Norbert Kamp
Norbert Kamp (* 24. August 1927 in Niese, Lippe; † 12. Oktober 1999 in Braunschweig) war ein deutscher Historiker und ab 1979 Präsident der Georg-August-Universität Göttingen.
Leben
Norbert Kamp war der Sohn von Valerie Kamp, geborene Steier, und des Tischlermeisters Otto Kamp. Er studierte von 1949 bis 1955 an der Universität Göttingen. Nach der dort erfolgten Promotion mit einer Arbeit über königliche Münzstätten und königliche Münzpolitik der Stauferzeit bei Percy Ernst Schramm war er von 1957 bis 1961 Stipendiat am Deutschen Historischen Institut Rom. Von 1961 bis 1969 war er wissenschaftlicher Assistent der Universität Münster. Dort habilitierte er sich 1969 und wurde Privatdozent. Nachdem er von 1969 bis 1970 an der TU Berlin tätig gewesen war, wurde er 1970 ordentlicher Professor für mittelalterliche Geschichte an der TU Braunschweig.[1] Dort amtierte er 1972 als Dekan und war von 1974 bis 1975 Dekan der Philosophischen Fakultät. Von 1975 bis 1976 war er Prorektor und 1976 bis 1978 Rektor der Universität. Von 1979 bis 1992 leitete er als Präsident die Universität Göttingen. Seit 1979 war er ordentliches Mitglied der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft.
Bereits in seiner Dissertation setzte sich Kamp mit einem Thema der Stauferzeit auseinander. Die Schwerpunktsetzung auf das staufische Süditalien ist eine Folge seiner Stipendiatentätigkeit in Rom. Die Dissertation aus dem Jahr 1957 wurde erst 2006 veröffentlicht und von Ernst Schubert in seinen letzten Lebensjahren redaktionell für die Publikation bearbeitet. Die Bedeutung der Arbeit liegt in einer konsequenten Verbindung numismatischer Quellen mit den Schriftzeugnissen. Die aktive Münzpolitik Kaiser Friedrichs I. konnte Kamp als „eine integrative Funktion im Gesamtzusammenhang der auf die Aufrichtung königlicher Landesherrschaft zielenden Territorialpolitik“ herausstellen.[2] Sein Hauptwerk ist Kirche und Monarchie im staufischen Königreich Sizilien, von dem nur der erste, prosopographische Teil über die Bischöfe veröffentlicht werden konnte. Dieses sei freilich ein „Monumentalwerk“, dem man „eine regelrechte histoire totale der sakral-kirchlichen Basis des friderizianischen Staats“ verdanke.[3] Hinzu kommen zahlreiche Aufsätze, die Personen und Strukturen des normannisch-staufischen Reichs behandeln.
Sein wissenschaftlicher Nachlass wird am Deutschen Historischen Institut Rom aufbewahrt und in einem von der Gerda Henkel Stiftung geförderten Projekt erschlossen.[4]
Norbert Kamp war katholisch, ab 1958 mit der promovierten Rosemarie Kamp, geborene Füllner, verheiratet, hatte drei Kinder und lebte in Braunschweig-Stöckheim.[5]
Schriften (Auswahl)
- Moneta regis. Königliche Münzstätten und königliche Münzpolitik in der Stauferzeit (= Monumenta Germaniae Historica. Schriften. Bd. 55). Hahn, Hannover 2006, ISBN 3-7752-5755-1 (Teilweise zugleich: Göttingen, Universität, Dissertation, 1957).
- Kirche und Monarchie im staufischen Königreich Sizilien. Bd. 1: Prosopographische Grundlegung. Bistümer und Bischöfe des Königreichs 1194–1266 (= Münstersche Mittelalter-Schriften. Bd. 10, 1, Teil 1–4). 4 Bände. Fink, München 1973–1982:
- Band 1: Abruzzen und Kampanien. 1973;
- Band 2: Apulien und Kalabrien. 1975, Digitalisat;
- Band 3: Sizilien. 1975, ISBN 3-7705-1294-4, Digitalisat;
- Band 4: Nachträge und Berichtigungen, Register und Verzeichnisse. 1982, ISBN 3-7705-2026-2, Digitalisat.
- Die Georgia Augusta und der Staat (= Göttinger Universitätsreden. Heft 66). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1980, ISBN 3-525-82618-4.
Literatur
- Norbert Kamp zum Gedenken (= Göttinger Universitätsreden. Heft 95). Akademische Trauerfeier am 11. Februar 2000 in der Aula der Georg-August-Universität zu Ehren von Prof. Dr. phil. Norbert Kamp (24.8.1927 – 12.10.1999), dem Ersten Präsidenten der Georg-August-Universität. Mit Gedenkreden von Arnold Esch, Hans-Ludwig Schreiber und Gedenkworten von Horst Kern, Thomas Oppermann, Fred J. Litterst, Gerhard Gottschalk, Wolfgang Sellert und Joachim Klein. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82648-6.
- Otto Gerhard Oexle: Norbert Kamp, 24. August 1927 – 12. Oktober 1999. In: Jahrbuch der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. 2002 (2004), ISSN 0373-9767, S. 303–307.
- Reiner Cunz, Claus-Artur Scheier (Hrsg.): Macht und Geld im Mittelalter. Forschungen zu Norbert Kamps Moneta Regis. Gedenkkolloquium der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft und der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Im Senatssitzungssaal der Technischen Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig am Freitag, 8. Juni 2007 (= Abhandlungen der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft. Bd. 58). Cramer, Braunschweig 2008, ISBN 978-3-934656-25-3.
Weblinks
- Literatur von und über Norbert Kamp im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Veröffentlichungen von und über Norbert Kamp im Opac der Regesta Imperii
- Inventar des Nachlasses Kamp am DHI (PDF, 1,3 MB)
Anmerkungen
- ↑ Walter Habel (Hrsg.): Wer ist wer? Das deutsche Who’s who. 24. Ausgabe. Lübeck 1985, S. 605.
- ↑ Norbert Kamp: Moneta regis. Königliche Münzstätten und königliche Münzpolitik in der Stauferzeit. Hannover 2006, S. 403. Vgl. dazu die Besprechung von Hendrik Mäkeler in: Historische Zeitschrift 290, 2010, S. 459–460.
- ↑ So Hannes Obermair: Der Staufer Friedrich II. und die Geschichtsschreibung des 19. und 20. Jahrhunderts. In: Concilium Medii Aevi 11, Göttingen 2008, S. 79–100, hier: S. 88 (online).
- ↑ Projekt Toomaspoeg am DHI.
- ↑ Walter Habel (Hrsg.): Wer ist wer? Das deutsche Who’s who. 24. Ausgabe, Lübeck 1985, S. 605.
| Vorgänger | Amt | Nachfolger |
|---|---|---|
| Amt neu geschaffen | Präsident der Georg-August-Universität Göttingen 1979–1992 | Hans-Ludwig Schreiber |