Zwittermedaille (Provinz Westfalen)

Zwittermedaille, die Seite mit Minister vom Stein
Zwittermedaille, die Seite mit Annette von Droste-Hülshoff, Jaeger-Nr. 29.

Die Zwittermedaille der Provinz Westfalen, auch Zwittermedaille Minister vom Stein/Annette v. Droste Hülshoff, ist eine Medaille mit dem Kopfbild des Ministers Heinrich Friedrich Karl vom und zum Stein (* 1757; † 1831), dem Initiator der preußischen Reformen und auf der Gegenseite mit dem Brustbild von Annette von Droste-Hülshoff (* 1797; † 1848), Westfalens Dichterin. Die Medaille gehört zur Sammlung staatlicher Notmünzen der Landesbank der preußischen Provinz Westfalen aus der Inflationszeit.

Beschreibung der Zwittermedaille

Die Büste von Annette von Droste-Hülshoff im Garten von Burg Hülshoff, geschaffen von Anton Rüller, war die Vorlage für das Prägebild.

Die Zwittermedaille der Provinz Westfalen hat zwei Seiten, die nicht zusammengehören. Sie wurde mit der Vorderseite einer Notmünze mit dem Kopfbild des Ministers vom Stein und der Vorderseite einer Notmünze mit dem Brustbild von Annette v. Droste-Hülshoff gekoppelt. Die Medaille besteht aus Neusilber versilbert, wiegt 33,9 g und hat einen Durchmesser von 44 mm. Die Auflagenhöhe beträgt 9985 Stück. Die Legenden der beiden Seiten sind in Frakturschrift aufgeprägt und mit den Notmünzen der beiden verwendeten Vorderseiten identisch. Die Zwittermedaille wurde ohne Jahreszahl geprägt. Als Ausgabejahr wird 1923 angegeben. Die Münzstätte ist Menden, Region Westfalen. Der Entwurf stammt von Rudolf Bosselt, dem Direktor der Kunstgewerbeschule Magdeburg. Als Vorlage für das Prägebild von Annette von Droste-Hülshoff hat Rudolf Bosselt die von Anton Rüller (* 1864; † 1936) geschaffene Büste verwendet, die sich im Garten von Burg Hülshoff befindet. Die Signatur sowohl von Bosselt als auch von Rüller isi nur auf der Zwittermedaille angegeben. Der Hersteller der Zwittermedaille war der Produzent Heinrich Kissing in Menden.[1]

Seite mit Minister vom Stein

Auf der einen Seite der Zwittermedaille ist das Kopfbild von Minister vom Stein zu sehen. Der Entwurf stammt von dem Medailleur und Bildhauer Rudolf Bosselt. Seine Signatur „R. Bosselt“ befindet sich unter dem Halsabschnitt.[2]

  • Umschrift: Minister vom Stein ∙ Deutschlands Führer in schwerer Zeit 1757-1831 ∙

Seite mit Annette von Droste Hülshoff

Die andere Seite zeigt das Brustbild von Annette von Droste-Hülshoff. Im Feld unten ist die Signatur „A. Rüller“ angegeben, von dem Bosselt die Büste als Vorlage für das Prägebild verwendete.

  • Umschrift: Annette v. Droste Hülshoff 1797-1848 + Westfalens Dichterin +

Anmerkung: Die Medaille wird mitunter als „Zwittermedaille Westfalen von 1923 - Notgeld mit Medaillencharakter“ bezeichnet (siehe den Weblink unten). Eine Notgeldmünze ist es jedoch nicht, denn der Nominalwert fehlt auf diesem Gepräge.[3] Eine Zwittermedaille ist es demnach auch nicht, weil sie sowohl „Notgeldmünze als auch Erinnerungsmedaille“ ist, sondern weil für das Stück zwei Vorderseiten von zwei Notmünzen verwendet wurden, die nicht zusammengehören (siehe Zwittermünze).[4] Ein „Kuriosum der Inflationszeit“ ist die Medaille aber durchaus.

Geschichtliches und Münzgeschichte

Das Notgeld der Provinz Westfalen mit der dazugehörigen Zwittermedaille ist seit Langem den staatlichen Notgeldsammlungen eingegliedert und ein beliebtes Sammelgebiet. Nach Peter Menzel wurden die frühen Gepräge der Provinz von 1921 und 1922 tatsächlich als Notgeld verwendet. Sie verloren jedoch bereits am 1. Februar 1922 ihre Gültigkeit. Die meisten Notmünzen der Provinz Westfalen haben auf der Vorderseite das Kopfbild des Freiherrn vom und zum Stein. Das Brustbild von Annette von Droste-Hülshoff wurde nur bei wenigen Ausgaben von 1923 verwendet.[5] Der Reinertrag sollte sozialen Zwecken dienen.[6]

Am 16. Oktober 1923 wurde der Beschluss über die Errichtung der Deutschen Rentenbank zur Beendigung der Inflation verkündet. Am 15. November des gleichen Jahres wurde eine neue Währungsordnung eingeführt und die Inflation beendet. Die Rentenbank wurde mit 2,3 Milliarden Rentenmark gegründet. Die Deckung beruhte auf Schulden der Landwirtschaft und Industrie am Reich. Eine Rentenmark war gleich einer Billion Papiermark.[7]

Siehe auch

Primus: Zwittermedaille 1923 Notgeldmünze Westfalen Jaeger-Nr. N29 Die Medaille wird hier als „Zwittermedaille Westfalen von 1923 - Notgeld mit Medaillencharakter“ bezeichnet. Eine Notgeldmünze ist es jedoch nicht, weil der Nominalwert auf diesem Stück fehlt.

Literatur

  • Peter Menzel: Deutsche Notmünzen und sonstige Geldersatzmarken 1873–1932, Berlin 1982.
  • Siegfried Bauer: Deutsche Münzen 1871 bis 1932 einschließlich der Münzen der ehemaligen Kolonien und des staatlichen Notgeldes, Berlin 1976.
  • Kurt Jäger: Die deutschen Münzen seit 1871, 17. überarbeitete Auflage, bearbeitet von Helmut Kahnt, Regenstauf 2001. Darin: Staatliche Notmünzen, Westfalen N 9 bis 29. (Nr. 29)
  • Gerhard Gierow: Münzverzeichnis Deutschland 1871 bis 1932 …, darin staatliche Notmünzen Westfalen, S. 62, Hobria Berlin 1965.
  • Werner Conze und Volker Hentschel (Hrsg.): Deutsche Geschichte, Epochen und Daten, Freiburg/Würzburg 1991.

Einzelnachweise

  1. Peter Menzel: Deutsche Notmünzen (1982), S. 482: Hersteller.
  2. Peter Menzel: Deutsche Notmünzen … (1982) S. 482: Rudolf Bosselt.
  3. Peter Menzel: Deutsche Notmünzen (1982), S. 482: sogenannte Zwittermedaille.
  4. Helmut Kahnt: Das große Münzlexikon (2005), S. 538
  5. Kurt Jäger: Die deutschen Münzen seit 1871 (2001), darin: Staatliche Notmünzen, Westfalen N 9 bis 29.
  6. Siegfried Bauer: Deutsche Münzen 1871 bis 1932 einschließlich der Münzen der ehemaligen Kolonien und des staatlichen Notgeldes (1976), S. 93: Reinertrag.
  7. Werner Conze und Volker Hentschel (Hrsg.): Deutsche Geschichte … (1991) S. 258.