24-Pfünder-Feldkanone

24-Pfünder-Feldkanone


24-Pfünder-Feldkanone
mit hölzerner Lafette

Allgemeine Angaben
Entwicklungsjahr 1830
Produktionsstart 1832
Waffenkategorie Kanone
Technische Daten
Rohrlänge 2,13 m
Kaliber 14,9 cm
Kaliberlänge L/14,6
Anzahl Züge 24
Drall

Die 24-Pfünder-Feldkanone (1832), eiserne kurze 15-cm-Kanone mit Keilverschluss (ab 1870), kurze 15-cm-Kanone (ab 1930er Jahre), war eine preußische Kanone, die 1832 eingeführt und während des Deutsch-Französischen Krieges von 1870/71 und im Ersten Weltkrieg eingesetzt wurde.

Entwicklung

Die Entstehung der 24-Pfünder-Feldkanone geht bis ins Jahr 1830 zurück. Der damalige Generalinspekteur der Artillerie, Prinz Friedrich Wilhelm Heinrich August von Preußen regte 1830 die Entwicklung eines neuen, schweren Geschützes an, um die Infanterie in Gefechten mit schweren Geschützen unterstützen zu können. Das Geschützrohr sollte so bemessen werden, dass die Bedienmannschaft mit der Hand das Vorderladergeschütz ohne große Anstrengungen bestücken konnte. Auch sollte das Geschütz nicht schwerer sein, als die zuvor eingeführte 12-Pfünder-Kanone (12 cm).[1]

Im Jahr 1869 begann eine Umkonstruktion des Geschützes. Im Februar 1870 wurde es dann erneut eingeführt und unter der Bezeichnung eiserne kurze 15-cm-Kanone mit Keilverschluss verwendet. Nach dem Krieg von 1870/71 wurde das Geschütz immer weiter angepasst und mit neuen Technologien verbessert. So wurden die Weichbronzerohre durch Hartbronzerohre ersetzt und später wurden Stahlseelen eingezogen.[1]

Technische Beschreibung

Ab 1869 verfügte die kurze 15-cm-Kanone über einen Flachkeilverschluss mit Kupferliderung und Stahlplatten. Dieser ruhte auf dem Richtkissen der Doppelschrauben-Richtmaschine. Mithilfe einer Ladebüchse wurde das Ansetzten und Beladen der Geschosse in das Geschützrohr erleichtert.[2] Das Geschützrohr hatte ein Gewicht von 1,49 t, der Keilverschluss wog 92 kg. Zusammen mit der Lafette hatte das Geschütz ein Gewicht von 2,80 t.[3]

1872 wurde die hölzerne Lafette durch eine neue aus Eisen ersetzt. Wog sie mit Holz 1,25 t, erhöhte sich mit Eisen das Gewicht um 197 kg auf 1,44 t. Dadurch änderte sich der Höhenrichtbereich. Betrug er bei der hölzernen Lafette maximal +31 Winkelgrad, erhöhte er sich bei der eisernen Lafette auf maximal +41 Winkelgrad.[2] Der niedrigste Richtbereich lag bei beiden Lafettenarten bei −10 Winkelgrad.[4] Der seitliche Richtbereich betrug zu beiden Seiten je 18,5 Winkelgrad. Bei einer Mündungsgeschwindigkeit von 265 m/s konnten die Granaten bis zu 4,85 km weit gefeuert werden.[3]

Die verschossene Munition bestand aus der 15-cm-Granate C/80 L/2,4 mit 27,75 kg Gewicht, der 15-cm-Granate C/88 L/2,8 mit 40,9 kg Gewicht, der 15-cm-Schrapnellgranate C/80 mit 39,58 kg Gewicht und der 15-cm-Granate 88 mit 42,3 kg Gewicht.[3]

Ein Transport der Geschütze fand mithilfe von der Lafette, Protzen und Bettungswagen statt. So wurde das Geschützrohr während des Marsches tiefer in die Lafette abgesetzt. Die Feuerbereitschaft war durch das Mitführen der Bettung auf Bettungswagen, welche langsam und schwerfällig waren, deutlich verringert.[2]

Einsatz

Eiserne kurze 15-cm-Kanone mit Keilverschluss und eiserner Lafette

Die kurze 15-cm-Kanone war der Vorläufer des 15-cm-Mörsers und der schweren Feldhaubitzen. Sie gehört zu den Geschützen, welche am längsten in der Armee im Einsatz waren. Noch bis zum Ersten Weltkrieg blieb dieses Geschütz in den Beständen der Festungsartillerie oder als Ausbildungsgeschütz erhalten. So wurde es beispielsweise 1916 im Rekrutendepot in Magdeburg oder in den rückliegenden Stellungen der alten Stadtbefestigung von Straßburg verwendet.[1]

Der erste Kriegseinsatz der eisernen kurzen 15-cm-Kanone mit Keilverschluss war in den Jahren 1870/71 während des Deutsch-Französischen Krieges. Hierbei bewährte sich das Geschütz sehr gut und wurde von den Bedienmannschaften in Sachen Wirkung im Ziel und Treffsicherheit gelobt. Bei Angriffen auf gegnerische Festungen wurde sie hauptsächlich eingesetzt und als Breschegeschütz bezeichnet.[1] Der Einsatz des Geschützes während dieses Krieges wurde durch eine weitere Besonderheit begleitet, der relativ nahe Einsatz an der Front. Der deutsche General Hermann von Müller sagte darüber:[2][3][5]

„Die eigentlichen Gefechtsdistanzen, auf denen der Artilleriekamp erfolgreich durchgefochten werden sollte, lagen im allgemeinen in den bisher dafür bestimmten Grenzen von 900–1200 m. Bei Straßburg waren die zuerst angelegten Demontierbatterien im Durchschnitt 1125–1650 m entfernt und mussten später nähergelegt werden.“

So betrug die maximal Kampfentfernung bei Schlettstadt zwischen 675 und 900 m. So lobte auch hier der General die eiserne kurze 15-cm-Kanone mit Keilverschluss als hervorragendes Geschütz für kurze Schussweiten.[3][5]

Waren zur damaligen Zeit die Geschütze noch hinter der Frontlinie auf festen Stellungen im Einsatz und beschossen die gegnerischen Stellungen aus weiter Entfernung, so änderte sich dies mit dem Russisch-Osmanischen Krieges. Aufgrund der gewonnenen Erfahrungen bei Plewna wurden auf Antrag des Großen Generalstabes einige kurze 15-cm-Kanonen zur Mitführung beim Feldheer bestimmt. Dadurch musste und wurde die Beweglichkeit der Geschütze wesentlich erhöht, die Geschossgewichte um mehrere hundert Kilo verringert.[2]

Später in Festungen eingesetzt, wurde das Geschütz auf einer hohen Bocklafette montiert, da die Geschütze hinter einer hohen Brustwehr aufgestellt wurden. Schwere und hohe Hemmkeile begrenzten den Rück- und Vorlauf, da das Geschütz weiterhin kein Rohrrücklauf besaß.[2]

Literatur

  • Hermann Schirmer: Das Gerät der Artillerie vor, in und nach dem Weltkrieg, V. Teil, Das Gerät der schweren Artillerie (Textband). Bernard & Graefe, Berlin 1937.
  • Hermann von Müller: Die Entwicklung der preußischen Festungs- und Belagerungsartillerie in Bezug auf Material, Organisation und Ausbildung von 1815–1875. Robert Oppenheim, Berlin 1876.

Einzelnachweise

  1. a b c d Hermann Schirmer: V. Teil, Das Gerät der schweren Artillerie (Textband). 1937, S. 35.
  2. a b c d e f Hermann Schirmer: V. Teil, Das Gerät der schweren Artillerie (Textband). 1937, S. 36.
  3. a b c d e Hermann Schirmer: V. Teil, Das Gerät der schweren Artillerie (Textband). 1937, S. 37.
  4. Hermann Schirmer: V. Teil, Das Gerät der schweren Artillerie (Textband). 1937, S. 38.
  5. a b Hermann von Müller: Die Entwicklung der preußischen Festungs- und Belagerungsartillerie. 1876, S. 249, 252–254.