Chardal-Bewegung
Die Chardal-Bewegung (auch Hardal) ist eine Strömung innerhalb des religiösen Zionismus, die sich durch eine besonders strenge Einhaltung der jüdischen Gesetze und eine enge Verbindung zur Haredi-Tradition auszeichnet. Der Begriff „Chardal“ ist ein Akronym für „Charedi Leumi“ (חרדי לאומי), was „nationalistische Haredim“ bedeutet.
Geschichte
Die Chardal-Bewegung entstand als Teil eines breiteren Prozesses innerhalb des religiösen Zionismus, bei dem bestimmte Gruppen begannen, sich stärker an haredischen Praktiken zu orientieren. Besonders in den 1970er Jahren gewannen die Ideen von Zvi Yehuda Kook, dem Sohn von Abraham Isaak Kook, an Einfluss. Absolventen der Mercaz HaRav-Jeschiwa begannen, sich von bestimmten Aspekten des religiösen Zionismus und der Bnei-Akiva-Bewegung abzugrenzen. Der Begriff „Chardal“ wurde in den 1990er Jahren populär, als bestimmte Gruppen innerhalb der Dati-Leumi-Gemeinschaft eine strengere Auslegung der jüdischen religiösen Gesetze suchten und sich stärker von säkularen Einflüssen abgrenzten.[1][2] Laut Haaretz wurden der Bewegung 2024 rund 30 % aller religiösen Zionisten zugerechnet.[3]
Einfluss auf Kultur, Gesellschaft und Politik
Die Chardal-Bewegung hat einen erheblichen Einfluss auf die israelische Gesellschaft, insbesondere in den Bereichen Bildung und Politik. Manche ihrer Anhänger lehnen säkulare Studien weitgehend ab und bevorzugen eine Erziehung, die sich fast ausschließlich auf religiöse Inhalte konzentriert. Dies zeigt sich besonders in Institutionen wie der Jeschiwa Har Hamor, die von Zvi Thau gegründet wurde und moderne akademische Einflüsse ablehnt.[4] Das Gender-Konzept lehnen sie ab.[5]
Politisch sind Chardal-Anhänger oft in Parteien aktiv, die eine starke Verbindung zwischen jüdischer Religion und Staat befürworten, wie die Partei des Religiösen Zionismus. Sie setzen sich für eine strikte Einhaltung der Halacha in der Gesetzgebung ein und unterstützen Siedlungsbewegungen im Westjordanland.[6][7][8][9] Weitere Parteien sind Noam, Otzma Yehudit und Ha-Ichud HaLeumi – Tkuma.[10][11]
Einfluss auf die israelischen Verteidigungsstreitkräfte
Ihr Einfluss auf die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) zeigt sich insbesondere in Einheiten wie der Hasmonäer-Brigade und dem Netzach-Jehuda-Bataillon, das ursprünglich gegründet wurde, um ultraorthodoxen Juden den Militärdienst unter Berücksichtigung ihrer religiösen Überzeugungen zu ermöglichen, 2025 aber einen Anteil von nahezu 60 % aus Angehörigen der Chardal-Bewegung hat.[12] Seit 2024 ist mit Avi Bluth, der der Bewegung zugerechnet wird, ein Chardal-Anhänger Kommandeur des Zentralen Kommandos der israelischen Streitkräfte.[13]
Bekannte Vertreter der Chardal-Bewegung
Einige prominente Persönlichkeiten der Chardal-Bewegung sind:
- Zvi Yehuda Kook
- Shlomo Aviner – ein bedeutender Rabbiner, der sich für eine strenge religiöse Praxis innerhalb des Zionismus einsetzt. Er ist bekannt für seine konservativen Ansichten und seine Rolle in der religiösen Erziehung.[14]
- Zvi Thau – ein prominenter Rabbiner, der als spiritueller Führer der sehr konservativen Noam-Partei fungiert
- Avi Maoz – Vorsitzender der Noam-Partei
- Dov Lior – ein führender Rabbiner, der für seine strengen religiösen Ansichten bekannt ist. Er hat sich wiederholt zu politischen und gesellschaftlichen Themen geäußert und ist eine einflussreiche Figur innerhalb der Chardal-Bewegung.[15][16]
- Avi Bluth – Generalmajor und Kommandeur des Zentralen Kommandos der israelischen Streitkräfte (IDF)[13]
Einzelnachweise
- ↑ KENAZ - JewishEncyclopedia.com. Abgerufen am 20. April 2025.
- ↑ Charedi Dati Leumi-Print Ask The Rabbi. 19. März 2012, abgerufen am 20. April 2025.
- ↑ Dani Bar On: A Hardcore, Illiberal Section of Israel's Religious Zionist Community Is Rising. This Is What They Want. In: Haʾaretz. 13. Juli 2024, abgerufen am 5. Mai 2025 (englisch).
- ↑ The Hardal Movement and its impact on politics. In: Hartman.org.il. Abgerufen am 20. April 2025 (englisch).
- ↑ Yehudah Mirsky: Gleanings. In: Brandeis.edu. Abgerufen am 5. Mai 2025 (englisch).
- ↑ Religious Zionist Party. In: Jerusalem Post. Abgerufen am 20. April 2025 (englisch).
- ↑ Yagil Levy: A nationalist religious group has swelled the ranks of Israel’s military. 18. Oktober 2024, abgerufen am 20. April 2025 (englisch).
- ↑ Samuel Hyde: Hilltop Youth, Hardal: The Anti-Zionist Jews of Israel - The Jewish People Policy Institue. 23. Oktober 2024, abgerufen am 20. April 2025 (amerikanisches Englisch).
- ↑ Daniel Mahla: Convergence of fundamentalisms? Ultra-Orthodox nationalists (Hardalim) in Israel. In: Zeitschrift für Religion, Gesellschaft und Politik. Band 7, Nr. 1, 1. Mai 2023, ISSN 2510-1226, S. 151–171, doi:10.1007/s41682-022-00122-3 (springer.com [abgerufen am 5. Mai 2025]).
- ↑ Daniel Goldman: Small Vote, Great Power: Rabbi Tau, Avi Maoz, the Noam Party and the Threat to Equal Rights in Israel. In: Fathom Journal. Januar 2023, abgerufen am 5. Mai 2025 (englisch).
- ↑ Yair Sheleg: The complex dissonance of Israel’s Hardalim. In: Jerusalem Post. 15. Oktober 2020, abgerufen am 5. Mai 2025 (englisch).
- ↑ Amos Harel: בדיקת הארץ חיילים דתיים-לאומיים משרתים במסלול המיועד לחרדים בלבד המסלול היקר נועד לסייע לחרדים ללא בגרות,. In: Ha'aretz. Abgerufen am 20. April 2025.
- ↑ a b Yagil Levy: A nationalist religious group has swelled the ranks of Israel’s military. In: Forward.com. 18. Oktober 2024, abgerufen am 21. April 2025 (englisch).
- ↑ Losing control, rabbis are fanning the flames in the IDF. In: YNET News. 19. Januar 2018, abgerufen am 20. April 2025 (englisch).
- ↑ Jeremy Sharon: ‘There will be no peace’: Hardline rabbi calls for protests against emerging hostage deal. In: Times of Israel. Abgerufen am 20. April 2025 (amerikanisches Englisch).
- ↑ Jerusalem Riots Expose New Rift Between Religious Zionists and Authorities. 7. Juli 2011, abgerufen am 5. Mai 2025 (englisch).