Werner Zahn (Zoologe)
Werner Friedrich Max Zahn[1] (* 12. September 1906;[2] † 1955[3]) war ein deutscher Zoologe und Zoodirektor in Köln.
Leben und Karriere
Werner Zahn stammte aus Gittelde in Niedersachsen, heute zu Bad Grund gehörig. Anm. Sein Vater war Apotheker. Zahn studierte Zoologie und promovierte 1933 an der Universität Göttingen. Er arbeitete im Anschluss als Assistent am Zoologischen Institut der Universität Göttingen und am Institut für Tierzucht. Daran anschließend war Werner Zahn für zweieinhalb Jahre Assistent des Zoologen Lutz Heck, Sohn von Ludwig Heck, im Zoologischen Garten Berlin. Am 1. September 1938 übernahm Zahn die Nachfolge des 1938 tödlich verunglückten Friedrich Hauchecorne als sechster Direktor des Kölner Zoos.[4][5][6]
1950 heiratete Werner Zahn Marlis Holtermann, geb. Teutschbein, die zwei Töchter mit in die Ehe brachte, darunter Maria Helene, gen. Riele Holtermann (* 1936).[1]
Direktor des Kölner Zoos
1939 gelang es Zahn, aufgrund seiner persönlichen Bekanntschaft mit Ernst Schäfer, Tiere, darunter Exemplare einiger Hunde- und Katzenrassen, von Schäfers dritter Expedition nach Tibet für den Kölner Zoo zu erwerben.[7] 1938/39 hatte der Zoo auch eine Gruppe Flamingos und Brillenpinguine, die in neu gestalteten Wasserbecken zu sehen waren, erwerben können.[8]

Schließlich wurde Zahn, der kein Parteimitglied der NSDAP war, als Soldat zur Wehrmacht eingezogen, kehrte jedoch bereits im März 1940 von der Westfront schwer erkrankt nach Köln zurück. Während der beginnenden Luftangriffe auf Köln, hielt öfter auch Zahn zusammen mit drei Zoowärtern nächtlich Wache im Zoo, um entstehende Brände schnell löschen zu können. Als am 4. März 1944 auch die Tagesangriffe auf Köln begannen, verließen fast alle Mitarbeiter den Zoo, dessen Betrieb komplett eingestellt wurde. Zahn, der sich bei der Sprengung der letzten Rheinbrücke nicht in Köln aufhielt, konnte für Monate nicht an seinen Arbeitsplatz zurück. Zu dieser Zeit übernahm der Pförtner Josef Kreidenweiß mit seiner Frau die notdürftige Versorgung der Tiere. Bei Kriegsende 1945, befanden sich auf dem Zoogelände hundertdreiunddreißig Bombentrichter und der Zoo beherbergte nur noch 22 Tiere aus 13 Säugetier- und zwei Vogelarten. Zu Pfingsten 1947 konnte der Kölner Zoo wiedereröffnet werden.[6][1]
Unter der Direktorenschaft Zahns gelang es, auch zurückgehend auf Schwarzmarktgeschäfte, wieder neue Tiere für den Zoo zu erwerben. Genauere Aufzeichnungen liegen für die Amtszeit von 1938 bis 1951 jedoch nicht vor.
Ende der vierziger Jahre erwarb der Kölner Zoo zwei männliche Schimpansen namens Harri und Petermann. Petermann wurde von der Ehefrau des Direktors und Riele in der Wohnung des Ehepaares in der Direktorenvilla mit der Flasche aufgezogen. Unter Zahns Nachfolger Wilhelm Windecker sollte der Schimpanse eine lokale Kölner Berühmtheit werden.[9][1]
Aufgrund des sehr geringen öffentlichen Etats, der vor allem für Reparaturen des Stromnetzes und der Kanalisation benötigt wurde, konnte mit dem tatsächlichen Wiederaufbau des Kölner Zoos erst unter Zahns Nachfolger als Direktor, Wilhelm Windecker begonnen werden.
Ausscheiden als Zoodirektor
Zum Ende von Zahns Amtszeit kam es zu verschiedenen Streitpunkten zwischen dem Zoodirektor und dem Aufsichtsrat.
Medielle Aufmerksamkeit erlangte bereits 1949 die Anklage Werner Zahns wegen Misshandlung eines Jugendlichen. Das Kölner Schöffengericht entschied am 23. November 1949 zugunsten des Zoodirektors. Dieser hatte einen Jugendlichen zur Züchtigung mit einer Peitsche geschlagen, nachdem dieser mit einem Freund das Nilpferd Aenne im Zoo mit Steinen beworfen hatte.[10]
Am 18. Dezember 1951 bot Zahn dem Aufsichtsrat eine Auflösung seines Dienstvertrages aufgrund gesundheitlicher Gründe an.[11] Der Aufsichtsrat sprach Zahn die Kündigung zum 31. Dezember 1951 aus.[6] Vorgeworfen wurden ihm darin mehrfache Verfehlungen im Dienst, was dieser nachdrücklich bestritt.[12][13]
Nach Ausscheiden aus dem Dienst erwog Zahn die Annahme der Stelle des Direktors in einem von Bernhard Grzimek projektierten Zoo in Caracas, der letztendlich nicht erbaut wurde.[14]
Über Werner Zahns weiteren persönlichen sowie beruflichen Werdegang ist nichts bekannt.
Publikationen
- Über den Geruchsinn einiger Vögel, in: Zeitschrift vergleichender Physiologie, Band 19, Heft 4, 1933, S. 785–796 (zugl. Göttingen, Univ., Diss.).
Trivia
- Werner Zahn ging als Freizeitbeschäftigung auf die Jagd. Er besaß eine Jagdhütte bei Altenberg und hatte die Zimmer in der Direktorenvilla mit entsprechenden Bildern und verschiedenen Kronleuchtern aus Geweihstangen dekoriert.[6][1]
- Zahn hatte eine private Chow-Chow-Zucht.[15]
Anmerkungen
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e Kölner Zoo (Hrsg.): Zeitschrift des Kölner Zoos. Nr. 2, 2022, S. 74 f.
- ↑ Werner Zahn: Über den Geruchsinn einiger Vögel. In: Zeitschrift vergleichender Physiologie. Band 19, Nr. 4, 1933.
- ↑ Universtität Braunschweig (Hrsg.): Braunschweigisches Jahrbuch. Band 68–70, 1987, S. 186.
- ↑ Anonymus: Der neue Tag (Digitalisat auf https://zeitpunkt.nrw/ulbbn/). Nr. 276, 8. Oktober 1938.
- ↑ Anonymus: Dortmunder Zeitung (Digitalisat auf https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/newspaper/). 10. Oktober 1938, S. 8.
- ↑ a b c d J. J. Häßlin, G. Nogge: Der Kölner Zoo. In: Aus der Kölner Stadtgeschichte. Greven Verlag, Köln 1985, S. 161–166.
- ↑ Anonymus: Der neue Tag (Digitalisat auf https://zeitpunkt.nrw/ulbbn/). Nr. 211, 4. August 1939.
- ↑ Anonymus: Der neue Tag (Digitalisat auf https://zeitpunkt.nrw/ulbbn/). Nr. 98, 8. April 1939.
- ↑ Walter Filz: Der Affe zu Köln. Oder: Petermanns Rache. Greven Verlag, Köln 2012, S. 20–26.
- ↑ Anonymus: Die Niederbergische Mettmanner Zeitung (Digitalisat auf https://zeitpunkt.nrw/ulbbn/). Nr. 21, 25. November 1949.
- ↑ Dr. Werner Zahn: Bitte um Aufhebung des Vertragsverhältnisses vom 18.12.1951 (Abschrift) (Digitalisat im Historischen Archiv der Stadt Köln: https://historischesarchivkoeln.de/MetsViewer/?url=https%3A//historischesarchivkoeln.de/mets%3Fid=71E18CC6-A5D2-4E16-87F7-11091822F7EB_A2015_Mikrofilm_20170301165220.xml, in der Akte A 2015 - Direktor Werner Zahn: Gehalt, Entlassung, Bewerbun - 1949 - 1952, S. 28).
- ↑ Aktiengesellschaft Zoologischer Garten Köln: Kündigungsschreiben vom 19.12.1951 (Abschrift) (Digitalisat im Historischen Archiv der Stadt Köln: https://historischesarchivkoeln.de/MetsViewer/?url=https%3A//historischesarchivkoeln.de/mets%3Fid=71E18CC6-A5D2-4E16-87F7-11091822F7EB_A2015_Mikrofilm_20170301165220.xml, in der Akte A 2015 - Direktor Werner Zahn: Gehalt, Entlassung, Bewerbun - 1949 - 1952, S. 29).
- ↑ Dr. Werner Zahn: Äußerungen zu den Gründen der Vertragslösung durch den Aufsichtsrat des Kölner Zoos vom 21.05.1952 (Abschrift) (Digitalisat im Historischen Archiv der Stadt Köln: https://historischesarchivkoeln.de/MetsViewer/?url=https%3A//historischesarchivkoeln.de/mets%3Fid=71E18CC6-A5D2-4E16-87F7-11091822F7EB_A2015_Mikrofilm_20170301165220.xml, in der Akte A 2015 - Direktor Werner Zahn: Gehalt, Entlassung, Bewerbun - 1949 - 1952, S. 53f.).
- ↑ Anonymus: Köln - Zoodirektor geht nach Venezuela (Kurzmeldung) (Digitalisat im Historischen Archiv der Stadt Köln: https://historischesarchivkoeln.de/MetsViewer/?url=https%3A//historischesarchivkoeln.de/mets%3Fid=71E18CC6-A5D2-4E16-87F7-11091822F7EB_A2015_Mikrofilm_20170301165220.xml, in der Akte A 2015 - Direktor Werner Zahn: Gehalt, Entlassung, Bewerbun - 1949 - 1952, S. 48). In: Die Welt. April 1952.
- ↑ Ute Lang-Kuchenbuch: Rheinkilometer 690,5: Meine Straße in Köln. Books on Demand, 2013, S. 79.