Rennersdorf/O.L.

Rennersdorf/O.L.
Stadt Herrnhut
Koordinaten: 51° 1′ N, 14° 47′ O
Höhe: 258 m ü. NN
Fläche: 11,01 km²
Einwohner: 504 (31. Dez. 2020)[Ohne Beleg]Vorlage:Infobox Ortsteil einer Gemeinde in Deutschland/Wartung/NoEinwQuelle
Eingemeindung: 1. März 1994
Eingemeindet nach: Berthelsdorf
Postleitzahl: 02747
Vorwahl: 035873

Rennersdorf/O.L. (O.L. = Oberlausitz) ist mit etwa 500 Einwohnern seit 1. Januar 2013 ein Ortsteil der sächsischen Stadt Herrnhut in der östlichen Oberlausitz im Landkreis Görlitz.

Geographie

Rennersdorf liegt östlich von Berthelsdorf und Herrnhut am Oberlauf der Pließnitz, die auf Rennersdorfer Flur durch Vereinigung der Quellbäche Berthelsdorfer Wasser und Petersbach entsteht und in nordöstlicher Richtung nach Bernstadt auf dem Eigen fließt.

Südwestlich der Siedlungsfläche liegt das Hochwasserrückhaltebecken Rennersdorf, östlich der Kleine Nonnenwald. Heideberg und Eichler (332 m) als Bergkuppen begrenzen den Ort.

Geschichte

Jahr Einwohner
1834[1] 962
1871 976
1890 849
1910 881
1925 942
1939[2] 872
1946 1165
1950 1266
1964 1022
1990[3] 756
1993 694
2020 504

Im Stadtbuch von Görlitz wird 1406 der Ort als Reinherstorf (= Dorf eines Reinher) erstmals erwähnt. Die Geschichte des Ortes ist aber bedeutend älter. So fand man im Jahre 1790 beim Urbarmachen an der Südseite des Eichlers zwei ineinander passende runde, in der Mitte durchlöcherte Steine, welche ausgegraben wurden und offenbar Opfertische waren. Funde von Scherben aus dem Jahre 1972 auf dem Heideberg in der Nähe einer frühmittelalterlichen Turmhügelburg belegen eine frühe Besiedlung des Pließnitztales.

Die Geschichte Rennersdorfs ist maßgeblich geprägt durch die grundherrschaftliche Entwicklung zweier Rittergüter. Bereits im Jahre 1480 lassen diese sich nachweisen. Die Kirche zu Rennersdorf hatte 1518 einen eigenen Amtsbezirk. Sie war der Heiligen Katharina geweiht.

Im Jahre 1661 teilte man den gesamten Ort in die Gemeindeverbände Oberrennersdorf und Niederrennersdorf. Erst im Jahre 1937 wurden beide Ortsteile wieder zur Gemeinde Rennersdorf/O.L. vereinigt.

Von 1893 bis 1945 war der Ort durch die Schmalspurbahn Herrnhut–Bernstadt an das reguläre Eisenbahnnetz angeschlossen. Die Strecke wurde nach dem Zweiten Weltkrieg als Reparationsleistung demontiert. Im Dorf gibt es heute nur noch wenige Gebäude in traditioneller Umgebindekonstruktion oder Fachwerk. Zu erwähnen sind noch die vier Mühlen, wobei die bekannteste und noch in Betrieb befindliche die Rittermühle am Eichler ist.

Im Frühjahr 1945 fiel das alte Niederrennersdorfer Schloss, dessen Ursprünge bis ins 14. Jahrhundert hineinreichten, einer Brandstiftung zum Opfer. Das Rittergut mit 131 ha wurde durch die Bodenreform enteignet und an Siedler aufgeteilt.

Das Oberrennersdorfer Schloss und Gut wurde 1937 an die Wehrmacht verkauft und gegen Kriegsende zur Unterbringung von über 1000 Häftlingen aus dem KZ-Außenlager Görlitz genutzt, von denen zwölf starben. An die elf auf dem Rennersdorfer Friedhof beigesetzten Opfer erinnert ein Gedenkstein aus dem Jahre 1950. Der zwölfte Tote wurde vermutlich auf dem Jüdischen Friedhof in Görlitz begraben.

Am 1. März 1994 wurde Rennersdorf nach Berthelsdorf eingemeindet, welches zum Anfang des Jahres 2000 Teil der Verwaltungsgemeinschaft Herrnhut wurde. Mit Wirkung zum 1. Januar 2013 erfolgte die Eingliederung beider Orte in die Stadt Herrnhut.

Heute gibt es Familienbetriebe im Haupterwerb, einen Gartenbaubetrieb und Dienstleister im Ort. Ebenso ist das Unternehmen Euroimmun mit einer Niederlassung im Ort ansässig.

Besitzer/Lehensmänner

Niederrennersdorf

Jahr Besitzer/Lehensmann bzw. -frau[4][5][6][7]
1560 Melchior von Breitenbach
1562 Christoph von Gersdorff; Schwager des Vorherigen
1572 Siegmund von Schwanitz
1584 Joachim von Klüx
1587 Caspar von Klüx; Sohn des Vorherigen
1594 Caspar von Gersdorff
1619 Hans III. von Gersdorff; Sohn des Vorherigen
1641 Hans Jakob von Gersdorff; Sohn des Vorherigen
1641 Anna Margarethe (verheiratete von Nostitz) und Anna Sophia von Gersdorff, Töchter Hans III.[8]
1648 Anna Margarethe von Nostitz; die Vorherige.
1649 Wolf Abraham von Eberhardt
1673 Magnus Adolphus von Eberhardt; Bruder des Vorherigen
1686 Johann Nikol von Eberhardt; Vetter des Vorherigen
1718 Johann Christian Nesen
1727 Christiane Sophie, geborene von Noack; Witwe des Vorherigen
vor 1759 Christian Siegfried Nesen; Neffe des vorherigen Johann Christian Nesen
1766 Christiane Friederike Nesen (verheiratete Mücke); Nichte des vorherigen Christian Siegfried Nesen
1793 Christian Siegfried Mücke, Sohn der Vorherigen

Oberrennersdorf

Jahr Besitzer/Lehensmann bzw. -frau[9][10][11]
1580 Joachim von Klüx
1587 Bernhard von Klüx; Sohn des Vorherigen
vor 1617 Joachim, Rudolf und Hans Christoph von Klüx; wahrscheinlich Söhne des Vorherigen
nach 1630 Joachim von Klüx; der Vorherige
vor 1652 Hermann Hull
1652 Georg Rudolph von Gersdorff
1653 Joachim Bernhard von Gersdorff; Sohn des Vorherigen
1695 Peter Rudolph; Sohn des Vorherigen
1698 Bernhard, Hans Rudolph und Carl Gottlob von Gersdorff; Söhne des Vorherigen
1712 Bernhard von Gersdorff; der Vorherige
1729 Wolfgang Caspar Troppanegger; Pastor Primarius in Bernstadt
1732 Wolf Rudolph von Ziegler und Klipphausen
1742 Kloster Marienthal
1759 Sophia Christiane von Hennitz, geborene von Damnitz
1765 Henriette Benigna Justine Freifrau von Wattewille, geborene Gräfin von Zinzendorf und Pottendorf
1789 Elisabeth Freifrau von Wattewille; Schwester der Vorherigen[12]
1807 Friedrich Rudolph Freiherr von Wattewille; Witwer der Vorherigen
1811 Charlotte Sophie Gräfin von Einsiedel
1844 Direktorin der evangelischen Brüderunität

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Sonstiges

Persönlichkeiten

Literatur

  • Frohberger: Kurze historisch topographische Beschreibung von Rennersdorf. In: Lausizische Monatsschrift. Görliz 1792, S. 290–297 (Online).
  • Karl Gustav Maximilian von Mücke: Das Rittergut zu Nieder-Rennersdorf und seine Besitzer. Ein Beitrag zur Oberlausitzischen Ortsgeschichte, Herrn Gustav Adolph Maximilian von Mücke Majoratsherrn von Nieder-Rennersdorf zur Jubelweihe 25jährigen Besitzes am 13. October 1843. B. G. Teubner, Leipzig 1843. (Digitalisat der SLUB Dresden, abgerufen am 15. September 2020)
  • Felix Moeschler: Gutsherrlich-bäuerliche Verhältnisse in der Ober-Lausitz. Rekonstruktion der Dörfer Rennersdorf, Berthelsdorf und Groß-Hennersdorf bei Herrnhut i. S. Görlitz 1906, S. 1–42 Im Selbstverlag der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften in Görlitz gedruckt. (Digitalisat der SLUB Dresden, abgerufen am 2. Juli 2025)
  • Cornelius Gurlitt: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen: Amtshauptmannschaft Löbau. C. C. Meinhold & Söhne, Dresden 1910, S. 504–511 (Digitalisat der SLUB Dresden [abgerufen am 15. November 2016]).
  • Zwischen Löbau und Herrnhut (= Werte der deutschen Heimat. Band 56). 1. Auflage. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1996, ISBN 3-7400-0935-7, S. 212ff..
  • Ingeborg Böhm: Zwischen Heideberg und Eichler – Erinnerungen an Kindertage auf Rittergut Nieder-Rennersdorf 1921–1936. TPI Verlag, Radeberg 2009, ISBN 3-938445-30-0.
  • Alexander Wieckowski: Die Geschichte der Glocken von Großhennersdorf und Rennersdorf. In: Ev.-Luth. Kirchenvorstand Großhennersdorf-Rennersdorf (Hrsg.): Großhennersdorfer-Rennersdorfer Kirchengeschichten. Nr. 1. Großhennersdorf 2010 (52 Seiten).
  • Dirk Hänisch (Hrsg.): Die Fichtelschänke: die wahre Geschichte der Schankwirtschaft, welche zu einer Oberlausitzer Legende wurde. TPI Verlag, Radeberg 2013, ISBN 978-3-938445-33-4.
  • Alexander Wieckowski: Die Kirchenglocken in Rennersdorf: Klänge zwischen Himmel und Erde und Klänge, die das Leben begleiten. Mit einer Film-DVD zum Glockenguss und zur Glockenweihe 2017. Großhennersdorf 2017.
  • Rennersdorf, Nieder- und Rennersdorf, Ober- in: Walter von Boetticher: Geschichte des Oberlausitzischen Adels und seiner Güter 1635-1815, Band 3. Oberlößnitz bei Dresden 1919, S. 407–409. Sächsische Oberlausitz. (Online)
Commons: Rennersdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Digitales Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen: Summen der Einwohnerzahlen der beiden Orte Niederrennersdorf und Oberrennersdorf.
  2. Digitales Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen. Abgerufen am 19. Juni 2008.
  3. Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen: Rennersdorf/O.L. im Regionalregister Sachsen, abgerufen am 19. Juni 2008.
  4. Walter von Boetticher: Geschichte des Oberlausitzischen Adels und seiner Güter, 1635–1815. Oberlausitzische Gesellsch. d. Wiss., 1919, S. 407–408 (google.de [abgerufen am 28. Juni 2025]).
  5. Walter von Boetticher: Geschichte des Oberlausitzer Adels und seiner Güter. Band 2, S. 250 (hhu.de).
  6. Walter von Boetticher: Geschichte des Oberlausitzer Adels und seiner Güter. Band 2, S. 229–230 (hhu.de).
  7. Walter von Boetticher: Geschichte des Oberlausitzer Adels und seiner Güter. Band 1, S. 460 (hhu.de).
  8. fehlerhafter Weise wird in Walter von Boettichers 3. Band (S. 407) angegeben, sie seien Hans Jakobs Töchter gewesen. Seinem referenzierten 1. Band zufolge starb Hans Jakob von Gersdorff unverheiratet, wohingegen seine Schwestern das Gut erbten
  9. Walter von Boetticher: Geschichte des Oberlausitzischen Adels und seiner Güter, 1635–1815. Oberlausitzische Gesellsch. d. Wiss., 1919, S. 408–409 (google.de [abgerufen am 28. Juni 2025]).
  10. Walter von Boetticher: Geschichte des Oberlausitzer Adels und seiner Güter. Band 3, S. 597–598 (hhu.de).
  11. Walter von Boetticher: Geschichte des Oberlausitzer Adels und seiner Güter. Band 3, S. 870–871 (hhu.de).
  12. Walter von Boetticher: Geschichte des Oberlausitzischen Adels und seiner Güter, 1635-1815. Band 3. Oberlausitzische Gesellsch. d. Wiss., 1919, S. 97, 99 (google.de [abgerufen am 28. Juni 2025] auch Elisabeth war eine geborene Gräfin von Zinzendorf und Pottendorf und heiratete einen von Wattewille).