Gemeine Flusskrabbe

Gemeine Flusskrabbe

Gemeine Flusskrabbe (Potamon fluviatile)

Systematik
Ordnung: Zehnfußkrebse (Decapoda)
Teilordnung: Krabben (Brachyura)
Überfamilie: Potamoidea
Familie: Potamidae
Gattung: Potamon
Art: Gemeine Flusskrabbe
Wissenschaftlicher Name
Potamon fluviatile
Herbst, 1785

Die Gemeine Flusskrabbe (Potamon fluviatile), Syn. Gemeine Süßwasserkrabbe[1] oder Italienische Flusskrabbe[2], ist eine in Süd- und Südosteuropa beheimatete Süßwasserkrabbe.

Merkmale

Die Gemeine Flusskrabbe erreicht eine Carapax-Länge von 5 cm, Weibchen sind etwas kleiner als Männchen.[3] Das erste Gonopodium ist s-förmig geschwungen, sein Endglied zeigt einen gleichmäßig gerundetem Mesialwulst. Der basale Teil des Subterminalglieds ist auf der Außenseite dicht behaart. Die Kaudallamelle ist neben den Borsten dicht mit langen Haaren besetzt. Die Epigastricalloben treten deutlich hervor.[4]

Lebensweise

Die Gemeine Flusskrabbe bewohnt Flussufer und gräbt sich bis zu einen Meter tiefe Höhlen. Diese können mehrere Ausgänge haben. Männchen können an beiden Ufern mehrere Höhlen graben, um ihr Territorium besser überwachen zu können. Juvenile verstecken sich unter Steinen und in Spalten unter dichter Vegetation.[5] Bei einer Carapax-Länge von etwa 15 mm findet die Vorpubertätshäutung statt, bei 35 mm Länge die Pubertätshäutung, womit die Tiere geschlechtsreif sind.[3]

Die Gemeine Flusskrabbe ist ein Allesfresser. Sie ernährt sich von Pflanzenresten und Algen, jagt aber auch Frösche, Kaulquappen, Schnecken, größere Insekten und auch kleinere Krabben. Gejagt wird vor allem in der Nacht.[5]

Fortpflanzung

Eier der Gemeinen Flusskrabbe mit entwickelten Juvenilen

Die Gemeine Flusskrabbe gehört zu den Heterotremata. Weibchen werden innerlich befruchtet. Sie legen zwischen Anfang Juni und Anfang September etwa 200 orangefarbene Eier mit einem Durchmesser von etwa 2,5 mm. Sie werden mit den Pleopoden unter dem Bauch getragen. Nach 46 Tagen schlüpfen die Nachkommen als Juvenilstadium, die bereits wie eine Miniaturform der Adulten aussehen und eine Carapax-Breite von etwa 3,5 mm haben. Nach etwa 24 Stunden sind die Jungkrabben selbständig.[5]

Verbreitung

Verbreitungskarte

Die Gemeine Flusskrabbe stammt ursprünglich von der Balkanhalbinsel. Vor etwa 15.000 Jahren breitete sie sich auf natürlichem Weg nach Italien und Malta aus.[6] Heute ist sie auf dem westlichen Balkan (Dalmatien, Albanien, Griechenland), Italien einschließlich Sizilien und Malta verbreitet.[5] Die früher als Unterarten P. f. algeriense und P. f. berghetripsorum angesehenen und in Nordwestafrika (Tunesien, Algerien, Marokko) vorkommenden Verwandten werden mittlerweile als eigene Art Potamon algeriense betrachtet.[7]

Die Art gilt als potentiell gefährdet, vor allem auf Malta sind die Bestände durch die Zerstörung der Flussläufe stark rückläufig.[5]

Einzelnachweise

  1. Theodor C. H. Cole: Wörterbuch der Wirbellosen. Springer-Verlag, 2016, ISBN 9783662528693, S. 254.
  2. Italienische Flusskrabbe Potamon fluviatile. Abgerufen am 12. Juli 2025.
  3. a b Fiorenza Micheli, Francesca Gherardi, Marco Vannini: Growth and reproduction in the freshwater crab, Potamon fluviatile (Decapoda, Brachyura). In: Freshwater Biology. 1990, Band 23, Nummer 3, S. 491–503 doi:10.1111/j.1365-2427.1990.tb00290.x.
  4. Gerhard Pretzmann: Die Süßwasserkrabben der Mittelmeerinseln und der westmediterranen Länder. In: Annalen des Naturhistorischen Museums in Wien. Band 84 B, 1983, S. 378.
  5. a b c d e D. Capolongo, J. L. Cilia: Potamon fluviatile lanfrancoi, a new subspecies of a Mediterranean freshwater crab from the Maltese Islands (Crustacea, Decapoda, Potamidae). In: Ann. Naturhist. Mus. Wien Band 90, 1991, S. 215–224.
  6. Ruth Jesse, Markus Pfenninger, Sara Fratini, Massimiliano Scalici, Bruno Streit, Christoph D. Schubart: Disjunct distribution of the Mediterranean freshwater crab Potamon fluviatile—natural expansion or human introduction? In: Biological Invasions. Band 11, Nr. 10, 2009, S. 2209–2221, doi:10.1007/s10530-008-9377-0.
  7. Peter K. L. Ng, Danièle Guinot & Peter J. F. Davie: Systema Brachyurorum: Part I. An annotated checklist of extant Brachyuran crabs of the world. In: Raffles Bulletin of Zoology. Band 17, 2008, S. 160.