10,5-cm-Gebirgshaubitze L/12
| 10,5-cm-Gebirgshaubitze L/12 | |
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| Allgemeine Angaben | |
| Militärische Bezeichnung | 10,5-cm-Gebirgshaubitze L/12 M. 1912 |
| Entwickler/Hersteller | Krupp Rheinmetall |
| Entwicklungsjahr | 1912 |
| Technische Daten | |
| Rohrlänge | 1,26 m (Kp) 1,27 m (Rh) |
| Kaliber | 10,5 cm |
| Kaliberlänge | L/12 |
| Höhenrichtbereich | –7° bis +40° (Kp) +7° bis +48° (Rh) Winkelgrad |
| Seitenrichtbereich | 5,25° (Kp) 3° (Rh) |
Die 10,5-cm-Gebirgshaubitze L/12, kurz 10,5-cm-Geb.H. L/12, war ein Gebirgsgeschütz des deutschen Kaiserreiches, welches im Ersten Weltkrieg eingesetzt wurde.
Entwicklung
Vor dem Ersten Weltkrieg war das Konzept eines offensiv geführten Krieges mit schnellen Manövern wichtig und das bevorzugte Mittel. Vor dem Ausbruch des Krieges verfügten die meisten Länder über verschiedene Muster von schwerer Artillerie, welche aber in keiner großen Anzahl vorhanden waren. Um die Infanterie mit tragbaren Geschützen und der damit verbundenen Feuerkraft auszurüsten, experimentierten die späteren Kriegsparteien mit Mörsern und Gebirgsgeschützen als Infanterieunterstützungswaffen. Dabei zeichneten sich die Gebirgsgeschütze dadurch aus, dass sie in schwerem Gelände und durch mögliche Einschlagkrater gezeichnete Ebenen schnell transportiert und aufgebaut werden konnten.[1]
Die Theoretiker gingen davon aus, dass schwere Artillerie in ihrer Bedeutung nicht wachsen würde, da es durch schnelle Vorstöße und Geländegewinne zu keinem Stellungskrieg kommen würde. Dennoch begannen Rheinmetall (Rh) und Krupp (Kp) mit den Arbeiten an einem zerlegbaren Gebirgsgeschütz, welches schnell transportiert und aufgebaut werden sollte. Auch wurde ein recht großes Kaliber gewählt und im Jahr 1912 präsentierte Rheinmetall bereits die 10,5-cm-Gebirgshaubitze L/12 (Rh).[2] Im Jahr 1916 legte Krupp nach und lieferte die ersten vier Geschütze an die Front.[1]
Technische Beschreibung
10,5-cm-Geb.H. L/12 (Rh)
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Das Geschützrohr war teilbar in den Rohrlauf und das Bodenstück mit Rohrhalterung, der Verschluss war ein Schubkurbelverschluss.[3] Der Rohrrücklauf war selbsttätig veränderlich, damit bei einer großen Rohrerhöhung keine Schäden entstanden. Um den Rücklauf jedoch größtmöglich halten zu können, wurden die Schildzapfen weiter nach hinten verlegt. Um das damit entstandene größere Vordergewicht auffangen zu können, wurde ein Gewichtausgleicher verbaut.[4]
Die Lafette bestand aus einem gabelförmigen Gestell, welches aus konstruktiven Gründen wandartig gestaltet war. Das Schwanzstück der Lafette hingegen war weiterhin Röhrenförmig gestaltet. Dieser Teil konnte beim Feuern abgenommen werden, um den maximalen Höhenwinkel von 40 auf 48 Winkelgrad zu erhöhen.[3] Damit ergab sich ein Höhenrichtbereich von +7 bis +40/48 Winkelgrad.[5] Das seitliche Richten erfolgte durch betätigen der Seitenrichtmaschine. Dadurch drehte sich die Rohrwiege mit Rohr um einen in der Achse gelagerten Pivotzapfen. Dabei konnte das Geschütz zu beiden Seiten um 3 Winkelgrad gedreht werden.[4]
Die Räder an der geraden Achse waren aus Stahl gefertigt. Die Radnaben wurden mit staubdichten Kappen geschützt. Damit bei der Schussabgabe auf weichem Boden das Geschütz nicht einsackte, konnten spezielle Radschuhe unter die Lafettenräder gelegt werden. Der Geschützschild für den Schutz der Bedienmannschaft vor Schrapnellen, war 4 mm dick und verfügte über einen Ausschnitt für das Geschützrohr und einen für das Visier. Zusätzlich gab es einen Stockschild, welcher auch als Seitenschild an das Geschütz angebracht werden konnte. Die Visiereinrichtung bestand aus einem Geländewinkelmesser und einem Rundblickfernrohr. Ein Richtglas ersetzte hier Kimme und Korn.[4]
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Der Transport des Geschütztes konnte durch eine Stangen- oder Gabeldeichsel erfolgen.[4] Die Protze der 10,5-cm-Gebirgshaubitze L/12 bestand aus einem Untergestell und einem Tragegestell für vier Munitionskästen. Für die Munitionskanoniere gab es einen Munitionsschild, welcher auf der Protze mitgeführt wurde. Die Munition war identisch mit der der 10,5-cm-leichte Feldhaubitze 98/09. Hier wurde jedoch die 7. Ladung entfernt, weshalb das Gewicht der Granaten nur 15,8 kg betrug. Bei einer Mündungsgeschwindigkeit von 256 m/s konnten die Granaten bis zu 5,2 km weit gefeuert werden.[6][7]
Neben dem Transport durch Zugtiere oder Zugmaschinen, konnte das Geschütz für den Transport im Gelände in acht Lasten zerlegt werden. Dabei wogen alle Lasten zwischen 116 und 120 kg. Die Lasten bestanden aus:[6][7]
- dem Verschlusskasten, Visierkasten, einem Laufrad und zwei Hebebäumen
- dem Rohrlauf
- dem Bodenstück, Wischerkolben und einer Richtlatte
- der Rohrwiege mit Bremse, Deichselträger und Hinterbracke
- dem Lafettenhinterteil mit Richtbaum, Stangendeichsel, Vorderbracke und zwei Ortscheite
- den Rädern mit Radschuhen und Streben
- der Achse mit Geschützschild und Schildstreben
- dem Lafettenvorderteil und den Lafettensitzen
10,5-cm-Geb.H. L/12 (Kp)
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Das Geschützrohr der 10,5-cm-Gebirgshaubitze L/12 von Krupp war zerlegbar und bestand aus einem Seelenrohr, einem Rohrmantel und einem Rohrschlitten. Beim Zusammenbau wurde das Geschützrohr in den Rohrschlitten eingeschoben 45 Winkelgrad gedreht und durch segmentartige Gewinde verriegelt. Die Rohrwiege ruhte mit den Schildzapfen in der Vorderlafette und nahm die Rücklaufbremse und den Federvorholer auf. Dieser war dafür zuständig, das Geschützrohr nach der Schussabgabe wieder in die Ausgangsposition zurückzuführen. Der Rücklauf bei der Gebirgshaubitze war ständig lang.[8]
Die Lafette bestand aus zwei gebördelten Stahlblechwänden, welche durch Querbleche, den Lafettenkasten und den Spornteil miteinander verbunden waren. Die Vorderlafette trug die Zahnbogen-Höhenrichtmaschine ohne Federausgleicher und die Seitenrichtmaschine, welche die Lafette auf der Achse verschob. Die beiden Richtmaschinen wurden durch Kurbelräder an der linken Lafettenseite betätigt. Die Hinterlafette wurde durch Bolzen mit der Vorderlafette verbunden. Die Räder bestanden aus Holz und hingen an einer geraden Achse.[8]
Der Geschützschild war vor den Rädern montiert und konnte für den Transport in der Mitte geteilt werden. Er bestand aus einem Hauptschild mit angelenkten oberen und unteren Schildteilen. Durch vier Naben war dieser mit dem Lafettenkörper verbunden.[8] Für die Munitionskanoniere gab es ein Munitionsschild, welches aus einem Ober- und Unterteil bestand. Die Visiereinrichtung war auf dem linken Schildzapfen angebracht und bestand aus einem Geländewinkelmesser und einem Rundblickfernrohr sowie einer Notzieleinrichtung.[9]
Die Protze bestand aus einem Rahmengestell, einer Achse mit abnehmbarer Bergstütze, zwei Rädern, einer Gabeldeichsel und einer Zeltbahn. In der Protze konnten 18 Granaten mitgeführt werden. Die Geschosse und Kartuschen wurden in Munitionskörben verpackt, von denen jeder zwei Schuss enthielt. Auch hier wurde die gleiche Munition wie bei der 10,5-cm-leichte Feldhaubitze 98/09 genutzt. Das Geschütz konnte, bei einer Mündungsgeschwindigkeit von 253 m/s, die Granaten bis zu 4,9 km weit feuern.[9]
Auch das Geschütz von Krupp konnte durch Zugtiere oder Zugmaschinen gezogen werden. Für den Transport im Gelände konnte es ebenfalls in acht Lasten zerlegt werden. Dabei wogen alle Lasten zwischen 115 und 119 kg. Die Lasten bestanden aus:[9][10][7]
- dem Geschützschild und der Achse
- der Vorderlafette
- der Hinterlafette mit Zubehör und Lafettenkasten, sowie den zwei Räder
- dem Spornteil, zwei Kästen mit Zieleinrichtung und Geschützzubehör
- der Rohrwiege
- dem Rohrschlitten mit Gabeldeichsel und zwei Hebebäumen
- dem Seelenrohr mit Richtbaum, einem Hebebaum und ein paar Radschuhen
- dem Rohrmantel mit Verschluss
Einsatz
Beide Geschütze waren in den ballistischen Eigenschaften und der Wirkung nahezu identisch. Auch die Gewichte der zerlegten Lasten waren ungefähr dieselben. Lediglich in der Feuerstellung war das Geschütz von Rheinmetall etwas leichter als das von Krupp. Die Haltbarkeit der Lafetten bei den Geschützen war gering, da nach relativ kurzem Gebrauch bereits größere Instandsetzungsarbeiten durchgeführt werden mussten. Auch die Reichweite und Treffsicherheit über 3,5 km entsprach bei Kriegsausbruch nicht mehr den Anforderungen.[11]
Im Ersten Weltkrieg wurden die 10,5-cm-Geb.H. L/12 (Rh) in nur einem Exemplar eingesetzt.[11] Die Gebirgshaubitze von Krupp wurde in einer größeren Anzahl eingesetzt. Im Jahr 1916 wurden die ersten vier Geschütze zu Testzwecken an die Front geliefert. Nachdem im Juni 1916 die Test abgeschlossen waren, wurden weitere 32 Stück ausgeliefert und in zwei Batterien eingesetzt.[7]
Beide Geschütze konnten sich im Krieg nicht gut bewähren, aufgrund der angesprochenen Mängel und der zu schweren Lasten für die Tragtiere. Sie waren gegenüber den österreich-ungarischen Geschützen von Škoda deutlich unterlegen und wurden relativ zügig wieder ausgemustert. In einem Urteil der Einheiten hieß es:[11]
„Die Konstruktion eines Geb.H.-Geräts befindet sich noch in den ersten Anfängen. Die Geb.H. sind gewiss schon ganz gut brauchbar und haben infolge ihrer erheblich größeren Geschoßwirkung gute Erfolge gehabt. Andererseits hat aber diese Konstruktion so schwere Nachteile, dass die Frage berechtigt erscheint, ob es nicht zweckmäßiger wäre, die bisher beschrittene Bahn zu verlassen und die Konstruktion auf neuen Grundsätzen aufzubauen.“
Zwei ausgemusterte Geschütze wurden an die Türkei geliefert und vier Stück gingen an Bulgarien. In Bulgarien wurde das Geschütz unter der Bezeichnung 105-mm-skorostrelna planinska gaubitsa (bulgarisch: 105-мм-скорострелна планинска гаубица, deutsch: 105-mm-Schnellfeuer-Gebirgshaubitze) geführt.[7]
Verbleib
Eine der wenigen erhaltenen 10,5-cm-Gebirgshaubitzen L/12 (Kp) befindet sich heute im griechischen Lachanas Militär Museum nahe Thessaloniki.
Literatur
- Wolfgang Fleischer: German artillery : 1914-1918. Pen & Sword Military, Barnsley 2015, ISBN 978-1-4738-2398-3.
- Reinhold Hammer: Das Gerät der Gebirgsartillerie. Bernard & Graefe, Berlin 1943.
- Ian Hogg: Allied artillery of World War One. Crowood, Ramsbury 2004.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b Ian Hogg: Allied artillery of World War One. 2004, S. 129–134.
- ↑ Reinhold Hammer: Das Gerät der Gebirgsartillerie. 1943, S. 45.
- ↑ a b Reinhold Hammer: Das Gerät der Gebirgsartillerie. 1943, S. 113.
- ↑ a b c d Reinhold Hammer: Das Gerät der Gebirgsartillerie. 1943, S. 114.
- ↑ Reinhold Hammer: Das Gerät der Gebirgsartillerie. 1943, S. 116.
- ↑ a b Reinhold Hammer: Das Gerät der Gebirgsartillerie. 1943, S. 115.
- ↑ a b c d e Wolfgang Fleischer: German artillery : 1914-1918. 2015, S. 106.
- ↑ a b c Reinhold Hammer: Das Gerät der Gebirgsartillerie. 1943, S. 117.
- ↑ a b c Reinhold Hammer: Das Gerät der Gebirgsartillerie. 1943, S. 118.
- ↑ Reinhold Hammer: Das Gerät der Gebirgsartillerie. 1943, S. 119.
- ↑ a b c Reinhold Hammer: Das Gerät der Gebirgsartillerie. 1943, S. 120.
