Svádov
| Svádov
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| Basisdaten | |||||
| Staat: | |||||
| Historischer Landesteil: | Böhmen | ||||
| Region: | Ústecký kraj | ||||
| Bezirk: | Ústí nad Labem | ||||
| Gemeinde: | Ústí nad Labem | ||||
| Fläche: | 4064[1] ha | ||||
| Geographische Lage: | 50° 40′ N, 14° 6′ O | ||||
| Höhe: | 129 m n.m. | ||||
| Einwohner: | 1.128 (2021) | ||||
| Postleitzahl: | 403 22 Ústí nad Labem-Střekov-Svádov | ||||
| Struktur | |||||
| Status: | Katastralgemeinde | ||||
| Ortsteile: | Olšinky und Budov | ||||
Svádov (deutsch Schwaden, auch Schwaden an der Elbe) ist ein Stadtteil von Ústí nad Labem (Aussig) in Nordböhmen. Er gehört zum Stadtbezirk Ústí nad Labem-Střekov.
Geografie
Lage
Svádov liegt flussabwärts auf der rechten Seite der Elbe und ist etwa vier Kilometer vom Zentrum der Bezirks- und Kreisstadt Ústí nad Labem entfernt. Die Elbe bildet die nordwestliche Grenze des Ortes, gegenüber liegen die Stadtteile Krásné Březno (Schönpriesen) und Neštěmice (Nestomitz). Im Westen wird Svádov durch die sogenannte „Budower Ebene“ geschützt, im Süden durch die Erhebungen Holý vrch (Kahlberg), Affensteine und Ovčí vrch (Schafberg). Im Osten schließen sich die Anhöhen Velký Jelení vrch (Hirschberg) und Hradiště (Radischke) an. Zu den Nachbarorten zählen der Stadtteil Střekov (Schreckenstein) sowie die Gemeinden Olšinky (Wolfschlinge), Budov (Budowe), Kojetice (Kojeditz), Brná (Birnai) und Sebuzín (Sebusein).[2][3][4]
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Karten-Ausschnitt von Schwaden um 1910
Fließgewässer
Svádov liegt direkt an der Elbe. In der Umgebung münden mehrere kleinere Bäche in die Elbe, darunter der Budovský Bach (Ruckel Bach oder Budower Bach), der oberhalb von Svádov in die Elbe fließt, sowie der Bahniště (Schwadener Bach), der durch Svádov verläuft. Im Katastergebiet befindet sich zudem der Olešnický Bach (Waldschnitzer Bach), der unterhalb von Valtířov (Waltirsche) in die Elbe mündet.[2][4][5]
Schutzgebiete
Svádov liegt zur Gänze im Landschaftsschutzgebiet Böhmisches Mittelgebirge (ChKO České středohoří), die am 19. März 1976 auf einer Fläche von 1.063 km² eingerichtet wurde.[6] An der Ostgrenze befindet sich im Katastergebiet Olešnice (Waldschnitz) befindet sich an der Ostgrenze die Höhle Loupežnická jeskyně (Räuberhöhle), ein Naturdenkmal. Diese Puklinenhöhle entstand durch das Verschieben von Gesteinsblöcken und beherbergt Populationen von Fledermäusen und Feuersalamandern.[7]
Geschichte
Die Talweite bei Schwaden war bereits in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt, wie zahlreiche archäologische Funde belegen. Schon früh befand sich an diesem strategisch wichtigen Ort eine bedeutende Furt über die Elbe, die als Verkehrs- und Handelsweg diente.
Eine der frühesten schriftlichen Erwähnungen Schwadens stammt aus dem Jahr 1178. In dieser Urkunde erhielt der Edelherr Hroznata von Peruc vom Herzog von Böhmen Friedrich (Bedřich) das Taschower Gebiet (Tašov), einschließlich mehrerer Dörfer wie Schwaden, damals unter den Namen Zwadow, Swadou oder später auch als Swadow bekannt, als Lehen.
Im Jahr 1188 gelangte Schwaden in den Besitz des Johanniterordens, der hier die Komturei Schwaden gründete. In jener Zeit wurde auch einer der ersten sakralen Bauten im Ort errichtet.
Im 13. Jahrhundert entstand in Schwaden eine landesfürstliche Burg, die 1278 zusammen mit der Burg in Aussig an den Markgrafen Otto von Brandenburg verpfändet wurde. 1319 gehörten Schwaden dem böhmischen Adelsgeschlecht Wartenberg, welches seine Herrschaft bis ins 16. Jahrhundert behauptete. Weitere Lehensherren waren das thüringische Adelsgeschlecht Techwitz und später das sächsische Adelsgeschlecht Sallhausen. Letztere errichteten unter anderem ein Schloss auf den Resten der Burg, den Schiffsteil, den Kirchturm sowie die Portale des Friedhofs der St.-Jakobs-Kirche.
Während der Konflikte des Dreißigjährigen Krieges wurde Schwaden zwischen 1631 und 1648 mehrfach von schwedischen Truppen heimgesucht. Das Dorf wurde wiederholt geplündert, viele Bewohner kamen ums Leben oder suchten Zuflucht in den umliegenden Wäldern, wo zahlreiche Menschen an Hunger und Krankheiten starben. Um 1670 ließ die Familie von Sallhausen das Schloss erneuern. Nach dem Erlöschen dieser Familie kaufte Julius Franz, Herzog von Sachsen-Lauenburg, 1680 Schwaden mitsamt Schloss und gliederte den Besitz in die Herrschaft Ploschkowitz (Ploskovice) ein.
Im frühen 19. Jahrhundert verfiel das Schloss zusehends, wurde jedoch noch einige Zeit als Schule genutzt, bevor es 1814 durch Brand zerstört wurde. Die Steine und Baumaterialien des Schlosses dienten anschließend als Baustoff. Um 1900 entstand an derselben Stelle die sogenannte „Villa Habsburg“, die nach dem Zweiten Weltkrieg als Kindergarten genutzt wurde und heute Sitz eines privaten Unternehmens ist.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich in Schwaden eine kleine Schiffbauindustrie, die sich vor allem auf die Herstellung kleinerer Boote spezialisierte. 1874 wurde die Eisenbahnstrecke von Tetschen (Děčín) nach Lissa an der Elbe (Lysá nad Labem) eröffnet, die während des Ersten Weltkriegs auf zweigleisigen Betrieb ausgebaut und 1958 elektrifiziert wurde.
Mit der Aufhebung der Leibeigenschaft 1848 wurde die Gemeinde Schwaden gegründet, zu der bis 1911 auch die Orte Wolfschlinge (Olšinky), Waldschnitz (Olešnice) und Waltrische (Valtířov) gehörten. Bekannt wurde Schwaden im späten 19. Jahrhundert zudem durch den Anbau von Radieschen und Obst.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Schwaden Teil des neu gegründeten Staatsgebiets der Tschechoslowakei. Neben dem deutschen Ortsnamen Schwaden wurde offiziell auch die tschechische Bezeichnung Svádov eingeführt. Die Bevölkerung in der Region bereits seit dem 13. Jahrhundert nachweislich überwiegend mitteldeutsche Mundarten sprach.
Infolge des Münchner Abkommens gehörte Schwaden ab dem 1. Oktober 1938 zum deutschen Staatsgebiet und gehörte bis 1945 zum Landkreis Außig.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs begann die Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung aus der Tschechoslowakei. Die Mehrheit der deutschen Einwohner wurde ausgewiesen. An ihre Stelle traten Tschechen aus dem Inland, Repatrianten, Slowaken sowie Roma. Seit 1980 ist Svádov ein Stadtteil von Ústí nad Labem.[2][3][8]
Verwaltungsgliederung
Der Stadtteil Svádov gehört zum Stadtbezirk Ústí nad Labem-Střekov, einem von insgesamt vier selbstverwalteten Stadtbezirken der Stadt Ústí nad Labem. Svádov ist als eigenständiger Ortsteil registriert und umfasst das Katastralgebiet Svádov. Dieses schließt neben dem Kernort Svádov auch die angrenzenden Siedlungen Olšinky und Budov ein, die gemeinsam die städtische Einheit Svádov bilden.[9]
Bevölkerung
Bei der Volkszählung 1921 hatte die Gemeinde 1.118 Einwohner, darunter 556 Männer. Die Mehrheit gehörte der deutschen Bevölkerung an (1.042 Personen), 51 Personen waren Tschechoslowaken, eine Person hatte eine andere Nationalität, und 24 waren Ausländer. Die Mehrheit war römisch-katholisch, achtzehn Einwohner evangelisch, zwei gehörten anderen kleineren Religionsgemeinschaften an, und 33 machten keine Angaben zur Konfession.[10]
1930 stieg die Bevölkerung auf 1.167 Personen. Davon waren 1.030 Deutsche, 121 Tschechoslowaken, eine Person einer anderen Nationalität und 15 Ausländer. Die Mehrheit war weiterhin römisch-katholisch, 23 gehörten der evangelischen Kirche an, vier der Tschechoslowakischen Hussitischen Kirche, drei anderen unbestimmten Kirchen, und 85 Personen waren konfessionslos.[11]
2011 umfasste der Stadtteil Svádov 310 Häuser mit insgesamt 1.097 Einwohnern. Davon entfielen auf die eigentliche Siedlung Svádov 234 Häuser und 816 Einwohner, auf Olšinky 71 Häuser und 270 Einwohner sowie auf Budov 5 Häuser und 11 Einwohner.[12][13]
| Jahr | 1700[2] | 1800[2] | 1869 | 1880 | 1890 | 1900 | 1910 | 1921 | 1930 | 1950 | 1961 | 1970 | 1980 | 1991 | 2001 | 2011 |
|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
| Einwohnerzahl | 200 | 300 | 541 | 591 | 679 | 1081 | 1832 | 1954 | 1959 | 1236 | 1248 | 1161 | 1176 | 1092 | 1047 | 1097 |
| Bebauung | 40 | 58 | 97 | 106 | 112 | 148 | 186 | 205 | 229 | 261 | 258 | 218 | 254 | 277 | 288 | 310 |
Sehenswürdigkeiten

Der Kirchenbau mit Einfriedung und ihren Torportalen, sowie das Pfarrhaus stehen unter Denkmalschutz.
- Die Jakobskirche wurde erstmals 1477 errichtet und ist ein spätgotischer Sakralbau mit Renaissance-Elementen. An der Westfassade des Turms hängen zwei alte Glocken, darunter eine aus dem 14. Jahrhundert, die älteste Glocke der Region Ústí nad Labem.
- Pfarrhaus, barockes Gebäude aus dem Jahr 1731, entworfen vom Prager Architekten Václav Špaček und errichtet auf Auftrag von Anna Franziska, Herzogin von Toskana. Es handelt sich um einen rechteckigen, zweistöckigen Bau mit Mansarddach und flachem mittigem Risalit. Das Portal ist mit einem Wappen dekoriert, die Fenster sind rechteckig und in Stuckrahmen gefasst.
Literatur
- Anton Tscherney: Schwaden a. d. Elbe geographisch und geschichtlich dargestellt. August Grohmann, Aussig a. d. Elbe, Aussig 1900.
- Franz Josef Umlauft: Kleine Ortskunde für den Stadt- und Landkreis Aussig. Aussig an der Elbe 1944.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Public Census 2021 – basic data. In: Public Database. Czech Statistical Office, 2022 (tschechisch).
- ↑ a b c d e Anton Tscherney: Schwaden a. d. Elbe geographisch und geschichtlich dargestellt. August Grohmann, Aussig a. d. Elbe, Aussig 1900.
- ↑ a b Franz Josef Umlauft: Kleine Ortskunde für den Stadt- und Landkreis Aussig. Aussig an der Elbe 1944.
- ↑ a b Jiří Anděl: Geografie der Stadt Ústí nad Labem: Natur, Bevölkerung, Wirtschaft und Kultur. 1999, S. 30–37.
- ↑ Statutární město Ústí nad Labem: Home > Touristen > Gewässer > Flüsse und Bäche. (Online).
- ↑ Karel Friedl: Schutzgebiete Tschechiens. Prag 1991.
- ↑ Statutární město Ústí nad Labem: Home > Touristen >Naturbesonderheiten > Höhlen. (Online).
- ↑ Karel Friedl: Schutzgebiete Tschechiens. Prag 1991.
- ↑ Tschechisches Statistikamt: Register der Volkszählungskreise und Gebäude. Prag 2014.
- ↑ Tschechisches Statistikamt (tschechisch: Český statistický úřad; ČSÚ): Statistisches Gemeindelexikon der Tschechoslowakischen Republik. Prag 1924.
- ↑ Tschechisches Statistikamt (tschechisch: Český statistický úřad): Statistisches Gemeindelexikon der Tschechoslowakischen Republik. Prag 1934.
- ↑ a b Jiřina Růžková, Josef Škrabal: Historisches Lexikon der Gemeinden der Tschechischen Republik 1869-2005. Hrsg.: Tschechisches Statistikamt. Band 1. Prag 2006, Kapitel Bezirk von Ústí nad Labem, S. 760.
- ↑ a b Tschechisches Statistikamt: Statistisches Lexikon der Gemeinden in der Tschechischen Republik. Prag 2013, S. 418–419.
- ↑ Staatliches Gebietsarchiv Leitmeritz – Archivabteilung (Hrsg.): Volkszählung der Gemeinde Schwaden (Svádov). 1880.
- ↑ Staatliches Gebietsarchiv Leitmeritz – Archivabteilung (Hrsg.): Volkszählung der Gemeinde Schwaden (Svádov). 1900.
- ↑ Staatliches Gebietsarchiv Leitmeritz – Archivabteilung (Hrsg.): Volkszählung der Gemeinde Schwaden (Svádov). 1921.


