Tagebaulokomotive EL 1

Industrielokomotive für Tagebaue
EL 1
Betriebsbild auf Nord-Südbahn
Betriebsbild auf Nord-Südbahn
Betriebsbild auf Nord-Südbahn
Nummerierung: Rheinbraun 507…635
RWE 541…579
Anzahl: ca. 117
Hersteller: mech. Henschel, FNr 28860…28881
Krupp, FNr 3197…4808
KM, FNr 17919…18212
el. SSW, FNr5520…5541
BBC, FNr 5630…5646
AEG, FNr 7260…7385
Baujahr(e): 1954–1965
Achsformel: Bo’Bo’
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Länge über Puffer: 14.500 mm/16.410 mm*
Höhe: 4.600 mm (b. Dachoberkante)
Breite: 4.300 mm
Drehzapfenabstand: 6.300 mm/8.100 mm*
Drehgestellachsstand: 3.100 mm
Gesamtradstand: 9400 mm/11200 mm*
Dienstmasse: 126 t
139 t*
Reibungsmasse: 126 t
139 t*
Radsatzfahrmasse: 31 t/34 t*
Höchstgeschwindigkeit: 70 km/h
Stundenleistung: 1.860/1960 kW
Stromsystem: 6 kV 50 Hz ~
Stromübertragung: Oberleitung und Seitenfahrleitung
Anzahl der Fahrmotoren: 4
Bremse: Druck­luft­brem­se, el. Bremse, Handbremse
*KM

Die elektrischen Tagebaulokomotiven EL 1 wurden von einem Konsortium, bestehend aus den Firmen Henschel, Krupp, Krauss-Maffei, Siemens-Schuckertwerke, AEG und Brown, Boveri & Cie. in der Zeit von 1954 bis 1965 in 117 Exemplaren für die Rheinischen Braunkohlenwerke gefertigt.

Die Lokomotiven in Normalspur werden seit dem Jahr 2000 durch die Adtranz EL 2000, einem Nachfolgetyp, ersetzt. Zum Stand Februar 2025 sind noch 21 Lokomotiven der Baureihe erhalten.[1]

Geschichte

Da sich im Braunkohlebergbau im Tagebaubetrieb das Verhältnis Kohle/Abraum ständig verschlechterte, waren die Abbaubetriebe zu neuen Lösungen bei der Fördertechnik gezwungen, um am Markt konkurrenzfähig zu bleiben.

Bei Rheinbraun vergrößerten sich dazu die Förderwege durch stillgelegte Tagebaue. Das Unternehmen entschloss sich daher, die neue Nordsüdbahn zum Tagebau Garzweiler in Normalspur anzulegen, was den Bau einer völlig neuen Lokomotive bedingte. Diese Maschine sollte bei den Fahrmotoren die bewährte Gleichstromtechnik behalten, für die Fahrleitung wurde Wechselspannung mit der Industriefrequenz 50 Hz verwendet.

1955 wurden die ersten Lokomotiven geliefert. Ihre Aufgabe war die Beförderung eines Zuges mit acht Kohlewagen 100 m³ mit einem Gesamtgewicht von ungefähr 2000 t.[2] Auf den Strossengleisen sollten sie im Kriechgang eine Geschwindigkeit von 1 km/h nicht überschreiten und als Höchstgeschwindigkeit sollten 70 km/h erreicht werden. Sie sollten doppeltraktionsfähig für schwerere Einheiten sein, wobei die Steuerung so ausgelegt sein sollte, dass alle Lokomotiven unterschiedlichster Bauweise miteinander kommunizieren sollten.

Die Lokomotiven wurden als Rheinbraun 507…635 bezeichnet und haben sich im Betrieb gut bewährt. Einige wie die jetzige 541 von RWE Power haben in der Zwischenzeit ein Alter über 60 Jahren erreicht. Zum Stand 2025 sind noch 21 Lokomotiven in Betrieb.[1] Zwei ausgemusterte Lokomotiven wurden 1974 zu sogenannten Tendern, rollfähigen Umformern für Gleichstromlokomotiven umgebaut. Der betriebsfähige Tender hatte ein Gewicht von 90 t.[3][4]

Die Rheinbraun 625 steht vor dem Betriebsgebäude der Eisenbahnabteilung der Gesellschaft in Bergheim.

Technik

Die Lokomotiven besitzen einen Führerstand auf einer Seite mit einem kleinen Vorbau davor. Der Führerstand ist 1,3 m breiter als der Fahrzeugkasten. Dadurch kann die Lokomotiven auch im Betrieb mit dem Maschinenraum voran betrieben werden. Die Lokomotiven hat Henschel bevorzugt zusammen mit SSW, Krupp mit AEG und Krauss-Maffei mit BBC gefertigt, es gibt auch Ausnahmen in der Paarung. Abweichungen gab es nur in der Länge und dem Drehzapfenabstand zwischen den Lokomotiven von Krauss-Maffei und denen von Krupp. Die Krupp-Lokomotiven sind 2 m kürzer, ebenso der Drehzapfenabstand.[5] Damit ändern sich die Massen der Lokomotiven.

Die Fahrdrahtspannung muss auf Gleichspannung für die in Tatzlagerbauart ausgeführten Fahrmotoren umgewandelt werden. Die Mehrzahl wurde mit einem Ward-Leonard-Umformer ausgeführt, weniger wurde eine Steuerung mit Quecksilberdampfgleichrichter gewählt. Zwei Lokomotiven mit einem Gleichrichter, die Lokomotiven mit den Nummern 546 und 549,[6] sind 2024 noch aktiv.[1] Die Firmen AEG und BBC fertigen auf Kundenwunsch einheitliche Ausrüstungen, zu SSW besteht im Wesentlichen nur der Unterschied betreff des Anlassens der Synchronmotoren. Die Steuerungen sind so ausgelegt, dass bei Doppeltraktion auch Lokomotiven verschiedener Elektrikhersteller verwendet werden können.[2]

1980 wurde bei der Lokomotive 540 eine Thyristorsteuerung, eine sogenannte ABC-Steuerung,[3] eingebaut und getestet. Nach dem erfolgreichen Test dieser Steuerung erhielten weitere Lokomotiven diese Steuerung.[7]

Siehe auch

Literatur

  • Karl R. Repetzki: Bau-, Feldbahn-, Kleinbahn- und Industrielokomotiven von Henschel, Steiger-Verlag, Moers 1982/83, ISBN 3-921564-52-2,
  • Günther Barts: Die Triebfahrzeuge der Rheinischen Braunkohlenwerke in Wort und Bild, 1982, ISBN 3-88490-128-1
  • Hans-Dieter Haeuber: Krupp-im Dienste der Elektro- und Diesellokomotive, Steiger-Verlag, Moers 1983/84, ISBN 3-921564-62-X

Einzelnachweise

  1. a b c Stationierungsübersicht über die Lokomotiven von RWE Power AG mit Erwähnung der vorhandenen EL 1
  2. a b Günther Barts: Die Triebfahrzeuge der Rheinischen Braunkohlenwerke in Wort und Bild, 1982, ISBN 3-88490-128-1, Seite 78
  3. a b Günther Barts: Die Triebfahrzeuge der Rheinischen Braunkohlenwerke in Wort und Bild, 1982, ISBN 3-88490-128-1, Seite 25
  4. Bild der Gleichstromlokomotive 685 unter Wechselstrom auf drehscheibe-online
  5. Hans-Dieter Haeuber: Krupp-im Dienste der Elektro- und Diesellokomotive, Steiger-Verlag, Moers 1983/84, ISBN 3-921564-62-X, Seite 111
  6. Günther Barts: Die Triebfahrzeuge der Rheinischen Braunkohlenwerke in Wort und Bild, 1982, ISBN 3-88490-128-1, Seite 89
  7. Günther Barts: Die Triebfahrzeuge der Rheinischen Braunkohlenwerke in Wort und Bild, 1982, ISBN 3-88490-128-1, Seite 87