Sophie Ludwig (Politikerin)

Sophie Ludwig (* 27. Dezember 1863 Honnef; † 11. März 1941 in Schwerte) war eine deutsche Lehrerin und Kommunalpolitikerin.

Leben

Sophie Ludwig wurde am 27. Dezember 1863 in Honnef am Rhein geboren.[1] Ausgebildet wurde sie in Rostow am Don und Arnsberg, ihr Examen legte sie in Nonnenwerth ab. Zunächst arbeitete sie in Wien als Hauslehrerin, ihre erste Stelle an einer Schule hatte sie in Hallenberg. Nach Schwerte zog sie 1887 und war dort an der Weißenbergschule und danach in der Haselackschule tätig. Sie war über 30 Jahre als Lehrerin für die ersten zwei Klassen tätig, dies „dialogisch“, mit großem Erzähltalent und ohne Rohrstock. Als Pädagogin war Ludwig sehr fortschrittlich mit ihren Methoden und orientierte sich an Helene Lange, der Reformerin der Mädchenbildung.[2] Da 1880 das sogenannte Lehrerinnenzölibat eingeführt worden war, nach dem Frauen im Lehramt unverheiratet bleiben, bei einer Heirat aus dem Schuldienst ausscheiden mussten und auch ihre Rentenansprüche verloren, blieb Sophie Ludwig unverheiratet und engagierte sich in der Politik. Während des Ersten Weltkriegs half sie bei der Behandlung von Kriegsgefangenen im Schwerter Marienkrankenhaus und dolmetschte für sie. Ludwig sprach fünf Sprachen.[2]

Politikerin

Das Lehrerinnenzölibat wurde 1919 aufgehoben. Ludwig war da 55 Jahre alt und kandidierte für die Zentrumspartei für das Stadtparlament von Schwerte. Sie stand auf Listenplatz 5 und wurde als „Ludwig, Sofie, Lehrerin“ geführt. Während des Wahlkampfes hielt Sophie Ludwig am 15. Januar 1919 eine Ansprache „über die Not des Vaterlandes“ bei einer Veranstaltung der Frauenvereine der katholischen Gemeinde. Die Schwerter Zeitung nannte sie „Fräulein Ludwig“. Die Zentrumspartei errang bei der Wahl 5 Plätze, und auf Platz 5 zog Sophie Ludwig in das Stadtparlament ein, als zweite Frau neben Luise Elias (SPD). Sie blieb dort bis zum 9. Januar 1931. Drei Jahre später wurde sie Konrektorin ihrer Schule. Ludwig reiste viel und engagierte sich im katholischen Elisabeth-Verein.[2]

Als erste Frau leitete sie am 27. Mai 1924 eine Sitzung. Darüber wurde in der Schwerter Zeitung berichtet: „eine große Seltenheit in der Geschichte des deutschen Parlamentarismus“, und es hieß: „Als erfahrene Praktikerin machte Fräulein Ludwig ihre Sache ganz famos.“ Von der Zentrumspartei wurde sie auch bei den nachfolgenden Wahlen immer auf Listenplatz 5 aufgestellt. 1924 wurde sie als einzige Frau gewählt, da die anderen Parteien keine aussichtsreichen Listenplätze an Frauen vergeben hatten. 1929 zog dann Klara Warstatt auf Listenplatz 4 der SPD als Stadtverordnete in das Stadtparlament ein. Ludwig wurde zur 2. Vorsitzenden des Stadtparlaments gewählt, und als Alterspräsidentin übernahm sie 1929 den Vorsitz bei der Wahl des Stadtverordneten-Vorstehers. Zu der rief sie mit den Worten auf: „Ich bitte die Anwesenden, sich für eine kurze Zeitspanne unter das Frauenregiment zu verfügen!“[2]

Sophie Ludwig verließ den Schuldienst im Alter von 65 Jahren und ging in Rente; ihr Mandat legte sie 1931, also zwei Jahre später, nieder. In der Schwerter Zeitung wurde ihr eine „rastlose Tätigkeit im Sinne der Allgemeinheit“ bescheinigt und eine „Wertschätzung aller Parteien“, die ihr entgegengebracht wurde. Ludwig konnte sich einen Platz im Altersheim des Marienkrankenhauses sichern und zog 1931 dort ein. Dort erlebte sie den Aufstieg der NSDAP, die Machtergreifung und den Beginn des Zweiten Weltkriegs. Es ist nicht bekannt, wie sie zum Nationalsozialismus stand.[2]

Sophie Ludwig starb am 11. März 1941 in Schwerte.[1]

Ehrungen

  • Der Rat der Stadt Schwerte beschloss 2023, eine projektierte Straße nach Sophie Ludwig zu benennen.[3]
  • Für Sophie Ludwig wurde 2024 ein FrauenOrt NRW eingerichtet.[1]

Einzelnachweise

  1. a b c FrauenOrte NRW: Sophie Ludwig. In: frauenorte-nrw.de. 1863, abgerufen am 29. August 2025.
  2. a b c d e Frauen/Ruhr/Geschichten (PDF), abgerufen am 29. August 2025
  3. Heiko Mühlbauer: Zu wenig weibliche Straßennamen : Neue Straße kann bald wie Schwerter Politikerin heißen. In: ruhrnachrichten.de. 2023, abgerufen am 29. August 2025.