Léon de Lantsheere

Léon de Lantsheere

Léon Marie Joseph Antoine de Lantsheere (* 23. September 1862 in Brüssel; † 12. August 1912 in Asse) war ein belgischer Rechtswissenschaftler, Hochschullehrer und Politiker der Katholischen Partei, der unter anderem zwischen 1908 und 1911 Justizminister war.

Leben

Léon Marie Joseph Antoine de Lantsheere war ein Sohn des Politikers Théophile de Lantsheere (1833–1918), der unter anderem zwischen 1871 und 1878 ebenfalls Justizminister, von 1884 bis 1895 Präsident der Abgeordnetenkammer sowie zwischen 1905 und 1918 Gouverneur der Nationalbank war.[1] Nach dem Schulbesuch absolvierte er ein Studium der Rechtswissenschaften und der Philosophie an der Katholischen Universität Löwen und schloss dort zunächst 1885 seine Promotion zum Doktor der Rechte ab. 1886 schloss er zudem seine Promotion zum Doktor der Philosophie mit der Dissertation Du bien au point de vue ontologique et moral ab, in der über das Gute aus ontologischer und moralischer Sicht schrieb. Er war einige Zeit als Rechtsanwalt am Berufungsgericht in Brüssel tätig und war für die Katholische Partei zwischen 1889 und 1900 Mitglied des Parlaments der Provinz Brabant. Er engagierte sich in der 1893 gegründeten avantgardistischen Kunstvereinigung La Libre Esthétique, in der er für die Vorträge verantwortlich war, und fungierte zwischen dem 3. und 8. September 1894 als Sprecher des Internationalen Wissenschaftlichen Kongresses der Katholiken. 1895 übernahm er eine Professur für Rechtswissenschaften an der Katholischen Universität Löwen und fungierte zudem zwischen September 1897 und August 1899 als akademischer Sekretär der juristischen Fakultät sowie zeitweise als Redaktionsmitglied der Zeitschrift Revue Sociale Catholique.

Am 27. Mai 1900 wurde er für die Katholische Partei erstmals zum Mitglied der Abgeordnetenkammer gewählt, in der er bis zu seinem Tode am 12. August 1912 den Bezirk Brüssel vertrat, und war zeitweise auch Mitglied des Obersten Rates für Belgisch-Kongo. Er fungierte von September 1903 bis August 1905 als Dekan der juristischen Fakultät und war als solcher kraft Amtes geschäftsführendes Mitglied des Rektoratrates der Katholischen Universität Löwen. Am 30. Oktober 1908 übernahm er als Nachfolger von Jules Renkin[2] in der Regierung Schollaert das Amt des Justizministers und bekleidete dieses bis zum 17. Juni 1911.[3][4] Er fungierte zwischen September 1911 und seinem Tode 1912 abermals als Dekan der juristischen Fakultät und als geschäftsführendes Mitglied des Rektoratrates der Katholischen Universität Löwen. Am 15. Mai 1912 wurde er zum Großoffizier des Leopoldsordens ernannt.

Sein Sohn war der Diplomat Théophile de Lantsheere (1897–1958), der unter anderem Gesandter und Botschafter in der Schweiz (1945–1953, 1953–1955) sowie Botschafter in Spanien (1955–1957).[5]

Veröffentlichungen

  • Du bien au point de vue ontologique et moral, Dissertation, Katholische Universität Löwen, 1886
  • Hittites et Amorites, 1887
  • De la race et de la langue des Hittites. Mémoire présenté au second Congrès scientifique international des catholiques, tenu à Paris au mois d'avril 1891, 1891
  • Le droit à Babylone et l’évolution juridique, 1894
  • Les défenseurs officieux, 1910
  • Ecole Saint-Luc de Bruxelles. Discours de M. Léon de Lantsheere, député de Bruxelles, 1912
  • Le centenaire de Montalembert, Mitautoren Désiré-Joseph Kardinal Mercier, Henry Cochin, 1913
  • Montalembert. Discours prononcés à la manifestation organisée à Bruxelles à l’occasion du centenaire de Montalembert, Mitautoren Désiré-Joseph Kardinal Mercier, Henry Cochin, 1913
Commons: Léon de Lantsheere – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Lantsheere, Théophile (Charles André), vicomte/burggraaf de. rulers.org, abgerufen am 31. August 2025 (englisch).
  2. Renkin, Jules (Laurent Jean Louis). rulers.org, abgerufen am 31. August 2025 (englisch).
  3. REGERING-SCHOLLAERT (Memento vom 3. Dezember 2022 im Internet Archive)
  4. Belgium: Justice Ministers. rulers.org, abgerufen am 31. August 2025 (englisch).
  5. Lantsheere, Théophile, vicomte/burggraaf de. rulers.org, abgerufen am 31. August 2025 (englisch).