Volte (Tanz)

Volte
Art: Paartanz, Historischer Tanz
Taktart: 3/4 Takt
Herkunft: Italien oder Provence
Entstehungszeit: 16. Jahrhundert
Liste von Tänzen

Mit Volte (Mehrzahl: Volten) oder Volta (auch Wolte; englisch Volt, italienisch auch La volta) wurde ein im 16. und 17. Jahrhundert in ganz Europa verbreiteter, sinnenfroher und temperamentvoller Paartanz bezeichnet. Der Tanz im ³/₄-Takt des 16. Jahrhunderts, ist (wie der Saltarello und das Tourdion) der Galliarde und einer flüssigen[1] Courante ähnlich, und es ist nicht ausgeschlossen, dass die Volte ein Vorläufer des Walzers ist. Die Herkunft des Tanzes ist nicht ganz geklärt:[2] manche Autoren nehmen den Ursprung in der Provence an,[3] während andere unter Berufung auf Guillaume Bouchet (Zitat: »La volte, la courante, la syssaye, que les sorciers ont aménées d’Italie en France«) von einer Herkunft aus Italien ausgehen.[4] Dass der Skandaltanz des 16. Jahrhunderts – die unterrockentblößende Volte – der Lieblingstanz von Elisabeth I gewesen sein soll, wird zwar oft behauptet, ist aber nicht durch Quellen zu belegen.[5] Die Volte wurde als unzüchtig angesehen, weil ihre lebhaften Bewegungen und Drehungen, bei denen die Damen durch die Luft gewirbelt wurden, es ermöglichten, einen Blick auf die Beine und die Unterröcke zu erhaschen. Als enger Paartanz gab es immer wieder die Möglichkeit zu unzüchtigen Berührungen: „en faisant volleter la robbe, monstroit tousjours quelque chose agréable à la veue, dont j’en ay veu plusieurs s’y perdre et s’en ravir entre eux-mêmes“.[6] Johann Christoph Demantius schrieb 1632: „Volte ist ein solcher Tantz, darin man sich jmmer mit einander schwinget und umbkehret, von einer seiten zur anderen.“[7] Auch Thoinot Arbeau beschrieb 1588 in seiner Orchésographie die Volte.[8]

Musik

In den Suiten des 17. Jahrhunderts nimmt die Volte die Rolle des Schlusstanzes ein. Michael Praetorius’ Terpsichore aus dem Jahre 1612 ist mit 48 Volten eine der bedeutendsten Sammlungen an Volten dieser Zeit. Die Volte ist meist regelmäßig aufgebaut und neigt zur überschaubaren Phrasenbildung.

La Volte de Provence, aus: J. D’Estrée Tiers Livre de danseries, P. 1559 fol. 9

Als instrumentale Versionen sind Lautenstücke unter anderem von Adrian Le Roy und Giulio Cesare Barbetta sowie Jean-Baptiste Besard, Georg Leopold Fuhrmann, Carolus Bocquet, Antoine Francisque und anonym (um 1600)[9] überliefert.[10][11][12]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Adalbert Quadt: Lautenmusik aus der Renaissance. Nach Tabulaturen hrsg. von Adalbert Quadt. Band 1 ff. Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 1967 ff.; 4. Auflage ebenda 1968, Band 2, Einführung.
  2. Michael Lutz: Galliarde. IV. Mit der Galliarde verwandte Tänze: Volte. Tordiglione. In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Sachteil, Band 3 (Engelberg – Hamburg). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 1995, ISBN 3-7618-1104-7, Sp. 989–998 (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich)
  3. Daniel HeartzVolte. In: Friedrich Blume (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart (MGG). Erste Ausgabe, Band 14 (Vollerthun – Zyganow). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 1968, DNB 550439609, Sp. 5–6 (= Digitale Bibliothek Band 60, S. 78988–78993)
  4. Gino Tani: Storia della danza dalle origini ai nostri giorni. Olschki, Florenz 1983.
  5. Ian Pittaway: The scandalous la volta: “such a lewd and unchaste dance”. In: Early Music Muse. 3. Dezember 2018, abgerufen am 24. August 2025 (englisch).
  6. Brantôme 1666, zit. nach Curt Sachs: Eine Weltgeschichte des Tanzes. Berlin 1933, S. 252.
  7. zitiert aus Helmut Mönkemeyer (Hrsg.): Nürnberger Lautenbuch. Handschriftliche Tabulaturensammlung um 1600 aus der Bibliothek des Germanischen Nationalmuseums zu Nürnberg (Ms. 33748). Teil I (= Die Tabulatur. Band 23 = FH. Band 4572). Friedrich Hofmeister, Hofheim am Taunus 1979, S. 2 (Vorwort).
  8. Vgl. Mary Criswick (Bearb.): Cinq Morceaux du Fitzwilliam Virginal Book pour Guitare. Edition Max Eschig, Paris 1975, S. 2–3 (zu La Volta von William Byrd).
  9. Vgl. auch Helmut Mönkemeyer (Hrsg.): Nürnberger Lautenbuch. Handschriftliche Tabulaturensammlung um 1600. Teil IV (= Die Tabulatur. Band 26). Friedrich Hofmeister, Hofheim am Taunus 1979, S. 164–165 (Volta franzesa).
  10. Konrad Ragossnig: Handbuch der Gitarre und Laute. Schott, Mainz 1978, ISBN 3-7957-2329-9, S. 117.
  11. Adalbert Quadt: Lautenmusik aus der Renaissance. Nach Tabulaturen hrsg. von Adalbert Quadt. Band 1 ff. Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 1967 ff.; 4. Auflage ebenda 1968, Band 2, S. 43–47 (Volten von Jean-Baptist Besard, drei anonyme Volten um 1600, Volta von Georg Leopold Fuhrmann, von Antoine Francisque und Jean-Baptist Besard sowie von Carolus Bocquet aus „Fuhrmann“)
  12. Frederick Noad: The Renaissance Guitar (= The Frederick Noad Guitar Anthology. Teil 1). Ariel Publications, New York 1974; Neudruck: Amsco Publications, New York /London/ Sydney, UK ISBN 0-7119-0958-X, US ISBN 0-8256-9950-9, S. 35.