Gresini Racing

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Gresini Racing ist ein italienisches Motorradsport-Team.

Gründer und Namensgeber ist der Italiener und 125-cm³-Weltmeister der Jahre 1985 und 1987 Fausto Gresini, der bis zu seinem Tod 2021 auch Teamchef war. In diesem Amt folgte ihm seine Witwe Nadia Padovani nach. Das Team trat in sämtlichen Klassen der Motorrad-Weltmeisterschaft an. Aktuell sind es die Klassen MotoGP, Moto2, MotoE.

Geschichte

Honda-Ära

Das Gresini-Team trat 1997 in der 500-cm³-Klasse der Motorrad-Weltmeisterschaft mit Honda an. Die Maschine, eine NSR 500 V, war im Gegensatz zu den Vierzylinder-Werksmotorrädern, mit einem Zweizylinder-Zweitaktmotor ausgestattet, der leistungsmäßig unterlegen war. Pilot war der Brasilianer Alex Barros, der mit Rang drei in Großbritannien einen Podestplatz einfuhr und Neunter der Gesamtwertung wurde.

Für 1998 erhielt das Team Honda Gresini Vierzylindermaschinen, womit sich Barros auf Rang fünf im Endklassement der Königsklasse steigerte.

1999 wechselte das Team in die 250-cm³-Klasse und trat als ELF AXO Honda Gresini weiterhin auf Honda an. Im ersten Jahr pilotierte Loris Capirossi die Maschine. Er erreichte Siege in Malaysia, den Niederlanden und Imola und wurde hinter dem überlegenen Weltmeister Valentino Rossi (Aprilia) und dem Japaner Tōru Ukawa (Honda) WM-Dritter.

In der Saison 2000 traten der Japaner Daijirō Katō und der Franzose Vincent Philippe für AXO Honda Gresini in der Viertelliterklasse an. Katō errang vier Grand-Prix-Siege, hatte bis zum letzten Rennen Titelchancen und musste sich in der Gesamtwertung schließlich nur den beiden Tech-3-Yamaha-Fahrer Olivier Jacque und Shin’ya Nakano geschlagen geben.

Daijirō Katō 2001 beim Großen Preis von Großbritannien

2001 trat das Gresini-Team als Telefonica MoviStar Honda in der 250er-WM an. Piloten waren wiederum Daijirō Katō sowie der 125-cm³-Weltmeister von 1999, der Spanier Emilio Alzamora. Katō dominierte die Saison mit elf Siegen, acht Pole-Positions sowie neun schnellsten Rennrunden in 16 Rennen und wurde mit 49 Zählern Vorsprung auf den Aprilia-Werksfahrer Tetsuya Harada überlegen Weltmeister. Alzamora schloss die Saison als Siebenter ab.

Nach Katōs Titelgewinn 2001 kehrte das Gresini-Team zur Saison 2002 in die Königsklasse zurück, die erstmals als MotoGP-Klasse ausgeschrieben war. Das technische Reglement sah nun Viertakter mit bis zu 990 cm³ Hubraum vor, daneben waren übergangsweise noch die althergebrachten 500er Zweitakter erlaubt. Katō startete die Saison auf einem NSR-500-Zweitakter und wurde beim dritten Saisonlauf, dem Großen Preis von Spanien in Jerez damit Zweiter hinter Valentino Rossi auf Viertakt-Honda. Nach der Sommerpause erhielt Gresini ab dem Großen Preis von Tschechien ebenfalls RC211V-Viertakter von Honda. Katō wurde in Brünn auf Anhieb hinter Max Biaggi (Yamaha YZR-M1) Zweiter und schloss die Saison als Siebenter der Gesamtwertung sowie „Rookie of the Year“ der MotoGP-Klasse ab. In der Viertelliterklasse, in der Gresini als Fortuna Honda Gresini ebenfalls antrat, belegten die Piloten Roberto Rolfo Rang drei und Emilio Alzamora Rang sieben im Endklassement.

Katō 2003 beim Großen Preis von Japan

Ab Saison 2003 konzentrierte sich das Gresini-Team nur noch auf die MotoGP-Klasse. Piloten der zwei RC211V-Viertakter, die mittlerweile zur Verfügung standen, waren Katō und der Spanier Sete Gibernau, der vom Suzuki-Werksteam gewechselt war. Beim Saisonauftakt Anfang April in Japan verunglückte Daijirō Katō schwer und erlag knapp zwei Wochen nach dem Unfall den erlittenen Verletzungen. An seiner Stelle startete ab dem vierten Saisonlauf der Japaner Ryūichi Kiyonari. Gibernau errang im Saisonverlauf vier Siege und stellte sich als härtester Widersacher des Honda-Werksfahrers Valentino Rossi heraus. In der Endwertung hatte der Italiener dennoch 80 Zähler Vorsprung auf Gibernau. In der Teamwertung kam Telefonica MoviStar Honda auf Rang vier.

2004 trat Gresini mit Sete Gibernau und dem neu ins Team gekommenen US-Amerikaner Colin Edwards – Superbike-Weltmeister der Jahre 2000 und 2002 – in der MotoGP-Klasse an. Gibernau feierte erneut vier Grand-Prix-Siege und wurde wiederum WM-Zweiter hinter Rossi. Edwards belegte Rang fünf in der Gesamtwertung, was Telefonica MoviStar Honda MotoGP Rang zwei in der Teamwertung einbrachte – nur sieben Zähler hinter dem Yamaha-Werksteam und deutlich vor dem Honda-Werksteam, das nur 282 Punkte erreichte.

Zur Saison 2005 ersetzte der Italiener Marco Melandri den ins Yamaha-Werksteam abgewanderten Edwards. Neben ihm startete weiterhin Sete Gibernau für das Gresini-Team, das in diesem Jahr MoviStar Honda MotoGP hieß. Während Gibernau sieglos blieb und mit Gesamtrang sieben nicht an die Erfolge der Vorjahre anknüpfen konnte, wurde Melandri mit Grand-Prix-Siegen bei den letzten beiden Saisonrennen hinter dem überlegenen Weltmeister Rossi Zweiter der WM-Wertung. In der Teamwertung wurde Gresini Dritter, auf das Honda-Werksteam fehlten in der Endabrechnung hierbei nur neun Zähler.

2006 trat Gresini nach einem Wechsel des Titelsponsors als Fortuna Honda an. Den ins Ducati-Werksteam abgewanderten Gibernau ersetzte dessen Landsmann Toni Elías, der im Vorjahr für Tech 3 gefahren war. Melandri errang zwei und Elías einen Grand-Prix-Sieg, was Rang vier bzw. neun in der Gesamtwertung bedeutete. In der Team-WM wurde Gresini Vierter.

Auch 2007 starteten Melandri und Elías für das nunmehr als Honda Gresini firmierende Team in der MotoGP-Klasse, deren Hubraumlimit zur neuen Saison von 990 auf 800 cm³ abgesenkt worden war. Melandri wurde auf Honda RC212V wurde WM-Fünfter, Elías WM-Zwölfter. In der Teamwertung erreichte man in diesem Jahr den fünften Platz.

Beim Großen Preis von Malaysia 2011 verunglückte der Gresini-Pilot Marco Simoncelli bei einem Rennunfall tödlich.

Aprilia-Einsatzteam

Von 2015 bis 2021 trat Gresini mit Aprilia in der Königsklasse an. Gresini war das einzige Aprilia-Team seit deren Rückkehr, galt allerdings nicht als offizielles Werksteam, obwohl es de facto eines war.[1] Das eingesetzte Motorrad trug den Namen RS-GP. Die ersten beiden Jahre fuhr der deutsche Stefan Bradl für das Team, wurde aber für die Saison 2017 durch den Spanier Aleix Espargaro ersetzt, der seinerseits bei Suzuki keine Vertragsverlängerung bekommen hatte.[2] Espargaro blieb dem Gresini-Aprilia Projekt jahrelang treu und erreichte 2021 den ersten Podestplatz für Aprilia in der modernen MotoGP-Ära.[3]

Die MotoGP-Fahrer 2021 waren Aleix Espargaró und Lorenzo Savadori, im Verlauf der Saison kam Maverick Vinales hinzu, der Savadori ablöste. In der Moto2-Klasse traten Nicolò Bulega und Fabio Di Giannantonio und in der Moto3-Kategorie Gabriel Rodrigo und Jeremy Alcoba an. Im MotoE World Cup starteten Matteo Ferrari und Andrea Mantovani für Gresini Racing.

Ducati-Kundenteam

Zur Saison 2022 wechselte das Team auf Motorräder von Ducati und trat somit wieder als eigenständiges und unabhängiges Team an. Im Zuge dessen wurden auch neue Fahrer verpflichtet, namentlich die beiden Italiener Enea Bastianini und Fabio Di Giannantonio. Das Team erhielt von Ducati Vorjahresmotorräder. Um das Projekt in der MotoGP-Klasse stemmen zu können, verabschiedete man sich aus der Moto3, eine für den Rennstall sehr erfolgreiche Kategorie.[4] Vor Saisonbeginn starb der Teamchef und -gründer Fausto Gresini an den Folgen einer COVID-19-Infektion und der daraus entstandenen Hirnblutung und konnte so den ersten Sieg in der MotoGP-Klasse seit 2006 durch Enea Bastianini beim Saisonauftakt in Katar auf dem Losail International Circuit nicht mehr erleben. Bastianini holte drei weitere Siege und schloss die Saison auf WM-Rang drei ab.

Zur Saison 2023 wurde Álex Márquez von LCR Honda als Ersatz für Enea Bastianini verpflichtet, der seinerseits in das Ducati MotoGP Team wechselte. Fabio Di Giannantonio gewann das Rennen in Katar. Es war der einzige Sieg für Gresini in der MotoGP-Klasse in dieser Saison.

Während der Saison 2023 wurde bekannt, dass Marc Márquez vom Repsol Honda Team, für das er seit seinem Einstieg in die MotoGP-Klasse 2013 gefahren war, zu Gresini Ducati wechseln würde.[5] Damit fuhren in der Saison 2024 beide Marquez-Brüder für Gresini, Fabio di Giannantonio fand kurzfristig einen neuen Platz im VR46 Racing Team, da er für Marc Márquez weichen musste. Die Saison verlief besonders für Marc Márquez erfolgreich. Auf der im Vergleich zur Honda RC213V, holte er auf der Ducati Desmosedici GP23 für das Gresini Team drei Rennsiege, einen Sprint-Sieg, acht Podestplätze und zwei Pole Positions. Er beendete die Saison auf WM-Rang drei, während das Team Gesamtrang drei erreichte, das beste Ergebnis in der MotoGP-Klasse seit 2004. Alex Márquez beendete die Saison auf Rang acht mit einem Podestplatz.

Für die Saison 2025 wurde als Ersatz für Marc Márquez, der zum Ducati-Werksteam wechselte, Rookie Fermín Aldeguer aus der Moto2-Klasse verpflichtet. Außerdem stellte das Team mit BK8 News einen neuen Hauptsponsor vor. Dementsprechend änderte sich auch der offizielle Teamname.[6] Álex Márquez errang beim Grand Prix von Spanien seinen ersten Sieg in der MotoGP-Klasse. Aldeguer holte beim GP von Frankreich seinen ersten Podestplatz mit Rang drei und verbesserte sich im Verlauf der Saison mit dem zweiten Platz in Österreich.

Statistik

Weltmeister

Team-WM-Ergebnisse

MotoGP

Moto2 (seit 2018)

Moto3 (2018–2021)

MotoE World Cup (seit 2023: MotoE World Championship)

Grand-Prix-Siege

Saison Klasse Rennen
1999 250 cm³ Malaysia NiederlandeNiederlande ItalienItalien
2000 250 cm³ JapanJapan Portugal Brasilien JapanJapan
2001 250 cm³ JapanJapan Sudafrika SpanienSpanien FrankreichFrankreich KatalonienKatalonien Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Portugal ValenciaValencia AustralienAustralien Malaysia Brasilien
2003 MotoGP Sudafrika FrankreichFrankreich NiederlandeNiederlande Deutschland
250 cm³ Deutschland AustralienAustralien
2004 MotoGP SpanienSpanien FrankreichFrankreich Tschechien Katar
250 cm³ SpanienSpanien
2005 MotoGP Turkei ValenciaValencia
2006 MotoGP Turkei FrankreichFrankreich AustralienAustralien Portugal
2010 Moto2 SpanienSpanien FrankreichFrankreich Deutschland Tschechien Indianapolis San Marino JapanJapan
2011 Moto2 ValenciaValencia
2015 Moto2 Deutschland
Moto3 San Marino
2016 Moto2 SpanienSpanien AragonienAragonien
Moto3 JapanJapan
2017 Moto3 ValenciaValencia
2018 Moto3 Katar USA-TexasTexas ItalienItalien NiederlandeNiederlande Deutschland Tschechien AragonienAragonien Thailand Malaysia
2019 MotoE San Marino San Marino
2020 MotoE San Marino Emilia-Romagna
2021 Moto2 SpanienSpanien
MotoE San Marino
2022 MotoGP Katar USA-TexasTexas FrankreichFrankreich AragonienAragonien
MotoE ItalienItalien San Marino
2023 MotoGP Katar
MotoE FrankreichFrankreich NiederlandeNiederlande NiederlandeNiederlande
2024 MotoGP AragonienAragonien San Marino AustralienAustralien
Moto2 JapanJapan
2025 MotoGP SpanienSpanien KatalonienKatalonien
Commons: Gresini Racing – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. https://www.motorsport-total.com/motogp/news/fausto-gresini-warum-sein-team-ab-2022-wieder-eigene-wege-geht-20122402
  2. https://www.motorsport-magazin.com/motogp/news-228376-transfer-update-diese-wechsel-bahnen-sich-an/.
  3. https://www.speedweek.com/motogp/news/220948/Die-phaenomenale-Karriere-des-Aleix-Espargaro.html
  4. https://www.speedweek.com/moto3/news/185212/Gresini-Racing-Team-Ein-Neuanfang-mit-Wehmut.html
  5. Yannik Grafmüller: Jetzt offiziell: Marc Marquez fährt 2024 für Gresini Ducati. 12. Oktober 2023, abgerufen am 14. Mai 2024.
  6. https://www.speedweek.com/motogp/news/232871/Gresini-Racing-stellt-BK8-News-als-Hauptsponsor-vor.html