Nicolas Funck

Nicolas Funck, auch Nicolas F. Funck (* 10. Februar 1816 in Luxemburg; † 10. August 1896 ebd.), war ein luxemburgischer Architekt, Botaniker und Zoologe.
Leben und Wirken
Nicolas Funck stammte aus einer Handwerkerfamilie. Er besuchte zunächst das Athenäum in seiner Heimatstadt und studierte im Anschluss Architektur in Brüssel.
Im Auftrag der belgischen Regierung, erhielt Funck ab 1835 die Möglichkeit, als Zeichner die Botaniker Jean Julius Linden und Auguste-Boniface Ghiesbreght auf ihren Forschungsreisen zu begleiten, um für das Naturhistorische Museum in Brüssel Pflanzen und Tiere zu sammeln. Von 1835 bis 1837 reisten sie durch Mittel- und Südamerika. In der Folge führten Forschungsreisen Funck unter anderem von 1837 bis 1840 nach Kuba und Mexiko, von 1841 bis 1842 nach Venezuela und Kolumbien und von 1845 bis 1846 erneut nach Venezuela. Teile seiner Reiseberichte wurden posthum veröffentlicht, so unter anderem 2014 in der luxemburgischen Zeitschrift Ons Hémecht.
1848 wurde Funck zum Professor für Naturgeschichte und Geografie am Luxemburger Athenäum ernannt. 1850 war er Gründungsmitglied der Société des sciences naturelles du Grand-Duché de Luxembourg. 1857 wechselte Nicolas Funck schließlich als Mitarbeiter an den Zoologisch-botanischen Garten in Brüssel, wo er 1861 zum Direktor ernannt wurde und das vergrößerte Areal neu gestalten ließ. Nicolas Funck veröffentlichte zahlreiche, meist populärwissenschaftliche Artikel zu botanischen und zoologischen Themen in Zeitschriften und Zeitungen.
Direktor des Kölner Zoos
Am 1. Januar 1870 wurde Funck zum zweiten Direktor des Kölner Zoos berufen und folgte damit Heinrich Bodinus.
Unter Funcks Leitung bemühte man sich im Kölner Zoo sowohl um eine ansprechende gärtnerische Gestaltung als auch um einen ausgewogenen und reichhaltigen Tierbestand. Von den Pflanzungen während seiner Amtszeit existieren heute unter anderem noch die Mammutbäume bei den Bärenanlagen.
Zu den ersten großen Bauvorhaben während Funcks Amtszeit, gehörte die Errichtung eines Restaurationsgebäudes. Das Bauvorhaben wurde von 1870 bis 1872 ausgeführt und bot 600 Gästen Platz. Mit den Neuerwerbungen zweier weiblicher Indischer Elefanten und eines weiblichen Panzernashorns (Schöne Marie; † 24. Oktober 1900) 1872, wurde ein Ausbau des alten Antilopen- und Giraffenhauses (nun Elefantenhaus) notwendig, welcher 1874 abgeschlossen werden konnte. 1877 konnte der Umbau des alten Affenhauses (abgerissen 1970) abgeschlossen werden. Diese beherbergte nun in einem Wasserbecken zunächst einen Seehund, später dann Mississippi-Alligatoren, kleinere Reptilien und Amphibien in Vivarien sowie in Wandkäfigen verschiedene Kleinsäuger. 1879 wurde eine Erweiterung des alten Bärenzwingers abgeschlossen. 1882 wurde für die Besucher das Gelände der Zooerweiterung von 1871 als rein gärtnerisch gestaltete Anlage mit großem Teich zugänglich. 1883 erfolgte der Neubau des Kleinen Raubtierhauses. Als letzte Baumaßnahme in Funcks Amtszeit ist der Bau dreier Blockhäuser für große Wiederkäuer im Jahr 1885 auf dem Gelände der Zooerweiterung zu nennen. Er war maßgeblich an der Planung des neuen Geheges für Seelöwen (Seelöwenfelsen) beteiligt, dessen Bau und Fertigstellung er jedoch als Direktor nicht mehr miterlebte.
Der Schwerpunkt in der Tierhaltung lag während Nicolas Funcks Amtszeit auf den Raubtieren und darunter vor allem den Großkatzen, wie Löwen und Jaguaren. In seiner Amtszeit gelangten viele Tierarten in den Kölner Zoo, welche hier erstmals seit Gründung gehalten wurden, so Afrikanische Wildhunde, ein Panzernashorn, verschiedene Gnu-Arten, Löwenäffchen, Hirscheber, Wombats, Beutelteufel sowie ein Großer Ameisenbär und ein Südlicher Tamandua. Während der Amtszeit Nicolas Funcks trat der Rhein zweimal über die Ufer (1876 und 1882) und überflutete auch das Zoo-Areal, was mehrfache Rettungsaktionen der Mitarbeiter und Funcks mit Booten notwendig machte und zahlreiche Tierverluste zur Folge hatte.
Am 31. Mai 1886 schied Nicolas Funck als Direktor des Kölner Zoos aus. Seine Nachfolge trat Ludwig Heck an. Nicolas Funck starb im Alter von 80 Jahren in seiner Heimatstadt Luxemburg.
Familie
1849 heiratete Nicolas Funck Katharina Reuter, die Tochter eines bekannten Luxemburger Gastwirtes. Katharina Reuters Schwester Anna Reuter hatte bereits 1845 Funcks Kollegen Jean Linden geheiratet.
Nicolas Funcks Neffen waren der luxemburgische Architekt Pierre Funck und der belgische Botaniker Lucien Linden. Sein Großneffe war der Architekt Paul Bonatz.
Literatur
- Ralf Becker: „Der mit dem Jaguar tanzte …“ – Gleich drei Jahrestage erinnern 2016 an den zweiten Kölner Zoodirektor Nicolas Funck, in: Zeitschrift des Kölner Zoos (2/2016), S. 87–113.
- J. J. Häßlin, Gunther Nogge: Der Kölner Zoo (Aus der Kölner Stadtgeschichte), Greven Verlag, Köln 1985, S. 86–99.
- Henriette Meynen, Theo Pagel: Der Zoologische Garten in Köln (Rheinische Kunststätten 533), Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, Köln 2012.
- Theo Pagel, Wilhelm Spieß: Der Zoologische Garten in Cöln eröffnet am 22. Juli 1860 – 150 Jahre Wildtierhaltung und -zucht, in: Der Zoologische Garten (N. F.), Band 80, Nr. 3–4, 2011, S. 117–202.