Frederik Moltke (Politiker, 1754)

Frederik Moltke (18. Januar 1754 in Odense, Dänemark; + 4. Juli 1836 auf dem Schloss Vallø, Dänemark) war ein dänischer Verwaltungsbeamter und 1810 bis 1814 geheimer Staatsminister.
Biographie
Frühe Jahre und Freundschaft mit Ewald
Frederik Moltke war der Sohn von Johan Georg Moltke (1703–1764), einem deutschstämmigen Generalleutnant in dänischen Diensten. Sein Onkel war der dänische Hofmarschall Adam Gottlob von Moltke (1710–1792), sein Bruder war der General Adam Ludvig Moltke (1743–1810). Er war der dritte und jüngste Sohn seiner Eltern – sein Vater verstarb als er zehn Jahre alt war. Moltke studierte Jura und wurde 1773 zum Kammerjunker der Königinwitwe Juliane von Braunschweig-Wolfenbüttel ernannt. Eine gewisse Zeit diente er auch als Kavallerieoffizier, er strebte jedoch eine Laufbahn im Verwaltungsdienst an und beendete sein Studium bis 1775.
Bemerkenswert an seiner Jugend ist seine enge Beziehung zu dem dänischen Dichter Johannes Ewald, der zeitweise sein Lehrer war und den er sehr bewunderte. Von ihm übernahm er die Liebe zur Poesie und allgemein einen spirituellen Einfluss, der ihn für den Rest seines Lebens prägte. Er besuchte ihn oft während seines Aufenthalts im Søbækshuset und setzte sich auch bei einflussreichen Personen für ihn und finanzielle Unterstützungen ein. Ewald widmete ihm seine Ode Til min Moltke (deutsch: „An meinen Moltke“).
Karriere in Norwegen
Nur wenige Wochen nach Ewalds Tod wurde Moltke, der 1780 den Kammerherrenschlüssel erhalten hatte, in sein erstes Amt berufen. Am 2. April 1781 wurde er Landvogt im norwegischen Bratsberg.
Von Bratsberg wurde er am 9. Januar 1788 als Stiftamtsmann nach Kristiansand versetzt, doch schon am 23. Dezember 1789 erhielt er das damals höchste Zivilamt in Norwegen, nämlich die Stelle des Stiftsamtmanns in Akershus, dem bedeutendsten der vier dänischen Stiftsämter in Norwegen, das auch die Hauptstadt Christiania einschloss. Er war damals gerade einmal 36 Jahre alt und hatte damit bereits eine hervorragende Karriere hinter sich.
1790 wurde er zum Ritter des Dannebrogordens geschlagen. Seine Herkunft aus einer angesehenen Familie spielte dabei eine große Rolle.
Politische Überzeugung
Moltke war politisch ein treuer Anhänger der absoluten Monarchie und hegte eine spezielle Bewunderung für den dänischen Kronprinzen Friedrich, den er in Briefen als „geliebter und verehrter Prinz“ bezeichnete und den er für seinen „festen und unerschütterlichen Charakter“ bewunderte.
Trotzdem gehörte Moltke auch zu jenem Kreis dänischer Beamter, die sich zum Ende des 18. Jahrhunderts für geistige Erneuerung im Allgemeinen und für die Förderung von für die Gesellschaft nützlicher Entwicklungen begeisterten.
Außenpolitische Entwicklungen
Zu Beginn seiner Aktivitäten in Christiania waren Dänemarks Beziehungen zu Gustav III. von Schweden sehr angespannt.
Es bestand zu Recht der starke Verdacht, dass er Pläne zur Abspaltung Norwegens von Dänemark hegte und der schwedische Generalkonsul in Christiania, Martineau, galt als heimlicher Verfechter dieser Ziele. Moltke war von einem tiefen Misstrauen gegenüber König Gustav durchdrungen und betrachtete es als seine Pflicht, die vermeintlichen schwedischen Intrigen aufmerksam zu beobachten. Weiterhin vermutete er ebenso, dass es auch auf norwegischer Seite Sympathien für einen Anschluss an Schweden geben könnte.
Weiterhin befürchtete Moltke, dass die Ideen der französischen Revolution sich gerade in Christiania verfestigen könnten, denen er als adeliger Loyalist und wegen der bekannt gewordenen Gewaltexzesse kritisch gegenüberstand.
Arbeit in Norwegen
Moltke gründete 1791 in Christiania die sog. Topographische Gesellschaft, die für die frühe Landesvermessung Norwegens gute Dienste leistete. Weiterhin freundete er sich mit dem norwegischen Unternehmer Bernt Anker an, nachdem er ihm anfangs kritisch gegenübergestanden hatte. In der Folge erhielt Moltke allerdings erhebliche Geldsummen von Anker, um seinen Lebensstil in Christiania, der offenbar sehr teuer war und jenseits von Moltkes Einkommen lag, finanzieren zu können.
1794 unternahm Moltke mit seiner Familie eine Reise nach Deutschland, wo sein älterer Bruder ein hohes Amt in Hessen-Kassel innehatte.
Karriere in Kopenhagen
Bald nach seiner Rückkehr zog Moltke nach Kopenhagen, wo er am 25. September 1795 zum 1. Stellvertreter der Allgemeinen Zollkammer sowie zum Stellvertreter des Finanzkollegiums und Mitglied der Überbankdirektion ernannt wurde. Kurz darauf (1796) kam die Position eines Mitglieds der Direktion des Pensionsfonds hinzu, und er erhielt auch einige untergeordnete Positionen. Als 1. Stellvertreter der Allgemeinen Zollkammer nahm er am Ende der Verhandlungen über das bedeutende neue Zollgesetz vom 1. Februar 1797 teil.
Am 19. Oktober 1799 wurde Moltke dann zum Präsidenten der dänischen Kanzlei berufen. In dieser Position hatte Moltke Gelegenheit, an den wichtigen Gesetzen und Verhandlungen mitzuwirken, die das Land in den darauffolgenden Jahren prägten. Besonders hervorzuheben ist sein Eifer für die Verbesserung des Schulwesens durch die Einführung der Lehrmethode Johann Heinrich Pestalozzis; er war einer der ersten Regierungsbeamten in Europa, der die Vorteile dieser Methode erkannte.
In seiner Tätigkeit geriet Moltke allerdings in einen Konflikt mit Christian Colbjørnsen, der als Generalstaatsanwalt jahrelang der führende Geist des Kollegiums gewesen war. Der Konflikt führte dazu, dass Moltke am 4. Januar 1804 wieder an die Spitze der Allgemeinen Zollkammer versetzt wurde, die er nun durch die Verleihung des Präsidententitels immerhin in einer angeseheneren Stellung als zuvor, bekleidete. Tatsächlich war die Versetzung allerdings eine Degradierung, die Moltke als Kränkung empfand.
Trotzdem und vermutlich auch durch sein ausnehmend gutes Verhältnis zum dänischen Kronprinzen erhielt Moltke in der Folgezeit eine Reihe von Ämtern, die die erlittene Niederlage vergessen machen sollten. So wurde er 1803 Direktor der Königlichen Genealogischen und Heraldischen Gesellschaft, 1804 Geheimer Rat, 1808 Geheimer Konferenzrat und Ordenssekretär, am 27. April 1810 Mitglied im Geheimen Staatsrat und 1811 Ritter des Elefanten-Ordens.
Ende desselben Jahres verband er die Position des Direktors der Öresund-Zollkammer mit seinen anderen Ämtern, mit denen er ab 1813 auch die Position eines Vorstandsmitglieds der Allgemeinen Witwenkasse verband.
Staatsminister
Moltkes Ernennung zum Geheimen Staatsminister 1810 konnte jedoch nur als formaler Titel ohne Machtbefugnisse betrachtet werden. Friedrich VI. hatte mit dem Reskript vom 19. März 1808 den Staatsrat aufgelöst und regierte in den folgenden, äußerst schwierigen Jahren, in denen unter anderem auch der Dänische Staatsbankrott von 1813 erklärt werden musste, ohne Kabinettsregierung. Dänemark geriet infolgedessen immer tiefer in Unordnung und Moltke schloss sich der Gruppe von Staatsbeamten an, die Friedrich VI. dazu bewegen wollten, den Staatsrat wieder einzusetzen, was am 24. April 1814 unter dem neuen Staatsminister Frederik Julius Kaas auch erfolgte.
In der Zwischenzeit war Moltke auf seine repräsentativen Ämter beschränkt, betätigte sich allerdings als Autor von kleineren Schriften, in denen er auf politische Risiken aufmerksam machte. So gilt er als Verfasser einer kleinen Broschüre „Aux Suédois par un habitant d’Altona“, in der er die Schweden drängte, den dänischen König zum Thronfolger zu wählen.
In den ersten Dezembertagen 1813 war Moltke mit weiteren Ministern an den Verhandlungen beteiligt, bei denen die dänische Regierung den schwedischen König bewegen wollte, für die Abtretung des Stiftsamtes Trondheim auf ganz Norwegen zu verzichten. Die Verhandlungen waren allerdings nicht erfolgreich.
Machtverlust
Die darauffolgende schwierige Zeit, in der die Abtretung Norwegens an Schweden durch den Kieler Frieden das Hauptereignis war, hinterließ bei Moltke tiefe Spuren. Obwohl die Existenz Dänemark als Staat nicht in Frage stand, war der Verlust Norwegens dennoch schmerzlich, zumal für Moltke, der durch seine lange Dienstzeit dort enge, auch persönliche, Bindungen geknüpft hatte.
Aus seinem Unmut über die neue Situation machte er keinen Hehl, was für ihn unangenehme Folgen hatte. Ein Brief von ihm an General Haxthausen, zu der Zeit als Staatsrat für Finanzen und Generalleutnant mit der Führung des kurzen Schwedisch-Norwegischen Krieges betraut, in dem er seine Sympathie für die norwegischen Kriegsbemühungen nachdrücklich zum Ausdruck brachte, wurde von den Schweden abgefangen. Der junge norwegische Diplomat Andreas Dedekam Gyldenpalm, der sich auf dem Heimweg durch Schweden befand und die Übergabe dieses Briefes zusammen mit einer Reihe weiterer Post übernommen hatte, hatte durch unvorsichtige Äußerungen bei den Schweden den Verdacht geweckt, er habe Papiere bei sich, die die dänische Regierung kompromittierten. Diese wurde in Schweden stark verdächtigt, mit Christian Frederik und den Norwegern zusammenzuarbeiten. Er wurde deshalb unterwegs verhaftet.
Moltkes Brief an Haxthausen und die bei dieser Gelegenheit bekannt gewordene Andeutung, er würde in seiner Eigenschaft als Präsident der Allgemeinen Zollkammer Lieferungen von Dänemark nach Norwegen begünstigen, waren angesichts der äußerst schwierigen Lage des Staates so fragwürdig, dass Friedrich VI. ihn sofort von allen Ämtern mit Ausnahme des Postens des Direktors der Öresund-Zollkammer entheben musste, obwohl er ihm bereits einen Rang als Premierminister zugestanden hatte. Er verbannte ihn außerdem nach Jütland. Später, als sich der unmittelbare diplomatische Konflikt aufgelöst hatte, nahm der König Moltke in seiner Gunst wieder auf und verschaffte ihm auf seinen Wunsch hin, am 2. September 1815 das Amt des Stiftsamtsmanns in Aalborg.
Letzte Dienststellung in Aalborg
Sein Amt in Aalborg versah Moltke mit Routine und erwarb sich in der Stadt ein hohes Ansehen. Er gründete die Stiftamtsbibliothek, zog sich aber altersbedingt schließlich 1824 zurück. Er starb 1836 auf Schloss Vallø, wo er seine letzten Jahre verbrachte.
Familie
Während seiner Zeit in Norwegen heiratete Moltke 1786 im Alter von 32 Jahren die 14-jährige Margrethe Løvenskiold, eine Tochter des damaligen Besitzers der Fossumer Eisenwerke, Kammerherr Herman Løvenskiold. Nach dem Tod seiner ersten Frau im Jahr 1808 heiratete er drei Jahre später Margrethe Sophie, geborene Hauch (gestorben 1829), die zuvor mit seinem älteren Bruder, Generalleutnant Adam Ludvig Moltke, verheiratet gewesen war. Aus seiner ersten Ehe hatte er drei Söhne darunter den Kammerherrn Herman Georg Moltke (1789–1854) und den Kammerherrn und Hofforstmeister Wilhelm Moltke (1802–1882).
Literatur
- Edvard Holm: Frederik Moltke. In: C.F. Bricka (Hrsg.): Dansk Biografisk Lexikon. Gyldendal. Kopenhagen. 1887–1905. Band 11. S. 413.
- Stichwort: Frederik Moltke. Thomas Hansen Erslew (Hrsg.): Almindeligt Forfatterlexicon for Kongeriget Danmark med tilhørende Bilande fra 1814. Band I-VI. Forlagsforeningens Forlag. 1843–1868.
- Historisk Tidsskrift, 4. Reihe, II, S. 1 ff.
Weblinks
- Frederik Moltke Lunding. In: gravsted.dk. Abgerufen am 24. August 2025 (dänisch).