Dob, der Stallhase

Film
Titel Dob, der Stallhase
Produktionsland Sowjetische Besatzungszone
Erscheinungsjahr 1946
Länge 5 Minuten
Produktions­unternehmen Demo-Film GmbH, Berlin
Stab
Regie Sergej Sesin
Produktion Werner Hochbaum
Musik Michael Jary
Schnitt Wolfgang Brüning

Dob, der Stallhase ist ein Zeichentrickkurzfilm von Sergej Sesin von 1946. Er war der erste deutsche fiktionale Film der Nachkriegszeit.

Inhalt

Das Kaninchen Dob geht täglich zur Arbeit in eine Fabrik, wo Fallen hergestellt werden. Die gefräßige Hyäne benutzt die Fallen, um Mäuse, Hamster und Eichhörnchen zu fangen und sich damit den Bauch vollzuschlagen oder sie auszunutzen. Sie greift dann auch den Elefanten Jumbo an, der sich aber wehrt und die Hyäne besiegt. Das Kaninchen Dob versucht am Ende, die Hinterlassenschaften der Fabrik loszuwerden.

Der Film ist eine Parabel auf Hitler (als Hyäne), den NS-Staat und dessen mörderische Aktivitäten (als Falle) und die vielen Mitläufer (als Beutetiere) sowie die machtvolle Allianz des Widerstandes in Gestalt des Elefanten Jumbo.

Hintergründe

Der Filmregisseur Werner Hochbaum gründete etwa Mitte 1945 in Berlin eine neue Produktionsfirma Demo-Film GmbH mit sowjetischer Lizenz.[1] Diese annoncierte Anfang August die Suche nach Phasenzeichner(innen) für einen Film.[2] Der gebürtige Russe Sergej Sesin gestaltete diesen als verantwortlicher Regisseur (er war vorher bei dem Studio Deutsche Zeichenfilm maßgeblich am ersten längeren deutschen Zeichentrickfilm Armer Hansi (1942) beteiligt). Franz Friedrich Graf Treuberg war Dramaturg.

In den folgenden Monaten erschienen Berichte über die Entstehung des Films in mehreren Berliner Tageszeitungen sowie nach dessen Fertigstellung Anfang 1946 in der Neuen Berliner Illustrierten.[3][4][5] Aus ihnen wird ersichtlich, dass dessen Inhalt und Gestaltung im Laufe der Entstehung in einigen Details noch verändert wurden.

Stallhase ist eine deutsche Bezeichnung für Kaninchen, die in Ställen gehalten werden. Die übergroße Wanduhr im Produktionsgebäude erinnerte an die im Film Metropolis (1926) von Fritz Lang, das Räderwerk an Modern Times von Charlie Chaplin.[6] Auch Motive aus dem Disney-Zeichentrickfilm Der Fuehrer's Face (1943) und dem Buch Farm der Tiere (1945) von George Orwell waren im Film zu erkennen.[7] Der Film ist Schwarz-Weiß.

Aufführungen

Am 26. Januar 1946 fand die Erstaufführung im Kinosaal der ehemaligen Reichskulturkammer in der Schlüterstraße 45 statt. In den West-Berliner Tageszeitungen Der Tagesspiegel und Der Kurier sowie in der Ost-Berliner CDU-Zeitung Neue Zeit wurden in den Rezensionen in den folgenden Tagen vor allem die etwas unbeholfen wirkenden Bewegungen der Figuren bemängelt, ohne intensiver auf das inhaltliche Anliegen des Filmes einzugehen.[8] Die sowjetische Tägliche Rundschau bezeichnete den Stallhasen dagegen als hoffnungsvollen Anfang, kritisierte aber auch die technischen Unvollkommenheiten.[9] Weitere Folgen mit dieser Figur wurden nicht gedreht, obwohl offenbar zwei weitere geplant waren.

Der Film Dob, der Stallhase wurde 2009 beim Cinefest in Hamburg gezeigt[10] sowie 2023 und 2025 im Berliner Zeughauskino.[11] Er ist auch auf der DVD des Cinefestes enthalten.[12]

Einzelnachweise

  1. Ulrich Döge: Die ewigen Masken des Werner Hochbaum. In: Elisabeth Büttner, Joachim Schätz (Hg.): Werner Hochbaum. An den Rändern der Geschichte filmen. Wien 2011, S. 15–60
  2. DEMO-Film sucht ... , in Berliner Zeitung vom 2. August 1945, Anzeigenteil; Faksimilie bei Dob, der Stallhase von Jeanpaul Goergen
  3. Der erste deutsche Film. In: Der Tagesspiegel, Nr. 30, vom 24. November 1945
  4. Kulturfilme. In: Neue Zeit, Nr. 53, vom 21. September 1945
  5. Dob, der Stallhase. Der erste deutsche Film nach dem Krieg ist fertiggestellt, in Neue Berliner Illustrierte, 1946, Nr. 3, S. 6–7; in Chronologie zum Animationsfilm in Deutschland 1940–49 DIAF, zum Januar 1946, mit einem längeren Zitat aus diesem Artikel; auch in Giesen, Bienenstich und Hakenkreuz, 2020, S. 127
  6. Dob, der Stallhase Jeanpaul Goergen, mit vielen weiteren Informationen zu diesem Film
  7. Rolf Giesen, Bienenstich und Hakenkreuz. Zeichentrick aus Dachau – die Deutsche Zeichenfilm GmbH, Frankenthal 2020, S. 127
  8. Zwanzig Minuten deutscher Film. Die ersten Filme nach dem Kriege. In: Der Tagesspiegel, vom 27. Januar 1946; Die ersten Filmchen. In: Der Kurier, vom 28. Januar 1946; Glückliche Filmgeburt. Die Demo-Film zeigt hocherfreut an... In: Neue Zeit, Nr. 25, vom 31. Januar 1946
  9. Start des ersten neuen deutschen Films, in Tägliche Rundschau, vom 30. Januar 1946
  10. CineGraph – Hamburgisches Centrum für Filmforschung (Hg.): Schatten des Krieges. Innovation und Tradition im europäischen Kino 1940-1950. Katalog Cinefest VI. Internationales Festival des deutschen Film-Erbes
  11. Information und Werbung Zeughauskino, zum 18. Februar 2025
  12. Schatten des Krieges. Innovation und Tradition im europäischen Kino 1940–1950. Eine historische Filmsammlung. DVD. Cinefest Edition. absolutMEDIEN 2009