Struensee von 1770 bis zu dessen Sturz 1772 brachte eine kurze Unterbrechung. Moltke trat von seinen Ämtern zurück, wurde aber nach dem Fall Struensees am 20. Januar 1772 wieder eingesetzt. Er stieg weiter in der dänischen Beamtenhierarchie auf und wurde bis Ende der 1770er Jahre in verschiedene Ämter ernannt, so etwa zum Ersten Deputierten des Finanzkollegiums mit der Interessenkammer und der Bergbaudirektion sowie zum Direktor des Fonds für öffentliche Zwecke, Direktor der Öresund-Zollkammer und Mitglied der Steuerdirektion.

Mit der Arbeit, die er hier absolvierte, verband er bald so unterschiedliche Positionen wie die eines Mitglieds der Allgemeinen Straßenkommission (1778) und des Leiters der Königlichen Bibliothek.

Schließlich wurde Moltke am 28. April 1781 auch zum Staatsminister ernannt.

Mit den verschiedenen Dienststellungen gingen auch einige Ordensverleihungen einher, so etwa die zum Ritter des Dannebrogordens (1773) und zum Ritter des Elefanten-Ordens (1783). 1775 wurde er außerdem mit dem Titel Geheimrat geehrt.

In den Jahren nach 1781 gelang es Moltke, der selbst dem konservativen Lager angehörte, nicht, den dänischen Staat zu reformieren. Politische Weggefährten wie Ove Høegh-Guldberg und Joachim Otto Schack-Rathlou, ebenfalls konservativ und teilweise mit mehr Machtfülle ausgestattet, bestimmten die Regierungsgeschäfte zugunsten einer restriktiven Politik etwa gegenüber den Bauern oder den Unabhängigkeitsbestrebungen Norwegens.

Infolge des Coup d’Etat durch den Kronprinzen Friedrich am 14. April 1784 verlor auch Moltke seine Ämter zugunsten von Christian Ditlev Reventlow. Ins Privatleben zurückgezogen blieb er weiterhin ein Gegner etwa der Agrarreformen in Dänemark von 1788.

Im Ruhestand

Moltke war ein guter Ökonom, der erfolgreich wirtschaftete und an der Börse spekulierte. 1781 kaufte er das Gut Einsiedelsborg auf Fünen und widmete sich der Verwaltung. Nebenher trat er als Kurator des Klosters Vemmetofte auf und wurde 1791 ebenfalls Kurator des Bistums Vallø.

Als sein Vater 1792 starb, erbte er von ihm die Grafschaft Bregentved. Der Familientradition zufolge sollte eigentlich sein älterer Bruder, der General Christian Magnus Moltke, seinem Vater als Graf nachfolgen; aber der alte Moltke hatte ihn wegen seiner Sympathien für die Ideen der Französischen Revolution von diesem Amt ausgeschlossen. Da er, als er die Grafschaft übernehmen sollte, eine Reihe von belastenden Zahlungen leisten musste und da Moltke wahrscheinlich die negativen Auswirkungen der von ihm verhassten Landreform fürchtete, schwankte er mehrere Jahre lang, ob er die Grafschaft übernehmen sollte. Als er jedoch nach dem Brand von Christiansborg 1794 und durch den damit verbundenen Verkauf des Moltke-Palais in Amalienborg viel Geld verdiente und die Bauern gute Jahre erlebten, beschloss er die Grafschaft zu übernehmen, die bis heute im Besitz der Familie ist. Er verkaufte Einsiedelsborg 1792.

Rückkehr als Premierminister

Hatte Friedrich VI. unmittelbar bei dem von ihm initiierten Regierungswechsel 1784 Moltke kritisch gegenüber gestanden und ihm Misstrauen entgegengebracht, änderte sich diese Haltung allmählich. Als Moltke 1808 als ältester Ritter des Elefantenordens Ordenskanzler wurde, kam es zu einer gewissen Annäherung zwischen ihm und dem König, der ihm auch den Titel eines Geheimen Konferenzrats verlieh. Als die Lage des Staates 1813 mit dem Staatsbankrott in jeder Hinsicht völlig aussichtslos wurde, gehörte Moltke zu den Männern, die Friedrich VI. um Rat fragte. Jacob Peter Mynster, der ihm nahestand, berichtete, dass Johann Sigismund Møsting dem König riet, sich an Moltke zu wenden. Als der Finanzminister Ernst Heinrich von Schimmelmann mit seiner Währungsreform scheiterte, folgte Friedrich VI. dessen Rat, und nach 30-jähriger Unterbrechung wurde Moltke am 7. Dezember 1813 erneut zum Staatsminister ernannt. Unmittelbar vor seiner Ernennung hatte er an den Verhandlungen eines engeren Kreises teilgenommen, in denen es darum ging, ob der Verlust ganz Norwegens durch die Abtretung des Stiftamts Trondheim vermieden werden sollte. Sein Cousin 1. Grades Frederik Moltke, zu dieser Zeit gerade Geheimer Staatsminister, war ebenso Teil dieser Verhandlungen, die allerdings nicht erfolgreich waren. Die Abtretung Norwegens an Schweden im Folgejahr verschärfte die nationale Krise.

Als Friedrich VI. einige Monate später dem Staatsrat die Wiederaufnahme seiner Tätigkeit gestattete, beteiligte sich Moltke intensiv an den Beratungen zur Verbesserung der Staatsangelegenheiten. Mynster berichtete, dass Moltke die katastrophale Lage des Staates zutiefst deprimierte, er aber andererseits Mut und Tatkraft bewies. Er galt in dieser Zeit als der bedeutendste Berater des Königs. Obwohl Møsting Finanzminister war, half Moltke als Mitglied des Direktoriums für die Staatsschulden (ab 9. Februar 1816) und er trug dazu bei, die Staatsfinanzen in der Folge zu stabilisieren. Sein Tod 1818 beendete diese verdienstvolle Arbeit, die er somit nicht zu Ende führen konnte.

Moltke spendete beträchtliche Summen für wohltätige Zwecke und war am Ausbau der Königlichen Bibliothek sowie der dänischen Naturkundemuseen beteiligt.

Familie

Moltke war ab dem 6. November 1783 verheiratet mit Georgine Buchwald (* 31. März 1759, † 16. April 1808), Tochter des Landrats Casper Buchwald aus Holstein. Der Verbindung entstammte der Sohn Adam Wilhelm Moltke (1785–1864), der ebenfalls dänischer Staatsminister wurde.

Literatur