FDGB-Pokal 1965/66

FDGB-Pokal 1965/66
Pokalsieger BSG Chemie Leipzig (1. Titel)
Europapokal der
Pokalsieger
BSG Chemie Leipzig
Beginn 08. August 1965
Finale 30. April 1966
Finalstadion Stadion Müllerwiese, Bautzen
Mannschaften 61
Spiele 65
Tore 205  (ø 3,15 pro Spiel)
FDGB-Pokal 1964/65

Der 15. Wettbewerb um den Fußball-FDGB-Pokal fand in der Saison 1965/66 statt.

Der Pokalwettbewerb 1965/66 begann diesmal mit der 1. Hauptrunde, die am 8. August 1965 startete und nach territorialen Gesichtspunkten gelost wurde. An dieser nahmen aus der Saison 1964/65 die 15 Bezirkspokalsieger, 30 Mannschaften aus der DDR-Liga (ohne Staffelsieger) und die beiden Letzten der DDR-Oberliga teil.

Vor der 2. Hauptrunde, in der die 14 Oberliga-Mannschaften in das Pokalgeschehen eingriffen, wurde erstmals eine Ausscheidungsrunde durchgeführt, für die aus den Siegern der 1. Hauptrunde zwölf Mannschaften gelost wurden.

Mit dem SC Chemie Halle und SC Turbine Erfurt schieden bereits die ersten Oberligisten in der 2. Hauptrunde aus. Das Achtelfinale erreichte neben den zweitklassigen DDR-Ligisten Motor Steinach, Dynamo Schwerin, Vorwärts Cottbus auch der drittklassige Bezirksligist Motor Rudisleben-Ichtershausen, doch keine der unterklassigen Mannschaften erreichte das Viertelfinale. Dort schied Pokalverteidiger 1. FC Magdeburg nach einer 0:1-Heimniederlage gegen Hansa Rostock aus. Der zweite Finalist FC Carl Zeiss Jena hatte schon das Achtelfinale nicht überstanden. Im Halbfinale schied mit Hansa Rostock der letzte im Wettbewerb verbliebene Fußballklub aus, sodass es zu einem reinen Betriebssportgemeinschafts-Finale mit Chemie Leipzig und Lokomotive Stendal kam.

1. Hauptrunde

Die Spiele fanden am 8. August 1965 statt.

Ergebnis
BSG Einheit Güstrow * 0:4 SG Dynamo Schwerin
SG Motor/Vorwärts Oschersleben * 2:1 BSG Motor Dessau
ASG Vorwärts Potsdam * 1:3 SC Potsdam
BSG Motor Wolgast * 5:2 TSG Wismar
BSG Traktor Ducherow * 2:3 SC Neubrandenburg
SG Lichtenberg 47 * 2:2 n. V. TSC Berlin
TSG Fürstenwalde * 1:5 BSG Stahl Eisenhüttenstadt
BSG Aktivist Welzow * 0:3 SC Cottbus
BSG Lokomotive Dresden * 1:5 BSG Stahl Riesa
BSG Motor Brand-Langenau * 2:1 BSG Aktivist „Karl Marx“ Zwickau
BSG Motor Schkeuditz * 0:3 ASG Vorwärts Leipzig
BSG Stahl WW Hettstedt * 2:2 n. V. SG Dynamo MK Eisleben
SC Turbine Erfurt II * 0:2 BSG Motor Eisenach
BSG Chemie Schwarza * 1:4 BSG Wismut Gera
BSG Kali Werra Tiefenort * 3:3 n. V. BSG Motor Steinach
ASG Vorwärts Rostock-Gehlsdorf 3:0 SC Einheit Dresden
ASG Vorwärts Neubrandenburg 6:0 BSG Chemie Zeitz
BSG Empor Neustrelitz 2:1 BSG Einheit Greifswald
BSG Turbine Magdeburg 0:3 SG Dynamo Hohenschönhausen
BSG Aktivist Brieske-Ost 1:4 BSG Motor Bautzen
BSG Chemie Riesa 2:3 ASG Vorwärts Cottbus
BSG Motor West Karl-Marx-Stadt 2:1 BSG Motor WEMA Plauen
BSG Motor Rudisleben-Ichtershausen 5:2 BSG Motor Weimar
* 
Bezirkspokalsieger

Durch ein Freilos zog die BSG Fortschritt Weißenfels direkt in die Ausscheidungsrunde ein.

Wiederholungsspiele

Die Spiele fanden am 18. August 1965 statt.

Ergebnis
TSC Berlin 3:1 SG Lichtenberg 47 *
SG Dynamo Eisleben 5:3 BSG Stahl WW Hettstedt *
BSG Motor Steinach 2:0 BSG Kali Werra Tiefenort *
* 
Bezirkspokalsieger

Ausscheidungsrunde

Die Spiele fanden am 10. Oktober 1965 statt.

Ergebnis
BSG Motor Eisenach 2:0 SG Dynamo Eisleben
BSG Fortschritt Weißenfels 0:1 BSG Motor Steinach
ASG Vorwärts Rostock-Gehlsdorf 0:0 n. V. ASG Vorwärts Neubrandenburg
BSG Wismut Gera 3:0 SC Potsdam
BSG Stahl Riesa 3:1 SG Dynamo Hohenschönhausen
SG Motor/Vorwärts Oschersleben * 2:3 SC Neubrandenburg
* 
Bezirkspokalsieger

Durch ein Freilos zogen Dynamo Schwerin, Motor Wolgast, TSC Berlin, Stahl Eisenhüttenstadt, SC Cottbus, Motor Brand-Langenau, Vorwärts Leipzig, Empor Neustrelitz, Motor Bautzen, Vorwärts Cottbus, Motor West Karl-Marx-Stadt und Motor Rudisleben-Ichtershausen direkt in die 2. Hauptrunde ein.

Wiederholungsspiel

Das Spiel fand am 13. Oktober 1965 statt.

Ergebnis
ASG Vorwärts Neubrandenburg 0:2 ASG Vorwärts Rostock-Gehlsdorf

2. Hauptrunde

Die Spiele fanden am 19. Dezember 1965 statt.

Ergebnis
BSG Stahl Riesa 0:2 SC Leipzig
BSG Motor Steinach 2:0 SC Turbine Erfurt
ASG Vorwärts Rostock-Gehlsdorf 0:2 SC Dynamo Berlin
SC Neubrandenburg 0:1 BSG Chemie Leipzig
ASG Vorwärts Cottbus 2:0 SC Chemie Halle
BSG Stahl Eisenhüttenstadt 0:1 SC Empor Rostock
BSG Motor West Karl-Marx-Stadt 0:1 SG Dynamo Dresden
BSG Motor Eisenach 0:6 BSG Motor Zwickau
BSG Motor Wolgast * 1:2 BSG Wismut Aue
BSG Motor Brand-Langenau * 0:4 BSG Lokomotive Stendal
SG Dynamo Schwerin 2:0 BSG Motor Bautzen
ASG Vorwärts Leipzig 1:2 ASK Vorwärts Berlin
SC Cottbus 0:2 SC Motor Jena
TSC Berlin 0:0 n. V. SC Magdeburg
BSG Wismut Gera 0:2 SC Karl-Marx-Stadt
BSG Empor Neustrelitz 0:2 n. V. BSG Motor Rudisleben-Ichtershausen
* 
Bezirkspokalsieger

Wiederholungsspiel

Das Spiel fand am 9. Januar 1966 statt.

Ergebnis
1. FC Magdeburg (1) (2) 0:0 n. V. TSC Berlin
(1) 
Am 22. Dezember 1965 wurde die Fußballabteilung aus dem SC Magdeburg gelöst und der 1. FC Magdeburg als reiner Fußballclub gegründet.
(2) 
Losentscheid für den 1. FC Magdeburg.

Achtelfinale

Die Spiele fanden am 16. Februar 1966 statt.

Ergebnis
ASG Vorwärts Cottbus 0:2 n. V. BSG Chemie Leipzig
BSG Motor Rudisleben-Ichtershausen 0:4 FC Karl-Marx-Stadt (3)
BSG Motor Zwickau 3:0 BSG Motor Steinach
1. FC Magdeburg 2:1 1. FC Lokomotive Leipzig (4)
FC Vorwärts Berlin (5) 0:1 BSG Wismut Aue
BSG Lokomotive Stendal 1:0 FC Carl Zeiss Jena (6)
F.C. Hansa Rostock (7) 1:0 SG Dynamo Schwerin
SG Dynamo Dresden 3:5 n. V. BFC Dynamo (8)
(3) 
Am 15. Januar 1966 wurde die Fußballabteilung aus dem SC Karl-Marx-Stadt gelöst und der FC Karl-Marx-Stadt als reiner Fußballclub gegründet.
(4) 
Am 20. Januar 1966 wurde die Fußballabteilung aus dem SC Leipzig gelöst und der 1. FC Lokomotive Leipzig als reiner Fußballclub gegründet.
(5) 
Am 18. Januar 1966 wurde die Fußballabteilung aus dem ASK Vorwärts Berlin gelöst und der FC Vorwärts Berlin als reiner Fußballclub gegründet.
(6) 
Am 20. Januar 1966 wurde die Fußballabteilung aus dem SC Motor Jena gelöst und der FC Carl Zeiss Jena als reiner Fußballclub gegründet.
(7) 
Am 28. Dezember 1965 wurde die Fußballabteilung aus dem SC Empor Rostock gelöst und der F.C. Hansa Rostock als reiner Fußballclub gegründet.
(8) 
Am 15. Januar 1966 wurde die Fußballabteilung aus dem SC Dynamo Berlin gelöst und der BFC Dynamo als reiner Fußballclub gegründet.

Viertelfinale

Die Spiele fanden am 2. und 23. März 1966 statt.

Ergebnis
BSG Wismut Aue 2:3 BSG Chemie Leipzig
FC Karl-Marx-Stadt 0:3 BSG Motor Zwickau
BSG Lokomotive Stendal 2:1 BFC Dynamo
1. FC Magdeburg 0:1 F.C. Hansa Rostock

Halbfinale

Die Spiele fanden am 30. März 1966 statt.

Ergebnis
BSG Chemie Leipzig 2:0 BSG Motor Zwickau
BSG Lokomotive Stendal 1:0 F.C. Hansa Rostock

Finale

Statistik

Paarung BSG Chemie LeipzigBSG Lokomotive Stendal
Ergebnis 1:0 (0:0)
Datum Samstag, 30. April 1966 um 17.00 Uhr
Stadion Stadion Müllerwiese, Bautzen
Zuschauer 15.000
Schiedsrichter Fritz Köpcke (Wusterhausen/Dosse)
Schiedsrichterassistenten Helmut Bader (Bremen/Rhön), Dieter Zülow (Rostock)
Tore 1:0 Matoul (74.)
BSG Chemie Leipzig Klaus GüntherBernd Herzog, Manfred Walter (C)ein weißes C in blauem Kreis, Heinz HerrmannWolfgang Krause, Horst SlabyWolfgang Behla, Hans-Bert Matoul, Dieter Scherbarth, Bernd Bauchspieß, Klaus Lisiewicz
Cheftrainer: Alfred Kunze
BSG Lokomotive Stendal Hans ZeppmeiselManfred Felke, Siegfried Nathow, Ernst Lindner (C)ein weißes C in blauem Kreis, Günter PrebuschAlbrecht Strohmeyer, Kurt LiebrechtHelmut Schmidt, Gerd Backhaus, Dieter Karow, Wolfgang Abraham
Cheftrainer: Martin Schwendler

Spielverlauf

Entscheidung in der 74. Minute:

Aus der Leipziger Hälfte erreicht ein weiter Schlag den Rechtsaußen Behla. Dieser flankt hoch zu seinem Mittelstürmer Scherbarth, dessen verunglückter Kopfball fällt dem freistehenden Matoul vor die Füße, der den Ball mit dem Außenrist flach in die lange Ecke stößt.

Das 15. Endspiel um den FDGB-Pokal hatten zwei Mannschaften aus den unteren Tabellenregionen erreicht. In der noch nicht abgeschlossenen Oberliga-Saison standen am Endspieltag Chemie Leipzig auf dem 10., Lok Stendal auf dem 12. Tabellenplatz. Während die Leipziger im althergebrachten 3-2-5-System antraten, ließ der Stendaler Trainer Schwendler im modernen 4-2-4 spielen. Die Lok-Elf setzte auch die ersten Akzente des Spiels. Bereits nach vier Minuten hatte sie vier Ecken erzielt, die Mittelfeldspieler Liebrecht und Strohmeyer zeigten hohen kämpferischen Einsatz, gepaart mit taktischer Raffinesse. Während sich die Stendaler in Serie gute Torchancen erspielten, kam Chemie Leipzig aus der Abwehrarbeit nicht heraus, überhastete Spielzüge und Abspielfehler hemmten jeglichen Spielfluss. Am Ende der ersten Halbzeit hatte Lok Stendal ein Eckenverhältnis von 7:2 erreicht, doch haperte es bei ihnen mit der Chancenverwertung. In der zweiten Spielhälfte änderte sich das Geschehen. Endlich hatten die Leipziger ihren Spielrhythmus gefunden und rissen nun die Initiative an sich. Mit drangvollem Spiel setzten sie die Stendaler Abwehr unter Druck, innerhalb von 20 Minuten gab es drei Leipziger Großchancen, Torwart Zeppmeisel wurde zu Glanzparaden gezwungen. Die aufgrund von Verletzungen zunächst verhalten begonnenen Leipziger Spielmacher Bauchspieß und Lisiewicz starteten jetzt voll durch und verliehen ihrer Mannschaft die bisher vermisste Konstruktivität. Während es Lok Stendal in seiner Drangperiode nicht gelungen war, die Überlegenheit in Torerfolge umzumünzen, reichte den Leipzigern ein gekonnter Spielzug, um das Pokalendspiel für sich zu entscheiden.
Manfred Walter (Leipzig): „Wir kamen sehr schwer ins Spiel. Von unserer Überhast profitierten die Stendaler Mittelfeldspieler. In der zweiten Halbzeit waren wir dann weit konzentrierter.“
Gerd Backhaus (Stendal): „Ein Quäntchen Glück hat uns gefehlt, man könnte auch sagen, die nötige Abgeklärtheit, um das verdiente Tor zu erzielen.“ (Deutsches Sportecho 2. Mai 1966)

Literatur

  • Die neue Fußballwoche. Fuwo. Berlin (Hefte der Saison 1965 und 1966).
  • DSFS AG Nordost (Hrsg.): DDR-Chronik 1949–1991, DDR-Fußball in Daten, Fakten und Zahlen. Band 3: 1963/64–1968/69. Berlin 2007, S. 160–161.