Werner T. Schaurte

Werner Theodor Schaurte (* 22. Mai 1893 in Düsseldorf; † 25. Juni 1978 in Neuss) war ein deutscher Ingenieur und Unternehmer.

Leben

Sein Vater Christian Schaurte († 1916) stammte aus dem Sauerland und trat 1876 als Mitinhaber in die zwei Jahre zuvor von dem Kölner Unternehmer Georg Bauer (1850–1906) gegründete Rheinische Schrauben- und Mutternfabrik in Neuss ein, die sich von nun an Bauer & Schaurte nannte.[1] Gleich nach dem Abitur am Realgymnasium in Düsseldorf ging Werner Schaurte 1911 nach Amerika, wo er bis 1914 ein Ingenieurstudium am Massachusetts Institute of Technology in Cambridge (USA) absolvierte.[2] Er nahm am Ersten Weltkrieg teil und kämpfte Ende November 1914 in der Schlacht bei Brzeziny in Russisch-Polen, wofür er mit dem Eisernen Kreuz und dem Oldenburger Verdienstkreuz II. Klasse ausgezeichnet wurde.

Nach dem Tod des Vaters übernahm er am 17. Januar 1917 die Schraubenfabrik Bauer & Schaurte und heiratete noch im selben Jahr. 1919 zog das Ehepaar Schaurte auf die Lauvenburg, wo sie das von Schaurtes Vater begründete Traber-Gestüt weiterführten. Im selben Jahr gehörte Schaurte zu den Mitgründern des Rheinischen Arbeitgeberverbands. In seiner Fabrik gründete er im April 1933 einen nationalsozialistischen Werksturm, der kurz darauf der SA angeschlossen wurde, was noch im selben Jahr zu seinem Ausschluss führte. Dennoch verkehrte er mit NS-Größen wie Albert Speer und Hermann Göring, der ihn auf seine Yacht einlud[2] und mit dem er 1937 gemeinsam die Reichsausstellung Schaffendes Volk in Düsseldorf besuchte.[3]

Im Sommer 1939 reiste er mit Lothar Graf von Hoensbroech (1898–1951) über New York nach Kanada und nahm dort auf Einladung seines in Südamerika lebenden Schwagers Richard Staudt an einer Jagdexpedition teil. Mit Kriegsbeginn wurden Hoensbroech und Schaurte von den kanadischen Behörden festgesetzt und auf Bitten Großbritanniens als feindliche Ausländer interniert.[4] Kurz vor Weihnachten 1940 wurden sie von Kanada in das britische Internierungslager auf der Isle of Man verlegt. Im Frühjahr 1942 kehrte Schaurte im Rahmen eines unter Mitwirkung seiner Ehefrau vermittelten Austauschs gegen einen gefangenen britischen General nach Deutschland zurück und übernahm die Leitung seiner Betriebe wieder selbst. Während des Zweiten Weltkriegs beschäftigte das Rüstungsunternehmen sowohl in seinem Neusser Stammwerk als auch in Niederlassungen in den besetzten Gebieten zahlreiche Zwangsarbeiter, die vielfach mit Wissen und auf Veranlassung der Unternehmensleitung misshandelt wurden.[3]

1946 wurde Schaurte von der britischen Militärregierung als Betriebsführer eines Rüstungsbetriebs zunächst in die Kategorie „M“ eingestuft und dementsprechend zwangsweise entlassen. In einem von Kontroversen zwischen arbeitgebernahen und arbeitnehmernahen Vertretern und auch parteipolitischen Gegensätzen geprägten, auch in der Öffentlichkeit verfolgten und von der Militärregierung intensiv beobachteten Verfahren wurde er nach widerstreitenden Entscheidungen unterschiedlicher Ausschüsse und Verhandlungen vor mehreren Entnazifizierungskommissionen, zunächst in Düsseldorf und später in Neuss, im Berufungsverfahren 1948 zuletzt in die Kategorie IV („Mitläufer“) eingestuft, sodass er in die Geschäftsführung seiner Unternehmen zurückkehren konnte.

Er war Mitglied des Deutschen Herrenklubs und gehörte von 1931 bis 1936 dem Rotary Club Neuss an.[5] Die Technische Hochschule Darmstadt verlieh Schaurte 1933 die Ehrendoktorwürde.[2] Er gehörte auch dem Verein Deutscher Ingenieure (VDI) an.[6] Nach dem Zweiten Weltkrieg war er der erste Präsident und später Ehrenpräsident des Deutschen Reiter- und Fahrer-Verbands. Zuletzt machte er sich durch wissenschaftliche Forschungen über das afrikanische Nashorn einen Namen;[2] er war Mitglied im Board of the International Trustees des World Wildlife Fund und Chairman der Rhinoceros Group Survival Service Commission der International Union for Conservation of Nature and Natural Resources.

Familie

Aufgrund eines Urgroßvaters, der um 1800 aus dem Judentum zum Christentum konvertiert war, wurde er während der NS-Zeit als sogenannter „Achteljude“ betrachtet und damit auch unter Druck gesetzt.

Im November 1917 heiratete er Charlotte Luise Staudt (1893–1972), die jüngste Tochter der deutsch-argentinischen Geschäftsfrau und Kaiserfreundin Konsulwitwe Elisabeth Staudt (1861–1948). Der Sohn Christian W. Schaurte (* 1918) war seit 1938 im Unternehmen Bauer & Schaurte tätig und wurde nach seiner Rückkehr aus russischer Kriegsgefangenschaft im Juni 1949 von Werner Schaurte zu seinem Nachfolger aufgebaut.[2] Seine Schwiegertochter war die Dressurreiterin Anneliese Küppers;[7] deren Sohn Werner Schaurte-Küppers ist sein Enkel.

Literatur

  • VDI-Zeitung, 120. Jahrgang 1978, ...
  • Wer ist wer? 18. Ausgabe, Societäts-Verlag, Frankfurt am Main 1975, ISBN 3-7973-0267-3, S. 906.
  • Clemens von Looz-Corswarem, Rafael R. Leissa (Hrsg.): Zwangsarbeit in Düsseldorf. „Ausländereinsatz“ während des Zweiten Weltkrieges in einer rheinischen Großstadt. Klartext, Essen 2002, ISBN 3-89861-112-4, S. 61.

Einzelnachweise

  1. Dorothea Zwirner: Thea Sternheim. Chronistin der Moderne. Biographie. Wallstein, Göttingen 2021, ISBN 978-3-8353-5060-1, S. 14.
  2. a b c d e Carla Tiefenbacher, Julian Di Benedetto, Nils Schuppenhausen, Niklas Tauch: Beitrag zum Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten 2011 (Memento vom 14. Juli 2014 im Internet Archive)
  3. a b Verbrechen der Wirtschaft am Beispiel der Firma Bauer & Schaurte (Neuss). VVN-BdA, Landesvereinigung NRW, 17. Januar 2019, abgerufen am 11. September 2025.
  4. Lothar Graf von Hoensbroech: Jagdtage und Nordlichtnächte. Tagebuch eines Jägers in Kanada. Severus, Hamburg 2021 (Neusatz der Ausgabe von 1950), ISBN 978-3-96345338-0, S. 9 f. u. ö.
  5. Dr. Werner Theodor Schaurte auf memorial-rotary.de, abgerufen am 20. März 2025.
  6. Verein Deutscher Ingenieure (Hrsg.): Mitglieder-Verzeichnis 1954. Hoppenstedts Wirtschaftsverlag, Essen 1954, S. 688.
  7. Dietbert Arnold: Pferdewirtprüfung Bd. 7 History. 2. Auflage, Books On Demand, Norderstedt 2013, ISBN 978-3-73-224047-0, S. 125.