Piazza della Rotonda

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Die Piazza della Rotonda, im Volksmund auch Piazza del Pantheon (dt.: Pantheonsplatz), ist ein ca. 60 × 40 m² großer, nördlich des Pantheons gelegener Platz am Schnittpunkt der Rioni Pigna, Sant’Eustachio und Colonna der italienischen Hauptstadt Rom. Er ist geprägt von dem Säulenportikus des antiken Monuments sowie einem skulpturalen Brunnen, der seine heutige Gestalt im 18. Jahrhundert erhielt. Die Piazza ist ein beliebter Treffpunkt der Einheimischen und Touristen.
Lage und Beschreibung
Die rechteckige Piazza della Rotonda erstreckt sich vom Pantheon nach Norden und ist von Süden über die Zufahrtstraßen Via della Rotonda (W) und Via della Minerva (O) zu erreichen. Im Südwesten führt die Salita de‘ Crescenzi in Richtung Basilica di Sant’Eustachio und Palazzo Madama (Senatsgebäude), im Südosten die Via del Seminario zur ehemaligen Börse und zur Kirche Sant’Ignazio. Nach Norden und Nordwesten strahlen die Via del Pantheon, die Via della Rosetta und die Via Giustiniani aus.
Umbaut ist der Platz von vier- und fünfgeschossigen Stadthäusern mit zumeist sand- bis terrakottafarbenem Putz. Die ansässigen Läden, Hotels, Cafés und Restaurants blicken auf eine lange Tradition zurück. Neben dem oktastylen Portikus des antiken Bauwerks bestimmt der große zentrale Brunnen die Szene.
Brunnen
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Die Fontana di Piazza della Rotonda wurde seit ihrer Errichtung im Jahr 1575 mehrfach verändert. Ihr jetziges Aussehen erhielt sie im frühen 18. Jahrhundert im Auftrag von Papst Clemens XI. Albani. Das quadratische, an den vier Seiten durch Kreisbögen überschnittene Becken aus grauem afrikanischem Marmor umgibt einen kleinen, auf einem als Felsen gestalteten Sockel stehenden Obelisken. Das Wasser entströmt den Mäulern von vier, an den Ecken angebrachten Delfin-Skulpturen. Zwei Seiten sind mit dem Familienwappen des Papstes, die beiden anderen mit einer den Auftraggeber würdigenden Inschrift versehen. Innerhalb des Beckens erheben sich vier Maskaronen, die heute zwar Kopien sind, jedoch immer noch einen Eindruck vom Erscheinungsbild des ursprünglichen Brunnens von Giacomo della Porta vermitteln.[1][2]
Historische Entwicklung
Die Geschichte der Piazza ist seit dem 15. Jahrhundert von den Bemühungen geprägt, einem bedeutenden architektonischen Erbe seinen würdigen Vorplatz zurückzugeben. Die Harmonie des Hadriansplatzes hat er jedoch nie wieder erreicht.
Antike und Mittelalter


Ein Modell von Italo Gismondi im Museo della Civiltà Romana zeigt einen langrechteckigen Vorplatz, dessen Südseite von einem Portikus eingenommen wird. Anders als heute versperrten Säulengänge links und rechts die Sicht auf den dahinterliegenden Baukörper. Der etwa 60 × 120 Meter große Vorplatz wies eine Pflasterung mit Travertinplatten und eventuell einen Ehrenbogen auf.[3]
Die Federzeichnung eines Unbekannten zeigt den Portikus mit Marktständen und Anbauten und davor eine Reihe von überwiegend aufgeständerten Becken und Figuren. Dass diese Objekte bereits im 13. Jahrhundert dort aufgestellt waren, ist durch einen Reisebericht des ansonsten unbekannten Magister Gregorius bekannt: „Es [das Gebäude] hat einen geräumigen Portikus, der von vielen erstaunlich hohen Säulen getragen wird. Davor befinden sich noch heute ein Becken (conche) und andere wundervolle Gefäße (vasa) aus Porphyr sowie Löwen und weitere Gegenstände (signa) aus demselben Gestein.“[4] Die tatsächlich aus Basalt gefertigten, ägyptischen Löwenfiguren ließ Sixtus V. 1586 zur Dekoration seines Mündungsbrunnens abtransportieren. Die Porphyrwanne dient seit 1740 als Sarkophag am Grabmal Clemens XII.
Renaissance und Barock
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Bis Anfang des 16. Jahrhunderts war das Niveau der Piazza so stark angestiegen, dass man dreizehn Stufen hinabsteigen musste, um die Kirche zu betreten. Dies und die Anbauten hatten das Pantheon zu einem Grenzgebäude des Platzes degradiert. Die Errichtung von Della Portas Brunnen brachte keine Änderung der Situation, denn er hatte ihn nicht in Bezug zur Tempelfront platziert, sondern mittig gesetzt und durch eine leichte Drehung an den Seiten der Piazza ausgerichtet. Möglicherweise sollte diese Komposition den Blick auf die rechte Hälfte der Piazza lenken, was zumindest die zahlreichen Vedutisten beherzigten.[5]
Papst Alexander VII. sah folgende Maßnahmen zur Aufwertung des Areals vor:
- Vergrößerung der Piazza auf die antike Länge: Dies hätte den Abriss des gesamten Häuserblocks zwischen der Piazza della Rotonda und der Piazza della Maddalena erforderlich gemacht. Weil er nicht erworben werden konnte, scheiterte der Plan.[5][6]
- Angleichung der Piazza auf das antike Niveau: Dazu hätten die Abwasserleitungen neu verlegt und (störende) Treppen vor jedem Gebäude sowie Stufen- oder Rampenzugänge zu den umliegenden Straßen errichtet werden müssen. Stattdessen wurde 1662–1666 die Piazza von Norden nach Süden sukzessive abgestuft, dadurch die Säulenbasen an der Vorderseite freigelegt und die volle Höhe der Fassade sichtbar gemacht. Zur Verbreiterung der Straßen zu beiden Seiten des Pantheons kam es aus Kostengründen nicht.[6]
- Verlegung des Marktes: Was schon Eugen IV. begonnen hatte, nämlich die Entfernung der „schmutzigen kleinen Markstände“ im Portikus, erwies sich als rechtlich und gesellschaftlich heikel. Die Händler zahlten Miete an das Kapitel von Santa Maria ad Martyres, weshalb dieses auf der Präsenz der Stände und Verkaufsbuden beharrte.[6] Die Umsiedlung der Obst-, Gemüse- und Gewürzhändler, der Fischhändler, Metzger und Bäcker auf die nahe gelegene Piazza di Pietra wurde nicht angenommen, weil sie weiter entfernt vom Herzen des Campo Marzio und dem Nord-Süd-Verkehr lag und damit weniger lukrativ war.[5][6]
- Entfernung des Gebäudes auf der linken Seite der Rotunde: Aufgrund des Widerstands der Kanoniker konnte die 1657 erteilte Anordnung, die an das Pantheon angrenzenden Häuser abzureißen, zunächst nicht ausgeführt werden. Erst die größere päpstliche Kontrollgewalt durch die Umwidmung des Kollegiatstifts zu einem religiösen Orden ermöglichte das Vorhaben. Im August 1662 starteten die Kanoniker jedoch eine Gegenoffensive – mit dem Ergebnis, dass ihr Kapitelsaal im Mai 1665 wieder neben der Rotunde aufgebaut war.[5]
19. Jahrhundert

1812 beauftragte die französische „Kommission für die Verschönerung Roms“ den Architekten Giuseppe Valadier mit der Erstellung eines Plans zur Regulierung der Piazza del Pantheon.[7] In der späteren Veröffentlichung des Präfekten Camille De Tournon markieren gestrichelte Linien die zum Abriss vorgesehenen Bauten.[8] Eine Umsetzung dieses Plans hätte das Pantheon von seinen Anbauten befreit und die entlangführenden Straßen sowie den Platz zu beiden Seiten verbreitert. Die verschwundenen Marktstände und Gebäude an der Nordseite hätten die bereits von Alexander VII. erträumte Verbindung zur Piazza della Maddalena geschaffen. Das Ende der napoleonischen Herrschaft 1814 vereitelte das Vorhaben.
Der erste Masterplan Roms von 1873 sah ähnliche Erweiterungen vor, während der zweite Masterplan 1883 die Idee einer Erweiterung der Piazza fallenließ. Der Tod von König Viktor Emanuel II. inspirierte den Architekten Pietro Comparini 1880 zu einem Projekt für ein riesiges Forum rund um das Pantheon. Der endgültige Entwurf gelangte dann jedoch als Monumento Vittorio Emanuele II auf der Piazza Venezia zur Ausführung. Die Vision Armando Brasinis für ein „Foro Mussolini“ (1927) umfasste einen auf antikes Niveau abgesenkten Vorplatz und eine gigantische Piazza hinter dem Pantheon. Zum Schmuck sollten antiken Statuen aus römischen Museen hierher gebracht wurden.[9]
Laut eines Berichts des Klassischen Archäologen Rodolfo Lanciani (1881) hatte Papst Pius VII. 1823 „den Abriss der formlosen und schmutzigen Fischläden“ auf der Nordseite der Piazza veranlasst.[10] Damit war er einer zwischen 1809 und 1813 „im Namen Napoleons“ erlassenen Anordnung gefolgt, die Stände und Buden zu entfernen und den Fischverkauf an einen neuen Standort in der Nähe der Kirche Sant’Eustachio zu verlegen.[9] Tatsächlich ist der Brunnen auf späteren Veduten nicht mehr von Verkaufsständen umgeben. Ein englischer Reisender beobachtete noch in den 1880er-Jahren den Fleischverkauf in den nahegelegenen Straßen und ein großes Angebot an Vögeln aller Art um den Brunnen der Piazza herum.[11]
20. und 21. Jahrhundert

Dank einer Spende der Stadt Buenos Aires wurde der Platz rund um das Pantheon 1905 mit einem Pflaster aus Algarrobo-Holz versehen. Die Maßnahme hatte einen werbewirksamen Wert: Das Material sollte zum Inbegriff für die Pflasterung großer moderner Städte werden. Beschwerden wegen der häufigen Stürze durch das Konservierungsfett führten 1950 zur Entfernung des Holzbelags.[10]
Bei Arbeiten für den Bau eines neuen Servicetunnels kamen 1995–1997 große Teile des hadrianischen Pflasters aus großen Travertinplatten zum Vorschein. Danach wurden die Gehwege und Straßen mit Kopfsteinpflaster versehen. 2020 fand die Einweihung eines neuen, die Farbwirkung verbessernden Beleuchtungssystems mit 150 LED-Leuchtmitteln statt.[10]
Literatur
- Tod A. Marder: Alexander VII, Bernini, and the Urban Setting of the Pantheon in the Seventeenth Century. In: Journal of the Society of Architectural Historian (JSAH). Band 50.3, September 1991, S. 273–292 (englisch).
- Tod A. Marder, Mark Wilson Jones (Hrsg.): The Pantheon from Antiquity to the Present. Cambridge University Press, New York, NY 2015, ISBN 978-0-521-80932-0 (englisch, archive.org).
Weblinks
- Piazza della Rotonda, Roma. In: info.roma.it. (italienisch).
Einzelnachweise
- ↑ Mario Sanfilippo: Die Brunnen von Rom. Aufnahmen von Francesco Venturi. Hirmer, München 1996, ISBN 978-3-7774-7190-7, S. 160.
- ↑ Fontana di piazza della Rotonda. In: sovraintendenzaroma.it. Abgerufen am 7. September 2025 (italienisch).
- ↑ Wolfram Martini: Das Pantheon Hadrians in Rom. Das Bauwerk und seine Deutung. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2006, ISBN 978-3-515-08859-6, S. 13–16.
- ↑ Erik Thunø: The Pantheon in the Middle Ages. In: The Pantheon from Antiquity to the Present. 2015, S. 230–254, hier: S. 247.
- ↑ a b c d Tod A. Marder: Alexander VII, Bernini, and the Urban Setting of the Pantheon in the Seventeenth Century. 1991, S. 274–283.
- ↑ a b c d Tod A. Marder: The Pantheon in the Seventeenth Century. In: The Pantheon from Antiquity to the Present. 2015, S. 296–329, hier S. 319–324.
- ↑ Giuseppe Valadier. In: info.roma.it. Abgerufen am 7. September 2025.
- ↑ Comte De Tournon: Études statistiques sur Rome et la partie occidentale des états romains […] Tafel 30. 2. Auflage. Librairie de Firmin Didot Frères, Paris 1855.
- ↑ a b Tod A. Marder, Mark Wilson Jones: Introduction. In: The Pantheon from Antiquity to the Present. 2015, S. 1–48, hier S. 42–45.
- ↑ a b c Piazza della Rotonda, Roma. In: info.roma.it. Abgerufen am 7. September 2025.
- ↑ William Wetmore Story: Roba di Roma. Band 2. Houghton, Mifflin & Co., Boston/New York 1887, S. 392 (englisch, google.de).
Koordinaten: 41° 53′ 57,5″ N, 12° 28′ 36,3″ O