Youssef Chebbi

Youssef Chebbi (geboren im 20. Jahrhundert in Tunesien) ist ein tunesisch-französischer Filmregisseur, Drehbuchautor, Musiker und Musikproduzent.

Leben und Werk

Youssef Chebbi wuchs in Tunesien auf. Da seine Familie aus politischen Gründen Tunesien verlassen musste, lebte Chebbi seit seinem 20. Lebensjahr in Frankreich, wo er an der Universität Nanterre studierte.[1]

Sein erster Film überhaupt, der Kurzfilm Vers le Nord (17 min) über illegale Migranten auf dem Weg nach Norden, wurde auf mehreren Filmfestivals gezeigt und mit dem Prix Radio-Canada de la communication interculturelle ausgezeichnet. Nach einem weiteren Kurzfilm, Les Profondeurs, einer Vampirgeschichte, drehte er den Dokumentarfilm Babylon, der beim Festival international de cinéma in Marseille mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet wurde.[2] Thema des Films ist die Flucht tunesischer Gastarbeiter, die durch den Aufstand in Libyen 2011 ausgelöst wurde. Bereits in seinen drei ersten Filmen geht es um das Problem Migration, das Schicksal von Migranten und von Außenseitern, die am Rand der Gesellschaft leben, Themen, die sein gesamtes filmisches Schaffen dominieren.

Der Schwarzweißfilm Black Medusa, den er zusammen mit dem Regisseur ismaël (* 1983) gedreht hat, hatte auf dem International Film Festival in Rotterdam Premiere und wurde in der Folge für 8 Preise nominiert. Der Film erzählt vom Doppelleben einer Frau, die tagsüber ein unauffälliges Leben führt, und nachts Männer aufreißt, sich deren Geschichten erzählen lässt und sie dann brutal zusammenschlägt.

Sein Spielfilm Ashkal, für den er wie in den meisten seiner Filme auch das Drehbuch geschrieben hat, wurde in der Directors’ Fortnight in Cannes am 25. Mai 2022 vorgestellt[3]. Auch in diesem sozialkritischen Film, ein Krimi, der im Polizeimilieu in Tunis spielt, geht es um Korruption, Menschenrechtsverletzungen und polizeiliche Willkür, wie sie zur Zeit von Ben Ali an der Tagesordnung waren.[4] Der Film gewann 6 Filmpreise und wurde für fünf weitere nominiert.

Chebbi war Mitbegründer des tunesischen Sailing Stones Music Festival, das seit 2014 an wechselnden Orten in Tunesien veranstaltet wurde.[5][6] Youssef ist Musikproduzent und Betreiber des Labels Bookmaker Records.[3]

Preise und Auszeichnungen

Chebbi hat auf verschiedenen Filmfestivals bislang sechs Filmpreise gewonnen und wurde für 14 weitere nominiert. So erhielt er 2022 den Internationalen Kritikerpreis auf dem Neuchâtel International Fantastic Film Festival.

Filmografie

  • 2010: Vers le Nord, Kurzfilm,
  • 2012: Les profondeurs, Kurzfilm
  • 2012: Babylon, Dokumentarfilm
  • 2021: Black Medusa, Regie zusammen mit ismaël
  • 2022: Ashkal

Einzelnachweise

  1. Nadia Meflah : Visage sacré. Rencontre avec Youssef Chebbi Ashkal Interview, bande-a-part, abgerufen am 29. Mai 2025
  2. Jytte Jensen: Mapping Subjectivity: A Conversation with Filmmaker Youssef Chebbi MoMA, 16. November 2021, abgerufen am 29. Mai 2025
  3. a b Youssef Chebbi, Directors’ Fortnight at the Cannes Film Festival Cité internationale des arts, abgerufen am 7. Juni 2025
  4. Mathieu Macheret :« Ashkal »: une enquête à Tunis sur les cendres de la révolution Le Monde, 25. Januar 2023, abgerufen am 2. Juni 2025
  5. Youssef Chebbi L’Art Rue, abgerufen am 29. Mai 2025
  6. Donat Kaufmann: Sailing Stones in Tunesien, Wochenzeitung, 4. Juli 2019, abgerufen am 1. Juni 2025