Bouvier (Bonn)

Logo der Buchhandlung Bouvier
Am Hof 28/Ecke Fürstenstraße: ehemalige Universitätsbuchhandlung Bouvier (2015)
Am Hof 30, Nebengebäude der ehemaligen Buchhandlung (2013)

Bouvier war eine in Bonn ansässige Buchhandlung mit angeschlossenem Verlag.

Geschichte

Der Verlag von Henry und Cohen wurde 1828 durch Aimé Henry und Maximilian Cohen in Bonn als Lithographische Anstalt gegründet. 1835 erhielt Cohen die Buchhändlerkonzession und gliederte eine Buchhandlung an. 1861 trennte Henry sich von seinem Kompagnon, während Cohen das Geschäft mit seinem Sohn unter dem Namen „Verlag von Max Cohen & Sohn“ und seit 1891 unter dem Namen Universitätsbuchhandlung und Verlag Friedrich Cohen weiterführte[1]. 1903 trat sein Sohn Fritz in das Geschäft ein, der noch im selben Jahr Hedwig Bouvier (* 9. März 1883; † 2. August 1960), Tochter des Bonner Arztes Cunibert Bouvier (* 1845),[2] heiratete, die nach dem Tod ihres Ehemanns 1927 Buchhandlung und Verlag übernahm. Aufgrund des jüdischen Vorbesitzers Cohen war das Geschäft seit 1933 dem Judenboykott der Nationalsozialisten ausgesetzt und Hedwig Bouvier war gezwungen, Anteile zu verkaufen[3], so im Herbst 1933 den Verlag Cohen an Gerhard Schulte-Bulmke in Frankfurt und das Antiquariat an den Antiquar Robert Alder in Bern. Um weiteren Zwangsmaßnahmen zu entgehen nahm Hedwig Cohen am 20. September 1937 ihren Geburtsnamen Bouvier wieder an und die Firma firmierte seit 1937 „Buchhandlung H. Bouvier u. Co.“. 1938 setzte Hedwig Bouvier Herbert Grundmann als Geschäftsführer ein; 1941 wurde Grundmann Miteigentümer und geschäftsführender Gesellschafter. Am 18. Oktober 1944 wurde das Gebäude der Buchhandlung ausgebombt. Nach 1945 wurde der Verlag unter dem Namen Bouvier Verlag Herbert Grundmann vollständig neu aufgebaut.

Am 1. Januar 1952 wurde Grundmann persönlich haftender Gesellschafter, am 1. Januar 1953 Alleininhaber. Zum 1. Januar 1972 wurde der Betrieb in eine Holdinggesellschaft Herbert Grundmann KG mit den Firmen Universitätsbuchhandlung Bouvier GmbH, Bouvier Verlag Herbert Gundmann GmbH und Akademische Buchhandlung Herbert Grundmann GmbH umgewandelt. Geschäftsführer war nach dem Tod von Herbert Grundmann ab 1981 sein Sohn Thomas Grundmann (* 26. Mai 1947; † 9. April 2022). 1982 wurde die benachbarte Buchhandlung und Verlag Ludwig Röhrscheid (Am Hof 28) und 1990 der Verlag Reimar Hobbing übernommen. Bis zum 31. Dezember 1986 war der Verlag eine eigenständige Firma. Die Firma Bouvier übernahm die Kölner Buchhandlung Heinrich Gonski GmbH & Co. am Neumarkt und fungierte zeitweise als Bouvier-Gonski. Seit dem 1. Januar 2003 war der Verlag wieder eine eigenständige Firma (später unter dem Namen “Bouvier Verlag/Universitätsbuchhandlung Bouvier Verpachtungsgesellschaft mbH”) und wurde von der Buchhandlung getrennt. Die Buchhandlung meldete zum 26. Juni 2003 Insolvenz an. 2004 übernahm Thalia alle fünf Bonner Bouvier-Filialen sowie die Zweigstellen in Köln, Siegburg und Hamm. 2013 wurde das Geschäft in Bonn geschlossen.[4] Der Verlag wurde im Juli 2022 liquidiert.

Signet

Das Signet der Firma Bouvier entwarf 1962 HAP Grieshaber auf Anregung von Herbert Grundmann. Seit 1989 stand es in der dunkelgrauen Firmenfarbe auf rotem Quadrat. Es wurde für alle Filialen der Buchhandlung und den Verlag verwendet.

Programm des Verlages

Von der Gründung 1946 bis in die 1980er Jahre wurden im Verlag fast überwiegend Dissertationen veröffentlicht, danach mehr und mehr Publikationen aus den Bereichen Politik, Zeitgeschichte und Regionalia (Rhenania). Durch die Übernahme des Verlages Röhrscheid 1982 wurde das Programms um regionale und historische Themen und Reihen (Titel zur Geschichte des Rheinlandes, Publikationen des Deutschen Historischen Institutes in Paris, u. a.) erweitert. Beim Bouvier Verlag erschienen Veröffentlichungen von Autoren wie Ernst Robert Curtius, Hermann Glockner, Jürgen Habermas, Martin Heidegger, Gottfried Kinkel, Ludwig Klages, Michael Landmann, Helmuth Plessner, Erich Rothacker, Max Scheler, Hermann Schmitz, Karl Simrock. Durch die Übernahme des Verlages Röhrscheid 1982 wurde das Programms um regionale und historische Themen und Reihen (Titel zur Geschichte des Rheinlandes, Publikationen des Deutschen Historischen Institutes in Paris, u. a.) erweitert. Von 1989 bis 1994 verlegte der Bouvier Verlag das Jahrbuch Extremismus & Demokratie und von 1992 bis 1999 die Schriftenreihe Extremismus & Demokratie (Hrsg. von Eckhard Jesse und Uwe Backes). 1999 wurde das Verlagsprogramm gestrafft, es wurden nur noch gelegentlich populäre Regionalia veröffentlicht

Literatur

  • Theodor Anton Henseler: Beiträge zur Geschichte des Bonner Buch- und Zeitungsverlages 3. Universitäts-Buchhandlung und Verlag H. Bouvier u. Co. vormals Henry & Cohen, Max Cohen u. Sohn, Friedrich Cohen. In: Bonner Geschichtsblätter Bd. 6, 1952, S. 87–109.
  • Otto Wenig: Buchdruck und Buchhandel in Bonn. Ludwig Röhrscheid Verlag, Bonn 1968, S. 302–317. 445–455.
  • 150 Jahre Bouvier in Bonn. In: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel Bd. 34, 1978, S. 2407–2409.
  • Herbert Grundmann (Hrsg.): Bouvier 1828–1978. Bouvier Verlag Herbert Grundmann, Bonn 1978, ISBN 3-416-01454-5.
  • Eberhard Henze: Bouvier, Hedwig und Co. In: Lexikon des gesamten Buchwesens. 2. Auflage, Band 1, Hiersemann, Stuttgart 1987, S. 520.
  • Reinhard Würffel: Lexikon deutscher Verlage von A–Z. 1071 Verlage und 2800 Verlagssignete vom Anfang der Buchdruckerkunst bis 1945. Adressen, Daten, Fakten, Namen. Verlag Grotesk, Berlin 2000, ISBN 3-9803147-1-5, S. 104–105.
  • Dagmar Olzog, Johannes Hacker (Hrsg.): Dokumentation deutschsprachiger Verlage. 14. Ausgabe, verlag moderne industrie, Landsberg am Lech 2001, ISBN 3-478-38764-7, S. 55–56.
  • Ernst Fischer: Cohen, Klaus. In: ders.: Verleger, Buchhändler & Antiquare aus Deutschland und Österreich in der Emigration nach 1933: Ein biographisches Handbuch. Verband Deutscher Antiquare, Elbingen 2011, S. 48.

Einzelnachweise

  1. Maximilian Cohen. In: Josef Niesen, Bonner Personenlexikon. 3., verbesserte und erweiterte Auflage, Bouvier, Bonn 2011, ISBN 978-3-416-03352-7, S. ?.
  2. Hedwig Bouvier zum Gedächtnis. In: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel Bd. 16, 1960, S. 1416–1417.
  3. Hedwig Bouvier in: Josef Niesen: Bonner Personenlexikon. 3., verbesserte und erweiterte Auflage, Bouvier, Bonn 2011, ISBN 978-3-416-03352-7, S. ?.
  4. Ebba Hagenberg-Miliu: Universitätsbuchhandlung Bouvier. Trauriges Ende einer Bücher-Ära. In: General-Anzeiger, 29. Juli 2013.