Annemarie Delleg
Annemarie Delleg (* 1988 in Bruneck) ist eine italienische Zeichnerin und Malerin, die sich der Art brut zurechnen lässt.
Leben
Annemarie Delleg wurde 1988 in Südtirol geboren und wuchs mit ihrer zwei Jahre älteren Schwester auf dem elterlichen Bauernhof „Kirchsteiger Hof“ in St. Lorenzen im Pustertal auf. Bei ihr wurde das Down-Syndrom diagnostiziert. Schon früh begeisterte sie sich für das Malen. Sie besuchte den dortigen Kindergarten und die Volksschule, danach die Mittelschule in Bruneck. In einem darauf folgenden Berufsfindungskurs erlernte sie stricken, häkeln sowie die Arbeit mit Holz und Metall. Ab 2008 arbeitete sie in Bruneck im Integrierten Kunstatelier des Vereins Grain[1][2] und seit 2011 in der Kunstwerkstatt Akzent der Lebenshilfe.[3]
Annemarie Delleg lebt und arbeitet in Bruneck und ist seit Juni 2017 mit dem Künstler Julian Messner verheiratet, mit dem sie seit 2003 liiert war.[4]
Künstlerisches Schaffen
Das Zeichnen brachte Annemarie Delleg sich selbst bei. Sie zeichnet mit Farb- und Bleistiften. Oftmals arbeitet sie wochenlang an einem Werk. Im Zentrum stehen vielfach Frauengestalten, die Bezug nehmen auf die Lebenssituation, Wünsche und Träume der Künstlerin: „In ihren Werken erprobt sie sich in verschiedenen Rollen und Identitäten: träumt von der ‚Stadt der Liebenden‘, ihrer Hochzeit im roten Kleid, den Stars von Cannes oder zeigt sich selbst als Meerjungfrau oder Schwangere.“[1][5] „Annemarie Dellegs Frauen sind aus dem Blickwinkel einer jungen Frau gemalt, die die Klischees missachtet und doch ständig zitiert, und die genau deswegen ihren weiblichen Gestalten eine ganz neue, eine selten gesehene Kraft einhaucht“.[2] „Dabei ist stets das Singuläre, das Besondere, ja, das Glamouröse das erste Objekt einer positiven Identifikation.“[6]
Auszeichnungen
- Im Jahr 2010 wurde Annemarie Delleg mit dem Europäischen Kunstpreis Malerei und Grafik von Künstlern mit geistiger Behinderung Euward ausgezeichnet.[7]
- 2022 gewann sie mit dem Gedicht „Die Bildersammlerin“ den Ohrenschmaus-Literaturpreis.[8][9]
Ausstellungen (Auswahl)
- 2025: Akt. Museum Burg Hasegg, Hall in Tirol[10]
- 2020: Archives in Residence. Haus der Kunst, München,[11] für die Ausstellung konzipierte Videoprojektion, die auf dem Bildarchiv des euward basiert und eine wesentliche Auswahl der nominierten Arbeiten aus den Jahren 2000 bis 2018 zeigt[12]
- 2016: Natur Traum - Malerei Zeichnungen. Stadtmuseum Bruneck[13]
- 2014: Zeichnungen - Highlights aus Südtirol und Österreich. Stadtmuseum Bruneck[14]
- 2012: Galerie van de Loo, München[15]
- 2010: Euward 5. Haus der Kunst, München
Literatur
- Euward5. Peter Kapeller, Sigrid Reingruber, Annemarie Delleg. Ausstellungskatalog. Klaus Mecherlein, Augustinum-Stiftung (Hrsg.) München 2010, ISBN 978-3-00-032492-5
Einzelnachweise
- ↑ a b Annemarie Delleg. In: Euward. Abgerufen am 22. August 2025
- ↑ a b Euward5. Augustinum Stiftung München, Klaus Mecherlein (Hrsg.), S. 74–88
- ↑ Delleg Annemarie. In: Ohrenschmaus. Abgerufen am 22. August 2025
- ↑ Hannes Innerhofer: Heirat mit Handicap. In: unsertirol24.com vom 8. Juni 2017. Abgerufen am 22. August 2025
- ↑ Annemarie Delleg. In: artbrut.international. Abgerufen am 22. August 2025
- ↑ Euward5. Augustinum Stiftung München, Klaus Mecherlein (Hrsg.), S. 11
- ↑ Die Preisträger des euward5 (2010). In: Euward. Abgerufen am 22. August 2025
- ↑ Preisverleihung 2022. In: Ohrenschmaus. Abgerufen am 23. August 2025
- ↑ Drei Siegertexte: Sprachbilder für die Augen. In: DerStandard.at vom 27. März 2022. Abgerufen am 23. August 2025
- ↑ Museum Burg Hasegg. In: Atelier 10. Abgerufen am 23. August 2025
- ↑ Patrick Guyton: Nichts als die Kunst. In: Frankfurter Rundschau vom 28. September 2020. Abgerufen am 17. August 2025
- ↑ Archiv Galerie 2020/21: Archives in Residence - euward Archiv. In: Haus der Kunst. Abgerufen am 17. August 2025
- ↑ Natur Traum - Malerei Zeichnungen. In: Stadtmuseum Bruneck. Abgerufen am 23. August 2025
- ↑ Zeichnungen - Highlights aus Südtirol und Österreich. In: Stadtmuseum Bruneck. Abgerufen am 23. August 2025
- ↑ Georg Von Metz Schiano: Diversamente abili, territori inesplorati dell’arte. In: Alto Adige vom 13. Mai 2012. Abgerufen am 23. August 2025