Theophilos III. von Jerusalem


Theophilos III. von Jerusalem, bürgerlicher Name Ηλίας Γιαννόπουλος (Ilias Giannopoulos), (* 4. April 1952 in Gargaliani, Messinia, Griechenland) ist der amtierende Patriarch des Griechischen Patriarchats von Jerusalem.
Leben
Ilias Giannopoulos studierte Theologie an der Universität Athen und setzte seine Studien in London fort. Im Jahre 1984 ging er nach Jerusalem und war Archidiakon unter Patriarch Benedikt I. Von 1991 bis 1996 war er Priester in Kana, Galiläa. Er gründete eine Gesellschaft mit dem Namen Nour al-Masih (Licht Christi), um den orthodoxen Glauben in der Region zu verbreiten. Im Jahre 1996 kam er als erster christlicher Priester seit Jahrhunderten in die geschlossene islamische Welt von Katar, wo viele christliche Palästinenser arbeiten. Er war Exarch des Heiligen Grabes in Katar. Von 2000 bis 2003 war er Kirchenvertreter beim Patriarchat von Moskau. Im Februar 2005 wurde er Erzbischof von Tabor.
Am 22. August 2005 wählte ihn der Jerusalemer Heilige Synod ohne Gegenstimme zum 141. Primas der Orthodoxen Kirche von Jerusalem und Nachfolger des im Frühjahr 2005 wegen Immobilienverkäufen an eine jüdisch-israelische Siedlergruppe amtsenthobenen Irenaios.[1] Die Verkäufe dreier Häuser in der Jerusalemer Altstadt wurden nach zwölf Jahren gerichtlich bestätigt.[2]
Theophilos III. übernahm das Amt in einer Zeit wachsender Spannungen in der Region besonders zwischen Palästina und Israel aber auch innerhalb Palästinas selbst. Zudem hatten einige Priester Probleme, ihre Visa verlängert zu bekommen. Zeitweilig hatte ihm Jordanien die Anerkennung entzogen, doch wurde ihm am 12. Juni 2007 durch das jordanische Kabinett diese erneut ausgesprochen. Eine Ministerkommission der israelischen Regierung empfahl im Oktober 2007 ebenfalls die Anerkennung, so dass am 16. Dezember 2007 auch die formale Anerkennung durch Israel erfolgte.
Laut Zeitungsberichten wurde sein abgesetzter Vorgänger Irenaios gegen seinen Willen festgehalten.[3] Theophilos III. betonte gegenüber Laien des Patriarchats, die Veräußerungen an Juden skandalisierten, dass schwerwiegende Unregelmäßigkeiten der Amts- und Buchführung der Absetzungsgrund seien und nicht die Jüdischkeit von Erwerbern patriarchaler Landnutzungen, denn die Orthodoxie sei Universalkirche und diskriminiere gegen keine Gruppe, auch nicht gegen die größte Volksgruppe im israelischen Diözesangebiet des Patriarchats, die damals etwa 5,3 Millionen vorwiegend jüdischen Hebräer, weshalb das Patriarchat auch an sie gegen entsprechen Zahlung Land- bzw. Immobiliennutzungen vergebe.[4]
Theophilos III. ist bekannt für seinen luxuriösen Lebensstil.[5] Viele israelische und palästinensische Christen verachten ihn, weil er mehr und mehr Immobilien des Patriarchates auf intransparente Weise über Mittelsmänner und unter dem Marktwert verkauft.[5] Der Maʿariv hatte aufgedeckt, dass der Patriarch allein etwa 500 metrische Dunam patriarchaler Ländereien in teuren Lagen Jerusalems, Tel Aviv-Jaffas und in Caesareia Maritima veräußert hatte.[6] Darauf organisierte die mit etwa 7.000 Mitgliedern führende israelische Parochie im Patriarchat, jene der Kirche St. Johannis des Täufers (Haifa)[7] für den 28. Oktober 2017 mit dem Exekutivkomitee der Laienorganisation Orthodoxe Konferenz (المُؤْتَمَرُ الْأُرْثُوذُكْسِيّ, DMG al-Muwutamar al-ʾUrṯūḏuksī[8]) in Haifa die landesweit zentrale Demonstration gegen den Verkauf kirchlicher Ländereien durch den Patriarchen, an der sich Hunderte aus ganz Israel beteiligten.[6]
Name
Theophilos III. führt traditionell den Titel Patriarch der Heiligen Stadt Jerusalem und ganz Palästinas und Syriens, der Gebiete jenseits des Jordans sowie von Kana in Galiläa und dem Heiligen Zion.
Frühere Patriarchen von Jerusalem gleiches Namens waren Theophilos I., Patriarch von Jerusalem von 1012 bis 1020, und Theophilos II., Patriarch von Jerusalem von 1417 bis 1424.
Orden
- Großkreuz des Sterns von Rumänien
- Orden des Fürsten Jaroslaw des Weisen 1. Klasse
- Collane des Ordens des Adlers von Georgien
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Glenn Bowman: “‹In Dubious Battle on the Plains of Heav’n›: The Politics of Possession in Jerusalem’s Holy Sepulchre”, in: History and Anthropology, Jg. 22 (2011), S. 371–399, hier S. 393.
- ↑ Court Approves Sale of Three Strategic E. J'lem Buildings to Right-wing Jewish Group, Haʾaretz, 1. August 2017
- ↑ Ousted patriarch behind locked doors in Jerusalem In: Jerusalem Post, 1. Januar 2011. Abgerufen am 2. August 2011
- ↑ Emile al-Ghouri (إِمِيل الْغُورِيّ, DMG Imīl al-Ġūrī), “تاريخ القضية الأرثوذكسية” (6. Dezember 2009), auf: شبكة المعلومات السورية القومية الاجتماعية; abgerufen am 28. August 2025.
- ↑ a b Jochen Stahnke: “Kampf um jeden Quadratmeter. Einer der größten Landbesitzer in Israel ist das Jerusalemer griechisch-orthodoxe Patriarchat. Die Kirche verkauft jedoch immer mehr Besitz – oft unter dubiosen Umständen”, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 8. Januar 2018, S. 3.
- ↑ a b Samar Odeh-Carantinǧi (סָמָר עוֹדֶה-כָּרַנְתִינְגִ׳י), “Hundreds demonstrated in Haifa against the sale of church assets by the Orthodox Patriarchate of Jerusalem” (29. Oktober 2017), auf: חי פה - חדשות חיפה; abgerufen am 2. September 2025.
- ↑ Sie steht mit dem Patriarchat wegen fehlender Laienbeteiligung an der Kirchenleitung seit 1909 auf Kriegsfuß. Vgl. ʿAmmiram Oren (עַמִּירָם אוֹרֶן), “חיפה, מתחמי העידה האורתודוקסית” (Abschnitt ‹העידה האורתודוקסית בחיפה›; 9. November 2019), auf: עמירם במשעולי ישראל; abgerufen am 24. August 2025.
- ↑ Die Orthodoxe Konferenz ist höchstes Gremium christlich orthodoxer Laien in Israel, das diese beim orthodoxen Patriarchat Jerusalem vertritt. Vgl. Generalsekretariat des Patriarchats, “غبطة البطريرك ثيوفيلوس الثالث يبارك أعمال المؤتمر الارثوذكسي الثامن في مدينة الناصرة” (23. Mai 2015), auf: Πατριαρχεῖον Ἱεροσολύμων; abgerufen am 2. September 2025.
| Vorgänger | Amt | Nachfolger |
|---|---|---|
| Irenaios | Patriarch von Jerusalem seit 2005 | — |