Sigrid Reingruber

Sigrid Reingruber (* 26. Juni 1980 in Gmunden; † 23. Dezember 2023 in Thailand) war eine österreichische autodidaktische Künstlerin, die sich der Art brut zurechnen lässt.

Leben

Sigrid Reingruber wurde in Gmunden im oberösterreichischen Salzkammergut als Tochter von Rudolf und Martina Reingruber, einer Gymnasiallehrerin, geboren. Sie hatte eine Schwester.[1] Nachdem sie im Alter von drei Jahren das Spielen und Sprechen einstellte, wurde sie mit Autismus diagnostiziert.[2] Sie schätzte Musik und das gemeinsame Schwimmen mit ihrer Mutter und verbrachte im Winter meist mehrere Monate mit ihren Eltern in deren Haus in Thailand.[3]

Ab 1995 bis 2023 arbeitete Sigrid Reingruber 27 Jahre lang täglich im Atelier der Lebenshilfe Oberösterreich in Gmunden[4][5] und war Mitglied im Kunstforum Salzkammergut. Sie starb im Dezember 2023 während eines Aufenthalts in Thailand.[6][7]

Werk

Sigrid Reingrubers „Werke entstanden durch die vielfache und permanente Wiederholung eines einzigen Zeichens“.[4] Jeder Anfang ihrer Bilder ist ein Kreis. Die Werke entstanden nicht aus einem Konzept heraus, sondern „aus dieser reinen Bewegung“, mit der sie einen größeren oder mehrere kleinere Kreise zu Papier bringt, „die später mit stets gleichen, kreisförmigen Bewegungen übermalt werden“.[2][8] Sie „setzte die Symbole von Kreis, Kreuz oder Dreieck in immer neue Zusammenhänge“,[4] die sie „in immer neuen Formationen malte“. „Die wuchtigen geometrischen Körper in sattem Rot und Schwarz scheinen von starken Magnetfeldern beherrscht und den Kräften von heftiger Anziehung und Abstoßung ausgeliefert.“[9] Eine Gemeinsamkeit vieler Bilder ist die „unberührte, noch nicht vermalte, noch unbezeichnete Mitte“ im Inneren des Kreises, die entweder weiß bleibt oder in einer anderen Farbe gefüllt ist.[5] Sigrid Reingruber arbeitete mit Dutzenden Farbstiften und Wachsmalkreiden auf Papier,[2][3] oder „großformatig an gestischen Schütt- und Spritzbildern.“[4]

Werke von Sigrid Reingruber befinden sich in den Kunstsammlungen von Arnulf Rainer[6] und Hermann Beil.[10]

Auszeichnungen

2010 wurde Sigrid Reingruber mit dem Kunstpreis Euward ausgezeichnet,[11] den sie in Begleitung ihrer Familie und ihres Atelierleiters in München entgegennahm.[12] Erneut war sie 2018 für den Preis nominiert.[6] 2023 erreichte sie beim VOI fesch Kunstpreis für Menschen mit Behinderungen den zwölften Platz. Verbunden damit wurde ihr Werk „Schneeflocken“ in der Saison 2023 und 2024 großformatig an Skigondeln der Rosskarbahn im Skigebiet Gurgl foliert.[3]

Ausstellungen (Auswahl)

  • 2024: In Memoriam Sigrid Reingruber. Kunstwerkstatt der Lebenshilfe Gmunden, Galerie am Rinnholzplatz, Gmunden[10]
  • 2024: Gruppenausstellung der Kunstwerkstatt Lebenshilfe Gmunden. Rakvere / Viljandi[13]
  • 2011: Sigrid Reinberger & Freunde. Hipphalle, Gmunden (Gemeinschaftsausstellung)[14]
  • 2010: euward 5. Haus der Kunst, München[9]
  • 2009: zeitgenössische op.positionen. Grafiken, Malereien und Objekte der AtelierKooperative Gmunden. Deutschvilla, Strobl (Gemeinschaftsausstellung)[15]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Wir trauern um Sigrid Reingruber. In: Bestattung Pichler. Abgerufen am 7. August 2025
  2. a b c Stefan Schlögl: Kunst aus Verzweiflung. In: Die Zeit online vom 21. Oktober 2010, Nr. 43. Abgerufen am 7. August 2025
  3. a b c Daniela Toth: "Voi fesch"-Kunstpreis geht dreimal nach Gmunden. In: tips.at vom 4. April 2023. Abgerufen am 7. August 2025
  4. a b c d Sigrid Reingruber. In: Euward. Abgerufen am 7. August 2025
  5. a b Euward5. Augustinum Stiftung München, Klaus Mecherlein (Hrsg.), S. 50–73
  6. a b c Kerstin Müller: Trauer um Künstlerin Sigrid Reingruber aus Gmunden. In: meinbezirk.at der Regional Medien Austria vom 4. Jänner 2024. Abgerufen am 7. August 2025
  7. Gmunden trauert um eine große Künstlerin. In: nachrichten.at, Oberösterreichische Nachrichten vom 4. Jänner 2024. Abgerufen am 7. August 2025
  8. Małgorzata Bogaczyk-Vormayr, Elisabeth Kapferer (Hrsg.): Befremdung und Begegnung. Erfahrungen des Anderen und die Künste. Band 3 der Reihe Kunst und Inklusion, Lit Verlag, Münster 2022, ISBN 978-3-643-51131-7, S. 68–72 (eingeschränkte Buchvorschau)
  9. a b Roberta De Righi: Fegefeuer und Welttheater: Die „Euward“-Ausstellung mit Bildern von Künstlern mit geistiger Behinderung. In: Kulturvollzug – Das digitale Feuilleton für München vom 23. November 2010. Abgerufen am 7. August 2025
  10. a b Kerstin Müller: In Memoriam Sigrid Reingruber. In: meinbezirk.at der Regional Medien Austria vom 1. Mai 2024. Abgerufen am 7. August 2025
  11. Die Preisträger des euward5 (2005). In: Euward. Abgerufen am 7. August 2025
  12. Sigrid Reingruber: Ihre Sprache ist die Malerei. In: nachrichten.at, Oberösterreichische Nachrichten vom 25. November 2010. Abgerufen am 7. August 2025
  13. Jahrbuch 2023/2024. In: Austria Kultur International. S. 214
  14. Eva Riebler: Salzkammergut Festwochen 2011: Sigrid Reinberger & Freunde. In Literarische Gesellschaft Sankt Pölten. Abgerufen am 7. August 2025
  15. Archiv 1997 – 2012: 2009. In Deutschvilla Strobl. Abgerufen am 7. August 2025