Brunnen der Piazza della Rotonda

Die Fontana di Piazza della Rotonda vor dem Pantheon
Postament der Fontana del Pantheon mit Papstwappen

Der Brunnen der Piazza della Rotonda, italienisch Fontana di Piazza della Rotonda, bildet den Mittelpunkt des Platzes vor dem Pantheon in Rom. Diesem Umstand verdankt er seinen häufiger genutzten Zweitnamen Fontana del Pantheon (deutsch Pantheon-Brunnen). Während der 450 Jahre seiner Existenz wurde der ursprünglich von Giacomo della Porta entworfene Brunnen mehrfach verändert. Seit 1711 dominiert der ca. 6 Meter hohe Obelisco Macuteo auf einem barock gestalteten Sockel im Stadtbezirk Sant’Eustachio (VIII. Rione) die belebte Piazza della Rotonda.

Beschreibung

Das auffallendste Merkmal des Pantheon-Brunnens ist der ägyptische Obelisk über einem polygonalen Postament, der auf einem Felsblock steht. Der Sockel ist auf zwei gegenüberliegenden Seiten mit dem Wappen von Papst Clemens XI. versehen: Die Tiara und zwei Schlüssel Petri bekrönen den Wappenschild mit einem achtzackigen Stern über drei Hügeln. Darunter befinden sich die Restaurierungsinschriften „Restaurata anno Domini MDCCCIV“ und „S.P.Q.R. Restaurata 1880“. Die beiden anderen Seiten zeigen die gleichlautende Widmung „Clemens XI Pont. max. fontis et fori ornamento anno sal. MDCCXI pontif. XI“ (Papst Clemens XI. zum Schmuck des Brunnens und des Platzes 1711, im 11. Jahr seines Pontifikats). An den vier abgeflachten Sockelecken sprudelt das Wasser aus vier Delfinmäulern in ein großes, über mehrere Treppenstufen erreichbares Becken. Dessen quadratische Grundform hat an jeder Seite eine halbkreisförmige Ausbuchtung.

In diesen vier Halbkreisen erheben sich unterschiedlich gestaltete, von je zwei Delfinen flankierte Maskaronen, die ebenfalls Wasser spenden. Auf ihrer Rückseite wenden sich sitzende Drachenfiguren dem Mittelteil des Brunnens zu. Der mit 6,34 Meter recht kleine Granit-Obelisk mit Hieroglyphen und dem typischen Pyramidion ist mit einem Strahlenstern sowie einem lateinischen Kreuz aus Metall bekrönt.

Als Materialien gibt die römische Denkmalschutzbehörde Sovrintendenza Capitolina grauen antiken Marmor, Travertin, Carrara-Marmor, prokonnesischen Marmor, Rosengranit und Bronze an.[1] Die Seitenlänge des Beckens beträgt 9 Meter, die des Stufensockels 18 Meter.[2]

Geschichte

Vorgeschichte

Der Pantheonsplatz vor 1575

Wolfram Martinis detaillierte Erörterung des Pantheon-Vorplatzes in hadrianischer Zeit lässt die Vermutung zu, dass sich links und rechts der Vorhalle je eine kolossale Brunnenfigur befand. Im Bereich des Möglichen liegen die beiden 1518 auf den Kapitolsplatz verbrachten Figuren der Flussgötter Tiber und Nil – als Metaphern für Rom und Ägypten. Diese Annahme bleibt aufgrund fehlender Grabungsfunde allerdings spekulativ.[3]

Das älteste greifbare Dokument zum Platz ist ein Reisebericht des ansonsten unbekannten Magister Gregorius aus dem 12. oder 13. Jahrhundert. Er vermerkte einen geräumigen Portikus mit hohen Säulen, davor ein Becken und andere Gefäße sowie Löwen und weitere Gegenstände aus Porphyr.[4] Ein Brunnen findet keine Erwähnung. Eine deutlich spätere Federzeichnung eines Unbekannten zeigt genau diese Objekte – und ebenfalls keinen Brunnen.

Brunnen des 16. Jahrhunderts

A. Tempesta: Detail aus Pianta di Roma, 1593/1645
G. B. Falda: Fontana nella Piazza della Rotonda, vor 1679

1570 war die Restaurierung des Aquädukts Acqua Vergine abgeschlossen. Unmittelbar danach begannen die Arbeiten für eine unterirdische Abzweigung der Wasserleitung, um das Gebiet des bevölkerungsreichen Campo Marzio zu versorgen. Zur weiteren Planung Papst Gregor XIII. Boncompagni gehörte die Errichtung von 18 neuen Brunnen, die er seinem Architekten Giacomo della Porta anvertraute. Der Entwurf zur Fontana del Pantheon stammt aus dem Jahr 1575, die Ausführung übertrug Della Porta dem Steinmetz Leonardo Sormani. Ab 1576 sprudelte das Wasser über eine flache Schale in ein quadratisches, von vier Kreisbögen unterbrochenes Becken aus afrikanischem grauem Marmor. Zum Schmuck wurden vier ursprünglich für den nördlichen Brunnen der Piazza Navona vorgesehene, wasserspeiende Maskaronen sowie Drachenfiguren aus dem Familienwappen des Papstes eingelassen. Die Skulpturen beauftragte der Architekt bei einem Team von acht Bildhauern und Steinmetzen.[5][1][2]

Im Zuge der Absenkung des Platzes durch Alexander VII. im Jahr 1662 wurde eine aus 20 säulenförmigen Pfeilern bestehende Balustrade sowie die drei Stufen della Portas entfernt. Seither wiederholt ein breiter Stufensockel die Brunnensilhouette.[1] Anders als der Kupferstich Faldas vorgibt, erforderte die neue Hanglage zwei Stufen auf der Nordseite, vier auf der Ost- und Westseite und fünf auf der Südseite.[2]

Brunnen des 18. Jahrhunderts

G. Vasi: Piazza della Rotonda (Ausschnitt), 1752

Nachdem die „Marmorarbeiten in der Chiesa della Rotonda gereinigt“ worden waren, gedachte Papst Clemens XI. 1711, mit der „Ausschmückung des Brunnens“ fortzufahren. Den größten Zuspruch fand der Entwurf des Architekten Filippo Barigioni, der vorsah, das Mittelbecken durch einen Travertinfelsen mit dem 1374 aufgefundenen Obelisco Macuteo zu ersetzen. Namensgeberin des Monolithen ist die Kirche San Macuto, auf deren Vorplatz er einige Zeit aufgestellt war; zwei Namenskartuschen an der pyramidenförmigen Obeliskenspitze weisen seine Entstehung zur Zeit des Pharaos Ramses II. aus. Das Postament führten Bartolomeo Pincellotti (Inschriften und Albani-Wappen) sowie Lorenzo Ottoni und Vincenzo Felici (Delfine) aus.[2]

Restaurierungen

Foto des Brunnens mit Schutzgitter und Gasleuchtern, dat. 1885

Ab 1803 gab es mehrere Eingriffe an dem Denkmal. Nach der Erneuerung der Treppenstufen und kleineren Arbeiten wie die Ausbesserung des Brunnenbeckens und der Wasserrohre folgten 1880 komplexere Maßnahmen. Sie betrafen das Wasserleitungssystem, die Installation eines Schutzgitters mit vier Gasleuchtern, die umgebende Pflasterung, die Treppe und die Brunnenschale.[2] Die in die Villa Borghese verbrachten Maskaronen aus dem 16. Jahrhundert wurden 1886 durch Kopien von Luigi Amici ersetzt.[5] Etwa zur gleichen Zeit entfernte man eine Tränke neben dem Brunnen,[6] 1928 auch die Absperrung.[7]

Die Restaurierungen der Jahre 1904 und 1934 betrafen nur die Treppe. Die Säuberungsaktion von 1974 legte das besondere Augenmerk auf den Obelisken. Bei den umfangreicheren Reinigungsarbeiten von 1991/1992 kamen die unterschiedlichen Farben der Materialien zum Vorschein.[2]

Zur Vorbereitung des Jubeljahrs 2025 wurden knapp 3 Mio. Euro für die Instandsetzung der Statuen der Engelsbrücke und von acht Brunnen aufgebracht, zu denen auch die Fontana di Piazza della Rotonda zählte. Die Abschlussfeier fand am 30. November 2024 statt.[5]

Literatur

  • Mario Sanfilippo: Die Brunnen von Rom. Aufnahmen von Francesco Venturi. Übersetzt aus dem Italienischen. Hirmer, München 1996, ISBN 3-7774-7190-9, S. 160.
  • Willy Pocino: Le Fontane di Roma. Newton & Compton Editori, Roma 1996, ISBN 88-541-0204-0, S. 313–317 (italienisch, archive.org).
  • Marvin Pulvers: Roman Fountains. 2000 Fountains in Rome. A complete collection. L’Erma di Brettschneider, Rom 2002, ISBN 88-8265-176-2, S. 630 f. (englisch).
Commons: Fontana di Piazza della Rotonda – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Fontana di piazza della Rotonda. In: sovraintendenzaroma.it. Abgerufen am 12. September 2025.
  2. a b c d e f Fontana del Pantheon. In: simart.comune.roma.it. Abgerufen am 12. September 2025.
  3. Wolfram Martini: Das Pantheon Hadrians in Rom. Das Bauwerk und seine Deutung. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2006, ISBN 3-515-08859-8, S. 17 f.
  4. Erik Thunø: The Pantheon in the Middle Ages. In: Tod A. Marder, Mark Wilson Jones (Hrsg.): The Pantheon from Antiquity to the Present. Cambridge University Press, New York, NY 2015, ISBN 978-0-521-80932-0, S. 230–254, hier S. 247 (englisch).
  5. a b c Fontana di piazza della Rotonda, Roma. In: info.roma.it. Abgerufen am 12. September 2025.
  6. Mario Sanfilippo: Die Brunnen von Rom. 1996, S. 160.
  7. Marvin Pulvers: Roman Fountains. 2002, S. 631.

Koordinaten: 41° 53′ 57,1″ N, 12° 28′ 36″ O