Jakobskirche (Svádov)

Jakobskirche in Svádov
Kostel svatého Jakuba Staršího (Svádov)
St.-Jakobs-Kirche mit Rundkapelle am Kirchhof

St.-Jakobs-Kirche mit Rundkapelle am Kirchhof

Daten
Ort Svádov; Ústí nad Labem
Architekt vermutlich:[1] Erhard Bauer
Baustil Gotik; Renaissance
Baujahr 1477
Koordinaten 50° 39′ 43,9″ N, 14° 6′ 27,2″ O
Jakobskirche in Svádov Kostel svatého Jakuba Staršího (Svádov) (Tschechien)
Jakobskirche in Svádov
Kostel svatého Jakuba Staršího (Svádov) (Tschechien)

Die Jakobskirche, (auch: St.-Jakobs-Kirche) (tschechisch: Kostel svatého Jakuba Staršího) ist eine spätgotische römisch-katholische Pfarrkirche im Stadtteil Svádov (Schwaden) von Ústí nad Labem (Aussig an der Elbe), gelegen in der Region Ústecký kraj in Tschechien. Sie ist dem Patrozinium des heiligen Jakobus des Älteren geweiht, gehört zum Bistum Leitmeritz und steht unter dem Schutz eines Nationales Kulturdenkmal.

Geschichte

Die Jakobskirche in Svádov wurde auf dem Standort mehrerer Vorgängerbauten errichtet. Bereits im frühen Mittelalter befand sich im Ort eine erste Taufkapelle, vermutlich am heutigen Standort der Kirchenkapelle. Im 12. Jahrhundert bestand ein älterer Kirchenbau, dessen Architektur nach bisherigen Untersuchungen entweder als Holzbau auf Steinfundament oder als teilweiser Steinbau ausgeführt war. Zur Zeit des Johanniterordens, der Svádov besaß, entstand ein romanischer Rundbau, dessen Position mit der heutigen Sakristei identisch sein dürfte. In der nördlichen Wand des Presbyteriums ist bis heute der ursprüngliche, mittlerweile vermauerte Eingang sichtbar.

Teile des Mauerwerks des Presbyteriums stammen aus der gotischen Kirche des 14. Jahrhunderts. Die umfassende Umgestaltung zur heutigen äußeren Gestalt begann um 1477, als Anna Berková von Dubá, Witwe des letzten Besitzers aus dem Haus Wartenberg, den Bau des gewölbten Chores stiftete. An diese Bauphase erinnert eine steinerne Inschriftentafel, die heute noch an einer Säule der Kirche zu sehen ist. An das neue Presbyterium schloss sich ein Kirchenschiff unbekannter Gestalt an. Im Jahr 1606 wurde es durch ein Schiff im Stil der Renaissance ersetzt, das Friedrich von Salhausen erbauen ließ. In dieser Zeit entstand auch der Glockenturm, in den die alten gotischen Glocken umgehängt wurden; die heute schwer lesbare Inschrift am Portal des Haupteingangs datiert diesen Bauabschnitt.

Nicht lange nach der Errichtung des Langhauses wurde die Kirche um eine seitliche Begräbniskapelle mit Familiengruft ergänzt, die an das gotische Presbyterium anschließt. Trotz der neuen Bauphasen zur Zeit der Renaissance blieben zahlreiche Details erhalten, die den Eindruck einer gotischen Kirche hervorrufen.

Nach der Rekatholisierung 1627 blieb die Jakobskirche weiterhin Pfarrkirche und wurde zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert nicht grundlegend verändert. Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Friedhofsgelände aufgegeben. Nach 1918 entstand im Erdgeschoss des turmartigen Kapellenbaus ein Denkmal für Gefallene.[2][3][4][5]

Bis 1945 waren die Einwohner von Svádov überwiegend deutschböhmisch.[6][7] Nach der Vertreibung der Deutschen blieb die Kirche zunächst längere Zeit unverschlossen und wurde teilweise verwüstet, doch die Innenausstattung blieb weitgehend erhalten. Umfangreiche Restaurierungsarbeiten erfolgten 1970 sowie in den 1990er Jahren.[2][3][4][5]

Architektur

Kirche

Das einschiffige, rechteckige Kirchengebäude zeichnet sich durch ein spätgotisches Presbyterium aus, das dreiseitig geschlossen ist und an dessen Nordseite sich die Sakristei anschließt. Die Westfassade wird von einem prismatischen Turm geprägt. Die Außenwände sind durch Strebepfeiler gestützt, von denen einer die Jahreszahl „1477“ trägt. Die Fenster weisen spätgotisches Maßwerk auf. An der Südseite befindet sich ein Renaissanceportal mit ornamentaler Dekoration und den Wappen der Familien Salhausen und Bock.

Das Presbyterium ist mit einem Netzrippengewölbe versehen, das in einem strahlenförmigen Abschluss endet. Die Konsolen sind figürlich dekoriert, und der Schlussstein zeigt das Wappen der Familie Berka von Dubá. Das Langhaus besitzt ebenfalls ein Netzrippengewölbe sowie eine dreiflügelige Empore, die über eine im Turm befindliche Treppe erreichbar ist. Die Sakristei, deren Renaissanceportal erhalten ist, wird von einem Sterngewölbe mit Gesimskonsolen überspannt. Darunter liegt eine Krypta aus der Zeit vor 1650, die ebenfalls mit einem Sterngewölbe ausgestattet ist. Ursprünglich war die Kirche von einem ummauerten Friedhof mit zwei Portalen und einem turmartigen Kapellenbau umgeben.[2][3][4][5]

Unteres Portal

Das untere Portal besitzt ein halbkreisförmiges Ende am Eingang, ist mit Reliefschmuck und den Wappen der Familie Salhausen im Gewölbe verziert, und weist Rosetten in den Füllungen auf. Anbau mit Pilastern und Volutenflügeln zeigt ein Relief der biblischen Szene „Jakobs Traum“. Darüber befindet sich ein geflügelter Engelskopf in einem Dreiecksschild. Ursprünglich führte eine Treppe mit zwanzig Stufen zu diesem Portal; nach baulichen Veränderungen sind es im 21. Jahrhundert nur noch sechs Stufen.[2][3][4][5]

Oberes Portal

Das obere Portal ist schlicht gehalten, besitzt keine eigenen Schmuckelemente oder Seitenrosetten und wird von kegelförmigen Pilastern umrahmt.[2][3][4][5]

Kapelle

Im südlichen Bereich der Friedhofsmauer befindet sich eine Kapelle: ein zylindrischer, turmartiger und glattwandiger Bau mit Kegeldach, zugänglich über ein halbkreisförmiges Portal. Über dem Portal des Turms ist eine sandsteinfarbene Kartusche mit dem Allianzwappen der Familien Salhausen und Bock aus etwa 1606 angebracht. Die Inschrift wurde vermutlich während der Gegenreformation entfernt.[2][3][4][5]

Ausstattung

Die historische Ansichtskarte aus dem Jahr 1939 zeigt das Interior in vollem Ornat.
Kircheninnenraum mit Kanzel, Altären und Taufbecken
Taufbecken der Jakobskirche

Kanzel

Die von Friedrich von Salhausen vor 1581 gestiftete Kanzel ruht auf einem kannelierten dorischen Säulenordnung, der mit Renaissance-Ornamentik verziert ist. Den Übergang zur Kanzel markieren Engelsköpfe. Skulpturen des Christi und der Evangelisten vervollkommnen das Ensemble. Im seitlichen Bereich erscheinen Wappen der böhmisch-mährischen Adelsfamilien Salhausen und Vřesovic (deutsch: Wrzessowitz), von Putti getragen.

Hauptaltar

Der Hauptaltar wurde ab 1606 von Lorenz Hörnig geschaffen. Es handelt sich um einen Sandsteinaltar mit Einzelfassungen und dekorativen Elementen aus Alabaster. Im unteren Bereich befindet sich eine Nische mit einem Kruzifix. Die Seiten sind durch Reliefs aus dem Leben des Propheten Elija und zur Himmelfahrt des Herrn gestaltet. Den Aufbau flankieren Statuen von Propheten, dazu tragen karyatidenähnliche Figuren mit Engelsköpfen dekorative Elemente. Auf den seitlichen Vorsprüngen stehen Engelsskulpturen mit Emblemen der Familien Salhausen und Bock.

Die zweite Zone wird von Pilastern mit Skulpturen der vier Evangelisten gegliedert. Die zentrale Nische birgt die Statue des heiligen Jakobus (dat. 1708), seitlich davon sind Reliefs mit der Beerdigung des Mose und der Verklärung Christi angebracht. In der dritten Zone zeigt ein rundes Relief die Heilige Dreifaltigkeit, gerahmt von Voluten und kleinen Obelisken. Den oberen Abschluss bilden Skulpturen der drei Göttlichen Tugenden: Glaube, Hoffnung und Liebe.

Seitenaltar

Der Seitenaltar im Stil des Barock stammt aus der Mitte des 18. Jahrhunderts und ist dem heiligen Johannes Nepomuk gewidmet.

Tauffünte

Das Taufbecken, ein Marmorbecken um 1620, wird Hans Schwenke oder der Werkstatt des Giovanni Maria Nosseni zugeschrieben. Auf Balusterfuß und runder Platte erhebt sich ein zylindrischer Schaft, verziert mit fünf Puttenköpfen und Girlanden. Übergang und Schaft zum sechseckigen Becken bilden sechs geflügelte Putti, die Kelche erheben. Die Wandfelder des Beckens sind mit Alabasterreliefs zur Taufe Jesu, Darstellungen von Überschwemmungen, Emblemen der Familien Salhausen und Bock, sowie Inschriften mit Texten aus den Evangelien geschmückt.

Gemälde

Das Gemälde des Heiligen Jakobus über dem Eingang an der Südseite stammt von Josef Kramolín.

Epitaphe

Alle Epitaphien sind typischerweise reich mit Reliefdarstellungen, Wappen und Inschriften versehen, zeigen meist kniende Figuren in Andacht und repräsentieren Renaissance- und Barockkunst des 16. und 17. Jahrhunderts.

  • Jana von Techwitz († 1545): Epitaph mit Relief der Verstorbenen, Wappen und Inschrift, aufgestellt im Kirchenflur.
  • Anna von Salhausen († 1568): Ädikula mit Relief einer knienden Frau vor einem Kruzifix im Presbyterium.
  • Georg Rudolf von Salhausen († 1577): Säulenepitaph mit Relief eines knienden Mannes, zeigt einen Ritter, der vor einem Kruzifix kniet; befindet sich an der Südwand des Presbyteriums, vermutlich von Bildhauer Hans Köhler d. Ä. geschaffen.
  • Christoph von Salhausen († 1581): Säulenepitaph mit Relief eines knienden Mannes, einem Relief der Auferstehung und einem Cherubim; ebenfalls an der Südwand des Presbyteriums, vermutlich ebenfalls von Bildhauer Hans Köhler d. Ä. geschaffen.
  • Wolf von Salhausen († 1586): Epitaph mit Säulenädikula und Relief eines knienden Ritters vor dem Gekreuzigten, von Bildhauer Hans Köhler d. Ä. gefertigt.
  • Epitaph, vermutlich für die Ehefrau von Wolf Levin von Salhausen, das durch den Hauptaltar verdeckt ist.
  • Marie von Salhausen († 1583): Epitaph im Boden unter den Kirchenbänken.
  • Karl von (Glich) Miltitz († 1669):Marmorplatte mit Inschrift; ursprünglich mit Holzrelief, Wappen, Girlanden und Skelett, heute in der Sakristei über dem Portal.[2][3][4][5]

Glocken

Ave Maria-Glocke aus dem 14. Jahrhundert

In der Glockenkammer des Kirchturms sind heute noch zwei historische Glocken erhalten: eine aus dem 14. Jahrhundert, die aufgrund ihrer Glockeninschrift als „Ave Maria-Glocke“ bekannt ist und zugleich die älteste Glocke im Bezirk Ústecký kraj darstellt, sowie eine weitere aus dem Jahr 1494.[2]

Der Glockenbestand der Kirchen Böhmens und Mährens wurde im Laufe der Zeit durch Brände, Beschädigungen und Neuanfertigungen unter Wiederverwendung alten Metalls geprägt. Der gravierendste Einschnitt waren die Requisitionen während des Ersten und Zweiten Weltkriegs, bei denen tausende Denkmalsglocken verloren gingen.[8]

Ursprünglich befanden sich in der Glockenkammer zudem drei weitere Glocken, die heute verschollen sind: eine von Hans Binnstock aus Pirna aus dem Jahr 1655, eine weitere aus dem Jahr 1671, hergestellt von Friedrich Michal Schönfeld aus Prag, sowie eine von 1676, gegossen von Jan Baltazar Crommel.[9]

Orgel

Die Orgel auf der Empore

Mehrfach wurde die Orgel der Jakobskirche im Laufe der Jahrhunderte erneuert oder umgebaut. So errichtete der deutsch-böhmische Orgelbauer Josef Gartner (1796–1863) im Jahr 1848 eine neue Orgel im traditionellen spätbarocken Stil.

Das Instrument befand sich auf der Chorempore und war mit einem Manual, Pedal sowie einer Pedalkoppel ausgestattet. Im Jahr 1914 ersetzte man im Orgelwerk das Register Mixtur durch einen Prinzipal, und 1934 wurde die ursprüngliche Flöte durch ein Gamba-Register ausgetauscht. Über die früheren Orgeln und das Alter des Prospekts ist nichts bekannt, auch wenn einzelne Namen von Orgelbauern überliefert sind.[10][11] Die Disposition von 1848 lautet:

Manual C–d3
Kopula 8′
Prinzipal 4′
Flöte 4′
Oktave 2′
Quinte 113
Mixtur
Pedal CDEFGA–aa
Subbass 16′
Orgelbauer
Jahr Orgelbauer Art der Orgel
1676 Tobias Franz Fleck (1618–1698) 0V - I/8
1727 Christoph Pohl (1668–1731)
1746 Johann Christoph Standfuss (1699–1760)
1752 Johann Christoph Standfuss 0V - I/7
1772 Unbekannt
1801 Anton Rusch (1771–1839)
1822 Franz Feller (1787–1843)
1848 Josef III. Gartner (1796–1863) 0V - I/7
1878 Ferdinand Guth (1822–1893)
1912 Stefan Müller (1841–1915)
1914 Unbekannt 0D - I/7
1934 Ladislav Hauser
Commons: Church of Saint James the Greater (Svádov) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Anton Tscherney vermutet in seinem Buch „Schwaden a. d. Elbe geographisch und geschichtlich dargestellt“, dass Erhard Bauer, Baumeister von Eger, das Gebäude aufgrund des erkannten Steinmetzzeichens errichtet hat.
  2. a b c d e f g h i j k Anton Tscherney: Schwaden a. d. Elbe geographisch und geschichtlich dargestellt. August Grohmann, Aussig a. d. Elbe, Aussig 1900.
  3. a b c d e f g Emanuel Poche, Reinhardt Hootz, Günther Jarosch: Kunstdenkmäler in der Tschechoslowakei. Böhmen und Mähren, Kapitel Svádov, Ústí nad Labem. Leipzig 1986, S. 469–470.
  4. a b c d e f g Petr David, Vladimír Soukup: 777 Kirchen, Klöster und Kapellen der Tschechischen Republik. Prag 2002, S. 277.
  5. a b c d e f g Nationalinstitut für Denkmalpflege: Denkmalkatalog der Tschechischen Republik – kostel sv. Jakuba Většího. Prag 2015.
  6. Katrin Bock: Die Neubesiedlung der Sudetengebiete nach Mai 1945. 3. Dezember 2005 (radio.cz).
  7. Annuario Pontificio: Bistum Leitmeritz (lateinisch: Dioecesis Litomericensis, tschechisch: Biskupství litoměřické bzw. Diecéze litoměřická). Rom 2021.
  8. Radek Lunga, Jiří Roháček: Publikation: Zum Schweigen gebrachte Stimmen, Requisitionsdokumentation der Glocken der böhmischen, mährischen und schlesischen Grenzgebiete aus den Jahren 1942–1943. Prag 2020 (cas.cz [PDF]).
  9. Luis. STUMPFE: Nordbömische Gotik unter den Salhausen und Bünauern. Triltsch & Huther, Berlin 1935, S. 57.
  10. T. Horák: Orgeln und Orgelbauer von Ústí nad Labem. Ústí nad Labem 2002 (varhany.net).
  11. Štěpán Svoboda: Orgel und Organisten (Svádov/Kostel svatého Jakuba Staršího). 2020.