Saltarello

Saltarello, Zeichnung von Bartolomeo Pinelli
Saltarellotanz mit Blick auf Castel Gandolfo, Gemälde von Oswald Achenbach

Der Saltarello (gelegentlich auch Saltarella[1] und Saltarell[2]) ist ein lebhafter Tanz, der in Italien erstmals im 14. Jahrhundert erwähnt wird. Einige Saltarelli sind noch bekannt, aber frühe Tanzschritte sind unbekannt. Der Springtanz ist nach seinem typischen Hüpfsprung (von italienisch saltare „hüpfen“) benannt.

Geschichte

Im Gefolge des frühesten bekannten Tanzmeisters in Europa, Domenico da Piacenza, wurden im 15. Jahrhundert mehrere Tanzbücher geschrieben, darunter die Arte Saltandi & Chorea Ducendi (F-Pn f. Ital, 972). Wie u. a. schon dem Titel zu entnehmen ist, war in dieser Zeit der Begriff danzare praktisch durch saltare verdrängt worden, obwohl die Choreographien vier verschiedene Tanzarten unterscheiden, nämlich (in steigendem Tempo aufgezählt) die Bassadanza, die Quadernaria (auch Salterello tedesco), den eigentlichen Salterello und die Piva. Die Arte Saltandi beschreibt hauptsächlich Choreographien, in denen bis zu vier dieser Tanzarten miteinander kombiniert werden, bietet vor allem aber auch das zugehörige Notenmaterial. Der Saltarello stand gemeinsam mit der Piva im 6/8-Takt, der in beiden Fällen relativ einfach rhythmisiert ist.

Bei den vier in einem toskanischen Manuskript (Add. 29987 in der British Library) überlieferten Saltarelli, die im Verhältnis zu den Piazenza Saltarelli komplizierter und ausgedehnter komponiert sind, handelt es sich sicher um keine Gebrauchsmusik für den Tanz, sondern um Vortragsstücke. Im 15. Jahrhundert kam der Saltarello als Tanz allmählich außer Mode, wurde von Joan Ambrosio Dalza 1508 aber mehrfach in seinen kleinen Tanzsuiten Pavana-Saltarello-Piva[3] als dem Schreittanz Pavane folgenden Springtanz[4] verwendet. Als Nachtanz im Dreiertanz zu vorhergehendem geradtaktigen Stück (di Alta Orsina und Bassa Honorata) finden sich Saltarelli auch bei Pietro Paolo Borrono (publiziert 1536 in Intabolatura de leuto de diversi autori)[5] und in 1581 publizierten Balletti von Fabritio Caroso.[6]

Später wurde der Saltarello zu einem Karnevalstanz in Rom. Felix Mendelssohn Bartholdy baute den Saltarello in das Finale seiner Italienischen Sinfonie ein, nachdem er 1831 einem Karneval in Rom beigewohnt hatte.

Der Saltarello wurde in dieser Zeit abwechselnd immer nur von einem Paar getanzt, das die übrigen umstehen. Er wird „rasch und hüpfend, mit steigender Schnelligkeit, wesentlich mit dem Oberkörper getanzt, der Mann spielt im Tanz meist die Gitarre, die Frau schlägt das Tamburin oder hebt anmutig die Schürze; die leidenschaftliche Bewegung, hüpfenden Wendungen und die geschickte Entfaltung der Körperform erinnern an die altrömischen Bacchustänze.“[7] Auch in der Stadt Rom wurde der Saltarello in den Gärten und Weinbergen wie auch auf Straßen und Plätzen getanzt; er galt als „römischer Nationaltanz“. Berühmt war das Fest zur Weinlese am Monte Testaccio, am Scherbenberg. Die malerische Wirkung des Tanzes, die viele Künstler festhielten, wurde durch die verschiedenen Trachten der Tanzenden verstärkt.

Musikwerke

Anmerkungen

  1. Vgl. etwa bei Johann Christoph Demantius den 1632 geschriebenen Satz „Saltarella wird bey den Deutschen der sprung oder nach Tantz genennet“. Zitiert bei Helmut Mönkemeyer (Hrsg.): Nürnberger Lautenbuch. Handschriftliche Tabulaturensammlung um 1600 aus der Bibliothek des Germanischen Nationalmuseums zu Nürnberg (Ms. 33748). Teil I (= Die Tabulatur. Band 23). Friedrich Hofmeister, Hofheim am Taunus 1979 (= FH. Band 4572), S. 2 (Vorwort).
  2. Vgl. Heinz Bischoff, Heinz Zirnbauer: Lieder und Tänze auf die Lauten (um 1540) aus der Tabulaturhandschrift 1512 der Münchner Staatsbibliothek (= Edition Schott. Band 3694). B. Schott’s Söhne, Mainz 1938; ISBN 979-0-001-04416-5, S. 24–29.
  3. Vgl. etwa Johann Ambrosio Dalza: Pavana alla Ferrarese, Saltarello, Piva. (Petrucci – Venezia 1508). In: Ruggero Chiesa (Hrsg.): Antologia di Musica Antica per liuto, vihuela e chitarra. Band 1. Edizioni Suvini Zerboni, Mailand 1969, S. 6–13; und Helmut Mönkemeyer (Hrsg.): Die Tabulatur. Heft 7 (Joan Ambrosio Dalza, Intabulatura de Lauto. Petrucci, 1508. Teil II (Padoane alla Venetia). Friedrich Hofmeister, Hofheim am Taunus 1967, S. 2 ff. (jeweils „Pavana alla venetiana – Saltarello – Piva“).
  4. Helmut Mönkemeyer (Hrsg.): Die Tabulatur. Heft 6–8 (Joan Ambrosio Dalza, Intabulatura de Lauto. Petrucci, 1508. Teil I–III). Friedrich Hofmeister, Hofheim am Taunus 1967, hier: Heft 6, S. 3.
  5. Antonio Casteliono: Intabolatura de leuto de diversi autori. Trascrizione in notazione moderna di Reginald Smith Brindle. Edizioni Suvini Zerboni, Mailand 1976, S. 12–37 und 60–85 (jeweils nach einer Pavana, so der Saltarello de la ditta, der Saltarello La Traditorella [„Der Verräter“], der Saltarello che glian strazza la socha, der Saltarello chiamato Antonola oder der Saltarello La Mantuanella).
  6. Adalbert Quadt: Lautenmusik aus der Renaissance. Nach Tabulaturen hrsg. von Adalbert Quadt. Band 1 ff. Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 1967 ff.; 4. Auflage ebenda 1968, Band 2, S. 18.
  7. Theodor Gsell Fels: Rom und die Campagna. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig u. a. 1895, Sp. 77.
Commons: Saltarello – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien