Schloss Grüningen (Thüringen)

Schloss Grüningen im April 2010

Historie

Das Schloss Grüningen im Ortsteil Grüningen der Stadt Greußen im Kyffhäuserkreis in Thüringen wurde vor allem dadurch bekannt, dass der frühromantische Schriftsteller Novalis (Friedrich von Hardenberg) dort im Jahre 1794 seine spätere Verlobte Sophie von Kühn kennenlernte, deren Andenken er nach ihrem frühen Tod 1797 in vielen seiner Werke bewahrte. In die Mauer der St.-Petri-Kirche von Grüningen eingelassen ist ein Medaillon mit kleinem Bild von Sophie und dem Text: „Auf diesem Gottesacker ruht Sophie von Kühn, geb. 17. März 1782, gest. 19. März 1797 auf Schloß Grüningen. Die Braut des Dichters Friedrich von Hardenberg (Novalis).“ Das Grab selbst ist nicht mehr zu finden.

Das Schloss steht auf einem nach Süden abfallenden Gelände am Ostrand des Orts, an zwei Seiten umflossen von der Schwarzburger Helbe. Die Vorgänger-Burg an der gleichen Stelle, von der noch Wall, Graben und einige Mauerreste herrühren, wurde erstmals im Jahre 1198 erwähnt. Sie ist wohl von den Herren von Grüningen erbaut worden, aus deren Geschlecht auch Dietrich von Grüningen stammte, ein späterer Deutschmeister des Deutschen Ordens. Das Gebäude wurde in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts erweitert und vom Vater der Sophie von Kühn 1772 als zweigeschossiger Putzbau mit Mansarddach praktisch neu erbaut. 1903 wurde ein Anbau mit Erker hinzugefügt.

Im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts war hier die Familie von Rüxleben für eine Generation ansässig, vertreten durch den fürstl. schwarzb.-rudolst. Kammerherrn Bruno von Rüxleben (1809–1861).[1] Sein Sohn Hermann von Rüxleben erwarb dann für einige Jahre Gut und Schloss Biesdorf in Berlin. Für 1890 wird ein Rittergutsbesitzer namens Kriegsheim amtlich benannt, auch als Kirchenpatron.[2]

Um 1900 übernahm die Familie des Leutnant d. R. Erich Nette, verheiratet mit Marie Steiger,[3] Schloss und Rittergut.[4] Sie wurde 1945 enteignet und ging nach Westdeutschland. Das Ehepaar wurde jedoch noch zur DDR-Zeit auf dem Kirchhof Grüningen beigesetzt. Auf Schloss Grüningen lebte und arbeitete bis 1945 jahrzehntelang die Buchhalterin des Rittergutes Maria Magdalena Paul (1885–1965), eine Tochter des Leipziger Missionsdirektors und Honorarprofessors Carl Paul. Im Schloss Grüningen wurde nach dem Krieg ein Alten- und Pflegeheim eingerichtet. Heute wird es – nach grundlegender Erneuerung 1998/99 wieder in sehr gutem baulichem Zustand – als Pflegeheim „Schloss Sophie von Kühn“ der Novalis-Diakonie-Gesellschaft genutzt. Außer Veranstaltungen der Novalis-Gesellschaft finden auch Literatur-Abende und Konzerte im Schloss statt.

Am Schloss befindet sich eine Parkanlage.

Literatur

  • Hans-Christian Feldmann, Hans-Rudolf Meier, Holger Reinhardt: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Thüringen. I: Auflage-Online-Ressource, Hrsg. Georg Dehio Nachfolge/Dehio Vereinigung e.V., Walter de Gruyter Berlin-Boston, Deutscher Kunstverlag, Berlin/München 2025, ISBN 978-3-422-80101-1 , S. 293.
  • Michael Köhler: Grüningen. In: Thüringer Burgen und befestigte vor- und frühgeschichtliche Wohnplätze. Jenzig, Jena 2003, ISBN 3-910141-56-0.
  • Otto Zimmermann: Greußen/Thüringen. Eine Betrachtung aus alter und neuer Zeit. Starke-Druck, Sondershausen 2003, ISBN 3-9808465-3-9.
  • Gustav Sommer, Heinrich Otte: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete. Kreis Weissensee. Band 6. Ausgabe 1882, Hrsg. Historische Commission der Provinz Sachsen, Verlag Otto Hendel, Halle a.d.S 1882, S. 24 f.
Commons: Schloss Grüningen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Uradeligen Häuser. Der in Deutschland eingeborene Adel. 1910. Elfter Jahrgang, Gotha 1909, S. 662 f.
  2. Hilbert (Hrsg.): Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen, der Graffschaften Wernigerode, Roßla und Stolberg. Sechzehnter Jahrgang, Selbstverlag, Magdeburg 1896/97, S. 281.
  3. Allgemeiner Anzeiger zum Militär-Wochenblatt. №. 50, E. S. Mittler & Sohn, Berlin, 21. Juni 1902, S. 486.
  4. Roland. Monatsschrift. Verein zur Förderung der Stammkunde. Nr. 71, Verlag Gebr. Vogt, Papiermühle S.-A., 1. Mai 1908, S. 125.

Koordinaten: 51° 13′ 46,4″ N, 10° 58′ 29,1″ O