Nyandungu Urban Wetland Eco-Tourism Park

Tor am Parkeingang (Juli 2023)

Der Nyandungu Urban Wetland Eco-Tourism Park ist ein renaturiertes Feucht- und Waldgebiet in der ruandischen Hauptstadt Kigali, das sich in einem Tal im Sektor Ndera im Süden des Distrikts Gasabo und dem angrenzenden Sektor Nyarugunga des Distrikts Kicukiro befindet. Er liegt nördlich des Flughafens Kigali an der Nationalstraße 4.[1]

Geschichte

In den 1980er Jahren war das Parkgebiet im Besitz des Ministry of Agriculture and Animal Resources, das es zum Anbau von Zuckerrohr und für Baumschulen nutzte. Später wechselte der Besitz zum Verteidigungsministerium und nach dem Völkermord im Jahr 1994 wurde das Land wieder von Privatpersonen landwirtschaftlich und für Sandgruben genutzt. Aufgrund der Tallage und des lehmigen Bodens kam es in dem von dicht besiedelten Hügeln umgebenen Feuchtgebiet häufig zu Überschwemmungen. Auch aus Einrichtungen wie dem Gefängnis von Kimironko lief Abwasser in das Tal. Das Gebiet entwässert zudem nur über zwei schmale Wasserläufe, den Mwanana und Kabagenda. Beide münden in den Mulindi, einen Zufluss des Nyabarongo.[2]

Von 2016 bis 2021 wurde das degradierte Nyandungu-Feuchtgebiet im Rahmen des Nyandungu Urban Wetland Ecotourism Project (NUWEP) renaturiert. Das Projekt kostete über 6,327 Milliarden Ruanda-Franc (umgerechnet mehr als 3,7 Millionen Euro[3]).[4] Finanziert wurde es vom Rwanda Green Fund (FONERWA). Unterstützung kam zudem von der britischen und italienischen Regierung sowie dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP). Für die Verwaltung des Parks wurde ein Memorandum of Understanding mit dem Unternehmen QA Venue Solutions unterzeichnet. Am 8. Juli 2022 öffnete der Park[5][6] und verzeichnete bis Ende des Jahres über 48.000 Besucher.[7] 2023 waren es laut der Parkverwaltung 67.222 und 2024 stieg die Zahl der Besucher auf 76.754.[8]

Weitere Feuchtgebiete sollen im Rahmen des 2021 von der ruandischen Regierung beschlossenen Kigali Urban Wetland Master Plan renaturiert werden. Der Plan sieht vor, 15,76 km² bzw. rund 20 Prozent des Stadtgebiets renaturierten Feuchtgebieten vorzubehalten.[9][10] Seit 11. November 2022 ist Kigali als Teil des Wetland City Network der Ramsar-Konvention akkreditiert.[11]

Lage und Aufbau

Ein beiseitig mit einem Holzgeländer versehener Holzbohlenweg führt durch hohe Gräser und an Bäumen entlang
Ein Holzbohlenweg im Park

Der Park liegt innerhalb des Nyandungu-Feuchtgebiets, das sich weiter in die Sektoren Kimironko, Remera und Ndera ausbreitet und eine Fläche von rund 244 Hektar aufweist. Das Feuchtgebiet liegt in einem Tal auf einer Höhe von 1360 m, während die umgebenden Hügel Höhen von 1480 m erreichen.[12] Der Park umfasst eine Fläche von 121,7 Hektar, die sich auf etwa 70 Hektar Feuchtgebiets- und 50 Hektar Waldfläche aufteilt.[5] Eine Erweiterung um 43 Hektar ist Stand Juli 2025 geplant.[7][9] Der Park liegt im Süden an der Nationalstraße 4 und im Westen an der Straße zur Adventist Central Africa University. Im Osten führt eine Straße nach Ndera.[13] Der Park gliedert sich in fünf Sektoren.[12][14] Zu den Besonderheiten zählen ein Heilkräutergarten und ein „Papstgarten“, in dem Papst Johannes Paul II. bei seinem Besuch in Ruanda im Jahr 1990[15] eine Predigt hielt. Darüber hinaus gibt es Galeriewälder sowie fünf Zierteiche, die nach dem Muhazi-, Kivu-, Ruhondo- und Ihema-See in Ruanda benannt wurden. Für die Besucher des Parks wurden ein Informationszentrum, ein Restaurant sowie 10 Kilometer an Geh- und Radwegen eingerichtet.[16][6][17]

Flora und Fauna

Der Diademgirlitz (Crithagra frontalis) ist eine von mehr als 220 im Park beobachteten Vogelarten

Im Park wurden rund 17.000 Bäume aus 55 verschiedenen, einheimischen Arten gepflanzt. Insgesamt kommen mehr als 62 heimische Pflanzenarten vor. Zudem stieg die Zahl der verzeichneten Vogelarten im Zuge der Renaturierung von über 100 auf über 220. Zu den vorkommenden Arten zählt beispielsweise der gefährdete Südafrika-Kronenkranich (Balearica regulorum). Darüber hinaus gibt es im Park auch einige Fisch-, Reptilien- und Amphibienarten wie beispielsweise den Prachtriedfrosch (Hyperolius viridiflavus) aus der Familie der Riedfrösche.[18] 2023 wurden erstmals Antilopen im Park gesichtet.[5][16][9]

Auszeichnungen

Am 27. Juli 2025 wurde der Park mit dem Star Wetland Centre Award von Wetland Link International (WLI), einer vom Wildfowl and Wetlands Trust (WWT) koordinierten Organisation für die Förderung von Feuchtgebietsbildungszentren weltweit, ausgezeichnet. Die Auszeichnung wurde während des 14. Treffens der Conference of the Contracting Parties (COP14) der Ramsar-Konvention in Victoria Falls, Simbabwe verliehen.[7][19]

Literatur

  • Alexis Gakuba: Final Report: Study for Establishing Urban Wetland Recreation and Eco-tourism Park in Nyandungu Valley, Kigali City (Rwanda). Hrsg.: Rwanda Environment Management Authority. 12. Dezember 2012 (englisch, gov.rw [PDF; 4,7 MB; abgerufen am 22. August 2025]).
Commons: Nyandungu Urban Wetland Eco-Tourism Park – Sammlung von Bildern und Videos

Einzelnachweise

  1. Nyandungu Urban Wetland. In: birdingplaces.eu. Abgerufen am 22. August 2025 (englisch).
  2. Alexis Gakuba: Final Report: Study for Establishing Urban Wetland Recreation and Eco-tourism Park in Nyandungu Valley, Kigali City (Rwanda). Hrsg.: Rwanda Environment Management Authority. 12. Dezember 2012 (englisch, gov.rw [PDF; 4,7 MB; abgerufen am 22. August 2025]).
  3. Währungsrechner: Ruanda-Franc ➞ Euro (RWF in EUR). In: finanzen.net. Abgerufen am 22. August 2025.
  4. Nyandungu Urban Wetland Ecotourism. Rwanda Environment Management Authority (REMA), abgerufen am 22. August 2025 (englisch).
  5. a b c Nyandungu Eco-Park Opens to the Public. Rwanda Environment Management Authority (REMA), 7. Juli 2022, abgerufen am 22. August 2025 (englisch).
  6. a b Jean de la Croix Tabaro: Nyandungu Eco-Park Opens to the Public. KT Press, 8. Juli 2022, abgerufen am 22. August 2025 (englisch).
  7. a b c Shallon Mwiza: Nyandungu Eco-Park ranked among top 16 wetlands for visitor experience. The New Times, 28. Juli 2025, abgerufen am 22. August 2025 (englisch).
  8. Michel Nkurunziza: Nyandungu Eco-Park recorded over 76,000 visitors in 2024. The New Times, 30. Juni 2025, abgerufen am 22. August 2025 (englisch).
  9. a b c Michel Nkurunziza: PHOTOS: Why Nyandungu Eco-Tourism Park is set to be expanded. The New Times, 2. Juni 2024, abgerufen am 22. August 2025 (englisch).
  10. James Harriet: Rwanda's Wetlands Revival: From degraded wetlands to eco-parks: A new chapter in conservation in Rwanada. In: Swara. Band 49, Nr. 3, 2024, ISSN 1018-6174, S. 24–27 (englisch).
  11. Kigali. In: wetlandcity.org. Abgerufen am 26. August 2025 (englisch).
  12. a b Vianney Muhayimana, Christophe Mupenz, James Kant Kamuhanda: Assessing the Contribution of Nature-Based Solutions on Climate Resilience in the City of Kigali: A Case Study of Nyandungu Urban Wetland, Rwanda. In: Journal of Agriculture & Environmental Sciences. Band 9, Nr. 2, April 2025, S. 69–101, doi:10.53819/81018102t2481 (englisch).
  13. Classified Road Network Map 2022. (PDF; 39,6 MB) In: rtda.gov.rw. Rwanda Transport Development Agency, archiviert vom Original am 5. Januar 2024; abgerufen am 22. August 2025 (englisch).
  14. About Nyandungu Eco-Park. In: nyandunguecopark.rw. Abgerufen am 22. August 2025 (englisch).
  15. Tansania, Burundi, Ruanda und Yamoussoukro (1. - 10. September). In: vatican.va. Der Heilige Stuhl, abgerufen am 22. August 2025.
  16. a b Bertrand Byishimo: PHOTOS: Exploring the breathtaking Nyandungu Eco-Tourism Park. The New Times, 11. November 2021, abgerufen am 22. August 2025 (englisch).
  17. Sustainable Urban Wetlands Development within Kigali City- Nyandungu Wetland Eco-park. Global Green Growth Institute (GGGI), 11. Februar 2022, abgerufen am 22. August 2025 (englisch).
  18. Will Wilsona and Jeffrey S. Marks: Grosbeak Weaver Amblyospiza albifrons preying on Common Reed Frog Hyperolius viridiflavus, and a review of weaver (Ploceidae) predation on anurans. 2023 (englisch, squarespace.com [PDF; abgerufen am 22. August 2025]).
  19. About WLI. In: wli.wwt.org.uk. Abgerufen am 22. August 2025 (englisch).

Koordinaten: 1° 57′ 14,4″ S, 30° 8′ 49,2″ O