Stephen Miran
Stephen Ira Miran (* 1984)[1] ist ein US-amerikanischer Ökonom und Berater, der für seine Rolle in der Wirtschaftspolitik der Vereinigten Staaten bekannt ist. Er ist Vorsitzender des Council of Economic Advisers (CEA) im Weißen Haus und hat maßgeblich zur Gestaltung der Handels- und Zollpolitik der Regierung beigetragen. Im August 2025 wurde er vorübergehend ins Direktorium der Federal Reserve berufen.[2]
Frühes Leben und Ausbildung
Miran studierte Wirtschaftswissenschaften, Philosophie und Mathematik an der Boston University, wo er 2005 seinen Abschluss machte. Anschließend promovierte er 2010 in Wirtschaftswissenschaften an der Harvard University unter der Leitung von Martin Feldstein, einem renommierten Ökonomen und ehemaligen Vorsitzenden des CEA während der Reagan-Administration.
Karriere
Vor seiner Tätigkeit im Weißen Haus arbeitete Miran als Senior-Stratege bei Hudson Bay Capital Management, einem globalen Investmentunternehmen. Er war außerdem Mitbegründer des Vermögensverwaltungsunternehmens Amberwave Partners und ist als Adjunct Fellow am Manhattan Institute tätig.[3]
Wirtschaftspolitische Ansichten
Miran ist ein Befürworter von Zöllen als Mittel zur Umstrukturierung des globalen Handelssystems. Er argumentiert, dass die Überbewertung des US-Dollars Handelsungleichgewichte verursacht und die Wettbewerbsfähigkeit der amerikanischen Industrie beeinträchtigt.[4] Er erklärte in einer Rede am 7. April 2025[5], die Rolle des US-Dollars als Reservewährung erlaube es den USA nicht einfach, durch anhaltende Leistungsbilanzdefizite über ihre Verhältnisse zu leben. Die Bereitstellung der Reservewährung sei ein öffentliches Gut, für das andere Staaten den USA künftig Tribut zahlen sollten:
„Niedrigere Steuern für Amerikaner, die teilweise durch ausländische Einnahmen finanziert werden, werden Wirtschaftswachstum, Dynamik und Chancen schaffen, wie sie unser Land noch nie erlebt hat, und Präsident Trumps neues Goldenes Zeitalter einläuten. Die Reduzierung des Defizits wird zu niedrigeren Staatsanleihenzinsen und damit auch zu niedrigeren Hypotheken- und Kreditkartenzinsen führen und so einen Wirtschaftsboom ankurbeln.“
In einem Strategiepapier skizzierte er Reformansätze, die darauf abzielen, den US-Dollar abzuwerten und Handelsungleichgewichte zu korrigieren.[7]
Einfluss auf die Politik
Miran hat die Wirtschaftspolitik der Regierung stark beeinflusst, insbesondere durch seine Unterstützung für hohe Zölle. Er sieht sie als Möglichkeit, Einnahmen für den Staat zu generieren und gleichzeitig die heimische Industrie zu schützen.[8][9] Mirans Schrift "A User’s Guide to Restructuring the Global Trading System" soll die Grundzüge für die unter dem Begriff Mar-a-Lago Accord zusammengefasste Vorgehensweise der Trump-Verwaltung zur Veränderung der US-Wirtschafts- und Währungspolitik enthalten.[10]
Die von Miran vorgeschlagenen Maßnahmen, insbesondere die Einführung hoher Zölle, haben sowohl Unterstützung als auch heftige Kritik erfahren.[11] Während einige seine Ansätze – in Teilen als berechtigt – als notwendig für die wirtschaftliche Stabilität der USA betrachten[12], warnen andere vor den negativen Auswirkungen auf die US-amerikanische Volkswirtschaft sowie die globalen Märkte.[13][14]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Alicia Prager: Stephen Miran ist Trumps leiser, aber einflussreicher Zollflüsterer. In: Der Standard. 21. April 2025, abgerufen am 7. Mai 2025 (österreichisches Deutsch).
- ↑ Handelsblatt. Abgerufen am 8. August 2025.
- ↑ Hardy Ostry, Jan Bösche: Trumps Handelskrieger. In: kas.de. Konrad Adenauer Stiftung, 29. Januar 2025, abgerufen am 22. Mai 2025 (deutsch).
- ↑ Meike Schreiber, Markus Zydra: Weltwirtschaft: Trumps gefährlicher Schutzgeldplan mit dem nuklearen Schutzschirm. In: sz.de. Süddeutsche Zeitung, 12. März 2025, abgerufen am 19. April 2025.
- ↑ Stephen Miran: CEA Chairman Steve Miran Hudson Institute Event Remarks. 7. April 2025, abgerufen am 1. Mai 2025 (amerikanisches Englisch).
- ↑ https://www.whitehouse.gov/briefings-statements/2025/04/cea-chairman-steve-miran-hudson-institute-event-remarks/
- ↑ Ulrike Barth: Trumps neue Handelsagenda: Was ist der Mar-a-Lago-Accord? - t3n – digital pioneers. 14. März 2025, abgerufen am 11. April 2025.
- ↑ Johanna Roth, Maxim Kireev, Carsten Luther, Steffen Richter: Handelskrieg : Trumps Handelskrieger. In: Die Zeit. 10. April 2025, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 11. April 2025]).
- ↑ Boris Pradhan: Meet Stephen Miran: Trump's economic advisor behind US reciprocal tariffs Stephen Miran is considered the brains behind Trump's reciprocal tariffs that shook global markets. Here's a closer look at Miran and his views on US' economic and trade policies. In: business-standard.com. business-standard.com, 10. April 2025, abgerufen am 11. April 2025 (englisch).
- ↑ Moritz Krämer: „Mar-a-Lago Accord“: Ein Gespenst geht um / Unorthodoxe und brandgefährliche Ideen zur Schwächung des Dollar In: Landesbank Baden-Württemberg Cross-Asset- und Strategy-Research vom 21. März 2025
- ↑ Thomas Spang: Der Stratege hinter dem Chaos / Stephen Miran gilt als Architekt von Donald Trumps Zollpolitik – eine Rede und ein Strategiepapier heizen Spekulationen über Ziele des Handelskriegs an.In: Stuttgarter Zeitung vom 11. April 2025 Seite 9
- ↑ Tobias Straumann: Das amerikanische Handelsbilanzdefizit: ein herbeigeredetes Problem In: NZZ am Sonntag vom 4. Mai 2025, Seite 37
- ↑ Patrick Welter: Die kruden Ideen hinter Trumps Zöllen / Der amerikanische Präsident errichtet eine Zollmauer, die den Amerikanern und der Weltwirtschaft schadet. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 11. April 2025 Seite 19
- ↑ Saskia Littmann: Vorsicht, Baustelle! Stephen Miran rückt ins Direktorium der US-Notenbank. Dem Ökonom ist deren Unabhängigkeit zuwider. Das gefährdet das globale Finanzsystem In: WirtschaftsWoche 34/2025 vom 15. August 2025, S. 66