Taybeh
| Taybeh الطيبة | |||
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| Gebiet: | Westjordanland (Judäa und Samaria) | ||
| Koordinaten: | 31° 57′ N, 35° 18′ O | ||
| Einwohner: | 2.100 | ||
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Taybeh (arabisch الطيبة aṭ-Ṭayyiba) ist eine Ortschaft in den Palästinensischen Autonomiegebieten. Sie hat ungefähr 2100 Einwohner und liegt ca. 10 Kilometer östlich von Ramallah, in einem kleinen Abschnitt der B-Gebiete, der von allen Seiten mit israelischen Siedlungen und Militärbasen umgeben ist.[1] Das Dorf, das als das biblische Ephraim gilt, wohin sich Jesus Christus vor seiner Passion zurückzog (Joh 11,54 ), ist heute der einzige fast komplett christliche Ort im Heiligen Land.
Wirtschaft

Bekannt ist Taybeh vor allem wegen seiner 1994 von dem christlichen Palästinenser Nadim Khouri gegründeten Taybeh-Brauerei, die als einzige im Nahen Osten nach dem bayerischen Reinheitsgebot braut. Gezielte Fördermaßnahmen der Konrad-Adenauer-Stiftung und Hanns-Seidel-Stiftung (z. B. beim Ausrichten des ersten Oktoberfestes in Palästina) brachten wertvolle Impulse für die Entwicklung des Unternehmens, das eines der wenigen Hoffnungsträger in der seit Beginn der Zweiten Intifada darniederliegenden palästinensischen Wirtschaft ist. Wie beim Münchner Vorbild fand das erste Taybeher Oktoberfest im September 2005 statt, allerdings aus Rücksicht auf den Ramadan. Seither findet das zweitägige Fest am ersten Wochenende im Oktober statt.[2] Die Brauerei produziert insbesondere für den arabisch-muslimischen Markt auch alkoholfreies Bier.
Geschichte
Taybeh wird mit dem im Buch Josua genannten Ort Ophrah oder mit Ephraim, dem Ort, an den Jesus sich nach dem Johannesevangelium mit seinen Jüngern zurückzog, identifiziert. Josephus erwähnt diesen Ort in seinem Jüdischen Krieg. In byzantinischer Zeit wurde im 5. Jahrhundert die erste Kirche die heutige Georgskirche, errichtet. Zudem befanden sich in der Umgebung zwei Klöster, von denen noch Ruinen erhalten sind.[3]
Im 12. Jahrhundert bauten die Kreuzfahrer direkt daneben eine zweite Kirche.[3]
Charles de Foucauld (1858–1916), ein französischer Priester und Mönch, verbrachte 1889 und 1898 einige Tage in Taybeh.
Abderraouf Abderrazeq, ein Veteran des Großen Arabischen Aufstandes von 1936 bis 1939 und des Palästinakriegs, der den Großmufti von Jerusalem, Mohamed Amin al-Husseini, hasste, wurde nach 1948 mit dieser Motivation zum Kollaborateur und unterstützte Israel als „Berater für arabische Angelegenheiten“.[4]
Am 4. September 2005 wurde die Ortschaft Opfer einer Vergeltungsaktion, da angeblich ein Christ aus Taybeh eine verheiratete Muslimin aus dem Nachbarort geschwängert hatte. Die muslimischen Nachbarn verübten an der Schwangeren einen Ehrenmord und brannten zur Wiederherstellung der Dorfehre vierzehn Häuser in Taybeh nieder, wobei siebzig Menschen obdachlos wurden. Auch die Brauerei wäre bei dem Vorfall beinahe niedergebrannt worden.[5]
Am 19. April 2013 versuchten israelische Siedler, das Kloster von Taybeh und die angrenzende Kapelle zu besetzen.[6]
Am 25. Juni 2025 griffen Dutzende bewaffneter israelischer Siedler Taybeh und das nahe gelegene Dorf Kafr Malik an. Sie setzten Häuser und Fahrzeuge in Brand. Drei Palästinenser wurden erschossen, wobei unklar ist, ob sie von den Siedlern oder den israelischen Verteidigungskräften getötet wurden. Die Washington Post berichtete, dass es sich um den letzten in einer Reihe von gewalttätigen Überfällen auf palästinensische Dörfer im Westjordanland gehandelt habe, die oft ungestraft in Anwesenheit israelischer Soldaten oder direkt mit deren Hilfe durchgeführt würden.[7] Zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage griffen israelische Siedler das Dorf am 8. Juli 2025 an. Sie legten Brände an Autos, Gebäuden und Olivenhainen.[8][9] Außerdem treiben die Siedler laut Angaben von Einwohnern regelmäßig ihre Rinderherden über die Olivenhaine, was große Schäden verursacht. Hinzu kämen schriftliche Drohungen gegen die Einheimischen.[10] Am 14. Juli 2025 besuchten christliche Würdenträger und internationale Diplomaten das Dorf, um ihre Solidarität zu bekunden. Zu den anwesenden Kirchenvertretern zählten unter anderem der griechisch-orthodoxe Patriarch von Jerusalem, Theophilos III und der Lateinische Patriarch von Jerusalem Pierbattista Pizzaballa. Es waren Botschafter und Konsularvertreter aus Europa und den Vereinigten Staaten vor Ort. Man forderte eine internationale Untersuchung der Angriffe. Kardinal Pizzaballa sagte: „Es handelt sich um systematische Angriffe auf Christen, wie wir sie in der gesamten Region beobachten. Selbst im Krieg müssen heilige Stätten geschützt werden“.[11]
Literatur
- Immanuel Benzinger: Ephraim 2. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band V,1, Stuttgart 1903, Sp. 16 f.
Weblinks
- Konrad-Adenauer-Stiftung: Workshop in Taybeh zur Gründung von Kleinunternehmen für lokale Produkte
- Hanns-Seidel-Stiftung: Politische Unabhängigkeit basiert auf wirtschaftlicher Unabhängigkeit
Einzelnachweise
- ↑ Erneute Siedlergewalt gegen christliches Dorf Taybeh. Jerusalemsverein, abgerufen am 15. August 2025.
- ↑ Oktoberfest – Taybeh Brewing Company. Abgerufen am 14. Juni 2025 (amerikanisches Englisch).
- ↑ a b Hanna Jaser: A village called Taybeh. In: taybeh.org. United Taybeh American Association (UTAA), abgerufen am 1. August 2025 (englisch).
- ↑ Jean-Pierre Filiu: Comment la Palestine fut perdue – Et pourquoi Israël n’a pas gagné – Histoire d’un conflict (XIXe–XXIe siècle). Éditions du Seuil, Paris 2024, ISBN 978-2-02-153833-5, S. 271.
- ↑ Ulrich W. Sahm: Zwischen Pogrom und Oktoberfest: Das christliche Dorf Taybeh In: HaGalil, 6. Oktober 2005, abgerufen am 15. Juni 2025.
- ↑ Settlers raise Israeli flag over West Bank church ( vom 13. November 2014 im Internet Archive), Maan News Agency. 19 April 2013.
- ↑ Gerry Shih: Three Palestinians killed in West Bank clash with Israeli settlers and troops. In: The Washington Post. 28. Juni 2025, abgerufen am 29. Juni 2025 (englisch).
- ↑ Martin Lengemann: „Tief sitzender Christenhass“ – Israelische Siedler greifen christliches Palästinenser-Dorf an. In: Die Welt. 1. Juli 2025, abgerufen am 9. Juli 2025.
- ↑ Angriffe israelischer Siedler bedrohen das christliche Dorf Taybeh. In: Agenzia Fides. 9. Juli 2025, abgerufen am 9. Juli 2025.
- ↑ Willi Wild: Widerstand mit Gottes Hilfe. In Glaube und Heimat vom 3. August 2025, S. 7.
- ↑ Martin U. K. Lengemann: „Es gibt hier keine Zukunft für euch“ – Der Überlebenskampf des letzten christlichen Dorfs. In: Die Welt. 16. Juli 2025, abgerufen am 16. Juli 2025.

