Avi Maoz

Avi Maoz (2024)

Avigdor "Avi" Maoz (hebräisch אביגדור "אבי" מעוז; * 6. Juli 1956 in Kiryat Shmuel) ist ein israelischer Politiker und Beamter. Er ist Vorsitzender und Mitgründer der religiösen rechtskonservativen Partei Noam und seit 2021 Mitglied der Knesset. Er war von Dezember 2022 bis März 2025, mit einer dreimonatigen Unterbrechung, stellvertretender Minister für jüdische nationale Identität in der Regierung unter Ministerpräsident Benjamin Netanjahu im Kabinett Netanjahu VI. Er gehört der Chardal-Bewegung an.

Frühes Leben und Ausbildung

Avi Maoz wurde 1956 als Avigdor Fischheimer in Kiryat Shmuel bei Haifa als Sohn zweier Shoah-Überlebender geboren.[1] Er diente in der israelischen Armee in der Fallschirmjägerbrigade. Nach dem Militärdienst war er Mitbegründer des Kibbuz Migdal Oz im Westjordanland.[2] Anschließend studierte er an der Yeshiva Merkaz Harav unter Rabbi Zvi Thau. Maoz gehört der Chardal-Bewegung an.[3][4]

Berufliche Karriere und Parteigründung

Avi Maoz kämpfte in den 1980er Jahren als Teil der NGO Let my People Go aktiv für die Freilassung des Dissidenten Natan Scharanski aus sowjetischer Haft und arbeitete eng mit Scharanskis Frau Avital[5] und dem US-Präsidenten Ronald Reagan und Benjamin Netanjahu, in dessen damaliger Funktion als UN-Botschafter, zusammen.[6] Nach Scharanskis Einwanderung nach Israel, 1986, blieb Maoz dessen enger Vertrauter und diente 15 Jahre lang als sein Stellvertreter in verschiedenen Ministerien, als Scharanski unter anderem als Industrie-, Innen- und Wohnungsbauminister sowie stellvertretender Ministerpräsident für die Partei Yisrael BaAliyah, einer politischen Gruppierung, die sich für die Interessen der jüdischen Einwanderer aus der früheren UdSSR einsetzte und 2003 in der Likud aufging, amtierte.[1]

Maoz wurde 1999 von Natan Sharansky zum Direktor des Innenministeriums ernannt und wurde anschließend Direktor des Ministeriums für Bau- und Wohnungswesen unter Minister Effi Eitam,[7] außerdem war er Generalsekretär von Yisrael BaAliyah.[6]

2019 gründete er mit Rabbi Zvi Thau, der als spiritueller Führer fungiert,[4] die konservative orthodox-jüdische, religiös-zionistische Partei Noam. Maoz, der zuvor in der Einwanderungspolitik aktiv war, nutzt Noam, um seine Vision eines religiös-konservativen und nationalistischen Israels durchzusetzen, das sich gegen säkulare und liberale Einflüsse stellt. Die Gründung war auch eine Reaktion auf gesellschaftliche Entwicklungen, die er als Bedrohung für die „jüdische Identität“ ansieht.[1]

Noam setzt sich für die Stärkung der jüdisch-religiösen Identität Israels ein, fordert die Ausweitung jüdisch-religiöser Erziehung auch an staatlichen Schulen, eine strengere Einhaltung der öffentlichen Schabbat-Ruhe, die Aufwertung des Oberrabbinats sowie den Schutz der „traditionellen Ehe und Familie“. Die Partei lehnt eine Trennung von Staat und Religion in Israel strikt ab und ist bekannt für ihre radikale Ablehnung von LGBT-Rechten.[8][9][10]

Politische Karriere und Positionen

Abgeordneter

Bei den Parlamentswahlen 2021 wurde Maoz über die Liste des Bündnisses „Religiöser Zionismus“ in die Knesset gewählt, das aus mehreren rechts-religiösen Parteien bestand.[8][11]

Maoz vertritt äußerst konservative religiöse und politische Positionen: Er lehnt die gleichgeschlechtliche Ehe ab, fordert ein Verbot von Pride-Paraden in Jerusalem und befürwortet die Legalisierung von Konversionstherapien für LGBT-Personen. Er spricht sich gegen den Wehrdienst von Frauen und gegen ein Recht auf Abtreibung[12] aus und setzt sich für eine stärkere Geschlechtertrennung bei öffentlichen Veranstaltungen ein. Außerdem will er ausschließlich orthodoxe Konversionen anerkennen und die Einwanderung von nichtjüdischen Enkelkindern jüdischer Einwanderer einschränken.[1][13][14]

Minister

Im Dezember 2022 wurde Maoz, der der einzige Abgeordnete von Noam war,[15] als stellvertretender Minister für jüdische nationale Identität in der Regierung Netanjahu ernannt. Dort leitete er eine neu geschaffene Behörde, die unter anderem die Kontrolle über die Einwanderungsbehörde Nativ übernahm.[8] Maoz hatte zusätzlich Kontrolle über eine Abteilung im Bildungsministerium, die externe Programm-Anbieter für öffentliche Schulen beaufsichtigt. Diese Ernennung stieß auf Empörung bei liberalen Kräften.[11]

Maoz kündigte an, Bildungs- und Justizsystem sowie das Militär von „postmodernen Weltanschauungen“ säubern zu wollen.[8] Er trat nach Streitigkeiten bereits im Februar 2024 zurück,[16][17] kehrte aber im Mai 2024 in das seitdem vakante Amt zurück.[15][18]

Während seiner Amtszeit versuchte Maoz, mehrere politische Maßnahmen rückgängig zu machen, die von der vorherigen Regierung eingeführt wurden. Dazu gehörte der Versuch, auf offiziellen Formularen die Bezeichnungen „Vater“ und „Mutter“ anstelle der zwischenzeitlich eingeführten Begriffe „Elternteil 1“ und „Elternteil 2“ wieder einzuführen. Außerdem wollte er die staatliche Politik bezüglich eines egalitären Gebetsbereichs an der Westmauer (Kotel) ändern und die „Heiligkeit“ der religiösen Stätte bewahren.[19]

Avi Maoz trat am 24. März 2025 erneut von seinem Amt als stellvertretender Minister zurück. Er begründete seinen Rücktritt damit, dass die Regierung keine ernsthafte Absicht gezeigt habe, die im Koalitionsvertrag vereinbarte Hierarchie zur „jüdischen nationalen Identität“ tatsächlich umzusetzen. In seinem Rücktrittsschreiben kritisierte Maoz insbesondere den mangelnden politischen Willen und die Einflussnahme einer angeblichen „Deep State“-Struktur im Justiz- und Bildungsministerium, die seine Arbeit blockiert habe.[20]

Trotz seines Rücktritts aus der Regierung erklärte Maoz, er werde weiterhin Teil der Koalition von Netanyahu bleiben. Sein Rücktritt offenbarte die inneren Spannungen innerhalb der von rechten bis ultraorthodoxen Parteien zusammengesetzten Koalition.[19]

Kontroversen und Kritik

Maoz’ politische Positionen und Äußerungen stießen auf Kritik seitens linker und liberaler Kreise. Der scheidende Premier Yair Lapid bezeichnete 2023 die Regierungsbildung mit Maoz als „völlig durchgeknallt“ und warnte vor den Folgen seiner konservativen Agenda, insbesondere wegen seiner Ablehnung von Frauen im Militär und seiner Befürwortung von Konversionstherapien für LGBT-Personen.[8] In einem offen Brief appellierte er an die Kommunen, im Bezug auf Bildungspolitik, nicht mit Moaz zusammenzuarbeiten.[21]

Die Vorsitzende der Arbeitspartei, Merav Michaeli, warnte vor „dunklen Zeiten“ für Israel und kündigte „entschiedenen Widerstand“ gegen Noam an. Menschenrechtsorganisationen und politische Gegner sehen in ihm einen homophoben, rassistischen und antipluralistischen Hardliner.[8]

Privatleben

Avi Maoz lebt in dem mehrheitlich arabischen Viertel Silwan in Ost-Jerusalem,[2] ist verheiratet und hat zehn Kinder.[22]

Commons: Avi Maoz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d Ralf Balke: Gute Juden, schlechte Juden. In: haGalil. 9. Januar 2023, abgerufen am 5. Mai 2025.
  2. a b Jessica Buxbaum: Avi Maoz: How a far-right politician could transform Israeli education. In: New Arab. Abgerufen am 5. Mai 2025 (englisch).
  3. What do Israel's religious Zionists think of Netanyahu's government? - survey. In: Jerusalem Post. 30. Januar 2023, abgerufen am 5. Mai 2025 (englisch).
  4. a b Daniel Goldman: Small Vote, Great Power: Rabbi Tau, Avi Maoz, the Noam Party and the Threat to Equal Rights in Israel. In: Fathom Journal. Januar 2023, abgerufen am 5. Mai 2025.
  5. Judah Ari Gross: He campaigned for Soviet immigration. Now Avi Maoz is poised to fight against it. In: Times of Israel. 1. Dezember 2022, abgerufen am 13. Juli 2025 (amerikanisches Englisch).
  6. a b What will Avi Maoz taking over Nativ mean for former Soviet Union Jews? In: Jerusalem Post. 28. November 2022, abgerufen am 5. Mai 2025 (englisch).
  7. Raoul Wootliff, Jacob Magid: Reform rabbi, Kahanist agitator, firebrand writer: The new Knesset’s 16 rookies. In: Times of Israel. Abgerufen am 5. Mai 2025 (amerikanisches Englisch).
  8. a b c d e f Sabine Brandes: »Nichts weniger als Wahnsinn«. In: Jüdische Allgemeine. 28. November 2022, abgerufen am 5. Mai 2025.
  9. מפלגת נעם l האתר הרשמי של מפלגת נעם l אתר נעם l נעם בכנסת. In: https://noamparty.org.il/. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 1. November 2022; abgerufen am 5. Mai 2025 (he-IL).
  10. Sabine Brandes: Ziviles Aufbegehren. In: Jüdische Allgemeine. 8. Dezember 2022, abgerufen am 5. Mai 2025.
  11. a b Gov't leaders, LGBTQ+ groups fume over Netanyahu-Avi Maoz agreement. In: Jerusalem Post. 28. November 2022, abgerufen am 5. Mai 2025 (englisch).
  12. https://x.com/noamparty/status/1541417069970964484
  13. deutschlandfunk.de: Nach der Parlamentswahl in Israel - Comeback von Premier Netanjahu. 4. November 2022, abgerufen am 5. Mai 2025.
  14. Israel: Netanjahu will mit radikalem LGBTQIA-Gegner koalieren. In: T-online. 29. November 2022, abgerufen am 5. Mai 2025.
  15. a b Anti-LGBTQ MK Maoz set to rejoin government, resume role as Jewish identity czar. In: Times of Israel. Abgerufen am 5. Mai 2025 (amerikanisches Englisch).
  16. Carrie Keller-Lynn: Far-right MK Avi Maoz threatens to quit coalition if he doesn’t get promised powers. In: Times of Israel. Abgerufen am 5. Mai 2025 (amerikanisches Englisch).
  17. Carrie Keller-Lynn: Far-right anti-LGBTQ Avi Maoz quits government, says his coalition deal was ignored. In: Times of Israel. Abgerufen am 5. Mai 2025 (amerikanisches Englisch).
  18. Avi Maoz has no place in Israel's government. In: Jerusalem Post. 30. Mai 2023, abgerufen am 5. Mai 2025 (englisch).
  19. a b Far-right Noam Party MK Avi Maoz resigns from gov't. In: Jerusalem Post. 24. März 2025, abgerufen am 5. Mai 2025 (englisch).
  20. Sam Sokol: Deputy Minister Avi Maoz quits government, railing against pressure of ‘deep state’. Abgerufen am 10. Mai 2025 (amerikanisches Englisch).
  21. David Isaac: Likud Knesset member: ‘I’d prefer 5,000 like Avi Maoz to one Ofer Cassif’. In: Jewish News Syndicate. 7. Dezember 2022, abgerufen am 5. Mai 2025 (amerikanisches Englisch).
  22. Meet Avi Maoz, Israel's 'proudly homophobic' new powerbroker. In: Middle East Eye. Abgerufen am 5. Mai 2025 (englisch).