Castasegna
| Castasegna | ||
|---|---|---|
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| Staat: | ||
| Kanton: | ||
| Region: | Maloja | |
| Politische Gemeinde: | Bregaglia | |
| Postleitzahl: | 7608 | |
| UN/LOCODE: | CH CAS | |
| Koordinaten: | 759993 / 133445 | |
| Höhe: | 696 m ü. M. | |
| Fläche: | 6,77 km² | |
| Einwohner: | 191 (31. Dezember 2008) | |
| Einwohnerdichte: | 28 Einw. pro km² | |
| Website: | www.comunedibregaglia.ch | |
Castasegna
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| Karte | ||
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Castasegna (; lombardisch Castascegna; deutsch veraltet Castasengen) ist ein Dorf in der politischen Gemeinde Bregaglia im Schweizer Kanton Graubünden.
Geographie
Das Dorf liegt auf einer Höhe von 690 m ü. M. an der Grenze gegen Italien, an der Strasse Samedan–Maloja–Chiavenna, am rechten Ufer der Maira und an der Einmündung des Lovero und des Baches des Val Casnaggina in diese; 9,7 km östlich von Chiavenna. Castasegna liegt unmittelbar an der Grenze zwischen Italien und der Schweiz und ist damit das tiefstgelegene Dorf des bündnerischen Teils des Bergell. Das Strassen- und Zolldorf mit südländischer Vegetation liegt zwei Monate im Winterschatten.
Geschichte
Neben einem Schalenstein oberhalb von Caslacc wurden etruskische und römische Einzelfunde gemacht. Erstmals erwähnt wird das Dorf im Jahre 1374 unter dem damaligen Namen Castexegnia.[1] Burg und Dorf könnten römischen oder fränkischen Ursprungs sein; vielleicht entstanden sie zum Schutz der Strasse über den Septimer.
Der Loverobach begrenzte das mittelalterliche Hoheitsgebiet des Bischofs von Chur nach Süden. Im Spätmittelalter stand Castasegna unter Lehensherrschaft der von Salis und bildete mit Soglio und Bondo die Gemeinde Unterporta. 1526 wurde Castasegna selbstständiges Glied des Halbgerichts Unterporta.[1] Zusammen mit Soglio bildete es die Nachbarschaft Commune di qua dell’acqua (Gemeinde diesseits des Wassers) und zusammen mit der Commune di là dell’acqua (Gemeinde jenseits des Wassers) in Bondo die Gemeinde Unterporta. 1553 wurde diese Verbindung aufgehoben.
Kirchlich gehörte Castasegna ursprünglich zur Grosspfarrei Nossa Donna in Promontogno. Die 1409 erwähnte Kapelle S. Gian (Johannes Baptist) wurde im Spätmittelalter als Kuratie von Soglio aus betreut. Nach dem Übertritt zur Reformation 1552 erhielt Castasegna 1553 einen eigenen Prediger, 1664 eine eigene Kirche S. Trinità. Bei Castasegna stand einst der grösste Kastanienwald Europas.[1]
Heute lebt das lokale Gewerbe von den Vorzügen des Zollorts. Wichtig ist auch das Kraftwerk Castasegna des Elektrizitätswerks der Stadt Zürich. 2000 lag der italienische Sprachanteil bei 81 Prozent, der deutsche bei 16 Prozent. Castasegna leidet unter Abwanderung.[1] Eine Dorfumfahrung entlastet seit 1999 das Dorf vom Durchgangsverkehr.[2]
Bis Ende 2009 war Castasegna eine eigene politische Gemeinde im damaligen Kreis Bregaglia (Bergell) im Bezirk Maloja. Auf den 1. Januar 2010 fusionierten alle Gemeinden des Bergell (d. h. Bondo, Castasegna, Soglio, Stampa und Vicosoprano) zur neuen Gemeinde Bregaglia.
Wappen
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Blasonierung: «In Grün ein gelber, fruchtender Kastanienbaum mit Wurzelwerk, zwei schragenförmigen Hauptzweigen, fünf mal drei Blättern und sechs Früchten» |
Bevölkerung

| Jahr | 1850 | 1900 | 1910 | 1950 | 1980 | 1990 | 2000[3] | 2005 | 2008 |
|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
| Einwohner | 207 | 239 | 261 | 197 | 174 | 176 | 190 | 187 | 191 |
Sprachen
In Castasegna spricht man traditionell eine lombardische Mundart. Seit dem frühen 20. Jahrhundert gibt es eine deutschsprachige Minderheit. Die Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte zeigt untenstehende Tabelle:
| Sprachen | Volkszählung 1980 | Volkszählung 1990 | Volkszählung 2000 | |||
|---|---|---|---|---|---|---|
| Anzahl | Anteil | Anzahl | Anteil | Anzahl | Anteil | |
| Deutsch | 44 | 25,29 % | 41 | 23,30 % | 30 | 15,79 % |
| Rätoromanisch | 14 | 8,05 % | 9 | 5,11 % | 6 | 3,16 % |
| Italienisch | 115 | 66,09 % | 126 | 71,59 % | 152 | 80,00 % |
| Einwohner | 174 | 100 % | 176 | 100 % | 190 | 100 % |
Religionen und Konfessionen
1552 traten die Bewohner zum protestantischen Glauben über.
Herkunft und Nationalität
Von den Ende 2005 187 Bewohnern waren 178 (= 95 %) Schweizer Staatsangehörige.
Wirtschaft
Ein Arbeitgeber ist die 1979 gegründete Soglio Produkte AG, die naturnahe Körperpflegemittel herstellt und vertreibt. Seit 1986 ist der Betrieb in Castasegna im ehemaligen Hotel «Croce Bianca» untergebracht.
Kulturlandschaft
Bei Castasegna liegt der Brentan, der grösste Edelkastanienwald Europas. Das Klima ist eher südländisch.
Sehenswürdigkeiten
- Die reformierten Dorfkirchen Santa Trinità und San Giovanni stehen unter kantonalem Denkmalschutz[4]
- Die «Villa Garbald» mit Pergola und Gartenanlage, die der Zolleinnehmer Agostino Garbald (1828–1909) für sich und seine Frau Johanna Garbald-Gredig 1862 von Gottfried Semper entwerfen liess.[5] Es ist das einzige Gebäude Sempers südlich der Alpen. 2004 wurde die Villa von den Architekten Quintus Miller und Paola Maranta restauriert. Oberhalb der Villa steht der preisgekrönte Wohnturm «Roccolo» aus dem Jahr 2004 von Miller & Maranta.[6][7]
- Villa Garbald und Dépendence mit Turm im Villengarten[8]
- Zwischen 1877 und 1879 erbaute der venezianische Architekt Giovanni Sottovia das Schulhaus und das Rathaus von Castasegna. Zuvor hatte er im Puschlav die Palazzi in Poschiavo und in Promontogno das Hotel Bregaglia gebaut.
- Die Angestelltensiedlung der Bergeller Kraftwerke des Architekten Bruno Giacometti[9]
- Hausruine Casnàcc[10]


Öffentlicher Verkehr
Castasegna wird von der Engadiner Buslinie 4 bedient. Konzessionär ist Postauto Schweiz.
Persönlichkeiten
- Petrus Domenicus Rosius à Porta (1734–1806), reformierter Pfarrer in Castasegna 1771–1781 und Kirchenhistoriker
- Silvia Andrea (1840–1935), Schriftstellerin und Übersetzerin
- Andrea Garbald (* 10. Juli 1877 in Castasegna; † 1. November 1958 ebenda), Fotograf[11]
- Walther Kauer (* 4. September 1935 in Bern; † 27. April 1987 in Murten), Schweizer Schriftsteller.
Literatur
- Adolf Collenberg: Castasegna. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 2. Dezember 2016.
- Sonja Hildebrand (Hg.): Villa Garbald. Gottfried Semper – Miller & Maranta. Vorworte von Vreni Müller-Hemmi und Quintus Miller. Beiträge von Annemarie Bucher, Rino Fontana, Sonja Hildebrand, Werner Oechslin, Jürg Ragettli, Martin Tschanz, Stefanie Wettstein, John Ziesemer. Fotografien von Ruedi Walti. 2., überarbeitete, erweiterte und aktualisierte Auflage Zürich 2015, ISBN 978-3-85676-345-9.
- Simona Martinoli u. a.: Guida d’arte della Svizzera italiana. Edizioni Casagrande, Bellinzona 2007, S. 538–540.
- Erwin Poeschel: Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden, Band V. Die Täler am Vorderrhein, II. Teil. Die Talschaften Schams, Rheinwald, Avers, Münstertal, Bergell (= Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 14). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Bern 1943, ISBN 978-3-906131-20-7.
- Tomaso Semadeni: Castasegna. In: Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz. Band 2: Brusino – Caux. Attinger, Neuenburg 1921, S. 508 (Digitalisat).
Weblinks
- Webauftritt der Gemeinde Bregaglia (italienisch), abgerufen am 1. März 2022
- Castasegna auf der Plattform ETHorama (interaktive Karte und digitalisierte Dokumente, die einen direkten Bezug zur Schweiz haben und geografisch mit einem bestimmten Ort verbunden sind; deutsch), abgerufen am 1. März 2022
- Castasegna auf Bregaglia Engadin Turismo (deutsch, englisch, italienisch), abgerufen am 1. März 2022
- Bundesamt für Kultur: Castasegna im Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (italienisch)
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Adolf Collenberg: Castasegna. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
Diese Abschnitte basieren weitgehend auf dem Eintrag im Historischen Lexikon der Schweiz (HLS), der gemäss den Nutzungshinweisen des HLS unter der Lizenz Creative Commons – Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International (CC BY-SA 4.0) steht. - ↑ Galerie Castasegna. Auf der Webseite des Projektverfassers Fanzun AG, abgerufen am 8. September 2025.
- ↑ Adolf Collenberg: Castasegna. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 2. Dezember 2016.
- ↑ Kantonsbibliothek Graubünden. Alte Kirche San Gian (Foto) ( vom 13. Februar 2022 im Internet Archive)
- ↑ René Hornung Vom guten Geist des Denklabors: der einzige Semper-Bau südlich der Alpen ist noch nicht lange bekannt. Die Karriere der 150-jährigen Villa Garbald, Hochparterre: Zeitschrift für Architektur und Design Band 25 (2012), Heft 6: Kastanien, Granit und Palazzi, S. 34
- ↑ Villa Garbald auf garbald.ch
- ↑ Kantonsbibliothek Graubünden. Villa Garbald (Foto) ( vom 13. April 2003 im Internet Archive)
- ↑ Kantonsbibliothek Graubünden. Villa Garbald und Dépendence (Foto) ( vom 4. März 2016 im Internet Archive)
- ↑ Kantonsbibliothek Graubünden. Angestelltensiedlung der Bergeller Kraftwerke (Foto) ( vom 4. März 2016 im Internet Archive)
- ↑ Hausruine Casnàcc (Foto) auf garbald.ch
- ↑ Andrea Garbald. In: Sikart

