Robert A. Rescorla
Robert Arthur Rescorla (* 9. Mai 1940 in Pittsburgh; † 24. März 2020 in Austin) war ein US-amerikanischer Psychologe und emeritierter Professor der University of Pennsylvania.[1]
Leben
Seine Eltern waren Mildred Jenkins Rescorla und Arthur R. Rescorla; sein Vater war im Ölgeschäft tätig und die Familie zog während seiner Kindheit von Ort zu Ort. Er wuchs bis zum Abschluss der High School in Westfield auf und studierte dann am Swarthmore College; in dieser Zeit war er in Veranstaltungen von Hans Wallach, Henry Gleitman und Solomon Asch und machte 1962 seinen B.A. in Psychologie mit den Nebenfächer Philosophie und Mathematik. Im selben Jahr kam er als Doktorand an die University of Pennsylvania und begann unter der Leitung des Psychologen Richard L. Solomon mit seiner Forschung zur pawlowschen Konditionierung. Er promovierte (Ph.D.) hier 1966 (Dissertationsthema: Inhibition of delay in Pavlovian fear conditioning) und nahm danach eine Stelle als Assistenzprofessor für Psychologie an der Yale University an, wo er zum ordentlichen Professor aufstieg. 1981 erhielt er einen Ruf zum Professor für Psychologie an die University of Pennsylvania und blieb dort als James M. Skinner Professor of Science (1986–2000) und später als Christopher H. Browne Distinguished Professor of Psychology (2000–2009) bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2009.
Durch seine Frau Shirley A. Steele wurde zur Erinnerung an ihn an der University of Pennsylvania der Robert A. Rescorla Undergraduate Research Fellows Endowed Fund gestiftet.[2]
Werk
Er gilt als ein strenger experimenteller Psychologe, wobei die meisten seiner fast 200 empirischen Artikel mehrere Experimente mit Replikationen umfassen. Seine frühen Experimente zeigten, dass nicht die bloße Präsenz eines Reizes, sondern dessen Vorhersagbarkeit entscheidend für die Konditionierung ist. Diese Erkenntnisse bildeten die Grundlage für die Entwicklung des Rescorla-Wagner-Modells. Dieses geht davon aus, dass Lernen stattfindet, wenn eine Diskrepanz zwischen erwarteten und tatsächlichen Ergebnissen besteht. Wenn ein Organismus ein unerwartetes Ereignis erlebt, sagt das Modell eine Anpassung der assoziativen Stärke zwischen dem konditionierten Reiz (CS) und dem unkonditionierten Reiz (US) voraus. Diese Anpassung ist proportional zum Vorhersagefehler, der sich aus der Differenz zwischen den erwarteten und den tatsächlichen Ergebnissen ergibt. Bei einer pawlowschen Konditionierung geht es also um die Assoziation von Ereignisrepräsentationen, und diese Assoziation selbst basierte auf der Idee, dass Organismen den Vorhersagewert von Ereignissen lernen. Damit schlug er eine Brücke zwischen dem Behaviorismus und der Kognitionswissenschaft. Im weiteren Sinne bewies seine Forschung, dass kontrollierte Verhaltensexperimente die mentalen Repräsentationen aufdecken können, welche Emotionen und komplexen Verhaltensweisen zugrunde liegen.
Weitere wichtige Experimente waren seine Studien zur Extinktion einer konditionierten Reaktion. Mehrere dieser Studien befassten sich auch mit dem klinisch wichtigen Phänomen der spontanen Erholung von der Extinktion. Als ein Ergebnis seiner Experimente stellte er das Phänomen der Wiederaufnahme bzw. der Wiederinkraftsetzung einer konditionierten Reaktion heraus. Diese Erkenntnisse wurden zu einem wichtigen Bestandteil der kognitiven Verhaltenstherapie, die Aaron T. Beck an der University of Pennsylvania entwickelte. Diese Behandlungsmethoden fördern einerseits die Auslöschung von Assoziationen durch wiederholte Exposition gegenüber einem Reiz ohne dass das befürchtete Ergebnis eintritt, andererseits muss mit der Wiederherstellung dieser Verbindung gerechnet werden und die Extinktion muss wiederholt werden, um Rückfälle zu verhindern. Seine Forschungen haben auch zur Entwicklung wirksamer Unterrichtsstrategien beigetragen, die sich die Prinzipien des assoziativen Lernens zunutze machen.
Ehrungen/Positionen
- 2008: Mitglied der American Academy of Arts and Sciences
- 2006: Ehrendoktorwürde der Universität Gent
- 1999: Ira Abrams Teaching Award
- 1994–1997: Dekan des College of Arts and Sciences der University of Pennsylvania
- 1991: Howard Crosby Warren Medal der Society of Experimental Psychologists
- 1989: William James Fellow der American Psychological Society
- 1986–1987: Präsident der Eastern Psychological Association
- 1986: Distinguished Scientific Contributions Award der American Psychological Association
- 1985: Mitglied der National Academy of Sciences
Privates
Er war in erster Ehe mit Marged Lindner, in zweiter Ehe mit Leslie Rescorla und zuletzt mit Shirley Steele verheiratet; aus der Ehe mit Leslie Rescorla stammten die Söhne Eric und Michael. Seine Frauen und seine beiden Söhne haben ihn überlebt. Er war bekannt für seine Liebe zur Musik, insbesondere zur klassischen Musik, und er war ein versierter Pianist. Er liebte auch Outdoor-Aktivitäten wie Wandern und Vogelbeobachtung. Er starb mit 79 Jahren an den Folgen eines Sturzes in seinem Haus.
Publikationen (Auswahl)
- Monografien
- Pavlovian Second-Order Conditioning (Psychology Revivals): Studies in Associative Learning. Taylor & Francis Group, New York 2014, ISBN 978-1-84872-443-3.
- Zeitschriftenartikel/Buchbeiträge
- Mit D. A. Gottlieb: Within-subject effects of number of trials in rat conditioning procedures. In: Journal of Experimental Psychology: Animal Behavior Processes, 2020, 36, S. 217–231.
- Mit Robert R. Althoff; M. Thomas Achenbach; Masha Y. Ivanova: Correction to: Effects of society and culture on parents’ ratings of children’s mental health problems in 45 societies. In: European child & adolescent psychiatry, 2019, 1.
- Mit Robert R. Althoff; M. Thomas Achenbach; Masha Y. Ivanova: Effects of society and culture on parents’ ratings of children’s mental health problems in 45 societies. In: European child & adolescent psychiatry. 2019, S. 1–9.
- Evaluating conditioning of related and unrelated stimuli using a compound test. In: Learning & Behavior, 2008, 36, S. 67–74.
- Conditioning of stimuli with nonzero initial value. In: Journal of Experimental Psychology: Animal Behavior Processes, 2008, 34, S. 315–323.
- Deepened Extinction from Compound Stimulus Presentation. In: Journal of Experimental Psychology: Animal Behavior Processes, 2006, 32, S. 135–144.
- Spontaneous recovery varies inversely with the training-extinction interval. In: Learning & behavior, 2004, 32 (4), S. 401–408.
- Mit Thomas Higgins: Extinction and retraining of simultaneous and successive flavor conditioning. In: Learning & behavior, 2004, 32 (2), S. 213–219.
- Protection from extinction. In: Learning & behavior, 2003, 31 (2), S. 124–132.
- Mit Ruth M. Colwill: Associations with anticipated and obtained outcomes in instrumental learning. In: Animal learning & behavior, 1989, 17 (3), S. 291–303.
- Mit With A. R. Wagner: Inhibition in Pavlovian conditioning: Application of a theory. In: M. S. Halliday; R. A. Boakes (Hrsg.): Inhibition and learning (S. 301–336). Academic Press, New York 1972.
- Inhibition of delay in Pavlovian fear conditioning. In: Journal of Comparative and Physiological Psychology, 1967, 64, S. 114–20.
- Mit R. L. Solomon: Two-process learning theory: Relationships between Pavlovian conditioning and instrumental learning. In: Psychological Review, 1967, 74, S. 151–82.
- Pavlovian conditioning and its proper control procedures. In: Psychological Review, 1967, 74, S. 71–80.
- Mit V. M. Lolordo: Protection of the fear-eliciting capacity of a stimulus from extinction. In: Acta Biologiae Experimentalis, 1966, 26, S. 251–258.
- Predictability and number of pairings in Pavlovian fear conditioning. In: Psychonomic Science, 1966, 4, S. 383–384.
- Mit V. M. Lolordo: Inhibition of avoidance behavior. In: Journal of Comparative and Physiological Psychology, 1965, 59, S. 406–12.
Weblinks
- Literatur von und über Robert A. Rescorla im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Robert A. Rescorla, PhD auf Federation of Associations in Behavioral and Brain Sciences (FABBS), abgerufen am 9. September 2025.
- Robert A. Rescorla - Publications auf neurotree, abgerufen am 9. September 2025.
- Life and Legacy of Psychologist Robert Rescorla auf Zimbardo.com, abgerufen am 9. September 2025.
- Vincent LoLordo: Robert A. Rescorla. 1940–2020 auf National Academy of Sciences, abgerufen am 9. September 2025.
- Robert A. Rescorla's research while affiliated with Philadelphia University and other places auf Research Gate, abgerufen am 9. September 2025.
Literatur
- C. R. Gallistel: V. M. LoLordo; Paul Rozin; M. E. P. Seligman: IN MEMORIAM Robert A. Rescorla (1940–2020) In: American Psychologist, 2021, 76 (2), S. 391–392.