Unichowo

Unichowo
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Unichowo (Polen)
Unichowo (Polen)
Unichowo
Basisdaten
Staat: Polen Polen

Woiwodschaft: Pommern
Powiat: Bytów
Gmina: Czarna Dąbrówka
Geographische Lage: 54° 17′ N, 17° 27′ O
Einwohner: 334 (31. März 2011[1])
Telefonvorwahl: (+48) 59
Kfz-Kennzeichen: GBY
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DW 210: UstkaSłupsk → Unichowo
DW 212: (Lębork –) Osowo LęborskieCzarna DąbrówkaBytówChojnice – Kamionka
Eisenbahn: kein Bahnanschluss
Nächster int. Flughafen: Danzig

Unichowo (deutsch Wundichow, kaschubisch Ùnichòwò oder Wùnszéwé) ist ein Dorf in der polnischen Woiwodschaft Pommern und gehört zur Gemeinde Czarna Dąbrówka (Schwarz Damerkow) im Kreis Bytów (Bütow).

Geographische Lage und Verkehrsanbindung

Unichowo liegt in Hinterpommern, auf dem Baltischen Landrücken, in einer anmutigen Landschaft mit Buchenwäldern, Seen, Hügeln und Wiesentälern im Nordosten des Landschaftsschutzparks Stolpetal (Park Krajobrazowy Dolina Słupi). Die Stolpe (Słupia) selbst fließt sechs Kilometer südlich des Ortes.

Unichow liegt verkehrsgünstig an der – früher Lauenburger Chaussee genannten – polnischen Woiwodschaftsstraße 212, die hier ein Teilstück der ehemaligen deutschen Reichsstraße 158 (BerlinLauenburg in Pommern) bildet. In Unichowo mündet die von der Ostsee kommende – früher Stolper Chaussee genannte – Woiwodschaftsstraße 210 ein. Bis zur früheren Kreismetropole Słupsk (Stolp) sind es 34 Kilometer, bis zur jetzigen Kreisstadt Bytów 13 Kilometer.

Unichowo verfügt über keinen Bahnanschluss. Bis 1945 war das sieben Kilometer entfernte Budow (polnisch: Budowo) Endstation der von Stolp kommenden Stolpetalbahn. Nach 1945 war die Kreisstadt Bytów noch an die Bahnstrecken Lębork–Bytów (Lauenburg–Bütow) und Lipusz–Korzybie (Lippusch–Zollbrück) angeschlossen und ermöglichten eine 13 Kilometer weit entfernte Bahnanbindung. Heute besteht nur noch die Strecke zwischen Lipusz und Bytów.

Geschichte

Andere Namensformen kommen vor: Wunszewe (1376), Wunechow (1601), Wundichow (bis 1945).

Der historischen Dorfform nach war Wundichow ein kleines Gassendorf. In einer Urkunde aus dem Jahre 1376 wurde Jasbow Pirch mit Wundichow, Klein Nossin (heute polnisch: Nożynko) und Gaffert (Jawory) belehnt. Wundichow blieb fast 500 Jahre im Besitz der Familie von Pirch. Abstammend vom kaiserlichen Obristen Gutlaff von Pirch ist 1524 dessen Enkel Christoph von Pirch bezeugt, hier war Wundichow noch ein Nebengut der Familie. Ihm folgte wiederum ein Enkel, Eggerd von Pirch, der genealogisch eine eigenständige Familienlinie Wundichow mit seinen Nachfahren begründete.

Um 1784 gab es in Wundichow ein Vorwerk, vier Bauern, zwei Halbbauern, drei Kossäten, eine Schmiede, einen Schulmeister, auf der Feldmark des Dorfes das Vorwerk Kartke (oder Cartchen) bei insgesamt 13 Feuerstellen.[2] Letzter Pirch war der kgl. preuß. Oberstleutnant Hermann von Pirch (1837–1902); eigentlich aber schon seit 1860 verstorbener Vater Major a. D. Alexander von Pirch.[3] Die Wundichower Linie der Pirch besteht heute nicht mehr, aus der Nossiner Nebenlinie wurden die Nachfahren zumeist Militärs, mehrfach Generäle.[4]

Im 19. Jahrhundert wurde Gut Wundichow.[5] für 55.000 Taler Sitz der Familie von der Marwitz Adalbert von der Marwitz (1821–1904) auf Klein Nossin, verheiratet mit der Danziger Großkaufmannstochter Maria Heinrichsdorff (1828–1909), erwarb Gut Wundichow 1855/1856 von der Familie von Pirch und verlegte seinen Wohnsitz nach Wundichow.[6] Mitte der 1880er Jahre beinhaltete Rittergut Wundichow mit den Vorwerken Buchwald und Louisenhof 740 Hektar, davon waren 303 Hektar Forsten.[7] Dann übernahm zunächst der hochrangige Offizier George von der Marwitz (1856–1929) mit seiner Ehefrau Helene von Kameke (1862–1945), Tochter des preußischen Kriegsministers Georg von Kameke, Rittergut Wundichow. Ihnen folgte dann der Enkel Victor von der Marwitz (1900–1982) als Eigentümer. Er war mit der Tochter des Landrats Heinrich von Gottberg verheiratet, mit Olgamarie von Gottberg (1899–nach 1987). Das Ehepaar hatte fünf Kinder, die alle von 1931 bis 1944 in Wundichow geboren wurden. Victor von der Marwitz war der letzte Gutsbesitzer bis 1945.[8] Die Familie lebte nach der Enteignung in der Eifel.

Die Gemeinde Wundichow hatte vor 1945 keine zugehörigen Ortsteile und umfasste eine Gemeindefläche von 1074 Hektar. Gemeinde und Gutsbezirk zählten 1910 zusammen 338 Einwohner. Die Zahl veränderte sich bis 1933 auf 301 und betrug 1939 noch 310. Wundichow lag bis 1945 im Südosten des Landkreises Stolp an der Grenze zum Landkreis Bütow im Regierungsbezirk Köslin der preußischen Provinz Pommern. Letzter deutscher Bürgermeister war Arthur Henke.

Zwei Tage, bevor am 9. März 1945 die Rote Armee einmarschierte, waren für Wundichow die Räumung und die Flucht in Richtung Danzig angeordnet worden. Der Treck wurde allerdings von sowjetischen Truppen überrollt, die die Dorfbewohner zur Rückkehr zwangen. Inzwischen war Wundichow von anderen russischen Truppen besetzt worden. Das Dorf wurde im Laufe des Jahres 1945 zusammen mit ganz Hinterpommern unter polnische Verwaltung gestellt. Anschließend wurde die einheimische Bevölkerung auf der Grundlage der sogenannten Bierut-Dekrete vertrieben. Nur fünf Dorfbewohner blieben zurück, von denen drei bald verstarben. Das Dorf Wundichow erhielt den polnischen Namen Unichowo. Heute ist das Dorf Teil der Gmina Czarna Dąbrówka im Powiat Bytowski in der Woiwodschaft Pommern (1975 bis 1998 Woiwodschaft Stolp). Im Jahr 2011 lebten hier 334 Einwohner.

Bei Kriegsende wurde im Gutshof Wundichow eine russische Kommandantur mit regionaler Zuständigkeit eingerichtet, unter anderem für die Verarbeitung der hier anzuliefernden Milch. Deutsche Frauen mussten die in Klein Nossin zentral gehaltenen und bewachten Kühe unter Aufsicht von Sowjetsoldaten melken. Da die in Wundichow bis Kriegsende vorhandene Molkerei nicht mehr in Betrieb war, wurde die Milch mit manuell betriebene Zentrifugen verarbeitet, die aus Privathaushalten der Region zusammengesucht worden waren. Bei der Kommandantur befand sich auch ein sowjetischer Arzt, der unter anderem streng darauf zu achten hatte, dass vergewaltigte und schwangere deutsche Frauen die Kinder zur Welt brachten.[9]

Entwicklung der Einwohnerzahl

  • 1852: 367[10]
  • 1910: 338
  • 1933: 301
  • 1939: 310
  • 2011: 334

Kirche

Bis 1945 war die Bevölkerung von Wundichow fast ausnahmslos evangelischer Konfession. Der Ort war in das Kirchspiel Budow (heute polnisch: Budowo) im Kirchenkreis Bütow (Bytów) in der Kirchenprovinz Pommern der Kirche der Altpreußischen Union eingepfarrt. Das Kirchenpatronat oblag der Rittergutsfamilie und wurde zuletzt von Victor von der Marwitz wahrgenommen. Letzter deutscher Geistlicher war Pfarrer Walter Bielenstein.

Sei 1945 ist die Bevölkerung von Unichowo überwiegend katholischer Konfession. Das Dorf ist nun in die Pfarrei Groß Nossin (Nożyno) im Dekanat Łupawa (Lupow) im Bistum Pelplin der Katholischen Kirche in Polen eingegliedert. Evangelische Kirchenglieder gehören jetzt zur Kreuzkirchengemeinde in Słupsk (Stolp) in der Diözese Pommern-Großpolen der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen.

Schule

In der im Jahre 1932 einstufigen Volksschule in Wundichow unterrichtete ein Lehrer 55 Schulkinder.

Persönlichkeit

Sagen

  • Das verwünschte Schloß bei Wundichow., In: Otto Knoop: Volkssagen, Erzählungen, Aberglauben, Gebräuche und Märchen . 1885, S. 58, Nr. 112.
  • Der Schatz bei Wundichow., Ebenda: S. 59, Nr. 114.

Literatur

  • Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königlich-Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil 2, Band 2, Stettin 1784, S. 1019, Nr. 161. Wundichow
  • Karl-Heinz Pagel: Der Landkreis Stolp in Pommern. Lübeck 1989, S. 1034–1038. (Download Ortsbeschreibung Wundichow) (PDF; 1,1 MB)
  • v. d. Marwitz: Wundichow. In: Karl Bottke (Hrsg.): Heimatbuch des Landkreises Stolp. Abdruck in: Stolper Heimatblatt. 1960, S. 80–82.
Commons: Wundichow – Sammlung von Bildern

Fußnoten

  1. GUS 2011: Ludność w miejscowościach statystycznych według ekonomicznych grup wieku (polnisch), 31. März 2011, Stand 26. Juni 2017.
  2. Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königlich-Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil 2, Band 2, Stettin 1784, S. 1019, Nr. 161.
  3. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Deutscher Uradel. 1923. Vierundzwanzigster Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1922, S. 494–496. Siehe: FamilySearch (Kostenfrei).
  4. Hans Friedrich von Ehrenkrook, Friedrich Wilhelm Euler, Walter von Hueck, u. a.: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser. A (Uradel). 1966. Band VIII, Band 38 der Gesamtreihe GHdA, Hrsg. Deutsches Adelsarchiv, C. A. Starke, Limburg an der Lahn 1966, S. 338–341.
  5. Robert Klempin, Gustav Kratz: Matrikeln und Verzeichnisse der Pommerschen Ritterschaft vom XIV. bis in das XIX. Jahrhundert. A. Bath (Mittler`s Sortimentshandlung), Berlin 1863, S. 540.
  6. Dietrich von Oertzen: Wochenblatt der Johanniter-Ordens-Balley Brandenburg. Jahrg. 45, Nr. 27, Julius Sittenfeld, Berlin, den 6. Juli 1904, S. 157.
  7. Paul Ellerholz: Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reiche. I. Das Königreich Preussen. II. Lieferung: Provinz Pommern. 2. Auflage, Nicolaische Verlags-Buchhandlung R. Stricker, Berlin 1884, S. 96–97.
  8. Walter von Hueck, Klaus von Andrian-Werburg: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser. A (Uradel). 1988. Band XX, Band 93 der Gesamtreihe GHdA, Hrsg. Deutsches Adelsarchiv. C. A. Starke, Limburg an der Lahn 1988, ISBN 3-7980-0700-4, S. 252–254.
  9. Heino Kebschull: Heimatreisen in den Kreis Stolp 1976 bis 2008 nach Klein und Groß Nossin. Selbstverlag, 2011, DNB 1013185730, S. 92.
  10. Kraatz (Hrsg.): Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats. Berlin 1856, S. 696.