Sergej Sesin

Sergej Sesin (* 18. Septemberjul. / 1. Oktober 1909greg. in Moskau, Russisches Kaiserreich; † 1998) war ein russischer Grafiker und Zeichenfilmregisseur in Deutschland und Australien.

Leben und Wirken

Sergej Sesin war zunächst als Bildhauer in der Sowjetunion tätig. 1928 zog er nach Deutschland und wurde dort Trickfilmzeichner für die Döring-Film-Werke und die UFA in Berlin. 1941 wurde er zur neuen Deutschen Zeichenfilm GmbH geholt, die von Joseph Goebbels gegründet worden war, um ein deutsches Pendant zu Walt Disney zu schaffen. Er leitete dort ein Atelier und war mit diesem an dem ersten deutschen Zeichentricklangfilm Armer Hansi beteiligt. In den letzten Kriegsmonaten war er Verwalter der Deutschen Zeichenfilm.

1945 begann Sergej Sesin mit der Erstellung des Zeichentrickkurzfilms Dob, der Stallhase über angepasste Deutsche in der NS-Zeit. Über dessen Entstehungsprozess wurde in den folgenden Monaten in mehreren Zeitungen berichtet. Im Januar 1946 wurde dieser als erster fiktionaler deutscher Film der Nachkriegszeit in Berlin uraufgeführt. Sergej Sesin war auch Lehrer für bewegliche Graphik (Zeichenfilm) an der Hochschule für bildende Künste Berlin von 1945 bis 1946.[1] Für die nächsten Jahre gibt es keine Nachrichten über ihn. 1949 und Anfang 1950 erschienen unpolitische Karikaturen und Wimmelbilder von ihm im Neuen Magazin in München.[2]

1950 siedelte Sergej Sesin nach Australien über, wie andere europäische Künstler auch.[3] Er verdiente sich sein Geld zunächst mit Comic-Illustrationen in Zeitungen sowie mit gezeichneten Postkarten, in denen er australische Tiere popularisieren wollte. 1952 berichtete eine Zeitung über seine Ambitionen, der australische Walt Disney zu werden, denen aber keine Umsetzung folgte. Seit 1956 war Sergej Sesin Leiter des Trickfilmstudios von Cambridge Films in Melbourne und stellte für diese Werbetrickfilme her. Nach der Schließung dieser Abteilung nach 1960 war er als Werbegrafiker tätig und produzierte in einem eigenen kleinen Studio einige Zeichentrickkurzfilme, die jedoch keine größere Verbreitung fanden.

Literatur

  • Rolf Giesen: Hakenkreuz und Bienenstich. Zeichentrick aus Dachau – die Deutsche Zeichenfilm GmbH. Mühlbeyer, Frankenthal, 2020. S. 147, mit biographischen Angaben bis 1946
  • Dan Torre, Lienors Torre, Australian Animations, Melbourne, 2018, S. 72–73, mit Angaben ab 1950

Einzelnachweise

  1. Antje Kalcher, Dietmar Schenk: Vor der UdK. Die Lehrenden an den Vorgängerinstitutionen der Universität der Künste Berlin – ein Katalog. Universität der Künste Berlin, 2024, S. 122 (PDF)
  2. Dob, der Stallhase Filmportal, Aufsatz von Jeanpaul Goergen, letzter Absatz des Textes
  3. Dan Torre, Lienors Torre, Australian Animations, 2018, p. 72–73; mit detaillierten Angaben zu seinen Tätigkeiten in Australien, dort auch das Sterbejahr