Balsthal

Balsthal
Wappen von Balsthal
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Solothurn Solothurn (SO)
Bezirk: Thalw
BFS-Nr.: 2422i1f3f4
Postleitzahl: 4710
UN/LOCODE: CH BST
Koordinaten: 619343 / 240675
Höhe: 489 m ü. M.
Höhenbereich: 471–1095 m ü. M.[1]
Fläche: 15,71 km²[2]
Einwohner: 6560 (31. Dezember 2024)[3]
Einwohnerdichte: 418 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
36,7 %
(31. Dezember 2024)[4]
Website: www.balsthal.ch
Balsthal mit Bahnhof und Kirche
Balsthal mit Bahnhof und Kirche
Lage der Gemeinde
Karte von BalsthalKanton AargauKanton Basel-LandschaftKanton Basel-LandschaftKanton BernKanton BernKanton JuraBezirk BucheggbergBezirk GäuBezirk LebernBezirk OltenBezirk SolothurnBezirk ThiersteinBezirk WasseramtAedermannsdorfBalsthalHerbetswilHolderbank SOLaupersdorfMatzendorf SOMümliswil-RamiswilWelschenrohr-Gänsbrunnen
Karte von Balsthal
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Balsthal (von den Einheimischen Bauschtu [ˈbaʊʃdu] genannt) ist eine politische Gemeinde im Bezirk Thal des Kantons Solothurn in der Schweiz, dessen Hauptort sie auch ist. Balsthal setzt sich zusammen aus dem Dorf Balsthal, der Klus und dem Weiler Sankt Wolfgang.

Balsthals Nachbargemeinden sind, von Norden im Uhrzeigersinn begonnen: Mümliswil-Ramiswil, Holderbank, Oberbuchsiten, Oensingen, Niederbipp BE und Laupersdorf.

Geschichte

Historisches Luftbild von Walter Mittelholzer von 1932
Blick auf Balsthal von Neu-Falkenstein

Spuren keltischer Besiedlung finden sich u. a. in Gestalt des Hort von Balsthal. Unter den Römern lag Balsthal an einer Strasse, die Aventicum (beim heutigen Avenches) über den Oberen Hauenstein mit Augusta Raurica (bei Basel) verband.

968 wurde Balsthal erwähnt als Palcivallis, 1226 als Balcetal, was wohl ursprünglich Tal des Balzo bedeutete. Im Mittelalter gehörte es zunächst zum Fürstbistum Basel, ab Ende des 12. Jahrhunderts unterstand es den Freiherren von Bechburg. Aus dem 12. Jahrhundert und 13. Jahrhundert stammen auch die beiden Burgen Neu-Falkenstein und Alt-Falkenstein. Freiherr Henman von Bechburg überfiel 1374 im Weiler St. Wolfgang bei Balsthal einen Transport von Basler Kaufleuten und erbeutete unter anderem einige Zentner kostbaren Safrans, was den „Safrankrieg von Balsthal“ auslöste.[5] 1402 kam Balsthal zu Solothurn und wurde Gerichtssitz. In der folgenden Zeit wuchs Balsthal stark, da es an der wichtigen Nord-Süd-Handelsroute über den Oberer Hauenstein lag. Entlang der Strasse entstanden gewerbliche Betriebe und Herbergen. Die Gastwirte spielten entsprechend auch in der lokalen Politik eine herausragende Rolle.

Während der Zeit des Dreissigjährigen Krieges kam es in der Klus zu einem Angriff Solothurner Bauern auf Berner Soldaten, worauf Bern Solothurn mit Krieg drohte. Dieser sogenannte Kluserhandel von 1632 brachte die Schweiz an den Rand eines Bürgerkriegs, konnte aber schliesslich nach intensiven Vermittlungen noch friedlich gelöst werden.

1798 wurde die als Landvogtsitz fungierende Burg Neu-Falkenstein im Zuge der Helvetischen Revolution von erbosten Bewohnern in Brand gesteckt. Wie auch an anderen Orten wurde in Balsthal 1830 im Gefolge der französischen Julirevolution ein Volkstag veranstaltet. Am 22. Dezember kamen liberal gesinnte Menschen aus dem ganzen Kanton zusammen und leiteten damit den Sturz des Solothurner Patriziats ein.

Die Eröffnung des Hauensteintunnels 1857 traf das Balsthaler Gewerbe schwer. Ersatz bot die Industrie, zunächst die «Papierfabrik Balsthal», die noch heute als SABER Swiss Quality Paper AG fortbesteht, dann das «Eisenwerk Klus» der Firma von Roll, das zum grössten Arbeitgeber im Thal wurde. Am 22. Juni 1926 kam es in Balsthal nach heftigen Gewittern zu Überschwemmungen.

Mit der Rezession der 1970er-Jahre und der zunehmenden Deindustrialisierung wurde eine wirtschaftliche Neuausrichtung nötig. Neue Unternehmen fassten Fuss. Die heute bedeutendsten Firmen im Thal sind neben der Papierfabrik die Grossmetzgerei und Salamifabrik Gehrig AG und die Leichtmetallgiesserei Tenba AG.

Wappen

Das Dorfwappen sind zwei zu einer 8 verschlungene weisse Schlangen auf blauem Grund. Die Anordnung der Schlangen hat einen militärischen Hintergrund: Gemäss einer Quelle von 1689 gehörten die Thaler Gemeinden zur vierten und fünften Kompanie des zweiten Regimentes der Milizarmee von Solothurn. Die Ziffer 4 wurde zu jener Zeit wie eine unten offene 8 geschrieben.

Mit Ausnahme von Holderbank, Mümliswil-Ramiswil und Gänsbrunnen scheinen alle Wappen der Thaler Gemeinden in dieser Tradition zu stehen. Doch nur jene von Balsthal und Laupersdorf weisen diese Achterform auf. In den Wappen von Aedermannsdorf, Herbetswil, Matzendorf und Welschenrohr ist das Hauptmotiv ein Winkel – eine Abart der alten 5 – mit je unterschiedlicher Farb- und Formvariante.

Auf die jahrelange Herrschaft der Untervogtsfamilie Brunner geht vielleicht der blauen Grundton des Balsthaler Wappens zurück – diese Familie trug diese Farbe bereits zuvor in ihrem Wappen.

Bevölkerung

Bis Ende der Sechzigerjahre stieg die Bevölkerung von Balsthal auf knapp 6000 Einwohner. Infolge der Deindustrialisierung (dort Von Roll-Krise genannt) sank sie dann aber bis auf etwa 5100. Seither steigt sie wieder langsam an. Der Ausländeranteil beträgt 35,23 Prozent (per Ende 2015).

Balsthal ist überwiegend katholisch geprägt. Laut der Volkszählung 2000 gehören 52,9 Prozent dieser Konfession an, während 21,4 Prozent Protestanten, 2,8 Prozent Orthodoxe und 10,1 Prozent Muslime sind. 0,9 Prozent gehören anderen Glaubensgemeinschaften an und 8,9 Prozent sind konfessionslos. (Die restlichen machten keine Angaben.)

Wirtschaft

In Balsthal bestehen etwa 2400 Arbeitsplätze (Voll- und Teilzeit)

Beschäftigungsstruktur (2004)

  • 2 % Land- und Forstwirtschaft
  • 44 % Industrie und Gewerbe
  • 54 % Dienstleistungsbetriebe
Papierfabrik Balsthal

Im Jahr 1883 wurde die Papierfabrik Balsthal gegründet; heutige Swiss Quality Paper AG.[6][7][8]

Verkehr

Stationsgebäude Balsthal OeBB (2003)

Eine gut vier Kilometer lange, normalspurige Bahnstrecke führt seit 1899 von Balsthal durch die Klus zur Jurasüdfusslinie nach Oensingen. Sie wird von der privaten Oensingen-Balsthal-Bahn (OeBB) betrieben und ist seit 1943 komplett elektrifiziert. Der Personenverkehr erfolgt in Halbstundentakt, es besteht umfangreicher Güterverkehr.

Die kleine Bahn ist bei Eisenbahnfreunden wegen ihrer Sammlung historischer Bahnfahrzeuge beliebt. Auch ältere Lokomotiven und Triebwagen sowie eine Dampflokomotive kommen zum Einsatz.

Politik

Exekutive

Die Exekutive bestand bis 2013 aus einem elfköpfigen Gemeinderat, seither besteht er aus zwei Sitzen weniger. Die Sitze verteilten sich wie folgt:[9]

Insgesamt 9 Sitze
Partei 2025–2029 2021–2025 2017–2021 2013–2017
FDP.Die Liberalen 4 3 3 3
Schweizerische Volkspartei 3 3 2 2
Christlichdemokratische Volkspartei  2 2 2
Sozialdemokratische Partei* 0 1 1 1
Die Mitte Balsthal 2
Kritisch-konstruktive Bauschtler (kkB) 0 1 0
Parteilos 0 0 1

* 2025–29: SP und Unabhängige

Gemeindepräsident

Von 2009 bis 2013 bekleidete Willy Hafner (CVP) das Amt des Gemeindepräsidenten. 2013 kam es in einer stillen Wahl zu einem Wechsel zum parteilosen Roland Stampfli. Von 2017 bis 2021 bekleidete Pierino Menna (CVP) das Amt des Gemeindepräsidenten.[10] Seit 2021 ist Freddy Kreuchi (FDP) der amtierende Gemeindepräsident von Balsthal.[11]

Sehenswürdigkeiten

Die römisch-katholische Pfarrkirche Balsthal wurde 1912–1914 unter der Leitung des Architekten August Hardegger aus St. Gallen erbaut.

Persönlichkeiten

Literatur

  • Gottlieb Loertscher: Die Kunstdenkmäler des Kantons Solothurn, Band III: Die Bezirke Thal, Thierstein, Dorneck. (= Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 38). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1957, DNB 750089342.
  • Hans Sigrist: Balsthal. 3000 Jahre Dorfgeschichte. In: Jahrbuch für Solothurnische Geschichte. Band 41, 1968, S. 5–352 doi:10.5169/seals-324386
Commons: Balsthal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Geographische Kennzahlen - Suche Gemeindestand 06.04.2025. Bei späteren Gemeindefusionen Höhenbereich aufgrund Stand 1. Januar 2025 zusammengefasst. Abruf am 29. August 2025.
  2. Geographische Kennzahlen - Suche Gemeindestand 06.04.2025. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2025 zusammengefasst. Abruf am 29. August 2025.
  3. Bilanz der ständigen Wohnbevölkerung nach Bezirken und Gemeinden, 1991-2024. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 28. August 2025
  4. Ständige und nichtständige Wohnbevölkerung nach institutionellen Gliederungen, Staatsangehörigkeit (Kategorie), Geschlecht und Alter, 2010-2024. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 28. August 2025
  5. Gustaf Adolf Wanner, Zunftkraft und Zunftstolz, 1976, S. 75
  6. Papierfabrik — Informationen. In: balsthal-collector.ch. Abgerufen am 18. April 2022.
  7. Franz Schaible: Papierfabrik – «Wir sind auf gutem Weg»: Die Papieri Balsthal ist (wieder) zuversichtlich. In: solothurnerzeitung.ch. 10. April 2018, abgerufen am 18. April 2022.
  8. Swiss Quality Paper AG. Handelsregisteramt des Kantons Solothurn, abgerufen am 18. April 2022.
  9. Wahl 2025: Gemeinde Balsthal, Protokoll der Wahl des Gemeinderates für die Amtsperiode 2025–2029
  10. Balsthal - INFO Bulletin Ausgabe 3 vom Juli 2013 (Seite 1; PDF; 739 kB)
  11. Balsthal Online: Abstimmungs- und Wahlresultate: Wahlergebnisse Gemeindepräsident. Abgerufen am 30. Juni 2021.
  12. Endrunde. In: www.e-periodica.ch. ETH Zürich, abgerufen am 2. Dezember 2021 (deutsch).
  13. Fin de chantier. In: www.e-periodica.ch. ETH Zürich, abgerufen am 2. Dezember 2021 (deutsch).
  14. Gustav Bloch. auf schweizermarsch.ch, abgerufen am 29. Mai 2015.