Mauritius Pfeiffer
Mauritius Pfeiffer (vollständiger Name Moritz Paul Pfeiffer) (* 9. April 1887 in München; † 10. November 1944 in Moloschnitza, Rumänien)[1] war ein deutscher akademischer Bildhauer und Keramiker.
Leben und Wirken
Seine Eltern waren der Mechanikermeister Valentin Pfeiffer und dessen Ehefrau Franziska geb. Fürschinger. Der Vater betrieb in der Münchener Innenstadt langjährig ein Geschäft für Pfaff-Nähmaschinen mit eigener Reparaturwerkstätte. Er verstarb bereits mit 63 Jahren im Jahr 1900.
Pfeiffer wuchs in München auf und besuchte hier nach Abschluss der Schule ab März 1904 die Königliche Akademie der Bildenden Künste.[2] Seine Lehrer waren u. a. Balthasar Schmitt und Adolf von Hildebrand. Nach Abschluss seiner akademischen Ausbildung war er für einige Jahre freischaffend in München als Bildhauer aktiv. Kurz vor dieser Zeit veränderte er seinen Vornamen zu Mauritius.
Im April 1914 wurde er in das akademische Meisteratelier für Bildhauerei von Ludwig Manzel an der Preußischen Akademie der Künste aufgenommen.[3] Nach wenigen Monaten musste er das Studium in Berlin unterbrechen. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs trat er in den Heeresdienst ein und wurde in einer Artillerieeinheit an der Westfront u. a. an der Somme, bei Serre sowie im Artois später auch bei Verdun eingesetzt. Während des langjährigen Armeedienstes durchlief er auch eine Offiziersausbildung. Erst gegen Ende 1918 wurde er im Rang eines Leutnants der Reserve aus dem aktiven Dienst entlassen, wo er zuletzt in eine Luftschiffer Abteilung versetzt war.[4]
Nach dem Ersten Weltkrieg trat er nun vor allem als Keramiker hervor. Die von ihm entworfenen Porzellanfiguren und Majolika wurden von verschiedenen Manufakturen gefertigt. In den Anfangsjahren lieferte er eine Vielzahl verschiedener Modelle für die Schwarzburger Werkstätten für Porzellankunst[5] später dann einige wenige für die Staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen[6] und ab 1930 für die Staatliche Majolika Manufaktur Karlsruhe.[7]
Er war zeitweise Mitglied verschiedener Vereine darunter dem Münchner Bund, dem Bayerischen Kunstgewerbeverein und dem Deutschen Werkbund.
Im Jahr 1940 wurde er zum Dienst im Zweiten Weltkrieg eingezogen. Er war zuerst einige Jahre im Heimatkriegsgebiet in verschiedenen Luftwaffen-Bau-Ersatzbataillonen in Süddeutschland eingesetzt später auch in Tschechien und Rumänien.[8] Er verstarb krankheitsbedingt im sowjetischen Kriegsgefangenenlager 58 in Moloschnitza, im Range eines Hauptmanns.[1] Ein ehemaliger Kamerad überbrachte nach Kriegsende seiner Ehefrau die letzten Habseligkeiten des Verstorbenen.
Mauritius Pfeiffer ist heutzutage vor allem bekannt durch die Fertigung von Kleinplastiken für verschiedene Porzellanmanufakturen. Er war aber auch als Bildhauer recht aktiv und schuf neben verschiedenen Denkmalen und Baukunstwerken auch künstlerische Grabmale. Zeugnisse seiner Kunst finden sich heute noch vorwiegend in München und im Raum Oberbayern.
Er war seit Ende September 1923 mit Irene Teply (* 1897; † 1971) verheiratet und hinterließ eine Tochter und einen Sohn. Sein Atelier und Wohnhaus befand sich zuletzt in der Ungererstraße 25 in München.
Werk (Auswahl)
- 1910: Büste von Prinz Ludwig Ferdinand von Bayern[9]
- 1911: Reiterstandbild des Herzogs Otto I. von Bayern im Hofgarten in München
- 1911: Kriegerdenkmal Ecke Schraderstraße/Ganghoferstraße in Kaufbeuren im Volksmund genannt Nackerter Mann
- 1912: Gedenktafel für Johannes Haag ehemaliges Werkstattgebäude Johannes-Haag-Straße 9 in Kaufbeuren
- 1925: zwei Skulpturen an der Reichenbachbrücke in München Allegorie der Wasserkraft und der Elektrizität
- 1926: Porzellanfiguren Knabe mit Flöte sowie Trommler und Pfeifer für die Staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen[6]
- 1927: elektr. Glockenspiel Kasperl und Kasperline am Kinderheim in Westerham[10]
- 1929: elektr. Glockenspiel im Innenhof des ehemaligen Invalidenheims in Aschersleben Askanierstraße 40
- 1929: Christus-Figur in der Watzmannkapelle oberhalb des Watzmannhauses[11]
- 1929: Plastiken Schwimmerin und Wasserballlspieler am Eingang des westlichen Kopfbaus des Schwimmstadions (heute Dantebad)[12]
- 1931: Brunnenfigur Fohlengruppe[13]
- 1934: Glockenspiel zweier Trommler an Schule in Milbertshofen[14]
- 1935: Skulptur Pieta auf dem Waldfriedhof München[15]
- 1935: Halbrelief Zügelung der Jugend Reichsfinanzschule in Herrsching am Eingang des Wasserturms[16]
- 1936: Steinkanzel und vierzehn Reliefs der Kreuzweg-Stationen (Messingguss) in der Herz Jesu Kirche in Weiden
- 1937: acht Engelreliefs an der Rabitzkuppel in der Pfarrkirche St. Otto
Ausstellungen
Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl):
- 1909 Jahreschluß-Ausstellung der Hochschule der bildenden Künste[17]
- 1910 Internationale Kunstausstellung der Münchener Secession
- 1912 Internationale Kunstausstellung der Münchener Secession
- 1913 Internationale Kunstausstellung der Münchener Secession
- 1914 Internationale Kunstausstellung der Münchener Secession
- 1926 Ausstellung Alte und neue Keramik im Bayerischen Nationalmuseum anlässlich der Tagung der Deutschen Keramischen Gesellschaft in München[6]
- 1927 Münchener Kunstausstellung im königlichen Glaspalast
- 1929 Münchener Kunstausstellung im königlichen Glaspalast
- 1931 Münchener Kunstausstellung[13]
- 1933 Große deutsche Kunstausstellung im Haus der Deutschen Kunst zu München
Ehrungen
- 1909 große Silbermedaille Bildhauer-Komponierklasse Schmitt für Brunnenfigur Wassernixe[17]
- 1917 Bayerischer Militärverdienstorden IV. Klasse
- 1917 Preußisches Eisernes Kreuz II. Klasse
Literatur
- Hans-Michael Körner (Hrsg.): Große Bayerische Biographische Enzyklopädie. Band 3: P – Z. De Gruyter Saur, Berlin/New York 2005, ISBN 978-3-598-11460-1, S. 1488.
- Susanne Wallner, Ursula Koch, Alfred Koch, Helmut Scherf, Wilhelm Siemen (Hrsg.): Schwarzburger Werkstätten für Porzellankunst, (Schriften und Kataloge des Museums der Deutschen Porzellanindustrie 35), Hohenberg/Eger, Museum der Deutschen Porzellanindustrie 1993, ISBN 3-927793-34-5, S. 178–190
- Peter Breuer: Münchner Künstlerköpfe, Verlag D. W. Callwey, München 1937, S. 265–267
Weblinks
- Katholische Pfarrgemeinde Herz Jesu Weiden Kreuzweg
- Mauritius Pfeiffer (deutsch, geb. 1887). In: artnet, mit Bildern von Porzellanarbeiten von Mauritius Pfeiffer.
- Abbildung einer Porzellanfigur von Mauritius Pfeiffer für die Schwarzburger Werkstätten aus dem Bestand des Metropolitan Museum of Art in New York, abgerufen am 27. August 2025
Einzelnachweise
- ↑ a b Einträge im Personenstandsregister im Stadtarchiv München
- ↑ Grundbuch der Studierenden der k. Akademie d. b. K. Begonnen am 13. Oktober 1884. königliche Akademie der bildenden Künste München, S. 277; Grundbuch der Studierenden
- ↑ Matrikelbuch. Meisterateliers von 1910–1920. Preußische Akademie der Künste Berlin, S. 40; archiv.adk.de
- ↑ Kriegsranglisten und -stammrollen des Königreichs Bayern, 1. Weltkrieg 1914-1918 – Bayerisches Hauptstaatsarchiv Abt. IV
- ↑ Franz Arens: Mauritius Pfeiffer als Porzellanplastiker. In: Die Kunst, Monatshefte für freie und angewandte Kunst, Jg. 24, Bd. 44. 1921, S. 24–31, abgerufen am 16. August 2025.
- ↑ a b c Rudolf von Delius: Neue Keramik. In: Die Kunst, Monatshefte für freie und angewandte Kunst, Jg. 30, Bd. 56. 1927, S. 184,185, abgerufen am 16. August 2025.
- ↑ Michael Birkenbihl: Plastische Arbeiten von Mauritius Pfeiffer. In: Die Kunst für alle, Jg. 48. 1933, S. 147–151, abgerufen am 16. August 2025.
- ↑ Personenakte im Militärarchiv Freiburg (Signatur PERS 6/193457)
- ↑ Von fremden Höfen. In: Wiener Salonblatt, Nr. 16. 16. Mai 1910, S. 5, abgerufen am 20. August 2025.
- ↑ Das Kinderheim Westerham bei Holzkirchen. In: Der Baumeister, Jg. XXVI, Heft Nr. 1. 1928, S. 6, abgerufen am 20. August 2025.
- ↑ Aus dem bayrischen Nachbarlande. In: Salzburger Volksblatt, Nr. 112. 16. April 1929, S. 7, abgerufen am 20. August 2025.
- ↑ Das neue Schwimmstadion. In: General Anzeiger der Münchner Neuesten Nachrichten, Jg. 82, Nr. 181. 6. Juli 1929, S. 1, abgerufen am 20. August 2025.
- ↑ a b Kunstausstellung München 1931. In: Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 84, Nr. 199. 25. Juli 1931, S. 2,3, abgerufen am 20. August 2025.
- ↑ Zwei Trommler als Glockenspiel. In: Kölnische Zeitung. 1. September 1934, S. 16, abgerufen am 20. August 2025.
- ↑ Pieta. In: Stadtgeschichte München. 1935, abgerufen am 20. August 2025.
- ↑ Herrschinger Finanzhochschule: Nazi-Spuren im Putz. In: www.merkur.de. 14. August 2024, abgerufen am 20. August 2025.
- ↑ a b Jahresschluß-Ausstellung der Hochschule der bildenden Künste. In: Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 63, Nr. 330. 18. Juli 1909, S. 4, abgerufen am 20. August 2025.